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Die Grenzboten. Jg. 62, 1903, Zweites Vierteljahr.

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Skizzen aus unserm heutigen Volksleben

ihrem Schwiegersöhne zu seinem Geburtstag seine gedruckten Opern. Man konnte
jedoch nicht behaupten, daß man sich im Laden von Bambus um die Noten gerissen
hätte, oder daß erfreuliche Trompetentöne in der Presse die Welt auf das junge
Talent aufmerksam gemacht hätten. Es blieb alles mäuschenstill. Und was hier
und da in den Blättern stand, war offenbar Arbeit von der Hand Angelo Bambus
und lief nur zu deutlich auf Reklame hinaus. Damit war aber die Fran Geheim-
rot nicht zufrieden. Sie setzte es durch, daß eine Komposition Crottorfs auf einem
Wohltätigteitskonzerte, bei dem erste Kräfte die Freundlichkeit hatten, mitzuwirken,
bon niemand geringerm als von Frau Lilienthal-Regenbogen vorgespielt wurde.
Man interessierte sich in den Kreisen der Kouzertuuteruehmer lebhaft für Crottorf
und seine Frau und seine Fran Schwiegermutter, und es fehlte nicht an einem,
Wenn auch nicht stürmische", so doch wohlwollenden Applause.

Am andern Tage stand in der Bürgerzeitnng ein Bericht über das Konzert,
in dem Unternehmer und Künstler einen Erguß warmer Anerkennung erhielten.
Der Aufsatz schloß mit den Worten: Wir wissen nicht, welchen unheilvollen Ein¬
flüssen Frau Lilienthal-Regenbogen nachgegeben hat (Referent wußte es übrigens
ganz genau), als sie sich bereit finden ließ, die "Maiglocken" eines gewissen O. von
Crottorf zu Gehör zu bringen. Das Heft, aus dem die Maiglocken als Einzel¬
nummer genommen war, trägt die Überschrift: Erinnerungen -- urit Recht. Denn
wir begegnen in jeder Zeile Erinnerungen an alte gute Bekannte, Mendelssohn,
Schumann, Chopin o tutti auauti. Im übrigen grinst uns aus dem Machwerk
eine musikalische Impotenz von ungewöhnlichem Maße entgegen. Man sollte doch
die Geduld unsers unzweifelhaft gutmütigen Publikums durch Vorführung solcher
Sachen nicht auf eine allzu harte Probe stellen.

Natürlich rührte diese Kritik von Knopploch her, der sich kurze Zeit vorher
unt Bambus entzweit hatte. Sie schlug wie eine Bonibe ein. Bei Bambus, der
ledermaun vorlamenticrte, dieser undankbare Knopploch wolle ihn geschäftlich ruinieren
lUwzu eigentlich kein Grund vorlag, da er das Geld für den Druck der Crottorfscheu
^pera bar und richtig erhalten hatte), bei der Frau Geheimrat, die an ihrem
' wttvrf zu zweifeln anfing, und bei diesem selbst, der tagelang wie im Traum
nudelte und keine Taste mehr anrührte. Er vermied es, sein Musikzimmer zu
etreten, ex >"cixs die gedruckten Opera, die ihm soviel Freude bereitet hatten, in
en Winkel eines Schrankes und seine ungedruckten Opera dazu. Als er sich nach
niger Zeit entschloß, sie wieder in die Hand zu nehmen, sie zu spielen und zu
pausen, oh sie wirklich so wertlos seien, wie die Kritik behauptete, da gewahrte er
mu Schrecken, es war wirklich so, hier klang die Musik an Mendelssohn, und dort
"n Schumann, und da an Chopin an. Und als er nach langem Zögern und
Äwmfein ein neues Stück niedergeschrieben hatte, von dem er ganz gewiß geglaubt
)"ete es sei sein Eigentum, und es nach einiger Zeit wieder ansah, da klang es
"M bekannt, gar zu bekannt. Er wartete nicht ab. bis er den Anklang heraus¬
gefunden hatte, warf sein Opus in die Ecke und duldete Qualen der Verzweiflung.
r verlor alle Frische. Er sah ganz elend ans. Seine Fran lachte ihn aus und
"annee ihn eine alte Jungfer.

Sie müssen das nicht so ernst nehmen, lieber Otto, sagte Mamachen in der
^achkonferenz eines Mnsikabends. Kritiker sind Neidhämmel. Was sie nicht selber
gemacht haben, das taugt natürlich nichts. Und Knopploch, das wissen Sie doch,
par sich mit Bambus veruneinigt und ist auf Pflaumel eifersüchtig, Daher sein
cwlprechendes Urteil.

Aber er hat Recht, erwiderte Crottorf. Meine Sachen sind wirklich nicht original,
wildem "Erinnerungen."

Nicht doch, Kinderkrankheiten, sagte Mamachen. Die überwindet man mit der
keen. Wie lange hat Wagner ringen müssen, ehe er sich Anerkennung verschaffte!

^ Das war auch Wagner, sagte Crottorf, aber ich fühle meine "künstlerische
Impotenz" nur zu deutlich.

