Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Die Grenzboten. Jg. 62, 1903, Erstes Vierteljahr.

Bild:
<< vorherige Seite
Line akademische Berufung vor hundert Jahren

überaus freundliche Eindruck, den Boß wie Ernestine bei kurzem Aufenthalt
in der schönen Neckarstadt gewannen, befestigte sie in ihrem Wunsch, dorthin
überzusiedelu. Im Frühjahr 1805 konnte Weinbrenner ankündigen, daß im
Auftrage des Kurfürsten eine Einladung ergehen und daß ein Jahrgehalt von
fünfhundert Gulden geboten werden würde.

Die etwas förmlich gehaltene Antwort des Dichters lautete ablehnend;
er schreibt unter anderm: "Was eine weise Verwaltung mit freigebiger Hand
darbietet, ist meiner Bescheidenheit mehr als genug, uicht (mit Erröten sage
ichs) dem Vedürfnifse eines, obgleich sehr genügsamen, Ehemannes und Vaters,
Eine genauere Anzeige widersteht mir, weil Ihnen, Verehrtester, meine Ge¬
sinnungen zu wenig bekannt sind, und ich leicht mir selbst unähnlich erscheine"
könnte," Das ganze Schreiben, datiert "Jena, im Frühjahr 1805," ist ab¬
gedruckt in der Sammlung "Briefe von Johann Heinrich Voß, nebst erläu¬
ternden Beilagen," die sein Sohn Abraham herausgegeben hat (III, 2, S, 182).

Mit diesem Briefe scheint sich ein zweiter von Weinbrenner gekreuzt zu
haben, der neue Bitten und Vorstellungen enthielt und zugleich mit eine"?
amtlichen Antrage des Kurators der Heidelberger Universität in Jena eintraf.
Man mutete dein vierundfünfzigjährigcn Dichter nicht zu, Vorlesungen zu
halten; er sollte nur, wie in Jena, durch seine Anwesenheit den Glanz der
Akademie erhöhen und auf das geistige Leben an ihr anregend wirken. Was
Voß jetzt dem Freunde zurückschreibt, war bisher nicht gedruckt. Es lautet:

Jena, 31. März 1805,

Vorgestern mit Ihrem Briefe zugleich, theuerster Weinbrenner, erhielt ich vom
H(errn) Geh. Res(erendär) Hofer ein verbindliches Schreiben, worin mir, wenn ich
in Heidelberg wohnen wollte, 500 si. Jahrgehalt zur Entschädigung des Anzuges
geboten wurden. Ich bezeugte auf der Stelle meinen Dank für die gnädige Be¬
willigung des vortreflichen Kurfürsten, mit dein Bedauern, daß sie, obzwar meiner
Bescheidenheit mehr als genug, dennoch die Versezung nach Heidelberg unmöglich
ließe. Allerdings bescheide ich mich, daß unmittelbare Arbeiten für die Acn-
demie die wichtigsten bei weitem siud, und daß mittelbares Einwirken auf Art u.
Eifer der Behandlung, auf einheimische Denkmeisen u. Sitte", auf auswärtiges Zu¬
trauen, kurz was man Glanz oder Ruhm eiuer Academie nennt, theils nicht zum
ersten Bedürfnis, gleichsam zum Wasser und Brot, gehört, theils durch viele andere,
selbst Mitarbeitende, ohne mein winziges Zuthu", sehr bald und gründlicher erreicht
werden könne. Da ich nun gleichwohl einer Einladung dnrch Sie, lieber Freund,
gewürdigt ward, u. ich meine Neigung für Heidelberg äußerte; so ist, wenn diese
Neigung rin in Anschlag kommt, ein ungefährer Ersaz dessen, was ich hier auf¬
geben würde, nieiner bescheidenen Selbstschäzung völlig, was er sein soll, ja mehr
als genug. Was er meinem Bedürfnisse sei, das darf diesen Handel nichts an¬
gehen. Aber auch das Bedürfnis ist es nicht allein, was mich zurückhält;
sondern eine ernsthaftere Betrachtung, Jene 500 si. sind nicht sowohl mir, als
meiner scheinbaren Eigenschaft, zugedacht. Nicht der armselige Erdensohn, der
Speise, Trank und Kleidung, wie andere, bedarf, wird eigentlich dort verlangt;
sondern ein gewisses Etwas, das mancher, ich weiß nicht warum, diesem Erden-
söhne zuzutrauen beliebt. Dies Etwas, glaubt man, könne zur Herstellung des ehe¬
mals berühmten, jetzt dunkelen Heidelbergs ein weniges beitragen: man scheint also
Gelehrsamkeit, wenigstens Eifer dafür, zu "leinen. Und für diese mir zugetraute
Eigenschaft, die dem erneueten Musensitze zum Wahrzeichen, zur Aufmunterung
dienen soll, wird ein Ehrengehalt von 500 si. ausgesezt. Ein Ehrengehalt!
so ehrenhaft für mich selbst, u. was ich in der That bin; so wenig ehrenhaft für


