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Die Grenzboten. Jg. 62, 1903, Erstes Vierteljahr.

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hätte doch schon bei Waitzens Tode (1886) ernstlich bedacht werden sollen, da nun
einerseits die einzelnen Abteilungen seit einem Jahrzehnt vortrefflich im Zuge waren
und einer andern Oberinstanz als der dnrch Mehrheitsbeschluß entscheidenden Zentral-
dircktion nicht bedurften, und es anderseits an einer Persönlichkeit fehlte, die sich
derselben umfassenden Sachkenntnis und desselben unbestrittnen Ansehens wie Waitz
erfreute. Ware es schon damals nicht genügend gewesen, die geringfügigen Obliegen¬
heiten, die dem Vorsitzenden nach der Einführung der neuen Ordnung verblieben
-- außer der Einberufung und Leitung der alljährlich einmal znsammentretendeu
Zentraldirektion die wenig Mühe machende Vertretung uach außen --, durch einen
der in Berlin ansässigen Abteilungsleiter in jährlichem Wechsel in derselben Weise
wahrnehmen zu lassen, wie die Fakultäten unsrer Universitäten es durch ihren Dekan
wu? Statt solchen Erwägungen Raum zu geben, schlug aber die Zentraldirektiou,
dem Buchstaben ihres Statuts blindlings folgend, nach langen Verhandlungen,
deren Dauer deu Mangel der geeigneten Persönlichkeit ins rechte Licht setzt, für
das erledigte Amt zwei Gelehrte vor, von denen Ernst Dümmler endlich -- zwei
volle Jcchre nach Waitzens Tode! -- dnrch die vorgevrdnete Behörde zum Vor¬
sitzenden ernannt wurde. Dümmler, bisher schon im Nebenamt Leiter einer Ab¬
teilung l>MaMa,to8), übernahm nun zwar noch eine andre Abteilung (ZZxistolae)
dazu, die bis dahin gleichfalls unentgeltlich geleitet worden war; aber nicht für
diese Verbindung empfing er den dnrch den Wegfall ansehnlicher Nebenbezüge ge¬
minderten, jedoch immer noch mit einer persönlichen Zulage ausgestatteten Amts¬
gehalt, sondern für den Vorsitz an sich; und so mußte es einem eigentümlichen
Vorfall während seiner Amtsführung vorbehalten bleiben, aller Welt klar zu machen,
Wie wenig die Aufwendung einer großen Gchallssnmme angebracht war für die
Unterhaltung eines reinen Dekorationsstückes, wozu das Amt des Vorsitzenden in
der Tat geworden war.

Von den Abteilungsleitern hatte sich der jüngste, der der Lorixtoros-Abteilung,
Oswald Holder-Egger,' gewöhnt, wissenschaftliche Auffassungen, mit denen er nicht
einverstanden war, in den Monumenten durch Ausdrücke wie "lächerlich," "läppisch"
und ähnliche abzufertigen und zum Beispiel zuschreiben: "P. ist in seiner Albern¬
heit so weit gegangen, daß er das Carmen nnter dem Namen Lamberts als seines
Verfassers kürzlich herausgab" oder: "Noch verblüffender und lächerlicher ist die
Auseinandersetzung darüber, was Lambert mit dem Ausdruck xsr eklumnikiin habe
sagen wollen; kindisch sind auch seine Äußerungen über die Sprache Lamberts" usw.
Als nun einer der Betroffnen im Jahre 1896 öffentlich darüber Beschwerde führte,
und davon durchdrungen, daß der Vorsitzende der Zentraldirektiou die anständige
Hnltuug der Nonumenta, zu überwachen umsomehr Anlaß habe, als das Riesenwerk
den Ton für die mittelalterliche Geschichtsforschung in deutschen Landen angibt --
als er durchdrungen von dieser Überzeugung die Erwartung aussprach, daß Dümmler
sich solche Mißgriffe, die mit der Würde 'des großen Neichsnnternehmens schlechter¬
dings unvereinbar seien, jedenfalls für die Zukunft verbitten werde, erklärte Holder-
Egger in der Zeitschrift der UonumsniA, also unter den Augen des Vorsitzenden
der Zentraldirektiou, rund heraus: Dümmler hat mir gar nichts zu sagen; denn
das bedeutet doch seine Erklärung, "daß es nicht in den Befugnissen des Herrn
Vorsitzenden der Zentraldirektiou liegt, den selbständigen Abteilungsleitern Rügen
M erteilen." ^ ., _