Wenn ich mir gestatten darf, eine Bemerkung einzuschalten, mischte sich August


Skizzen aus unserm heutigen Volksleben

ihrem Schwiegersöhne zu seinem Geburtstag seine gedruckten Opern. Man konnte
jedoch nicht behaupten, daß man sich im Laden von Bambus um die Noten gerissen
hätte, oder daß erfreuliche Trompetentöne in der Presse die Welt auf das junge
Talent aufmerksam gemacht hätten. Es blieb alles mäuschenstill. Und was hier
und da in den Blättern stand, war offenbar Arbeit von der Hand Angelo Bambus
und lief nur zu deutlich auf Reklame hinaus. Damit war aber die Fran Geheim-
rot nicht zufrieden. Sie setzte es durch, daß eine Komposition Crottorfs auf einem
Wohltätigteitskonzerte, bei dem erste Kräfte die Freundlichkeit hatten, mitzuwirken,
bon niemand geringerm als von Frau Lilienthal-Regenbogen vorgespielt wurde.
Man interessierte sich in den Kreisen der Kouzertuuteruehmer lebhaft für Crottorf
und seine Frau und seine Fran Schwiegermutter, und es fehlte nicht an einem,
Wenn auch nicht stürmische», so doch wohlwollenden Applause.

Am andern Tage stand in der Bürgerzeitnng ein Bericht über das Konzert,
in dem Unternehmer und Künstler einen Erguß warmer Anerkennung erhielten.
Der Aufsatz schloß mit den Worten: Wir wissen nicht, welchen unheilvollen Ein¬
flüssen Frau Lilienthal-Regenbogen nachgegeben hat (Referent wußte es übrigens
ganz genau), als sie sich bereit finden ließ, die „Maiglocken" eines gewissen O. von
Crottorf zu Gehör zu bringen. Das Heft, aus dem die Maiglocken als Einzel¬
nummer genommen war, trägt die Überschrift: Erinnerungen — urit Recht. Denn
wir begegnen in jeder Zeile Erinnerungen an alte gute Bekannte, Mendelssohn,
Schumann, Chopin o tutti auauti. Im übrigen grinst uns aus dem Machwerk
eine musikalische Impotenz von ungewöhnlichem Maße entgegen. Man sollte doch
die Geduld unsers unzweifelhaft gutmütigen Publikums durch Vorführung solcher
Sachen nicht auf eine allzu harte Probe stellen.

Natürlich rührte diese Kritik von Knopploch her, der sich kurze Zeit vorher
unt Bambus entzweit hatte. Sie schlug wie eine Bonibe ein. Bei Bambus, der
ledermaun vorlamenticrte, dieser undankbare Knopploch wolle ihn geschäftlich ruinieren
lUwzu eigentlich kein Grund vorlag, da er das Geld für den Druck der Crottorfscheu
^pera bar und richtig erhalten hatte), bei der Frau Geheimrat, die an ihrem
' wttvrf zu zweifeln anfing, und bei diesem selbst, der tagelang wie im Traum
nudelte und keine Taste mehr anrührte. Er vermied es, sein Musikzimmer zu
etreten, ex >„cixs die gedruckten Opera, die ihm soviel Freude bereitet hatten, in
en Winkel eines Schrankes und seine ungedruckten Opera dazu. Als er sich nach
niger Zeit entschloß, sie wieder in die Hand zu nehmen, sie zu spielen und zu
pausen, oh sie wirklich so wertlos seien, wie die Kritik behauptete, da gewahrte er
mu Schrecken, es war wirklich so, hier klang die Musik an Mendelssohn, und dort
"n Schumann, und da an Chopin an. Und als er nach langem Zögern und
Äwmfein ein neues Stück niedergeschrieben hatte, von dem er ganz gewiß geglaubt
)"ete es sei sein Eigentum, und es nach einiger Zeit wieder ansah, da klang es
"M bekannt, gar zu bekannt. Er wartete nicht ab. bis er den Anklang heraus¬
gefunden hatte, warf sein Opus in die Ecke und duldete Qualen der Verzweiflung.
r verlor alle Frische. Er sah ganz elend ans. Seine Fran lachte ihn aus und
«annee ihn eine alte Jungfer.

Sie müssen das nicht so ernst nehmen, lieber Otto, sagte Mamachen in der
^achkonferenz eines Mnsikabends. Kritiker sind Neidhämmel. Was sie nicht selber
gemacht haben, das taugt natürlich nichts. Und Knopploch, das wissen Sie doch,
par sich mit Bambus veruneinigt und ist auf Pflaumel eifersüchtig, Daher sein
cwlprechendes Urteil.

Aber er hat Recht, erwiderte Crottorf. Meine Sachen sind wirklich nicht original,
wildem „Erinnerungen."

Nicht doch, Kinderkrankheiten, sagte Mamachen. Die überwindet man mit der
keen. Wie lange hat Wagner ringen müssen, ehe er sich Anerkennung verschaffte!

^ Das war auch Wagner, sagte Crottorf, aber ich fühle meine „künstlerische
Impotenz" nur zu deutlich.

