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Die Grenzboten. Jg. 62, 1903, Erstes Vierteljahr.

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Feuer!

Wirtin sie bemerke. Eine Viertelstunde verging nach der andern. Die erprobte
und abgehärtete Zunge arbeitete unverdrossen weiter. Der Stimme ließ sich die
Genugtuung anhören, daß es der Besitzerin gelungen war, mich zum wehrlosen und
widerstandsnnsnhigen Opfer zu machen.

Viel, unendlich viel hatte die Schtschepin schon gesprochen. Ich hatte es richtig
so weit gebracht, daß ich den Sinn dessen, was sie vortrug, nicht mehr faßte. Ich
wurde schläfrig wie der Studiosus im langweiligen Kolleg und hätte dem Beobachter,
wenn ein solcher zugegen gewesen wäre, wahrscheinlich dasselbe Bild geistiger Un¬
zurechnungsfähigkeit geboten, das den Uneingeweihten aus den Gedanken zubringen
vermag, der unbeweglich Dasitzende vertiefe sich in sich selbst und verarbeite im
Gehirn die Worte des Vortragenden. Da -- was war das? Ich fuhr Plötzlich
auf. Die Schtschepin redete jn schon eine ganze Weile davon, wie die neue Wirtin
"icht soviel Geduld mit den Ssawinskis haben, nicht so schwesterlich gegen die Mutter,
eine im ganzen ordinäre Person ohne jegliche Bildung, nicht so mütterlich gegen die
Tochter, eine dumme, aufgeblasene Gans, sein werde, wie sie es gewesen sei, sie, das
fein gebildete adliche Fräulein, das so hoch über den Ssawinskis stehe wie . . .

Sind sie ausgezogen? fragte ich ungestüm und erhob mich halb von
meinem Sitze.

Eene Antwort erhielt ich nicht, aber die Wirtin begann schneller und eifriger
zu sprechen, hob den Arm und krümmte die Handfläche, als ob sie sich bereit mache,
eine Fliege zu fange".

Ich ließ mir diese Bewegung zur Warnung dienen. Wer sich dem Fräulein
Wera Schtschepin durch plötzliche Flucht entziehn wollte, mußte das Manöver blitz¬
artig ausführen und sie nicht erst die Absicht merken lassen. Zudem wußte ich noch
nicht bestimmt, ob die Ssawinskis die Wohnung schon geräumt hatten. Die Be¬
stätigung erhielt ich bald, dem, die Wirtin fing an, das Thema zu behandeln, daß
es Genugtuung gewähre, dergleichen Mieter los zu sein und nicht mehr zu sehen.
Ich lehnte mich so nachlässig und gemütlich an den Rücken des Sessels, als ob ich
gedächte, mich für den ganzen Tag hier niederzulassen. Ich hoffte dadurch erstens
der wachsamen Rednerin den Verdacht zu nehmen, daß ich weglaufen wolle, und
zweitens zu erfahre", wo sich die Ssawinskis einquartiert hatten. Es war mir
dabei freilich so zu Mut, als ob der Sitz unter mir brannte: jede Minute, die ich
hier länger zubrachte, verzögerte meine Ankunft bei Mahada.

Wo wohnen sie denn jetzt? fragte ich so laut und so unverfänglich wie mög¬
lich, indem ich ein Bein über das andre schlug und den Arm über die Lehne des
Sessels hängte.

Sie nahm von der Frage keine Notiz, aber ein Aufblitzen in den Augen
verriet, daß sie wohl gehört hatte, was ich fragte.

Weiter spann sich ihre Rede, immer weiter. Sie hatte alles, was sie gegen
die Ssawinskis im Herzen trug, wahrscheinlich schon aus- und abgeschüttelt, denn
ste ging allmählich ans die Nachbarn über, auf den gefährlichen Künstler, auf den
unmöglichen Händler nebenan, ans den alten Sünder schräg gegenüber, der ein
Oberst sein wolle, ein Kavalier, ein Edelmann, über den man aber nichts höre
Mf"Lz'. .N5ö 556 "mmmSK ?s!<ZnLS. "Zij s-i So? .s^noNyM Kien 6in!

