Die Grenzboten. Jg. 62, 1903, Zweites Vierteljahr.Feuer Ich besuche oft - recht oft meine Bekannten, die Ssawinskis, meine einzigen Von deren Anständigkeit ich überzeugt bin, fiel er ein und winkte abwehrend Ich verneigte mich. Guido hat mir mitgeteilt, der Aufseher mißbillige diese Besuche ----- Jemeljcm Guido weiß soviel davon wie das Schwein vom Sonntage, sagte er, aber Heute ließ der Aufseher mich aus der Wohnung der Ssawinskis holen. Mir Er trommelte einige Sekunden ans dem Tische. Alexander Andrejewitsch, sagte er dann, ehe der Aufseher redet, möchte der Jemeljan Afanasjewitsch sprach hier das ans, was ich mir schon selbst über¬ Als Aufseher, fuhr Jemeljan Afanasjewitsch fort und knöpfte den Rock zu. Er schüttelte mir die Hand und ging. Ich aber blieb nicht ganz befriedigt Feuer Ich besuche oft - recht oft meine Bekannten, die Ssawinskis, meine einzigen Von deren Anständigkeit ich überzeugt bin, fiel er ein und winkte abwehrend Ich verneigte mich. Guido hat mir mitgeteilt, der Aufseher mißbillige diese Besuche ----- Jemeljcm Guido weiß soviel davon wie das Schwein vom Sonntage, sagte er, aber Heute ließ der Aufseher mich aus der Wohnung der Ssawinskis holen. Mir Er trommelte einige Sekunden ans dem Tische. Alexander Andrejewitsch, sagte er dann, ehe der Aufseher redet, möchte der Jemeljan Afanasjewitsch sprach hier das ans, was ich mir schon selbst über¬ Als Aufseher, fuhr Jemeljan Afanasjewitsch fort und knöpfte den Rock zu. Er schüttelte mir die Hand und ging. Ich aber blieb nicht ganz befriedigt <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <div n="2"> <pb facs="#f0115" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/240497"/> <fw type="header" place="top"> Feuer</fw><lb/> <p xml:id="ID_640"> Ich besuche oft - recht oft meine Bekannten, die Ssawinskis, meine einzigen<lb/> Bekannten, beiläufig gesagt, sehr anständige Leute, über welche Guido . , .</p><lb/> <p xml:id="ID_641"> Von deren Anständigkeit ich überzeugt bin, fiel er ein und winkte abwehrend<lb/> mit der Hand, weil Guido aufgehört hat, bei ihnen zu verkehren, und schlecht von<lb/> ihnen spricht.</p><lb/> <p xml:id="ID_642"> Ich verneigte mich.</p><lb/> <p xml:id="ID_643"> Guido hat mir mitgeteilt, der Aufseher mißbillige diese Besuche ----- Jemeljcm<lb/> Afanasjewitsch sah erstaunt auf - , weil die Wohnung der Ssawinskis weit hinten<lb/> in einem fremden Stadtteile läge.</p><lb/> <p xml:id="ID_644"> Guido weiß soviel davon wie das Schwein vom Sonntage, sagte er, aber<lb/> lieber wäre es dem Aufseher, wenn die Damen Ssawinski näher wohnten.</p><lb/> <p xml:id="ID_645"> Heute ließ der Aufseher mich aus der Wohnung der Ssawinskis holen. Mir<lb/> kam gleich der Gedanke, der Aufseher beginne mich mit Guido und seine Besuche<lb/> mit meinen Besuchen über einen Kamm zu scheren, und — ich habe gegenwärtig<lb/> diesen Gedanken halb aufgegeben, wünschte aber doch, der Aufseher sagte mir seine<lb/> Ansicht vou der Sache gerade heraus.</p><lb/> <p xml:id="ID_646"> Er trommelte einige Sekunden ans dem Tische.