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Die Grenzboten. Jg. 62, 1903, Zweites Vierteljahr.

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der Glanz, der sie umgab. Erst das zwölfte Jahrhundert verhalf ihnen zu neuer
Blüte, Seitdem erhob sich eine neue Kunst der Musik -- die Mensuralmusik,
die deu homophonen gregorianischen Tonreihen rhythmisch wie harmonisch kunst¬
voll gearbeitete, polyphone Tonsätze an die Seite stellte. Besondrer Pflege
und Verbreitung erfreute sich der polyphone Stil zunächst unter den Nieder¬
länderin und Franzosen. Päpstliche Verbote, wie sie im vierzehnten Jcchr-
huudert hiergegen erlassen wurden, vermochten seinen Siegeslauf nicht zu
hemmen. Daß die Stellung des alten gregorianischen Meßgesangs, wie er
noch heute als Grundform der katholischen Liturgie besteht, dabei unerschüttert
blieb, bedarf kaum der Erwähnung. Die homophonen gregorianischen Weisen
und der polyphone Fignralgescmg -- so pflegte mau die motetteuartig ge¬
arbeiteten Sätze des gregorianische" Gesangs zu bezeichnen -- wechselten seit¬
dem in der Liturgie des römischen Gottesdienstes miteinander ab, und zwar so,
daß man den gregorianischen Gesängen zuweilen einen polyphon gearbeiteten
Motettensatz einfügte.

Daß der mehrstimmige Figuralgesaug zu keiner allgemeinen Geltung ge¬
langte, erklärt sich aus den oft mangelhaften katholischen Chorverhältnissen.
Der katholische Kirchenchor trug fast durchweg ein priesterliches Gepräge: er
war aus niedern Geistlichen gebildet, die ihre musikalische Ausbildung dein
Kloster verdankten. An geschulten o1u)i'g.1<Z8 -- hierunter verstand man die
zur Unterstützung des Kirchengesangs herangezognen ältesten Schüler -- und
"Singeknaben" war vielfach Mangel. Nur an Fürstenhöfen und Bischofs¬
sitzen verwandte man großen, Eifer auf die Pflege eines kunstgemüßen Kirchen¬
gesangs. Hier gab es Chöre voll berufsmäßigen Sängern, /.Kantoreien" ge¬
nannt, die meist reich an Einkünften waren.

Überwiegt anch in den Chören der vorreformatorischen Zeit bei weitem
der Klerus, so beteiligt sich doch anch das Laientum hin und wieder an der
Ausführung der kirchlichen Gesänge. So wird uns von den Schichtmeistern
zu Schneeberg berichtet, daß sie als "Stabilisten" in vorreformatorischer Zeit
"allewege mit zu Chöre standen" und den Meßgesang unterstützten.

Eifrige Förderer des römischen Meßgesangs waren vornehmlich die Kalcmd-
brüderschaften. Merkwürdigerweise treffen wir diese "Fraternitäten" fast aus¬
schließlich in den Gebieten, die die ehemaligen sächsischen Lande umfaßten, und
in denen, die von Sachsen ans germanisiert wurden oder unter dem Regiment
eines sächsischen Kirchenfürsten standen. So finden wir Kalandbrttderschaften
vor in Braunschweig, Westfalen, Pommern, Brandenburg, Mecklenburg,
Schleswig, Anhalt, Hamburg, Lübeck u. a. Sie waren freie Vereinigungen
von Geistlichen und Laien. Ihr oberster Zweck waren gottesdienstliche Ver¬
richtungen. Mehreremal während des Jahres -- ursprünglich an jedem Ersten
des Monats -- kamen sie zusammen, beteten, lasen und sangen Messen, um
ihr eignes Seelenheil zu fördern und den Seelen ihrer verstorbnen Brüder
und Schwestern Erlösung von den Qualen des Fegefeuers zu erwirken. Als
Nebenzwecke erscheinen: gegenseitige brüderliche Unterstützung, feierliche Be¬
stattung der verstorbnen Brüder und Schwestern, Austeilung von Almosen an
Kranke und Arme. Den Abschluß der regelmäßigen Zusammenkünfte macht ein


