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Die Grenzboten. Jg. 62, 1903, Zweites Vierteljahr.

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Leipziger Dramaturgie

für den Darsteller des Sir Annas darum handle, einen treuherzigen Landedelmann
zu personifizieren, der, weil "die Ehre seines Hauses uicht am Hof gesammelt war,"
auch dessen Gebräuche nicht kenne und als eine Art Untergebner, etwas Bescheidnes
wie z. B, Gordon in Eger anzusehen sei. Dieser irrigen Anschauung dürften die
wollnen drapfarbigen Strumpfhosen zuzuschreiben sein, womit Sir Amias auch am
Hofe der Königin Elisabeth erscheint, und die gegen schwarzseidne zu vertauschen
ihn weder der Tod seines Neffen noch die ausdrückliche Weisung des Dichters
"Paulet und Drury gleichfalls in schwarzen Kleidern" zu bestimmen vermag. Sir
Annas Paulet ist, wie übrigens schon sein Titel sagt, ein vornehmer Herr, nnter
dessen Hut Maria als Gefangne lebt, wie sie vorher unter mildern Formen im
Schlosse des Grafen Shrewsbury im Gewahrsam gehalten worden ist. Wenn es
dafür, daß dies anch Schillers Meinung gewesen sei, eines besondern Beweises
bedürfte, so mühte die Art, wie Sir Amias (Aufzug II, Auftritt 4) unangemeldet in
das Zimmer tritt, worin die Königin soeben im engsten Kreise vertraulichen Staats¬
rat gehalten hat, jeden Zweifel beseitigen. Und durch den Umstand, daß er es
wagen durfte, bei dieser Gelegenheit seinen Neffen mitzubringen, wird die völlige
Parität seiner Stellung noch offenbarer. Nicht allein, daß Mortimer die "große
Tour" -- Schiller nennt es den "großen Weg" -- gemacht hat, beweist, daß er
ans hohem Hause war, auch die Art, wie die Königin Elisabeth über seine Reise
und seine Schritte -- Iiis movomsuts würde der Engländer sagen -- sowohl in
Rom als in Reims orientiert ist, gibt einen deutlichen Fingerzeig dafür, daß man
es bei Neffe und Oheim mit Leuten zu tun hat, die dem engern begünstigten
Kreise angehörten. Sir Annas muß den Kopf, die Haltung, die Sprache, die
Manieren und die Kleidung eines jedem ebenbürtigen Aristokraten haben; er unter¬
scheidet sich von Lord Burleigh nur durch zweierlei- er hat uicht wie dieser ein
hohes Staatsamt inne, und er ist so selbständig, so frei von Ehrgeiz, daß er sich den
Luxus eines unabhängigen Urteils und eines von der Staatskunst nicht beeinflußten
Gewissens erlauben kann. Er ist Puritaner und als solcher nicht eben liebens¬
würdig, wie sich dies namentlich in einzelnen an rücksichtslose Härte grenzenden
Äußerungen der gefangnen Königin und deren Amme gegenüber zeigt. Aber er
ist durch und dnrch ein Ehrenmann, auf den unter allen Umständen voller Verlaß
ist. Die Art, wie er Burleigh, der ihm einen schimpflichen Vorschlag macht, ab¬
trumpft, ist ebenso wohltuend wie die Erklärung, mit der er sich im zweiten
Auszug, um Schluß des siebenten Auftritts von dem Graf Leicester verabschiedet:


Die Königin vorläßt sich
Auf ihn, und ich, Mylord, verlasse mich
Auf mich und meine beiden Augen.

Der Leipziger Darsteller des Sir Amias hat ein für gewisse Rollen unschätz¬
bares Register der gewinnenden, gefühlvollen, biedern Treuherzigkeit, das er bei
dieser Rolle schlechterdings nicht ziehn darf. An zwei Stellen, wo er es doch tut,
setzt er sich damit in Widerspruch mit dem vom Dichter klar und deutlich umrissenen
Charakter der vou ihm vorgestellten Persönlichkeit. Der eine Fall ist im vierten
Austritt des zweiten Auszugs, wo die drei Zeilen:


Geheime Briefe hat man ihm vertraut,
In Ziffern, für die Königin von Schottland,
Die er mit treuer Hand uns überliefert,

geschäftsmäßig, mit der Auteillosigkeit eines Berichterstatters vorgetragen werden
müssen, wenn sie nicht an den schwachherzigen Vater "meines Leopold" erinnern
und den, der die Meldung macht, als politisch unfähigen Trottel kennzeichnen sollen.
Daß sein Neffe sich des Hochverrats enthalten hat, darf einen Mann wie Sir Annas
Punct nicht zu milder Freude rühren, am wenigsten seiner Königin gegenüber, der
er ohne jede Bewegung in der Stimme nnr bezeugen will, daß sein Neffe -- wie
er allerdings irrtümlichcvveise glaubt -- die Falschheit der gegen ihn in Umlauf
gekommenen Gerüchte dnrch die Tat widerlegt habe.