Line akademische Berufung vor hundert Jahren

überaus freundliche Eindruck, den Boß wie Ernestine bei kurzem Aufenthalt
in der schönen Neckarstadt gewannen, befestigte sie in ihrem Wunsch, dorthin
überzusiedelu. Im Frühjahr 1805 konnte Weinbrenner ankündigen, daß im
Auftrage des Kurfürsten eine Einladung ergehen und daß ein Jahrgehalt von
fünfhundert Gulden geboten werden würde.

Die etwas förmlich gehaltene Antwort des Dichters lautete ablehnend;
er schreibt unter anderm: „Was eine weise Verwaltung mit freigebiger Hand
darbietet, ist meiner Bescheidenheit mehr als genug, uicht (mit Erröten sage
ichs) dem Vedürfnifse eines, obgleich sehr genügsamen, Ehemannes und Vaters,
Eine genauere Anzeige widersteht mir, weil Ihnen, Verehrtester, meine Ge¬
sinnungen zu wenig bekannt sind, und ich leicht mir selbst unähnlich erscheine»
könnte," Das ganze Schreiben, datiert „Jena, im Frühjahr 1805," ist ab¬
gedruckt in der Sammlung „Briefe von Johann Heinrich Voß, nebst erläu¬
ternden Beilagen," die sein Sohn Abraham herausgegeben hat (III, 2, S, 182).

Mit diesem Briefe scheint sich ein zweiter von Weinbrenner gekreuzt zu
haben, der neue Bitten und Vorstellungen enthielt und zugleich mit eine»?
amtlichen Antrage des Kurators der Heidelberger Universität in Jena eintraf.
Man mutete dein vierundfünfzigjährigcn Dichter nicht zu, Vorlesungen zu
halten; er sollte nur, wie in Jena, durch seine Anwesenheit den Glanz der
Akademie erhöhen und auf das geistige Leben an ihr anregend wirken. Was
Voß jetzt dem Freunde zurückschreibt, war bisher nicht gedruckt. Es lautet:

Jena, 31. März 1805,

Vorgestern mit Ihrem Briefe zugleich, theuerster Weinbrenner, erhielt ich vom
H(errn) Geh. Res(erendär) Hofer ein verbindliches Schreiben, worin mir, wenn ich
in Heidelberg wohnen wollte, 500 si. Jahrgehalt zur Entschädigung des Anzuges
geboten wurden. Ich bezeugte auf der Stelle meinen Dank für die gnädige Be¬
willigung des vortreflichen Kurfürsten, mit dein Bedauern, daß sie, obzwar meiner
Bescheidenheit mehr als genug, dennoch die Versezung nach Heidelberg unmöglich
ließe. Allerdings bescheide ich mich, daß unmittelbare Arbeiten für die Acn-
demie die wichtigsten bei weitem siud, und daß mittelbares Einwirken auf Art u.
Eifer der Behandlung, auf einheimische Denkmeisen u. Sitte», auf auswärtiges Zu¬
trauen, kurz was man Glanz oder Ruhm eiuer Academie nennt, theils nicht zum
ersten Bedürfnis, gleichsam zum Wasser und Brot, gehört, theils durch viele andere,
selbst Mitarbeitende, ohne mein winziges Zuthu», sehr bald und gründlicher erreicht
werden könne. Da ich nun gleichwohl einer Einladung dnrch Sie, lieber Freund,
gewürdigt ward, u. ich meine Neigung für Heidelberg äußerte; so ist, wenn diese
Neigung rin in Anschlag kommt, ein ungefährer Ersaz dessen, was ich hier auf¬
geben würde, nieiner bescheidenen Selbstschäzung völlig, was er sein soll, ja mehr
als genug. Was er meinem Bedürfnisse sei, das darf diesen Handel nichts an¬
gehen. Aber auch das Bedürfnis ist es nicht allein, was mich zurückhält;
sondern eine ernsthaftere Betrachtung, Jene 500 si. sind nicht sowohl mir, als
meiner scheinbaren Eigenschaft, zugedacht. Nicht der armselige Erdensohn, der
Speise, Trank und Kleidung, wie andere, bedarf, wird eigentlich dort verlangt;
sondern ein gewisses Etwas, das mancher, ich weiß nicht warum, diesem Erden-
söhne zuzutrauen beliebt. Dies Etwas, glaubt man, könne zur Herstellung des ehe¬
mals berühmten, jetzt dunkelen Heidelbergs ein weniges beitragen: man scheint also
Gelehrsamkeit, wenigstens Eifer dafür, zu »leinen. Und für diese mir zugetraute
Eigenschaft, die dem erneueten Musensitze zum Wahrzeichen, zur Aufmunterung
dienen soll, wird ein Ehrengehalt von 500 si. ausgesezt. Ein Ehrengehalt!
so ehrenhaft für mich selbst, u. was ich in der That bin; so wenig ehrenhaft für