duch aus dem Jahre 1840, die mit einem längern Vorwort versehene, von F. W. Mögt 18S1
herausgegebne Sammlung von Knntoreiliedern, ferner C, S. Hoffmnnn, Geschichte der Stadt
Oschcch, Band I bis 3 inklusive der im königlich sächsischen SauptstnntSnrchiv zu Dresden auf¬
bewahrten Urkundensammlung zur Geschichte der Stadt Oscha< Ludwig Siegels 1839 veröffem-
uchle Abhandlung: Oschatz zur Zeit der Einführung der Kirchcnrcforinotion im Jahre 1S39,
Visitationsakten des Jahres 1556 (Hnuptstnntsarchin Ix>", 1987) und I, G, Frenkel,
Mpholi" Ositionma oder Historie derer Herren Superintendenten und Diakonen zu Oschatz,
Dresden 1722.
Grenzboten 1> 1903

der Glanz, der sie umgab. Erst das zwölfte Jahrhundert verhalf ihnen zu neuer
Blüte, Seitdem erhob sich eine neue Kunst der Musik — die Mensuralmusik,
die deu homophonen gregorianischen Tonreihen rhythmisch wie harmonisch kunst¬
voll gearbeitete, polyphone Tonsätze an die Seite stellte. Besondrer Pflege
und Verbreitung erfreute sich der polyphone Stil zunächst unter den Nieder¬
länderin und Franzosen. Päpstliche Verbote, wie sie im vierzehnten Jcchr-
huudert hiergegen erlassen wurden, vermochten seinen Siegeslauf nicht zu
hemmen. Daß die Stellung des alten gregorianischen Meßgesangs, wie er
noch heute als Grundform der katholischen Liturgie besteht, dabei unerschüttert
blieb, bedarf kaum der Erwähnung. Die homophonen gregorianischen Weisen
und der polyphone Fignralgescmg — so pflegte mau die motetteuartig ge¬
arbeiteten Sätze des gregorianische« Gesangs zu bezeichnen — wechselten seit¬
dem in der Liturgie des römischen Gottesdienstes miteinander ab, und zwar so,
daß man den gregorianischen Gesängen zuweilen einen polyphon gearbeiteten
Motettensatz einfügte.

Daß der mehrstimmige Figuralgesaug zu keiner allgemeinen Geltung ge¬
langte, erklärt sich aus den oft mangelhaften katholischen Chorverhältnissen.
Der katholische Kirchenchor trug fast durchweg ein priesterliches Gepräge: er
war aus niedern Geistlichen gebildet, die ihre musikalische Ausbildung dein
Kloster verdankten. An geschulten o1u)i'g.1<Z8 — hierunter verstand man die
zur Unterstützung des Kirchengesangs herangezognen ältesten Schüler — und
„Singeknaben" war vielfach Mangel. Nur an Fürstenhöfen und Bischofs¬
sitzen verwandte man großen, Eifer auf die Pflege eines kunstgemüßen Kirchen¬
gesangs. Hier gab es Chöre voll berufsmäßigen Sängern, /.Kantoreien" ge¬
nannt, die meist reich an Einkünften waren.

Überwiegt anch in den Chören der vorreformatorischen Zeit bei weitem
der Klerus, so beteiligt sich doch anch das Laientum hin und wieder an der
Ausführung der kirchlichen Gesänge. So wird uns von den Schichtmeistern
zu Schneeberg berichtet, daß sie als „Stabilisten" in vorreformatorischer Zeit
„allewege mit zu Chöre standen" und den Meßgesang unterstützten.

