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Die Grenzboten. Jg. 62, 1903, Zweites Vierteljahr.

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Nie Rautoreigesellschaft zu Gschatz

Tonkunst auch die Kompositionen der einheimischen Kantoren zur Geltung
kamen.

Die Instrumentalbegleitung der Kirchenmusiken, wie sie 1581 zum ersten¬
mal in den Akten erwähnt wird, scheint die Kantorei ursprünglich nicht selbst
oder wenigstens nicht allein ausgeführt zu haben. Nach den ältesten Nach¬
richten aus dem sechzehnten Jahrhundert versah man sich bei den sonn- und
festtäglichen musikalischen Aufführungen der Mitwirkung der Stadtpfeifcr.
Brachte man Kompositionen zur Wiedergabe, die ein größeres Orchester er¬
forderten, so zog man -- namentlich um den größern Festen des Kirchen¬
jahrs -- auswärtige Kräfte heran, wie z. B. die Stadtpfeifer von Würzen
und Altenburg, deren mehrfach in deu Akten des sechzehnten Jahrhunderts Er¬
wähnung getan wird. Den fremden Jnstrumentisten bot ^.die Kantorei auf
Kosten ihrer Kasse -- zuweilen auf eine Dauer von mehreren Tagen -- gast¬
liche Aufnahme und Bewirtung, sowie entsprechende pekuniäre Vergütung.

Mit der Anschaffung eigner Musikinstrumente: Flöten, Trompeten, vier
Streichinstrumente (Vivle, Tenor- und Baßgeige) und Pauken begann man
erst Mitte des siebzehnten Jahrhunderts. Die Kantoreipauken wurden dem
Stadtpfeifer oft zu außerkirchlichen musikalischen Aufwartungen gegen eine ent¬
sprechende Vergütung geliehen. Da seit dem Jahre 1720 die Rechnungsbücher
nichts mehr von Reparaturkosten der Instrumente erwähnen, so darf man Wohl
annehmen, daß ihre Instandhaltung von diesem Zeitpunkt an durch die Kirche
besorgt wurde.

Für das Ansehen und den musikalischen Ruf, deu die Kautorei während
des sechzehnten Jahrhunderts in den sächsischen Musikkreiseu genoß, scheint die
Tatsache zu sprechen, daß sich die Gesellschaft öfters des Besuchs auswärtiger
Musiker zu erfreuen hatte. So durfte sie Johann Walther aus Torgau am
Freitag uach Pfingsten 1548 gelegentlich einer Durchreise als Ehrengast be¬
grüßen. Unter den Ausgaben des Nechnungsberichts vom Jahre 1583 lesen
wir die Bemerkung: "1 si. für Wein dem Dresdner Capellmeister beim Durch¬
reisen verehrt," in dem Nechnuugsbericht vom Jahre 1588 finden wir die
Notiz:*) "1 si. 3 gr. aus der Lade, da etliche der Ccmtorei dem Herrn Jacob
Herbell dem Componisten Gesellschaft geleistet." Nach dem Nechuungsbericht
des Jahres 1595 beehrte am 15. August Florinus Stuuecius, Cantor zur
Pforten, die Kantorei mit seinem Besuche. Die Akten des siebzehnten und
des achtzehnten Jahrhunderts bringen keine solche Bemerkungen mehr -- ein
Beweis dafür, daß die Kantorei damals schon an musikalischer Bedeutung ver¬
loren hatte.

Das rasche Aufblühn der Kantorei zu Ausgang des sechzehnten und zu
Anfang des siebzehnten Jahrhunderts wurde ohne Zweifel sehr gefördert durch
die reichen Mittel, die ihr zu Gebote standen. Schon 1578 verfügte sie über
ein Kapital von 149 Gulden 5 Groschen; die jährlichen Rechnungsabschlusse
weisen bis 1600 einen stetigen Überschuß auf.

Die Einführung einer regelmäßigen Steuer war deshalb zunächst unnötig.
Erst in dem Rechnungsbericht von 1593 lesen wir von einer Quartalsteuer,
die jedes Mitglied im Betrage von einem Groschen zu zahlen hatte. An Stelle
dieser Quartalgrofchen kamen 1621 die "Chorpfennige" auf, die allsonn¬
täglich auf dem Chor eingesammelt wurden. Wer von der wöchentlichen
Zahlung der Chorpfennige entbunden sein wollte, mußte am Ende des Jahres
fünf Groschen oder genauer fünf Groschen drei Pfennige an die Kantoreikasse
abführen; jeder "zxtiWLus Mchtsänger) zahlte den doppelten Betrag. 1641 er-



") Diese Notiz ist nicht unwesentlich, insofern sie eine Ergänzung bringt zu der Lebens¬
beschreibung Jacob HSndls (U"I1us), vergl. Gallusausgabe (in den Denkmäler" der Tonkunst
in Österreich), Einleitung von Mnntuani, der zwar die Reisen Hurdis kennt, aber nichts Näheres
darüber zu berichten weiß.
Nie Rautoreigesellschaft zu Gschatz

Tonkunst auch die Kompositionen der einheimischen Kantoren zur Geltung
kamen.

