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Die Grenzboten. Jg. 62, 1903, Erstes Vierteljahr.

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Feuer!

Feuer!

Jetzt sitzen sie vor dein Trümmerhaufen, der allein von dem Häuschen ge¬
blieben ist. Sie haben fast ein halbes Jahrhundert in einer Stunde eingebüßt.
Sie sehen sich altersschwach, arbeitsunfähig wieder dem Mangel, der Unbequemlich¬
keit preisgegeben. Sie sprechen es nicht aus, aber jeder von ihnen begreift, daß
der andre eben so wie er selbst nur einen Gedanken hat, den Wunsch, unter dem
rauchenden Schutt begraben zu sein."

Das ist ja das Schreckliche, wenn der Ruf "Feuer! erschallt, daß die ganze
Schwere des Unglücks gerade die Tätigen, die Nützlichen, die Guten zu Boden
drückt, sie entmutigt, entkräftet, vernichtet, wahrend die, die es weniger gewissen¬
haft mit der Art des Lebens und des Erwerbes nehmen, lange nicht so empfind¬
lich getroffen werden.

Und woher kommt das Feuer, das wie eine Seuche unberechenbar auftritt,
sich jahrelang mit einzelnen, sogar ganz vereinzelten Bränden begnügt und dann
plötzlich an irgend einem Orte oder in irgend einer Gegend Wochen-, ja monatelang
wütet, sodaß fast kein Tag vergeht, wo sich nicht die Lärmglvcke wenigstens ein¬
mal vernehmen ließe; und daß die Feuerwehr, wo eine solche vorhanden ist, kaum
dazu kommt, zu essen und die Pferde fressen zu lassen, vom Schlafen gar nicht
zu reden?

Wer könnte darauf antworten! Ware die Antwort auf diese Frage leicht, ließe
wohl auch das Mittel zur Beseitigung der Plage nicht lange auf sich warten. Es
ist viel und schön darüber geschrieben und noch mehr und schöner darüber geredet
worden. Mau hat an die Enge der Straßen und Höfe, um das schlechte, dem
Feuer keinen Widerstand bietende Baumaterial, an die Sorglosigkeit und Unvor¬
sichtigkeit des Volkes, an den Trunk, an bösen, verbrecherischen Willen, ja sogar
an Selbstentzündung gedacht. In alledem zusammen -- natürlich mit Ausnahme
der Selbstentzündung -- werden ja wohl auch die Gründe zu finden sein. Ein
Heilmittel läßt sich aber eben deshalb nicht finden, weil die Ursache so zusammen¬
gesetzt ist. Wenn es wenigstens gelänge, festzustellen, wie hoch die Beteiligung des
bösen, verbrecherischen Willens anzuschlagen sei, so wäre damit schon ein großer
Schritt vorwärts getan, aber -- wie selten läßt sich rin völliger Bestimmtheit der
Ursprung eines Feuers nachweisenI

An der Polizei wäre es, Klarheit in die Sache zu bringen. Die arme Polizei!
Sie gibt sich wahrhaftig Mühe genug. Sie ruht nicht und erholt sich nicht. Sie
reibt sich auf und fährt ans der Haut. Mancher Polizeibeamte weiß zur Zeit
häufiger Feuersbrünste bei dem besten Willen nicht anzugeben, wann er eigentlich
schläft. Ich kann aus Erfahrung davon sprechen.

Ich war Polizeivffiziant in einer kleinen abgelegnen Kreisstadt. Bei uns war
alles ruhig und still. Ans der Provinzialhanptstadt aber gelangten den ganzen
Herbst über fast täglich Gerüchte von größern oder kleinern Bränden zu uns. Die
Polizei und die Feuerwehr komme dort gar nicht aus deu Kleidern, hieß es. Ich
war jung und leicht empfänglich. Ich stellte mir die schwierige Lage der Kollegen
in der Provinzialhanptstadt recht lebhaft vor, wenn ich mich des Abends zu Bett
legte und meine letzte Papiros rauchte. Ich hatte mich oft nach Versetzung in die
Hauptstadt gesehnt. Jetzt schlief ich gewöhnlich mit dem Gedanken ein. daß auch
der Dienst in dem Kreisstädtchen, das halb ein Dorf genannt werden konnte, seine
Vorzüge habe. Da erhielt ich eines Morgens ans der Kanzlei der Kreisverwaltung
ein Papier. Ich war ans Befehl des Chefs der Provinz zur Verstärkung des
Polizeistandes in die Provinzialhanptstadt abkommandiert.

Als ich mich in der folgenden Nacht im Postwagen meinem Bestimmungsorte
näherte, sah ich vor mir am Himmel Feuerschein, der mehr als eine Stunde währte.

Bei den ersten Hütten der Vorstadt begegneten mir einige Fuhrleute, die
neben ihren mit Kaufmannsgut beladnen Wagen hergingen.