Wie sagten Sie doch, in welchem Hause wohnen jetzt die Ssawinskis? unter-
brach ich sie mit lauter, aber scheinbar gelangweilter Stimme, indem ich die Hand
vor deu Mund hob und tat, als ob ich gähnte.

Sie hielt mit dem Sprechen nicht ein, aber der giftige Blick, den sie auf mich
schoß, machte mir völlig klar, daß Wer" Schtschepin keine Närrin sei, die man durch
Gähnen, und wäre es auch natürliches, betrügen, oder der man eine Adresse ent¬
locken könnte, die sie nicht geben wollte.

Hier mußte also allen Versuchen und allem Parlmnentieren ein Ende gemacht
werden. Fort um jeden Preis! hieß nnn die Losung. Es handelte sich nur nochum die Art der Flucht, um gewandte Benutzung des Augenblicks.


Feuer!

Wirtin sie bemerke. Eine Viertelstunde verging nach der andern. Die erprobte
und abgehärtete Zunge arbeitete unverdrossen weiter. Der Stimme ließ sich die
Genugtuung anhören, daß es der Besitzerin gelungen war, mich zum wehrlosen und
widerstandsnnsnhigen Opfer zu machen.

Viel, unendlich viel hatte die Schtschepin schon gesprochen. Ich hatte es richtig
so weit gebracht, daß ich den Sinn dessen, was sie vortrug, nicht mehr faßte. Ich
wurde schläfrig wie der Studiosus im langweiligen Kolleg und hätte dem Beobachter,
wenn ein solcher zugegen gewesen wäre, wahrscheinlich dasselbe Bild geistiger Un¬
zurechnungsfähigkeit geboten, das den Uneingeweihten aus den Gedanken zubringen
vermag, der unbeweglich Dasitzende vertiefe sich in sich selbst und verarbeite im
Gehirn die Worte des Vortragenden. Da — was war das? Ich fuhr Plötzlich
auf. Die Schtschepin redete jn schon eine ganze Weile davon, wie die neue Wirtin
"icht soviel Geduld mit den Ssawinskis haben, nicht so schwesterlich gegen die Mutter,
eine im ganzen ordinäre Person ohne jegliche Bildung, nicht so mütterlich gegen die
Tochter, eine dumme, aufgeblasene Gans, sein werde, wie sie es gewesen sei, sie, das
fein gebildete adliche Fräulein, das so hoch über den Ssawinskis stehe wie . . .

Sind sie ausgezogen? fragte ich ungestüm und erhob mich halb von
meinem Sitze.

Eene Antwort erhielt ich nicht, aber die Wirtin begann schneller und eifriger
zu sprechen, hob den Arm und krümmte die Handfläche, als ob sie sich bereit mache,
eine Fliege zu fange».

Ich ließ mir diese Bewegung zur Warnung dienen. Wer sich dem Fräulein
Wera Schtschepin durch plötzliche Flucht entziehn wollte, mußte das Manöver blitz¬
artig ausführen und sie nicht erst die Absicht merken lassen. Zudem wußte ich noch
nicht bestimmt, ob die Ssawinskis die Wohnung schon geräumt hatten. Die Be¬
stätigung erhielt ich bald, dem, die Wirtin fing an, das Thema zu behandeln, daß
es Genugtuung gewähre, dergleichen Mieter los zu sein und nicht mehr zu sehen.
Ich lehnte mich so nachlässig und gemütlich an den Rücken des Sessels, als ob ich
gedächte, mich für den ganzen Tag hier niederzulassen. Ich hoffte dadurch erstens
der wachsamen Rednerin den Verdacht zu nehmen, daß ich weglaufen wolle, und
zweitens zu erfahre», wo sich die Ssawinskis einquartiert hatten. Es war mir
dabei freilich so zu Mut, als ob der Sitz unter mir brannte: jede Minute, die ich
hier länger zubrachte, verzögerte meine Ankunft bei Mahada.