<TEI>
  <text>
    <body>
      <div>
        <div n="1">
          <pb facs="#f0802" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/240358"/>
          <fw type="header" place="top"> Line akademische Berufung vor hundert Jahren</fw><lb/>
          <p xml:id="ID_4227" prev="#ID_4226"> überaus freundliche Eindruck, den Boß wie Ernestine bei kurzem Aufenthalt<lb/>
in der schönen Neckarstadt gewannen, befestigte sie in ihrem Wunsch, dorthin<lb/>
überzusiedelu. Im Frühjahr 1805 konnte Weinbrenner ankündigen, daß im<lb/>
Auftrage des Kurfürsten eine Einladung ergehen und daß ein Jahrgehalt von<lb/>
fünfhundert Gulden geboten werden würde.</p><lb/>
          <p xml:id="ID_4228"> Die etwas förmlich gehaltene Antwort des Dichters lautete ablehnend;<lb/>
er schreibt unter anderm: &#x201E;Was eine weise Verwaltung mit freigebiger Hand<lb/>
darbietet, ist meiner Bescheidenheit mehr als genug, uicht (mit Erröten sage<lb/>
ichs) dem Vedürfnifse eines, obgleich sehr genügsamen, Ehemannes und Vaters,<lb/>
Eine genauere Anzeige widersteht mir, weil Ihnen, Verehrtester, meine Ge¬<lb/>
sinnungen zu wenig bekannt sind, und ich leicht mir selbst unähnlich erscheine»<lb/>
könnte," Das ganze Schreiben, datiert &#x201E;Jena, im Frühjahr 1805," ist ab¬<lb/>
gedruckt in der Sammlung &#x201E;Briefe von Johann Heinrich Voß, nebst erläu¬<lb/>
ternden Beilagen," die sein Sohn Abraham herausgegeben hat (III, 2, S, 182).</p><lb/>
          <p xml:id="ID_4229"> Mit diesem Briefe scheint sich ein zweiter von Weinbrenner gekreuzt zu<lb/>
haben, der neue Bitten und Vorstellungen enthielt und zugleich mit eine»?<lb/>
amtlichen Antrage des Kurators der Heidelberger Universität in Jena eintraf.<lb/>
Man mutete dein vierundfünfzigjährigcn Dichter nicht zu, Vorlesungen zu<lb/>
halten; er sollte nur, wie in Jena, durch seine Anwesenheit den Glanz der<lb/>
Akademie erhöhen und auf das geistige Leben an ihr anregend wirken. Was<lb/>
Voß jetzt dem Freunde zurückschreibt, war bisher nicht gedruckt. Es lautet:</p><lb/>
          <p xml:id="ID_4230"> Jena, 31. März 1805,</p><lb/>
          <p xml:id="ID_4231" next="#ID_4232"> Vorgestern mit Ihrem Briefe zugleich, theuerster Weinbrenner, erhielt ich vom<lb/>
H(errn) Geh. Res(erendär) Hofer ein verbindliches Schreiben, worin mir, wenn ich<lb/>
in Heidelberg wohnen wollte, 500 si. Jahrgehalt zur Entschädigung des Anzuges<lb/>
geboten wurden. Ich bezeugte auf der Stelle meinen Dank für die gnädige Be¬<lb/>
willigung des vortreflichen Kurfürsten, mit dein Bedauern, daß sie, obzwar meiner<lb/>
Bescheidenheit mehr als genug, dennoch die Versezung nach Heidelberg unmöglich<lb/>
ließe. Allerdings bescheide ich mich, daß unmittelbare Arbeiten für die Acn-<lb/>
demie die wichtigsten bei weitem siud, und daß mittelbares Einwirken auf Art u.<lb/>
Eifer der Behandlung, auf einheimische Denkmeisen u. Sitte», auf auswärtiges Zu¬<lb/>
trauen, kurz was man Glanz oder Ruhm eiuer Academie nennt, theils nicht zum<lb/>
ersten Bedürfnis, gleichsam zum Wasser und Brot, gehört, theils durch viele andere,<lb/>
selbst Mitarbeitende, ohne mein winziges Zuthu», sehr bald und gründlicher erreicht<lb/>
werden könne. Da ich nun gleichwohl einer Einladung dnrch Sie, lieber Freund,<lb/>
gewürdigt ward, u. ich meine Neigung für Heidelberg äußerte; so ist, wenn diese<lb/>
Neigung rin in Anschlag kommt, ein ungefährer Ersaz dessen, was ich hier auf¬<lb/>
geben würde, nieiner bescheidenen Selbstschäzung völlig, was er sein soll, ja mehr<lb/>
als genug. Was er meinem Bedürfnisse sei, das darf diesen Handel nichts an¬<lb/>
gehen. Aber auch das Bedürfnis ist es nicht allein, was mich zurückhält;<lb/>
sondern eine ernsthaftere Betrachtung, Jene 500 si. sind nicht sowohl mir, als<lb/>
meiner scheinbaren Eigenschaft, zugedacht. Nicht der armselige Erdensohn, der<lb/>
Speise, Trank und Kleidung, wie andere, bedarf, wird eigentlich dort verlangt;<lb/>
sondern ein gewisses Etwas, das mancher, ich weiß nicht warum, diesem Erden-<lb/>
söhne zuzutrauen beliebt. Dies Etwas, glaubt man, könne zur Herstellung des ehe¬<lb/>
mals berühmten, jetzt dunkelen Heidelbergs ein weniges beitragen: man scheint also<lb/>