Wißt ihr nicht, gute Leute, rief ich sie an, war es ein großes Feuer?


Feuer!

Feuer!

Jetzt sitzen sie vor dein Trümmerhaufen, der allein von dem Häuschen ge¬
blieben ist. Sie haben fast ein halbes Jahrhundert in einer Stunde eingebüßt.
Sie sehen sich altersschwach, arbeitsunfähig wieder dem Mangel, der Unbequemlich¬
keit preisgegeben. Sie sprechen es nicht aus, aber jeder von ihnen begreift, daß
der andre eben so wie er selbst nur einen Gedanken hat, den Wunsch, unter dem
rauchenden Schutt begraben zu sein."

Das ist ja das Schreckliche, wenn der Ruf „Feuer! erschallt, daß die ganze
Schwere des Unglücks gerade die Tätigen, die Nützlichen, die Guten zu Boden
drückt, sie entmutigt, entkräftet, vernichtet, wahrend die, die es weniger gewissen¬
haft mit der Art des Lebens und des Erwerbes nehmen, lange nicht so empfind¬
lich getroffen werden.

Und woher kommt das Feuer, das wie eine Seuche unberechenbar auftritt,
sich jahrelang mit einzelnen, sogar ganz vereinzelten Bränden begnügt und dann
plötzlich an irgend einem Orte oder in irgend einer Gegend Wochen-, ja monatelang
wütet, sodaß fast kein Tag vergeht, wo sich nicht die Lärmglvcke wenigstens ein¬
mal vernehmen ließe; und daß die Feuerwehr, wo eine solche vorhanden ist, kaum
dazu kommt, zu essen und die Pferde fressen zu lassen, vom Schlafen gar nicht
zu reden?

Wer könnte darauf antworten! Ware die Antwort auf diese Frage leicht, ließe
wohl auch das Mittel zur Beseitigung der Plage nicht lange auf sich warten. Es
ist viel und schön darüber geschrieben und noch mehr und schöner darüber geredet
worden. Mau hat an die Enge der Straßen und Höfe, um das schlechte, dem
Feuer keinen Widerstand bietende Baumaterial, an die Sorglosigkeit und Unvor¬
sichtigkeit des Volkes, an den Trunk, an bösen, verbrecherischen Willen, ja sogar
an Selbstentzündung gedacht. In alledem zusammen — natürlich mit Ausnahme
der Selbstentzündung — werden ja wohl auch die Gründe zu finden sein. Ein
Heilmittel läßt sich aber eben deshalb nicht finden, weil die Ursache so zusammen¬
gesetzt ist. Wenn es wenigstens gelänge, festzustellen, wie hoch die Beteiligung des
bösen, verbrecherischen Willens anzuschlagen sei, so wäre damit schon ein großer
Schritt vorwärts getan, aber — wie selten läßt sich rin völliger Bestimmtheit der
Ursprung eines Feuers nachweisenI

An der Polizei wäre es, Klarheit in die Sache zu bringen. Die arme Polizei!
Sie gibt sich wahrhaftig Mühe genug. Sie ruht nicht und erholt sich nicht. Sie
reibt sich auf und fährt ans der Haut. Mancher Polizeibeamte weiß zur Zeit
häufiger Feuersbrünste bei dem besten Willen nicht anzugeben, wann er eigentlich
schläft. Ich kann aus Erfahrung davon sprechen.

Ich war Polizeivffiziant in einer kleinen abgelegnen Kreisstadt. Bei uns war
alles ruhig und still. Ans der Provinzialhanptstadt aber gelangten den ganzen
Herbst über fast täglich Gerüchte von größern oder kleinern Bränden zu uns. Die
Polizei und die Feuerwehr komme dort gar nicht aus deu Kleidern, hieß es. Ich
war jung und leicht empfänglich. Ich stellte mir die schwierige Lage der Kollegen
in der Provinzialhanptstadt recht lebhaft vor, wenn ich mich des Abends zu Bett
legte und meine letzte Papiros rauchte. Ich hatte mich oft nach Versetzung in die
Hauptstadt gesehnt. Jetzt schlief ich gewöhnlich mit dem Gedanken ein. daß auch
der Dienst in dem Kreisstädtchen, das halb ein Dorf genannt werden konnte, seine
Vorzüge habe. Da erhielt ich eines Morgens ans der Kanzlei der Kreisverwaltung
ein Papier. Ich war ans Befehl des Chefs der Provinz zur Verstärkung des
Polizeistandes in die Provinzialhanptstadt abkommandiert.

Als ich mich in der folgenden Nacht im Postwagen meinem Bestimmungsorte
näherte, sah ich vor mir am Himmel Feuerschein, der mehr als eine Stunde währte.

Bei den ersten Hütten der Vorstadt begegneten mir einige Fuhrleute, die
neben ihren mit Kaufmannsgut beladnen Wagen hergingen.

Wißt ihr nicht, gute Leute, rief ich sie an, war es ein großes Feuer?