Wo wohnen sie denn jetzt? fragte ich so laut und so unverfänglich wie mög¬
lich, indem ich ein Bein über das andre schlug und den Arm über die Lehne des
Sessels hängte.

Sie nahm von der Frage keine Notiz, aber ein Aufblitzen in den Augen
verriet, daß sie wohl gehört hatte, was ich fragte.

Weiter spann sich ihre Rede, immer weiter. Sie hatte alles, was sie gegen
die Ssawinskis im Herzen trug, wahrscheinlich schon aus- und abgeschüttelt, denn
ste ging allmählich ans die Nachbarn über, auf den gefährlichen Künstler, auf den
unmöglichen Händler nebenan, ans den alten Sünder schräg gegenüber, der ein
Oberst sein wolle, ein Kavalier, ein Edelmann, über den man aber nichts höre
Mf«Lz'. .N5ö 556 «mmmSK ?s!<ZnLS. »Zij s-i So? .s^noNyM Kien 6in!

Wie sagten Sie doch, in welchem Hause wohnen jetzt die Ssawinskis? unter-
brach ich sie mit lauter, aber scheinbar gelangweilter Stimme, indem ich die Hand
vor deu Mund hob und tat, als ob ich gähnte.

Sie hielt mit dem Sprechen nicht ein, aber der giftige Blick, den sie auf mich
schoß, machte mir völlig klar, daß Wer« Schtschepin keine Närrin sei, die man durch
Gähnen, und wäre es auch natürliches, betrügen, oder der man eine Adresse ent¬
locken könnte, die sie nicht geben wollte.

Hier mußte also allen Versuchen und allem Parlmnentieren ein Ende gemacht
werden. Fort um jeden Preis! hieß nnn die Losung. Es handelte sich nur nochum die Art der Flucht, um gewandte Benutzung des Augenblicks.


