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Die Grenzboten. Jg. 62, 1903, Zweites Vierteljahr.

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Maßgebliches und Unmaßgebliches

sich um abstrakter Prinzipien willen die Köpfe einschlugen, dus überlassen sie lieber
andern Völkern; sie selbst ziehn eingestmidner oder nicht eingestandnermaßen einen
wocins vivoncli vor.


Das Widerstreben Englands gegen Deutschland im mittlern Orient.

Die Almeignng der englischen Politiker und Geschäftsleute gegen Deutschland hat
in Sachen der Bagdadbahn einen Sieg erfochten. Wohl hört man, daß die deutschen
Kapitalkräfte nnn in Verbindung mit den befreundeten geschäftlichen Kreisen in
Frankreich, Belgien und der Schweiz den Bau jetzt allein vornehmen wollen, doch
muß das erst abgewartet werden, denn von der englischen Beteiligung war dreierlei
erwartet worden: 1. die Zusage, daß die englische Regierung einer Fortführung der
Bahn bis Koweit kein Hindernis bereiten werde, 2. daß sie bei geeignet günstigen
Anerbietungen die indische Post über die Bagdadbahn lenken werde, 3. daß sie einer
Erhöhung der türkischen Zölle die ihr vertragsmäßig freistehende Zustimmung nicht
versagen werde. Wie zum Beispiel ohne Erledigung des dritten Pnnkts die Pforte
imstande sein soll, die kilometrische Garantie zu leisten, ist dunkel. Die Bagdad-
bahu ist allerdings durchaus kein politisches Unternehmen Deutschlands; an die
törichten Träume deutscher Hitzköpfe, Kleinasien und Mesopotamien zu kolonisieren,
denkt kein Staatsmann. Nur insofern kann man dem Projekt einen gewissen poli¬
tischen Charakter zusprechen, als es zur Hebung der Lebensfähigkeit der Türkei
beitragen würde; im übrigen aber ist die Bagdadbahn ein rein geschäftliches Unter¬
nehmen. Die ihr in den Weg gelegten Schwierigkeiten treffen die Unternehmer
und die Hohe Pforte, aber nicht die deutsche Politik. Gleichwohl empfindet man
^ eines in politischen Kreisen, daß die politische Verstimmung Englands den Vahn-
bau einstweilen verhindert. Es gehört das mit zu den Folgen des Verhaltens
ewer Schule von Hitzköpfen, die sich von ihrer allgemeinen Abneigung gegen England
und ihrer Burenfreundschaft zu weit hatten hinreißen lassen.

Welcher Grad von Haß gegen die Deutschen daraus entsprungen ist, das lehrt
^ag für Tag die englische Presse bis zu ihren ersten Organen hinauf. Es gibt
ewe wohlorganisierte Schule von englischen Politikern, die mit russischen Intri¬
ganten nahe befreundet ist und zusammenwirkt, die mit rastlosem Eifer einen
völligen Ausgleich des englisch-russischen Gegensatzes anstrebt, um Deutschland
politisch und wirtschaftlich zu bekämpfen. Man ging so weit, dem englischen Volke
SU empfehlen, Persien geradezu dem russischen Bären als Beute zuzuwerfen; dadurch
verde man diesen in einen angenehmen Nachbar Indiens verwandeln. Denn seine
Sehnsucht nach Hafen an den warmen Weltmeeren sei doch nnn einmal unstillbar.
^ werde über Persien an die Gestade des Indischen Ozeans Vordringen, unauf¬
haltsam, und England werde sich besser dabei stehn, wenn es sich damit abfinde,
"is wenn es einen nutzlosen Widerstand entwickle. Wenn Rußland Persien habe,
° werde es aufhören, Englands Stellung in Indien zu bedrohen. Dieser Plan
war denn nun aber doch dem politischen Publikum Englands etwas zu kühn und
5U Phantastisch; es kam zu einer Verhandlung im Parlament, und alle Redner
Sagten sich dabei als Gegner des Plans. Einmütig war man dafür, daß England
b ^ ^"chtstellung im Persischen Golf behaupten müsse. Ein Jahrhundert lang
England dort ohne Widerspruch die Polizei geübt, als weder Persien noch
b^i4 ""es die unabhängigen arabischen Schechs der Küste irgend etwas
Meer tun können. Daraus gehe nicht nur eine Vormachtstellung Englands, sondern
geradezu dessen Herrschaft hervor; diese müsse, wenn nötig, mit hohen Opfern be-
MlPtet werden. Auch den Handel Englands mit Persien müsse man schützen,
^ettdem haben mehrfach die Minister die Gelegenheit ergriffen, diese Gedanken
programmatisch zu entwickeln.