Eifrige Förderer des römischen Meßgesangs waren vornehmlich die Kalcmd-
brüderschaften. Merkwürdigerweise treffen wir diese „Fraternitäten" fast aus¬
schließlich in den Gebieten, die die ehemaligen sächsischen Lande umfaßten, und
in denen, die von Sachsen ans germanisiert wurden oder unter dem Regiment
eines sächsischen Kirchenfürsten standen. So finden wir Kalandbrttderschaften
vor in Braunschweig, Westfalen, Pommern, Brandenburg, Mecklenburg,
Schleswig, Anhalt, Hamburg, Lübeck u. a. Sie waren freie Vereinigungen
von Geistlichen und Laien. Ihr oberster Zweck waren gottesdienstliche Ver¬
richtungen. Mehreremal während des Jahres — ursprünglich an jedem Ersten
des Monats — kamen sie zusammen, beteten, lasen und sangen Messen, um
ihr eignes Seelenheil zu fördern und den Seelen ihrer verstorbnen Brüder
und Schwestern Erlösung von den Qualen des Fegefeuers zu erwirken. Als
Nebenzwecke erscheinen: gegenseitige brüderliche Unterstützung, feierliche Be¬
stattung der verstorbnen Brüder und Schwestern, Austeilung von Almosen an
Kranke und Arme. Den Abschluß der regelmäßigen Zusammenkünfte macht ein