</p><lb/> <p xml:id="ID_647"> Alexander Andrejewitsch, sagte er dann, ehe der Aufseher redet, möchte der<lb/> Mensch Ihnen gern erst einen Rat geben. Es läßt sich nicht annehmen, daß Sie<lb/> viel mit Marja Jwnnowna Ssawinski zusammen sein können, ohne in intimere<lb/> Verhältnisse als bloße Bekanntschaft oder Freundschaft zu geraten. Marja Jwanowna<lb/> ist ein schönes Mädchen ^ ich habe sie mir zeigen lassen -— und ich will<lb/> hoffen, auch ein gutes Mädchen. Übrigens gefiel mir die, wissen Sie, die uns<lb/> bei dem letzten Brande half, doch noch mehr. Na einerlei, Marja Jwanowna ist so<lb/> schön, daß Sie bei dein häufigen Zusammenkommen mit ihr wohl kaum kalt bleiben<lb/> werden. Junger Freund, ich bin auch in Ihren Jahren gewesen und rate Ihnen<lb/> aufrichtig und wohlmeinend, halten Sie an sich, und binde» Sie sich nicht, ehe Sie<lb/> Aufseher geworden sind. Heiraten können Sie doch nicht. Ich weiß, daß Sie<lb/> nichts haben, und daß auch die Ssawinskis nichts haben. Treffen Sie keine Ab¬<lb/> machung, geben Sie kein Versprechen, ehe Sie so gestellt sind, daß Sie gleich die<lb/> Tat folgen lassen können. Der Mensch weiß nie vorher, was kommt, und was<lb/> geschieht, und Abmachungen auf blauen Dunst hin bringen häusig unendliches Leid.</p><lb/> <p xml:id="ID_648"> Jemeljan Afanasjewitsch sprach hier das ans, was ich mir schon selbst über¬<lb/> legt hatte. Der Beschluß stand in mir schon fest, Mahada nicht zu einem Ver¬<lb/> sprechen zu drängen, ehe ich Aufseher geworden sei. Diese Art des Handelns stimmte<lb/> mit den von Mahada mehrmals ausgesprochnen Ansichten überein, und ich zweifelte<lb/> nicht, daß sie mein Verhalten begriff und billigte.</p><lb/> <p xml:id="ID_649"> Als Aufseher, fuhr Jemeljan Afanasjewitsch fort und knöpfte den Rock zu.<lb/> habe ich Ihnen zu sagen, daß ich mich auf Sie verlasse und glaube, Sie werden<lb/> ^es aus dem Stadtteile nicht entfernen, wenn Sie darin nötig sind. Ich habe<lb/> dabei nur eine Bitte. Es kann unvorhergesehene Fälle geben, und darum seien<lb/> ^le so freundlich, jedesmal, wenn Sie auf mehr als ein Stündchen in den Nachbar¬<lb/> stadtteil gehn, es mir zu wissen zu tun oder wenigstens Ihrem Burschen, oder noch<lb/> besser hier dem Stelzbeine Iwan die Benachrichtigung zu hinterlassen, daß ich immer<lb/> Weiß, wo ich Sie finden kann.</p><lb/> <p xml:id="ID_650" next="#ID_651"> Er schüttelte mir die Hand und ging. Ich aber blieb nicht ganz befriedigt<lb/> zurück. Einerseits war ich froh, daß ich' die Sache zur Sprache gebracht hatte,<lb/> und es kein Mißverständnis mehr zwischen mir und dem Aufseher gab. Andrer¬<lb/> seits sah ich ein, daß er mir einen tüchtigen Riegel vorgeschoben hatte, und zwar<lb/> '~ ich zweifelte nicht daran ........ mit reiflicher Überlegung. Er hatte mir wieder<lb/> eunnal gezeigt, daß er kein Interesse kannte, als das des Dienstes, und daß er<lb/> "und die unangenehmsten Seiten des Dienstes in milde, nicht beleidigende Formen<lb/> Su kleiden wußte. Es verstand sich von selbst, daß ich hinfort nur selten längere<lb/> besuche bei deu Ssawiuskis abstatten konnte, denn jedesmal erst Anzeige davon<lb/> machen, wäre es auch nur in der Form eines Auftrags an meinen eignen<lb/> Gerassim — das Ware einem Guido freilich nicht als etwas besondres erschienen,</p><lb/> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0115]
Feuer
Ich besuche oft - recht oft meine Bekannten, die Ssawinskis, meine einzigen
Bekannten, beiläufig gesagt, sehr anständige Leute, über welche Guido . , .
Von deren Anständigkeit ich überzeugt bin, fiel er ein und winkte abwehrend
mit der Hand, weil Guido aufgehört hat, bei ihnen zu verkehren, und schlecht von
ihnen spricht.
Ich verneigte mich.
Guido hat mir mitgeteilt, der Aufseher mißbillige diese Besuche ----- Jemeljcm
Afanasjewitsch sah erstaunt auf - , weil die Wohnung der Ssawinskis weit hinten
in einem fremden Stadtteile läge.