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[0056] Feuer! Feuer! Jetzt sitzen sie vor dein Trümmerhaufen, der allein von dem Häuschen ge¬ blieben ist. Sie haben fast ein halbes Jahrhundert in einer Stunde eingebüßt. Sie sehen sich altersschwach, arbeitsunfähig wieder dem Mangel, der Unbequemlich¬ keit preisgegeben. Sie sprechen es nicht aus, aber jeder von ihnen begreift, daß der andre eben so wie er selbst nur einen Gedanken hat, den Wunsch, unter dem rauchenden Schutt begraben zu sein." Das ist ja das Schreckliche, wenn der Ruf „Feuer! erschallt, daß die ganze Schwere des Unglücks gerade die Tätigen, die Nützlichen, die Guten zu Boden drückt, sie entmutigt, entkräftet, vernichtet, wahrend die, die es weniger gewissen¬ haft mit der Art des Lebens und des Erwerbes nehmen, lange nicht so empfind¬ lich getroffen werden. Und woher kommt das Feuer, das wie eine Seuche unberechenbar auftritt, sich jahrelang mit einzelnen, sogar ganz vereinzelten Bränden begnügt und dann plötzlich an irgend einem Orte oder in irgend einer Gegend Wochen-, ja monatelang wütet, sodaß fast kein Tag vergeht, wo sich nicht die Lärmglvcke wenigstens ein¬ mal vernehmen ließe; und daß die Feuerwehr, wo eine solche vorhanden ist, kaum dazu kommt, zu essen und die Pferde fressen zu lassen, vom Schlafen gar nicht zu reden? Wer könnte darauf antworten! Ware die Antwort auf diese Frage leicht, ließe wohl auch das Mittel zur Beseitigung der Plage nicht lange auf sich warten. Es ist viel und schön darüber geschrieben und noch mehr und schöner darüber geredet worden. Mau hat an die Enge der Straßen und Höfe, um das schlechte, dem Feuer keinen Widerstand bietende Baumaterial, an die Sorglosigkeit und Unvor¬ sichtigkeit des Volkes, an den Trunk, an bösen, verbrecherischen Willen, ja sogar an Selbstentzündung gedacht. In alledem zusammen — natürlich mit Ausnahme der Selbstentzündung — werden ja wohl auch die Gründe zu finden sein. Ein Heilmittel läßt sich aber eben deshalb nicht finden, weil die Ursache so zusammen¬ gesetzt ist. Wenn es wenigstens gelänge, festzustellen, wie hoch die Beteiligung des bösen, verbrecherischen Willens anzuschlagen sei, so wäre damit schon ein großer Schritt vorwärts getan, aber — wie selten läßt sich rin völliger Bestimmtheit der Ursprung eines Feuers nachweisenI An der Polizei wäre es, Klarheit in die Sache zu bringen. Die arme Polizei! Sie gibt sich wahrhaftig Mühe genug. Sie ruht nicht und erholt sich nicht. Sie reibt sich auf und fährt ans der Haut. Mancher Polizeibeamte weiß zur Zeit häufiger Feuersbrünste bei dem besten Willen nicht anzugeben, wann er eigentlich schläft. Ich kann aus Erfahrung davon sprechen. Ich war Polizeivffiziant in einer kleinen abgelegnen Kreisstadt. Bei uns war alles ruhig und still. Ans der Provinzialhanptstadt aber gelangten den ganzen Herbst über fast täglich Gerüchte von größern oder kleinern Bränden zu uns. Die Polizei und die Feuerwehr komme dort gar nicht aus deu Kleidern, hieß es. Ich war jung und leicht empfänglich. Ich stellte mir die schwierige Lage der Kollegen in der Provinzialhanptstadt recht lebhaft vor, wenn ich mich des Abends zu Bett legte und meine letzte Papiros rauchte. Ich hatte mich oft nach Versetzung in die Hauptstadt gesehnt. Jetzt schlief ich gewöhnlich mit dem Gedanken ein. daß auch der Dienst in dem Kreisstädtchen, das halb ein Dorf genannt werden konnte, seine Vorzüge habe. Da erhielt ich eines Morgens ans der Kanzlei der Kreisverwaltung ein Papier. Ich war ans Befehl des Chefs der Provinz zur Verstärkung des Polizeistandes in die Provinzialhanptstadt abkommandiert. Als ich mich in der folgenden Nacht im Postwagen meinem Bestimmungsorte näherte, sah ich vor mir am Himmel Feuerschein, der mehr als eine Stunde währte. Bei den ersten Hütten der Vorstadt begegneten mir einige Fuhrleute, die neben ihren mit Kaufmannsgut beladnen Wagen hergingen. Wißt ihr nicht, gute Leute, rief ich sie an, war es ein großes Feuer?

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 62, 1903, Erstes Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341877_239555/56>, abgerufen am 01.09.2024.