Wenn nun der Vorsitzende den Abteilungsleitern nicht einmal über AußerUch-
keiten Vorhaltungen machen darf, geschweige denn sich sachliche Eingriffe in ihr
Gebiet erlauben kann, ans dem sie ihm an genauer Kenntnis weit überlegen sind
hat es da uoch einen Sinn, den Vorsitz als besondres Amt fortdauern zu lassen.--
Es wäre sicherlich besser, das darauf zwecklos verwandte Geld -- Ins aus eine
kleine Remuneration, die dem alljährlich wechselnden Vorsitzenden zugebilligt werden
könnte -- zur Erhöhung der Gehalte der ständigen Mitarbeiter zu benutzen, auf
denen die Hauptlast der Bearbeitung der UoimmöntA liegt!


Grenzboten I 1908 69
Die Uouumouts, <Ze«ug,nig,s Inswrio», ihre bisherige Leitung »ut Leistung

hätte doch schon bei Waitzens Tode (1886) ernstlich bedacht werden sollen, da nun
einerseits die einzelnen Abteilungen seit einem Jahrzehnt vortrefflich im Zuge waren
und einer andern Oberinstanz als der dnrch Mehrheitsbeschluß entscheidenden Zentral-
dircktion nicht bedurften, und es anderseits an einer Persönlichkeit fehlte, die sich
derselben umfassenden Sachkenntnis und desselben unbestrittnen Ansehens wie Waitz
erfreute. Ware es schon damals nicht genügend gewesen, die geringfügigen Obliegen¬
heiten, die dem Vorsitzenden nach der Einführung der neuen Ordnung verblieben
— außer der Einberufung und Leitung der alljährlich einmal znsammentretendeu
Zentraldirektion die wenig Mühe machende Vertretung uach außen —, durch einen
der in Berlin ansässigen Abteilungsleiter in jährlichem Wechsel in derselben Weise
wahrnehmen zu lassen, wie die Fakultäten unsrer Universitäten es durch ihren Dekan
wu? Statt solchen Erwägungen Raum zu geben, schlug aber die Zentraldirektiou,
dem Buchstaben ihres Statuts blindlings folgend, nach langen Verhandlungen,
deren Dauer deu Mangel der geeigneten Persönlichkeit ins rechte Licht setzt, für
das erledigte Amt zwei Gelehrte vor, von denen Ernst Dümmler endlich — zwei
volle Jcchre nach Waitzens Tode! — dnrch die vorgevrdnete Behörde zum Vor¬
sitzenden ernannt wurde. Dümmler, bisher schon im Nebenamt Leiter einer Ab¬
teilung l>MaMa,to8), übernahm nun zwar noch eine andre Abteilung (ZZxistolae)
dazu, die bis dahin gleichfalls unentgeltlich geleitet worden war; aber nicht für
diese Verbindung empfing er den dnrch den Wegfall ansehnlicher Nebenbezüge ge¬
minderten, jedoch immer noch mit einer persönlichen Zulage ausgestatteten Amts¬
gehalt, sondern für den Vorsitz an sich; und so mußte es einem eigentümlichen
Vorfall während seiner Amtsführung vorbehalten bleiben, aller Welt klar zu machen,
Wie wenig die Aufwendung einer großen Gchallssnmme angebracht war für die
Unterhaltung eines reinen Dekorationsstückes, wozu das Amt des Vorsitzenden in
der Tat geworden war.