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[0747] Feuer! Wirtin sie bemerke. Eine Viertelstunde verging nach der andern. Die erprobte und abgehärtete Zunge arbeitete unverdrossen weiter. Der Stimme ließ sich die Genugtuung anhören, daß es der Besitzerin gelungen war, mich zum wehrlosen und widerstandsnnsnhigen Opfer zu machen. Viel, unendlich viel hatte die Schtschepin schon gesprochen. Ich hatte es richtig so weit gebracht, daß ich den Sinn dessen, was sie vortrug, nicht mehr faßte. Ich wurde schläfrig wie der Studiosus im langweiligen Kolleg und hätte dem Beobachter, wenn ein solcher zugegen gewesen wäre, wahrscheinlich dasselbe Bild geistiger Un¬ zurechnungsfähigkeit geboten, das den Uneingeweihten aus den Gedanken zubringen vermag, der unbeweglich Dasitzende vertiefe sich in sich selbst und verarbeite im Gehirn die Worte des Vortragenden. Da — was war das? Ich fuhr Plötzlich auf. Die Schtschepin redete jn schon eine ganze Weile davon, wie die neue Wirtin "icht soviel Geduld mit den Ssawinskis haben, nicht so schwesterlich gegen die Mutter, eine im ganzen ordinäre Person ohne jegliche Bildung, nicht so mütterlich gegen die Tochter, eine dumme, aufgeblasene Gans, sein werde, wie sie es gewesen sei, sie, das fein gebildete adliche Fräulein, das so hoch über den Ssawinskis stehe wie . . . Sind sie ausgezogen? fragte ich ungestüm und erhob mich halb von meinem Sitze. Eene Antwort erhielt ich nicht, aber die Wirtin begann schneller und eifriger zu sprechen, hob den Arm und krümmte die Handfläche, als ob sie sich bereit mache, eine Fliege zu fange». Ich ließ mir diese Bewegung zur Warnung dienen. Wer sich dem Fräulein Wera Schtschepin durch plötzliche Flucht entziehn wollte, mußte das Manöver blitz¬ artig ausführen und sie nicht erst die Absicht merken lassen. Zudem wußte ich noch nicht bestimmt, ob die Ssawinskis die Wohnung schon geräumt hatten. Die Be¬ stätigung erhielt ich bald, dem, die Wirtin fing an, das Thema zu behandeln, daß es Genugtuung gewähre, dergleichen Mieter los zu sein und nicht mehr zu sehen. Ich lehnte mich so nachlässig und gemütlich an den Rücken des Sessels, als ob ich gedächte, mich für den ganzen Tag hier niederzulassen. Ich hoffte dadurch erstens der wachsamen Rednerin den Verdacht zu nehmen, daß ich weglaufen wolle, und zweitens zu erfahre», wo sich die Ssawinskis einquartiert hatten. Es war mir dabei freilich so zu Mut, als ob der Sitz unter mir brannte: jede Minute, die ich hier länger zubrachte, verzögerte meine Ankunft bei Mahada. Wo wohnen sie denn jetzt? fragte ich so laut und so unverfänglich wie mög¬ lich, indem ich ein Bein über das andre schlug und den Arm über die Lehne des Sessels hängte. Sie nahm von der Frage keine Notiz, aber ein Aufblitzen in den Augen verriet, daß sie wohl gehört hatte, was ich fragte. Weiter spann sich ihre Rede, immer weiter. Sie hatte alles, was sie gegen die Ssawinskis im Herzen trug, wahrscheinlich schon aus- und abgeschüttelt, denn ste ging allmählich ans die Nachbarn über, auf den gefährlichen Künstler, auf den unmöglichen Händler nebenan, ans den alten Sünder schräg gegenüber, der ein Oberst sein wolle, ein Kavalier, ein Edelmann, über den man aber nichts höre Mf«Lz'. .N5ö 556 «mmmSK ?s!<ZnLS. »Zij s-i So? .s^noNyM Kien 6in! Wie sagten Sie doch, in welchem Hause wohnen jetzt die Ssawinskis? unter- brach ich sie mit lauter, aber scheinbar gelangweilter Stimme, indem ich die Hand vor deu Mund hob und tat, als ob ich gähnte. Sie hielt mit dem Sprechen nicht ein, aber der giftige Blick, den sie auf mich schoß, machte mir völlig klar, daß Wer« Schtschepin keine Närrin sei, die man durch Gähnen, und wäre es auch natürliches, betrügen, oder der man eine Adresse ent¬ locken könnte, die sie nicht geben wollte. Hier mußte also allen Versuchen und allem Parlmnentieren ein Ende gemacht werden. Fort um jeden Preis! hieß nnn die Losung. Es handelte sich nur nochum die Art der Flucht, um gewandte Benutzung des Augenblicks.

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Bogensignaturen: gekennzeichnet;Druckfehler: ignoriert;fremdsprachliches Material: nicht gekennzeichnet;Geminations-/Abkürzungsstriche: wie Vorlage;Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): nicht ausgezeichnet;i/j in Fraktur: wie Vorlage;I/J in Fraktur: wie Vorlage;Kolumnentitel: gekennzeichnet;Kustoden: gekennzeichnet;langes s (ſ): als s transkribiert;Normalisierungen: stillschweigend;rundes r (&#xa75b;): als r/et transkribiert;Seitenumbrüche markiert: ja;Silbentrennung: wie Vorlage;u/v bzw. U/V: wie Vorlage;Vokale mit übergest. e: als ä/ö/ü transkribiert;Vollständigkeit: vollständig erfasst;Zeichensetzung: wie Vorlage;Zeilenumbrüche markiert: ja;

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 62, 1903, Erstes Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341877_239555/747>, abgerufen am 24.11.2024.