Man wendet sich aber nicht allein gegen Rußland, sondern auch gegen Deutsch¬
land, dem mau die Absicht zuschreibt, durch die Bagdadbahn nach dem Persischen
Meerbusen vorzudringen. Wenn nämlich die vorgegankelten Pläne feindlicher Mächte


Grenzboten II 1903 K4
Maßgebliches und Unmaßgebliches

sich um abstrakter Prinzipien willen die Köpfe einschlugen, dus überlassen sie lieber
andern Völkern; sie selbst ziehn eingestmidner oder nicht eingestandnermaßen einen
wocins vivoncli vor.


Das Widerstreben Englands gegen Deutschland im mittlern Orient.

Die Almeignng der englischen Politiker und Geschäftsleute gegen Deutschland hat
in Sachen der Bagdadbahn einen Sieg erfochten. Wohl hört man, daß die deutschen
Kapitalkräfte nnn in Verbindung mit den befreundeten geschäftlichen Kreisen in
Frankreich, Belgien und der Schweiz den Bau jetzt allein vornehmen wollen, doch
muß das erst abgewartet werden, denn von der englischen Beteiligung war dreierlei
erwartet worden: 1. die Zusage, daß die englische Regierung einer Fortführung der
Bahn bis Koweit kein Hindernis bereiten werde, 2. daß sie bei geeignet günstigen
Anerbietungen die indische Post über die Bagdadbahn lenken werde, 3. daß sie einer
Erhöhung der türkischen Zölle die ihr vertragsmäßig freistehende Zustimmung nicht
versagen werde. Wie zum Beispiel ohne Erledigung des dritten Pnnkts die Pforte
imstande sein soll, die kilometrische Garantie zu leisten, ist dunkel. Die Bagdad-
bahu ist allerdings durchaus kein politisches Unternehmen Deutschlands; an die
törichten Träume deutscher Hitzköpfe, Kleinasien und Mesopotamien zu kolonisieren,
denkt kein Staatsmann. Nur insofern kann man dem Projekt einen gewissen poli¬
tischen Charakter zusprechen, als es zur Hebung der Lebensfähigkeit der Türkei
beitragen würde; im übrigen aber ist die Bagdadbahn ein rein geschäftliches Unter¬
nehmen. Die ihr in den Weg gelegten Schwierigkeiten treffen die Unternehmer
und die Hohe Pforte, aber nicht die deutsche Politik. Gleichwohl empfindet man
^ eines in politischen Kreisen, daß die politische Verstimmung Englands den Vahn-
bau einstweilen verhindert. Es gehört das mit zu den Folgen des Verhaltens
ewer Schule von Hitzköpfen, die sich von ihrer allgemeinen Abneigung gegen England
und ihrer Burenfreundschaft zu weit hatten hinreißen lassen.

Welcher Grad von Haß gegen die Deutschen daraus entsprungen ist, das lehrt
^ag für Tag die englische Presse bis zu ihren ersten Organen hinauf. Es gibt
ewe wohlorganisierte Schule von englischen Politikern, die mit russischen Intri¬
ganten nahe befreundet ist und zusammenwirkt, die mit rastlosem Eifer einen
völligen Ausgleich des englisch-russischen Gegensatzes anstrebt, um Deutschland
politisch und wirtschaftlich zu bekämpfen. Man ging so weit, dem englischen Volke
SU empfehlen, Persien geradezu dem russischen Bären als Beute zuzuwerfen; dadurch
verde man diesen in einen angenehmen Nachbar Indiens verwandeln. Denn seine
Sehnsucht nach Hafen an den warmen Weltmeeren sei doch nnn einmal unstillbar.
^ werde über Persien an die Gestade des Indischen Ozeans Vordringen, unauf¬
haltsam, und England werde sich besser dabei stehn, wenn es sich damit abfinde,
"is wenn es einen nutzlosen Widerstand entwickle. Wenn Rußland Persien habe,
° werde es aufhören, Englands Stellung in Indien zu bedrohen. Dieser Plan
war denn nun aber doch dem politischen Publikum Englands etwas zu kühn und
5U Phantastisch; es kam zu einer Verhandlung im Parlament, und alle Redner
Sagten sich dabei als Gegner des Plans. Einmütig war man dafür, daß England
b ^ ^"chtstellung im Persischen Golf behaupten müsse. Ein Jahrhundert lang
England dort ohne Widerspruch die Polizei geübt, als weder Persien noch
b^i4 ""es die unabhängigen arabischen Schechs der Küste irgend etwas
Meer tun können. Daraus gehe nicht nur eine Vormachtstellung Englands, sondern
geradezu dessen Herrschaft hervor; diese müsse, wenn nötig, mit hohen Opfern be-
MlPtet werden. Auch den Handel Englands mit Persien müsse man schützen,
^ettdem haben mehrfach die Minister die Gelegenheit ergriffen, diese Gedanken
programmatisch zu entwickeln.