Die Instrumentalbegleitung der Kirchenmusiken, wie sie 1581 zum ersten¬
mal in den Akten erwähnt wird, scheint die Kantorei ursprünglich nicht selbst
oder wenigstens nicht allein ausgeführt zu haben. Nach den ältesten Nach¬
richten aus dem sechzehnten Jahrhundert versah man sich bei den sonn- und
festtäglichen musikalischen Aufführungen der Mitwirkung der Stadtpfeifcr.
Brachte man Kompositionen zur Wiedergabe, die ein größeres Orchester er¬
forderten, so zog man — namentlich um den größern Festen des Kirchen¬
jahrs — auswärtige Kräfte heran, wie z. B. die Stadtpfeifer von Würzen
und Altenburg, deren mehrfach in deu Akten des sechzehnten Jahrhunderts Er¬
wähnung getan wird. Den fremden Jnstrumentisten bot ^.die Kantorei auf
Kosten ihrer Kasse — zuweilen auf eine Dauer von mehreren Tagen — gast¬
liche Aufnahme und Bewirtung, sowie entsprechende pekuniäre Vergütung.

Mit der Anschaffung eigner Musikinstrumente: Flöten, Trompeten, vier
Streichinstrumente (Vivle, Tenor- und Baßgeige) und Pauken begann man
erst Mitte des siebzehnten Jahrhunderts. Die Kantoreipauken wurden dem
Stadtpfeifer oft zu außerkirchlichen musikalischen Aufwartungen gegen eine ent¬
sprechende Vergütung geliehen. Da seit dem Jahre 1720 die Rechnungsbücher
nichts mehr von Reparaturkosten der Instrumente erwähnen, so darf man Wohl
annehmen, daß ihre Instandhaltung von diesem Zeitpunkt an durch die Kirche
besorgt wurde.

Für das Ansehen und den musikalischen Ruf, deu die Kautorei während
des sechzehnten Jahrhunderts in den sächsischen Musikkreiseu genoß, scheint die
Tatsache zu sprechen, daß sich die Gesellschaft öfters des Besuchs auswärtiger
Musiker zu erfreuen hatte. So durfte sie Johann Walther aus Torgau am
Freitag uach Pfingsten 1548 gelegentlich einer Durchreise als Ehrengast be¬
grüßen. Unter den Ausgaben des Nechnungsberichts vom Jahre 1583 lesen
wir die Bemerkung: „1 si. für Wein dem Dresdner Capellmeister beim Durch¬
reisen verehrt," in dem Nechnuugsbericht vom Jahre 1588 finden wir die
Notiz:*) „1 si. 3 gr. aus der Lade, da etliche der Ccmtorei dem Herrn Jacob
Herbell dem Componisten Gesellschaft geleistet." Nach dem Nechuungsbericht
des Jahres 1595 beehrte am 15. August Florinus Stuuecius, Cantor zur
Pforten, die Kantorei mit seinem Besuche. Die Akten des siebzehnten und
des achtzehnten Jahrhunderts bringen keine solche Bemerkungen mehr — ein
Beweis dafür, daß die Kantorei damals schon an musikalischer Bedeutung ver¬
loren hatte.

Das rasche Aufblühn der Kantorei zu Ausgang des sechzehnten und zu
Anfang des siebzehnten Jahrhunderts wurde ohne Zweifel sehr gefördert durch
die reichen Mittel, die ihr zu Gebote standen. Schon 1578 verfügte sie über
ein Kapital von 149 Gulden 5 Groschen; die jährlichen Rechnungsabschlusse
weisen bis 1600 einen stetigen Überschuß auf.

Die Einführung einer regelmäßigen Steuer war deshalb zunächst unnötig.
Erst in dem Rechnungsbericht von 1593 lesen wir von einer Quartalsteuer,
die jedes Mitglied im Betrage von einem Groschen zu zahlen hatte. An Stelle
dieser Quartalgrofchen kamen 1621 die „Chorpfennige" auf, die allsonn¬
täglich auf dem Chor eingesammelt wurden. Wer von der wöchentlichen
Zahlung der Chorpfennige entbunden sein wollte, mußte am Ende des Jahres
fünf Groschen oder genauer fünf Groschen drei Pfennige an die Kantoreikasse
abführen; jeder «zxtiWLus Mchtsänger) zahlte den doppelten Betrag. 1641 er-