Leipziger Dramaturgie

für den Darsteller des Sir Annas darum handle, einen treuherzigen Landedelmann
zu personifizieren, der, weil „die Ehre seines Hauses uicht am Hof gesammelt war,"
auch dessen Gebräuche nicht kenne und als eine Art Untergebner, etwas Bescheidnes
wie z. B, Gordon in Eger anzusehen sei. Dieser irrigen Anschauung dürften die
wollnen drapfarbigen Strumpfhosen zuzuschreiben sein, womit Sir Amias auch am
Hofe der Königin Elisabeth erscheint, und die gegen schwarzseidne zu vertauschen
ihn weder der Tod seines Neffen noch die ausdrückliche Weisung des Dichters
„Paulet und Drury gleichfalls in schwarzen Kleidern" zu bestimmen vermag. Sir
Annas Paulet ist, wie übrigens schon sein Titel sagt, ein vornehmer Herr, nnter
dessen Hut Maria als Gefangne lebt, wie sie vorher unter mildern Formen im
Schlosse des Grafen Shrewsbury im Gewahrsam gehalten worden ist. Wenn es
dafür, daß dies anch Schillers Meinung gewesen sei, eines besondern Beweises
bedürfte, so mühte die Art, wie Sir Amias (Aufzug II, Auftritt 4) unangemeldet in
das Zimmer tritt, worin die Königin soeben im engsten Kreise vertraulichen Staats¬
rat gehalten hat, jeden Zweifel beseitigen. Und durch den Umstand, daß er es
wagen durfte, bei dieser Gelegenheit seinen Neffen mitzubringen, wird die völlige
Parität seiner Stellung noch offenbarer. Nicht allein, daß Mortimer die „große
Tour" — Schiller nennt es den „großen Weg" — gemacht hat, beweist, daß er
ans hohem Hause war, auch die Art, wie die Königin Elisabeth über seine Reise
und seine Schritte — Iiis movomsuts würde der Engländer sagen — sowohl in
Rom als in Reims orientiert ist, gibt einen deutlichen Fingerzeig dafür, daß man
es bei Neffe und Oheim mit Leuten zu tun hat, die dem engern begünstigten
Kreise angehörten. Sir Annas muß den Kopf, die Haltung, die Sprache, die
Manieren und die Kleidung eines jedem ebenbürtigen Aristokraten haben; er unter¬
scheidet sich von Lord Burleigh nur durch zweierlei- er hat uicht wie dieser ein
hohes Staatsamt inne, und er ist so selbständig, so frei von Ehrgeiz, daß er sich den
Luxus eines unabhängigen Urteils und eines von der Staatskunst nicht beeinflußten
Gewissens erlauben kann. Er ist Puritaner und als solcher nicht eben liebens¬
würdig, wie sich dies namentlich in einzelnen an rücksichtslose Härte grenzenden
Äußerungen der gefangnen Königin und deren Amme gegenüber zeigt. Aber er
ist durch und dnrch ein Ehrenmann, auf den unter allen Umständen voller Verlaß
ist. Die Art, wie er Burleigh, der ihm einen schimpflichen Vorschlag macht, ab¬
trumpft, ist ebenso wohltuend wie die Erklärung, mit der er sich im zweiten
Auszug, um Schluß des siebenten Auftritts von dem Graf Leicester verabschiedet:


Die Königin vorläßt sich
Auf ihn, und ich, Mylord, verlasse mich
Auf mich und meine beiden Augen.

Der Leipziger Darsteller des Sir Amias hat ein für gewisse Rollen unschätz¬
bares Register der gewinnenden, gefühlvollen, biedern Treuherzigkeit, das er bei
dieser Rolle schlechterdings nicht ziehn darf. An zwei Stellen, wo er es doch tut,
setzt er sich damit in Widerspruch mit dem vom Dichter klar und deutlich umrissenen
Charakter der vou ihm vorgestellten Persönlichkeit. Der eine Fall ist im vierten
Austritt des zweiten Auszugs, wo die drei Zeilen:


Geheime Briefe hat man ihm vertraut,
In Ziffern, für die Königin von Schottland,
Die er mit treuer Hand uns überliefert,

geschäftsmäßig, mit der Auteillosigkeit eines Berichterstatters vorgetragen werden
müssen, wenn sie nicht an den schwachherzigen Vater „meines Leopold" erinnern
und den, der die Meldung macht, als politisch unfähigen Trottel kennzeichnen sollen.
Daß sein Neffe sich des Hochverrats enthalten hat, darf einen Mann wie Sir Annas
Punct nicht zu milder Freude rühren, am wenigsten seiner Königin gegenüber, der
er ohne jede Bewegung in der Stimme nnr bezeugen will, daß sein Neffe — wie
er allerdings irrtümlichcvveise glaubt — die Falschheit der gegen ihn in Umlauf
gekommenen Gerüchte dnrch die Tat widerlegt habe.