Gelehrsamkeit, wenigstens Eifer dafür, zu »leinen. Und für diese mir zugetraute<lb/>
Eigenschaft, die dem erneueten Musensitze zum Wahrzeichen, zur Aufmunterung<lb/>
dienen soll, wird ein Ehrengehalt von 500 si. ausgesezt. Ein Ehrengehalt!<lb/>
so ehrenhaft für mich selbst, u. was ich in der That bin; so wenig ehrenhaft für</p><lb/>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[0802] Line akademische Berufung vor hundert Jahren überaus freundliche Eindruck, den Boß wie Ernestine bei kurzem Aufenthalt in der schönen Neckarstadt gewannen, befestigte sie in ihrem Wunsch, dorthin überzusiedelu. Im Frühjahr 1805 konnte Weinbrenner ankündigen, daß im Auftrage des Kurfürsten eine Einladung ergehen und daß ein Jahrgehalt von fünfhundert Gulden geboten werden würde. Die etwas förmlich gehaltene Antwort des Dichters lautete ablehnend; er schreibt unter anderm: „Was eine weise Verwaltung mit freigebiger Hand darbietet, ist meiner Bescheidenheit mehr als genug, uicht (mit Erröten sage ichs) dem Vedürfnifse eines, obgleich sehr genügsamen, Ehemannes und Vaters, Eine genauere Anzeige widersteht mir, weil Ihnen, Verehrtester, meine Ge¬ sinnungen zu wenig bekannt sind, und ich leicht mir selbst unähnlich erscheine» könnte," Das ganze Schreiben, datiert „Jena, im Frühjahr 1805," ist ab¬ gedruckt in der Sammlung „Briefe von Johann Heinrich Voß, nebst erläu¬ ternden Beilagen," die sein Sohn Abraham herausgegeben hat (III, 2, S, 182). Mit diesem Briefe scheint sich ein zweiter von Weinbrenner gekreuzt zu haben, der neue Bitten und Vorstellungen enthielt und zugleich mit eine»? amtlichen Antrage des Kurators der Heidelberger Universität in Jena eintraf. Man mutete dein vierundfünfzigjährigcn Dichter nicht zu, Vorlesungen zu halten; er sollte nur, wie in Jena, durch seine Anwesenheit den Glanz der Akademie erhöhen und auf das geistige Leben an ihr anregend wirken. Was Voß jetzt dem Freunde zurückschreibt, war bisher nicht gedruckt. Es lautet: Jena, 31. März 1805, Vorgestern mit Ihrem Briefe zugleich, theuerster Weinbrenner, erhielt ich vom H(errn) Geh. Res(erendär) Hofer ein verbindliches Schreiben, worin mir, wenn ich in Heidelberg wohnen wollte, 500 si. Jahrgehalt zur Entschädigung des Anzuges geboten wurden. Ich bezeugte auf der Stelle meinen Dank für die gnädige Be¬ willigung des vortreflichen Kurfürsten, mit dein Bedauern, daß sie, obzwar meiner Bescheidenheit mehr als genug, dennoch die Versezung nach Heidelberg unmöglich ließe. Allerdings bescheide ich mich, daß unmittelbare Arbeiten für die Acn- demie die wichtigsten bei weitem siud, und daß mittelbares Einwirken auf Art u. Eifer der Behandlung, auf einheimische Denkmeisen u. Sitte», auf auswärtiges Zu¬ trauen, kurz was man Glanz oder Ruhm eiuer Academie nennt, theils nicht zum ersten Bedürfnis, gleichsam zum Wasser und Brot, gehört, theils durch viele andere, selbst Mitarbeitende, ohne mein winziges Zuthu», sehr bald und gründlicher erreicht werden könne. Da ich nun gleichwohl einer Einladung dnrch Sie, lieber Freund, gewürdigt ward, u. ich meine Neigung für Heidelberg äußerte; so ist, wenn diese Neigung rin in Anschlag kommt, ein ungefährer Ersaz dessen, was ich hier auf¬ geben würde, nieiner bescheidenen Selbstschäzung völlig, was er sein soll, ja mehr als genug. Was er meinem Bedürfnisse sei, das darf diesen Handel nichts an¬ gehen. Aber auch das Bedürfnis ist es nicht allein, was mich zurückhält; sondern eine ernsthaftere Betrachtung, Jene 500 si. sind nicht sowohl mir, als meiner scheinbaren Eigenschaft, zugedacht. Nicht der armselige Erdensohn, der Speise, Trank und Kleidung, wie andere, bedarf, wird eigentlich dort verlangt; sondern ein gewisses Etwas, das mancher, ich weiß nicht warum, diesem Erden- söhne zuzutrauen beliebt. Dies Etwas, glaubt man, könne zur Herstellung des ehe¬ mals berühmten, jetzt dunkelen Heidelbergs ein weniges beitragen: man scheint also Gelehrsamkeit, wenigstens Eifer dafür, zu »leinen. Und für diese mir zugetraute Eigenschaft, die dem erneueten Musensitze zum Wahrzeichen, zur Aufmunterung dienen soll, wird ein Ehrengehalt von 500 si. ausgesezt. Ein Ehrengehalt! so ehrenhaft für mich selbst, u. was ich in der That bin; so wenig ehrenhaft für