Guido weiß soviel davon wie das Schwein vom Sonntage, sagte er, aber
lieber wäre es dem Aufseher, wenn die Damen Ssawinski näher wohnten.
Heute ließ der Aufseher mich aus der Wohnung der Ssawinskis holen. Mir
kam gleich der Gedanke, der Aufseher beginne mich mit Guido und seine Besuche
mit meinen Besuchen über einen Kamm zu scheren, und — ich habe gegenwärtig
diesen Gedanken halb aufgegeben, wünschte aber doch, der Aufseher sagte mir seine
Ansicht vou der Sache gerade heraus.
Er trommelte einige Sekunden ans dem Tische.
Alexander Andrejewitsch, sagte er dann, ehe der Aufseher redet, möchte der
Mensch Ihnen gern erst einen Rat geben. Es läßt sich nicht annehmen, daß Sie
viel mit Marja Jwnnowna Ssawinski zusammen sein können, ohne in intimere
Verhältnisse als bloße Bekanntschaft oder Freundschaft zu geraten. Marja Jwanowna
ist ein schönes Mädchen ^ ich habe sie mir zeigen lassen -— und ich will
hoffen, auch ein gutes Mädchen. Übrigens gefiel mir die, wissen Sie, die uns
bei dem letzten Brande half, doch noch mehr. Na einerlei, Marja Jwanowna ist so
schön, daß Sie bei dein häufigen Zusammenkommen mit ihr wohl kaum kalt bleiben
werden. Junger Freund, ich bin auch in Ihren Jahren gewesen und rate Ihnen
aufrichtig und wohlmeinend, halten Sie an sich, und binde» Sie sich nicht, ehe Sie
Aufseher geworden sind. Heiraten können Sie doch nicht. Ich weiß, daß Sie
nichts haben, und daß auch die Ssawinskis nichts haben. Treffen Sie keine Ab¬
machung, geben Sie kein Versprechen, ehe Sie so gestellt sind, daß Sie gleich die
Tat folgen lassen können. Der Mensch weiß nie vorher, was kommt, und was
geschieht, und Abmachungen auf blauen Dunst hin bringen häusig unendliches Leid.
Jemeljan Afanasjewitsch sprach hier das ans, was ich mir schon selbst über¬
legt hatte. Der Beschluß stand in mir schon fest, Mahada nicht zu einem Ver¬
sprechen zu drängen, ehe ich Aufseher geworden sei. Diese Art des Handelns stimmte
mit den von Mahada mehrmals ausgesprochnen Ansichten überein, und ich zweifelte
nicht, daß sie mein Verhalten begriff und billigte.
Als Aufseher, fuhr Jemeljan Afanasjewitsch fort und knöpfte den Rock zu.
habe ich Ihnen zu sagen, daß ich mich auf Sie verlasse und glaube, Sie werden
^es aus dem Stadtteile nicht entfernen, wenn Sie darin nötig sind. Ich habe
dabei nur eine Bitte. Es kann unvorhergesehene Fälle geben, und darum seien
^le so freundlich, jedesmal, wenn Sie auf mehr als ein Stündchen in den Nachbar¬
stadtteil gehn, es mir zu wissen zu tun oder wenigstens Ihrem Burschen, oder noch
besser hier dem Stelzbeine Iwan die Benachrichtigung zu hinterlassen, daß ich immer
Weiß, wo ich Sie finden kann.
Er schüttelte mir die Hand und ging. Ich aber blieb nicht ganz befriedigt
zurück. Einerseits war ich froh, daß ich' die Sache zur Sprache gebracht hatte,
und es kein Mißverständnis mehr zwischen mir und dem Aufseher gab. Andrer¬
seits sah ich ein, daß er mir einen tüchtigen Riegel vorgeschoben hatte, und zwar
'~ ich zweifelte nicht daran ........ mit reiflicher Überlegung. Er hatte mir wieder
eunnal gezeigt, daß er kein Interesse kannte, als das des Dienstes, und daß er
"und die unangenehmsten Seiten des Dienstes in milde, nicht beleidigende Formen
Su kleiden wußte. Es verstand sich von selbst, daß ich hinfort nur selten längere
besuche bei deu Ssawiuskis abstatten konnte, denn jedesmal erst Anzeige davon
machen, wäre es auch nur in der Form eines Auftrags an meinen eignen
Gerassim — das Ware einem Guido freilich nicht als etwas besondres erschienen,
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