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[0479] Leipziger Dramaturgie für den Darsteller des Sir Annas darum handle, einen treuherzigen Landedelmann zu personifizieren, der, weil „die Ehre seines Hauses uicht am Hof gesammelt war," auch dessen Gebräuche nicht kenne und als eine Art Untergebner, etwas Bescheidnes wie z. B, Gordon in Eger anzusehen sei. Dieser irrigen Anschauung dürften die wollnen drapfarbigen Strumpfhosen zuzuschreiben sein, womit Sir Amias auch am Hofe der Königin Elisabeth erscheint, und die gegen schwarzseidne zu vertauschen ihn weder der Tod seines Neffen noch die ausdrückliche Weisung des Dichters „Paulet und Drury gleichfalls in schwarzen Kleidern" zu bestimmen vermag. Sir Annas Paulet ist, wie übrigens schon sein Titel sagt, ein vornehmer Herr, nnter dessen Hut Maria als Gefangne lebt, wie sie vorher unter mildern Formen im Schlosse des Grafen Shrewsbury im Gewahrsam gehalten worden ist. Wenn es dafür, daß dies anch Schillers Meinung gewesen sei, eines besondern Beweises bedürfte, so mühte die Art, wie Sir Amias (Aufzug II, Auftritt 4) unangemeldet in das Zimmer tritt, worin die Königin soeben im engsten Kreise vertraulichen Staats¬ rat gehalten hat, jeden Zweifel beseitigen. Und durch den Umstand, daß er es wagen durfte, bei dieser Gelegenheit seinen Neffen mitzubringen, wird die völlige Parität seiner Stellung noch offenbarer. Nicht allein, daß Mortimer die „große Tour" — Schiller nennt es den „großen Weg" — gemacht hat, beweist, daß er ans hohem Hause war, auch die Art, wie die Königin Elisabeth über seine Reise und seine Schritte — Iiis movomsuts würde der Engländer sagen — sowohl in Rom als in Reims orientiert ist, gibt einen deutlichen Fingerzeig dafür, daß man es bei Neffe und Oheim mit Leuten zu tun hat, die dem engern begünstigten Kreise angehörten. Sir Annas muß den Kopf, die Haltung, die Sprache, die Manieren und die Kleidung eines jedem ebenbürtigen Aristokraten haben; er unter¬ scheidet sich von Lord Burleigh nur durch zweierlei- er hat uicht wie dieser ein hohes Staatsamt inne, und er ist so selbständig, so frei von Ehrgeiz, daß er sich den Luxus eines unabhängigen Urteils und eines von der Staatskunst nicht beeinflußten Gewissens erlauben kann. Er ist Puritaner und als solcher nicht eben liebens¬ würdig, wie sich dies namentlich in einzelnen an rücksichtslose Härte grenzenden Äußerungen der gefangnen Königin und deren Amme gegenüber zeigt. Aber er ist durch und dnrch ein Ehrenmann, auf den unter allen Umständen voller Verlaß ist. Die Art, wie er Burleigh, der ihm einen schimpflichen Vorschlag macht, ab¬ trumpft, ist ebenso wohltuend wie die Erklärung, mit der er sich im zweiten Auszug, um Schluß des siebenten Auftritts von dem Graf Leicester verabschiedet: Die Königin vorläßt sich Auf ihn, und ich, Mylord, verlasse mich Auf mich und meine beiden Augen. Der Leipziger Darsteller des Sir Amias hat ein für gewisse Rollen unschätz¬ bares Register der gewinnenden, gefühlvollen, biedern Treuherzigkeit, das er bei dieser Rolle schlechterdings nicht ziehn darf. An zwei Stellen, wo er es doch tut, setzt er sich damit in Widerspruch mit dem vom Dichter klar und deutlich umrissenen Charakter der vou ihm vorgestellten Persönlichkeit. Der eine Fall ist im vierten Austritt des zweiten Auszugs, wo die drei Zeilen: Geheime Briefe hat man ihm vertraut, In Ziffern, für die Königin von Schottland, Die er mit treuer Hand uns überliefert, geschäftsmäßig, mit der Auteillosigkeit eines Berichterstatters vorgetragen werden müssen, wenn sie nicht an den schwachherzigen Vater „meines Leopold" erinnern und den, der die Meldung macht, als politisch unfähigen Trottel kennzeichnen sollen. Daß sein Neffe sich des Hochverrats enthalten hat, darf einen Mann wie Sir Annas Punct nicht zu milder Freude rühren, am wenigsten seiner Königin gegenüber, der er ohne jede Bewegung in der Stimme nnr bezeugen will, daß sein Neffe — wie er allerdings irrtümlichcvveise glaubt — die Falschheit der gegen ihn in Umlauf gekommenen Gerüchte dnrch die Tat widerlegt habe.

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 62, 1903, Zweites Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341877_240381/479>, abgerufen am 23.07.2024.