Wenn ich mir gestatten darf, eine Bemerkung einzuschalten, mischte sich August


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[0431] Skizzen aus unserm heutigen Volksleben ihrem Schwiegersöhne zu seinem Geburtstag seine gedruckten Opern. Man konnte jedoch nicht behaupten, daß man sich im Laden von Bambus um die Noten gerissen hätte, oder daß erfreuliche Trompetentöne in der Presse die Welt auf das junge Talent aufmerksam gemacht hätten. Es blieb alles mäuschenstill. Und was hier und da in den Blättern stand, war offenbar Arbeit von der Hand Angelo Bambus und lief nur zu deutlich auf Reklame hinaus. Damit war aber die Fran Geheim- rot nicht zufrieden. Sie setzte es durch, daß eine Komposition Crottorfs auf einem Wohltätigteitskonzerte, bei dem erste Kräfte die Freundlichkeit hatten, mitzuwirken, bon niemand geringerm als von Frau Lilienthal-Regenbogen vorgespielt wurde. Man interessierte sich in den Kreisen der Kouzertuuteruehmer lebhaft für Crottorf und seine Frau und seine Fran Schwiegermutter, und es fehlte nicht an einem, Wenn auch nicht stürmische», so doch wohlwollenden Applause. Am andern Tage stand in der Bürgerzeitnng ein Bericht über das Konzert, in dem Unternehmer und Künstler einen Erguß warmer Anerkennung erhielten. Der Aufsatz schloß mit den Worten: Wir wissen nicht, welchen unheilvollen Ein¬ flüssen Frau Lilienthal-Regenbogen nachgegeben hat (Referent wußte es übrigens ganz genau), als sie sich bereit finden ließ, die „Maiglocken" eines gewissen O. von Crottorf zu Gehör zu bringen. Das Heft, aus dem die Maiglocken als Einzel¬ nummer genommen war, trägt die Überschrift: Erinnerungen — urit Recht. Denn wir begegnen in jeder Zeile Erinnerungen an alte gute Bekannte, Mendelssohn, Schumann, Chopin o tutti auauti. Im übrigen grinst uns aus dem Machwerk eine musikalische Impotenz von ungewöhnlichem Maße entgegen. Man sollte doch die Geduld unsers unzweifelhaft gutmütigen Publikums durch Vorführung solcher Sachen nicht auf eine allzu harte Probe stellen. Natürlich rührte diese Kritik von Knopploch her, der sich kurze Zeit vorher unt Bambus entzweit hatte. Sie schlug wie eine Bonibe ein. Bei Bambus, der ledermaun vorlamenticrte, dieser undankbare Knopploch wolle ihn geschäftlich ruinieren lUwzu eigentlich kein Grund vorlag, da er das Geld für den Druck der Crottorfscheu ^pera bar und richtig erhalten hatte), bei der Frau Geheimrat, die an ihrem ' wttvrf zu zweifeln anfing, und bei diesem selbst, der tagelang wie im Traum nudelte und keine Taste mehr anrührte. Er vermied es, sein Musikzimmer zu etreten, ex >„cixs die gedruckten Opera, die ihm soviel Freude bereitet hatten, in en Winkel eines Schrankes und seine ungedruckten Opera dazu. Als er sich nach niger Zeit entschloß, sie wieder in die Hand zu nehmen, sie zu spielen und zu pausen, oh sie wirklich so wertlos seien, wie die Kritik behauptete, da gewahrte er mu Schrecken, es war wirklich so, hier klang die Musik an Mendelssohn, und dort "n Schumann, und da an Chopin an. Und als er nach langem Zögern und Äwmfein ein neues Stück niedergeschrieben hatte, von dem er ganz gewiß geglaubt )"ete es sei sein Eigentum, und es nach einiger Zeit wieder ansah, da klang es "M bekannt, gar zu bekannt. Er wartete nicht ab. bis er den Anklang heraus¬ gefunden hatte, warf sein Opus in die Ecke und duldete Qualen der Verzweiflung. r verlor alle Frische. Er sah ganz elend ans. Seine Fran lachte ihn aus und «annee ihn eine alte Jungfer. Sie müssen das nicht so ernst nehmen, lieber Otto, sagte Mamachen in der ^achkonferenz eines Mnsikabends. Kritiker sind Neidhämmel. Was sie nicht selber gemacht haben, das taugt natürlich nichts. Und Knopploch, das wissen Sie doch, par sich mit Bambus veruneinigt und ist auf Pflaumel eifersüchtig, Daher sein cwlprechendes Urteil. Aber er hat Recht, erwiderte Crottorf. Meine Sachen sind wirklich nicht original, wildem „Erinnerungen." Nicht doch, Kinderkrankheiten, sagte Mamachen. Die überwindet man mit der keen. Wie lange hat Wagner ringen müssen, ehe er sich Anerkennung verschaffte! ^ Das war auch Wagner, sagte Crottorf, aber ich fühle meine „künstlerische Impotenz" nur zu deutlich. Wenn ich mir gestatten darf, eine Bemerkung einzuschalten, mischte sich August

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 62, 1903, Zweites Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341877_240381/431>, abgerufen am 24.07.2024.