») Diese Notiz ist nicht unwesentlich, insofern sie eine Ergänzung bringt zu der Lebens¬
beschreibung Jacob HSndls (U»I1us), vergl. Gallusausgabe (in den Denkmäler» der Tonkunst
in Österreich), Einleitung von Mnntuani, der zwar die Reisen Hurdis kennt, aber nichts Näheres
darüber zu berichten weiß.
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[0278] Nie Rautoreigesellschaft zu Gschatz Tonkunst auch die Kompositionen der einheimischen Kantoren zur Geltung kamen. Die Instrumentalbegleitung der Kirchenmusiken, wie sie 1581 zum ersten¬ mal in den Akten erwähnt wird, scheint die Kantorei ursprünglich nicht selbst oder wenigstens nicht allein ausgeführt zu haben. Nach den ältesten Nach¬ richten aus dem sechzehnten Jahrhundert versah man sich bei den sonn- und festtäglichen musikalischen Aufführungen der Mitwirkung der Stadtpfeifcr. Brachte man Kompositionen zur Wiedergabe, die ein größeres Orchester er¬ forderten, so zog man — namentlich um den größern Festen des Kirchen¬ jahrs — auswärtige Kräfte heran, wie z. B. die Stadtpfeifer von Würzen und Altenburg, deren mehrfach in deu Akten des sechzehnten Jahrhunderts Er¬ wähnung getan wird. Den fremden Jnstrumentisten bot ^.die Kantorei auf Kosten ihrer Kasse — zuweilen auf eine Dauer von mehreren Tagen — gast¬ liche Aufnahme und Bewirtung, sowie entsprechende pekuniäre Vergütung. Mit der Anschaffung eigner Musikinstrumente: Flöten, Trompeten, vier Streichinstrumente (Vivle, Tenor- und Baßgeige) und Pauken begann man erst Mitte des siebzehnten Jahrhunderts. Die Kantoreipauken wurden dem Stadtpfeifer oft zu außerkirchlichen musikalischen Aufwartungen gegen eine ent¬ sprechende Vergütung geliehen. Da seit dem Jahre 1720 die Rechnungsbücher nichts mehr von Reparaturkosten der Instrumente erwähnen, so darf man Wohl annehmen, daß ihre Instandhaltung von diesem Zeitpunkt an durch die Kirche besorgt wurde. Für das Ansehen und den musikalischen Ruf, deu die Kautorei während des sechzehnten Jahrhunderts in den sächsischen Musikkreiseu genoß, scheint die Tatsache zu sprechen, daß sich die Gesellschaft öfters des Besuchs auswärtiger Musiker zu erfreuen hatte. So durfte sie Johann Walther aus Torgau am Freitag uach Pfingsten 1548 gelegentlich einer Durchreise als Ehrengast be¬ grüßen. Unter den Ausgaben des Nechnungsberichts vom Jahre 1583 lesen wir die Bemerkung: „1 si. für Wein dem Dresdner Capellmeister beim Durch¬ reisen verehrt," in dem Nechnuugsbericht vom Jahre 1588 finden wir die Notiz:*) „1 si. 3 gr. aus der Lade, da etliche der Ccmtorei dem Herrn Jacob Herbell dem Componisten Gesellschaft geleistet." Nach dem Nechuungsbericht des Jahres 1595 beehrte am 15. August Florinus Stuuecius, Cantor zur Pforten, die Kantorei mit seinem Besuche. Die Akten des siebzehnten und des achtzehnten Jahrhunderts bringen keine solche Bemerkungen mehr — ein Beweis dafür, daß die Kantorei damals schon an musikalischer Bedeutung ver¬ loren hatte. Das rasche Aufblühn der Kantorei zu Ausgang des sechzehnten und zu Anfang des siebzehnten Jahrhunderts wurde ohne Zweifel sehr gefördert durch die reichen Mittel, die ihr zu Gebote standen. Schon 1578 verfügte sie über ein Kapital von 149 Gulden 5 Groschen; die jährlichen Rechnungsabschlusse weisen bis 1600 einen stetigen Überschuß auf. Die Einführung einer regelmäßigen Steuer war deshalb zunächst unnötig. Erst in dem Rechnungsbericht von 1593 lesen wir von einer Quartalsteuer, die jedes Mitglied im Betrage von einem Groschen zu zahlen hatte. An Stelle dieser Quartalgrofchen kamen 1621 die „Chorpfennige" auf, die allsonn¬ täglich auf dem Chor eingesammelt wurden. Wer von der wöchentlichen Zahlung der Chorpfennige entbunden sein wollte, mußte am Ende des Jahres fünf Groschen oder genauer fünf Groschen drei Pfennige an die Kantoreikasse abführen; jeder «zxtiWLus Mchtsänger) zahlte den doppelten Betrag. 1641 er- ») Diese Notiz ist nicht unwesentlich, insofern sie eine Ergänzung bringt zu der Lebens¬ beschreibung Jacob HSndls (U»I1us), vergl. Gallusausgabe (in den Denkmäler» der Tonkunst in Österreich), Einleitung von Mnntuani, der zwar die Reisen Hurdis kennt, aber nichts Näheres darüber zu berichten weiß.

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 62, 1903, Zweites Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341877_240381/278>, abgerufen am 27.08.2024.