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Staats- und Universitätsbibliothek (SuUB) Bremen: Bereitstellung der Texttranskription.
Kay-Michael Würzner: Bearbeitung der digitalen Edition.

Weitere Informationen:

Verfahren der Texterfassung: OCR mit Nachkorrektur.

Bogensignaturen: gekennzeichnet;Druckfehler: ignoriert;fremdsprachliches Material: nicht gekennzeichnet;Geminations-/Abkürzungsstriche: wie Vorlage;Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): nicht ausgezeichnet;i/j in Fraktur: wie Vorlage;I/J in Fraktur: wie Vorlage;Kolumnentitel: gekennzeichnet;Kustoden: gekennzeichnet;langes s (ſ): als s transkribiert;Normalisierungen: stillschweigend;rundes r (&#xa75b;): als r/et transkribiert;Seitenumbrüche markiert: ja;Silbentrennung: wie Vorlage;u/v bzw. U/V: wie Vorlage;Vokale mit übergest. e: als ä/ö/ü transkribiert;Vollständigkeit: vollständig erfasst;Zeichensetzung: wie Vorlage;Zeilenumbrüche markiert: ja;

Nachkorrektur erfolgte automatisch.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341877_239555
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341877_239555/802
Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 62, 1903, Erstes Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341877_239555/802>, abgerufen am 01.09.2024.