Man wendet sich aber nicht allein gegen Rußland, sondern auch gegen Deutsch¬
land, dem mau die Absicht zuschreibt, durch die Bagdadbahn nach dem Persischen
Meerbusen vorzudringen. Wenn nämlich die vorgegankelten Pläne feindlicher Mächte


Grenzboten II 1903 K4
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[0493] Maßgebliches und Unmaßgebliches sich um abstrakter Prinzipien willen die Köpfe einschlugen, dus überlassen sie lieber andern Völkern; sie selbst ziehn eingestmidner oder nicht eingestandnermaßen einen wocins vivoncli vor. Das Widerstreben Englands gegen Deutschland im mittlern Orient. Die Almeignng der englischen Politiker und Geschäftsleute gegen Deutschland hat in Sachen der Bagdadbahn einen Sieg erfochten. Wohl hört man, daß die deutschen Kapitalkräfte nnn in Verbindung mit den befreundeten geschäftlichen Kreisen in Frankreich, Belgien und der Schweiz den Bau jetzt allein vornehmen wollen, doch muß das erst abgewartet werden, denn von der englischen Beteiligung war dreierlei erwartet worden: 1. die Zusage, daß die englische Regierung einer Fortführung der Bahn bis Koweit kein Hindernis bereiten werde, 2. daß sie bei geeignet günstigen Anerbietungen die indische Post über die Bagdadbahn lenken werde, 3. daß sie einer Erhöhung der türkischen Zölle die ihr vertragsmäßig freistehende Zustimmung nicht versagen werde. Wie zum Beispiel ohne Erledigung des dritten Pnnkts die Pforte imstande sein soll, die kilometrische Garantie zu leisten, ist dunkel. Die Bagdad- bahu ist allerdings durchaus kein politisches Unternehmen Deutschlands; an die törichten Träume deutscher Hitzköpfe, Kleinasien und Mesopotamien zu kolonisieren, denkt kein Staatsmann. Nur insofern kann man dem Projekt einen gewissen poli¬ tischen Charakter zusprechen, als es zur Hebung der Lebensfähigkeit der Türkei beitragen würde; im übrigen aber ist die Bagdadbahn ein rein geschäftliches Unter¬ nehmen. Die ihr in den Weg gelegten Schwierigkeiten treffen die Unternehmer und die Hohe Pforte, aber nicht die deutsche Politik. Gleichwohl empfindet man ^ eines in politischen Kreisen, daß die politische Verstimmung Englands den Vahn- bau einstweilen verhindert. Es gehört das mit zu den Folgen des Verhaltens ewer Schule von Hitzköpfen, die sich von ihrer allgemeinen Abneigung gegen England und ihrer Burenfreundschaft zu weit hatten hinreißen lassen. Welcher Grad von Haß gegen die Deutschen daraus entsprungen ist, das lehrt ^ag für Tag die englische Presse bis zu ihren ersten Organen hinauf. Es gibt ewe wohlorganisierte Schule von englischen Politikern, die mit russischen Intri¬ ganten nahe befreundet ist und zusammenwirkt, die mit rastlosem Eifer einen völligen Ausgleich des englisch-russischen Gegensatzes anstrebt, um Deutschland politisch und wirtschaftlich zu bekämpfen. Man ging so weit, dem englischen Volke SU empfehlen, Persien geradezu dem russischen Bären als Beute zuzuwerfen; dadurch verde man diesen in einen angenehmen Nachbar Indiens verwandeln. Denn seine Sehnsucht nach Hafen an den warmen Weltmeeren sei doch nnn einmal unstillbar. ^ werde über Persien an die Gestade des Indischen Ozeans Vordringen, unauf¬ haltsam, und England werde sich besser dabei stehn, wenn es sich damit abfinde, "is wenn es einen nutzlosen Widerstand entwickle. Wenn Rußland Persien habe, ° werde es aufhören, Englands Stellung in Indien zu bedrohen. Dieser Plan war denn nun aber doch dem politischen Publikum Englands etwas zu kühn und 5U Phantastisch; es kam zu einer Verhandlung im Parlament, und alle Redner Sagten sich dabei als Gegner des Plans. Einmütig war man dafür, daß England b ^ ^"chtstellung im Persischen Golf behaupten müsse. Ein Jahrhundert lang England dort ohne Widerspruch die Polizei geübt, als weder Persien noch b^i4 ""es die unabhängigen arabischen Schechs der Küste irgend etwas Meer tun können. Daraus gehe nicht nur eine Vormachtstellung Englands, sondern geradezu dessen Herrschaft hervor; diese müsse, wenn nötig, mit hohen Opfern be- MlPtet werden. Auch den Handel Englands mit Persien müsse man schützen, ^ettdem haben mehrfach die Minister die Gelegenheit ergriffen, diese Gedanken programmatisch zu entwickeln. Man wendet sich aber nicht allein gegen Rußland, sondern auch gegen Deutsch¬ land, dem mau die Absicht zuschreibt, durch die Bagdadbahn nach dem Persischen Meerbusen vorzudringen. Wenn nämlich die vorgegankelten Pläne feindlicher Mächte Grenzboten II 1903 K4

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 62, 1903, Zweites Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341877_240381/493>, abgerufen am 22.07.2024.