duch aus dem Jahre 1840, die mit einem längern Vorwort versehene, von F. W. Mögt 18S1
herausgegebne Sammlung von Knntoreiliedern, ferner C, S. Hoffmnnn, Geschichte der Stadt
Oschcch, Band I bis 3 inklusive der im königlich sächsischen SauptstnntSnrchiv zu Dresden auf¬
bewahrten Urkundensammlung zur Geschichte der Stadt Oscha< Ludwig Siegels 1839 veröffem-
uchle Abhandlung: Oschatz zur Zeit der Einführung der Kirchcnrcforinotion im Jahre 1S39,
Visitationsakten des Jahres 1556 (Hnuptstnntsarchin Ix>«, 1987) und I, G, Frenkel,
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[0273] der Glanz, der sie umgab. Erst das zwölfte Jahrhundert verhalf ihnen zu neuer Blüte, Seitdem erhob sich eine neue Kunst der Musik — die Mensuralmusik, die deu homophonen gregorianischen Tonreihen rhythmisch wie harmonisch kunst¬ voll gearbeitete, polyphone Tonsätze an die Seite stellte. Besondrer Pflege und Verbreitung erfreute sich der polyphone Stil zunächst unter den Nieder¬ länderin und Franzosen. Päpstliche Verbote, wie sie im vierzehnten Jcchr- huudert hiergegen erlassen wurden, vermochten seinen Siegeslauf nicht zu hemmen. Daß die Stellung des alten gregorianischen Meßgesangs, wie er noch heute als Grundform der katholischen Liturgie besteht, dabei unerschüttert blieb, bedarf kaum der Erwähnung. Die homophonen gregorianischen Weisen und der polyphone Fignralgescmg — so pflegte mau die motetteuartig ge¬ arbeiteten Sätze des gregorianische« Gesangs zu bezeichnen — wechselten seit¬ dem in der Liturgie des römischen Gottesdienstes miteinander ab, und zwar so, daß man den gregorianischen Gesängen zuweilen einen polyphon gearbeiteten Motettensatz einfügte. Daß der mehrstimmige Figuralgesaug zu keiner allgemeinen Geltung ge¬ langte, erklärt sich aus den oft mangelhaften katholischen Chorverhältnissen. Der katholische Kirchenchor trug fast durchweg ein priesterliches Gepräge: er war aus niedern Geistlichen gebildet, die ihre musikalische Ausbildung dein Kloster verdankten. An geschulten o1u)i'g.1<Z8 — hierunter verstand man die zur Unterstützung des Kirchengesangs herangezognen ältesten Schüler — und „Singeknaben" war vielfach Mangel. Nur an Fürstenhöfen und Bischofs¬ sitzen verwandte man großen, Eifer auf die Pflege eines kunstgemüßen Kirchen¬ gesangs. Hier gab es Chöre voll berufsmäßigen Sängern, /.Kantoreien" ge¬ nannt, die meist reich an Einkünften waren. Überwiegt anch in den Chören der vorreformatorischen Zeit bei weitem der Klerus, so beteiligt sich doch anch das Laientum hin und wieder an der Ausführung der kirchlichen Gesänge. So wird uns von den Schichtmeistern zu Schneeberg berichtet, daß sie als „Stabilisten" in vorreformatorischer Zeit „allewege mit zu Chöre standen" und den Meßgesang unterstützten. Eifrige Förderer des römischen Meßgesangs waren vornehmlich die Kalcmd- brüderschaften. Merkwürdigerweise treffen wir diese „Fraternitäten" fast aus¬ schließlich in den Gebieten, die die ehemaligen sächsischen Lande umfaßten, und in denen, die von Sachsen ans germanisiert wurden oder unter dem Regiment eines sächsischen Kirchenfürsten standen. So finden wir Kalandbrttderschaften vor in Braunschweig, Westfalen, Pommern, Brandenburg, Mecklenburg, Schleswig, Anhalt, Hamburg, Lübeck u. a. Sie waren freie Vereinigungen von Geistlichen und Laien. Ihr oberster Zweck waren gottesdienstliche Ver¬ richtungen. Mehreremal während des Jahres — ursprünglich an jedem Ersten des Monats — kamen sie zusammen, beteten, lasen und sangen Messen, um ihr eignes Seelenheil zu fördern und den Seelen ihrer verstorbnen Brüder und Schwestern Erlösung von den Qualen des Fegefeuers zu erwirken. Als Nebenzwecke erscheinen: gegenseitige brüderliche Unterstützung, feierliche Be¬ stattung der verstorbnen Brüder und Schwestern, Austeilung von Almosen an Kranke und Arme. Den Abschluß der regelmäßigen Zusammenkünfte macht ein duch aus dem Jahre 1840, die mit einem längern Vorwort versehene, von F. W. Mögt 18S1 herausgegebne Sammlung von Knntoreiliedern, ferner C, S. Hoffmnnn, Geschichte der Stadt Oschcch, Band I bis 3 inklusive der im königlich sächsischen SauptstnntSnrchiv zu Dresden auf¬ bewahrten Urkundensammlung zur Geschichte der Stadt Oscha< Ludwig Siegels 1839 veröffem- uchle Abhandlung: Oschatz zur Zeit der Einführung der Kirchcnrcforinotion im Jahre 1S39, Visitationsakten des Jahres 1556 (Hnuptstnntsarchin Ix>«, 1987) und I, G, Frenkel, Mpholi» Ositionma oder Historie derer Herren Superintendenten und Diakonen zu Oschatz, Dresden 1722. Grenzboten 1> 1903

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Bogensignaturen: gekennzeichnet;Druckfehler: ignoriert;fremdsprachliches Material: nicht gekennzeichnet;Geminations-/Abkürzungsstriche: wie Vorlage;Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): nicht ausgezeichnet;i/j in Fraktur: wie Vorlage;I/J in Fraktur: wie Vorlage;Kolumnentitel: gekennzeichnet;Kustoden: gekennzeichnet;langes s (ſ): als s transkribiert;Normalisierungen: stillschweigend;rundes r (&#xa75b;): als r/et transkribiert;Seitenumbrüche markiert: ja;Silbentrennung: wie Vorlage;u/v bzw. U/V: wie Vorlage;Vokale mit übergest. e: als ä/ö/ü transkribiert;Vollständigkeit: vollständig erfasst;Zeichensetzung: wie Vorlage;Zeilenumbrüche markiert: ja;

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 62, 1903, Zweites Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341877_240381/273>, abgerufen am 26.08.2024.