Von den Abteilungsleitern hatte sich der jüngste, der der Lorixtoros-Abteilung,
Oswald Holder-Egger,' gewöhnt, wissenschaftliche Auffassungen, mit denen er nicht
einverstanden war, in den Monumenten durch Ausdrücke wie „lächerlich," „läppisch"
und ähnliche abzufertigen und zum Beispiel zuschreiben: „P. ist in seiner Albern¬
heit so weit gegangen, daß er das Carmen nnter dem Namen Lamberts als seines
Verfassers kürzlich herausgab" oder: „Noch verblüffender und lächerlicher ist die
Auseinandersetzung darüber, was Lambert mit dem Ausdruck xsr eklumnikiin habe
sagen wollen; kindisch sind auch seine Äußerungen über die Sprache Lamberts" usw.
Als nun einer der Betroffnen im Jahre 1896 öffentlich darüber Beschwerde führte,
und davon durchdrungen, daß der Vorsitzende der Zentraldirektiou die anständige
Hnltuug der Nonumenta, zu überwachen umsomehr Anlaß habe, als das Riesenwerk
den Ton für die mittelalterliche Geschichtsforschung in deutschen Landen angibt —
als er durchdrungen von dieser Überzeugung die Erwartung aussprach, daß Dümmler
sich solche Mißgriffe, die mit der Würde 'des großen Neichsnnternehmens schlechter¬
dings unvereinbar seien, jedenfalls für die Zukunft verbitten werde, erklärte Holder-
Egger in der Zeitschrift der UonumsniA, also unter den Augen des Vorsitzenden
der Zentraldirektiou, rund heraus: Dümmler hat mir gar nichts zu sagen; denn
das bedeutet doch seine Erklärung, „daß es nicht in den Befugnissen des Herrn
Vorsitzenden der Zentraldirektiou liegt, den selbständigen Abteilungsleitern Rügen
M erteilen." ^ ., _

Wenn nun der Vorsitzende den Abteilungsleitern nicht einmal über AußerUch-
keiten Vorhaltungen machen darf, geschweige denn sich sachliche Eingriffe in ihr
Gebiet erlauben kann, ans dem sie ihm an genauer Kenntnis weit überlegen sind
hat es da uoch einen Sinn, den Vorsitz als besondres Amt fortdauern zu lassen.--
Es wäre sicherlich besser, das darauf zwecklos verwandte Geld — Ins aus eine
kleine Remuneration, die dem alljährlich wechselnden Vorsitzenden zugebilligt werden
könnte — zur Erhöhung der Gehalte der ständigen Mitarbeiter zu benutzen, auf
denen die Hauptlast der Bearbeitung der UoimmöntA liegt!


Grenzboten I 1908 69
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[0545] Die Uouumouts, <Ze«ug,nig,s Inswrio», ihre bisherige Leitung »ut Leistung hätte doch schon bei Waitzens Tode (1886) ernstlich bedacht werden sollen, da nun einerseits die einzelnen Abteilungen seit einem Jahrzehnt vortrefflich im Zuge waren und einer andern Oberinstanz als der dnrch Mehrheitsbeschluß entscheidenden Zentral- dircktion nicht bedurften, und es anderseits an einer Persönlichkeit fehlte, die sich derselben umfassenden Sachkenntnis und desselben unbestrittnen Ansehens wie Waitz erfreute. Ware es schon damals nicht genügend gewesen, die geringfügigen Obliegen¬ heiten, die dem Vorsitzenden nach der Einführung der neuen Ordnung verblieben — außer der Einberufung und Leitung der alljährlich einmal znsammentretendeu Zentraldirektion die wenig Mühe machende Vertretung uach außen —, durch einen der in Berlin ansässigen Abteilungsleiter in jährlichem Wechsel in derselben Weise wahrnehmen zu lassen, wie die Fakultäten unsrer Universitäten es durch ihren Dekan wu? Statt solchen Erwägungen Raum zu geben, schlug aber die Zentraldirektiou, dem Buchstaben ihres Statuts blindlings folgend, nach langen Verhandlungen, deren Dauer deu Mangel der geeigneten Persönlichkeit ins rechte Licht setzt, für das erledigte Amt zwei Gelehrte vor, von denen Ernst Dümmler endlich — zwei volle Jcchre nach Waitzens Tode! — dnrch die vorgevrdnete Behörde zum Vor¬ sitzenden ernannt wurde. Dümmler, bisher schon im Nebenamt Leiter einer Ab¬ teilung l>MaMa,to8), übernahm nun zwar noch eine andre Abteilung (ZZxistolae) dazu, die bis dahin gleichfalls unentgeltlich geleitet worden war; aber nicht für diese Verbindung empfing er den dnrch den Wegfall ansehnlicher Nebenbezüge ge¬ minderten, jedoch immer noch mit einer persönlichen Zulage ausgestatteten Amts¬ gehalt, sondern für den Vorsitz an sich; und so mußte es einem eigentümlichen Vorfall während seiner Amtsführung vorbehalten bleiben, aller Welt klar zu machen, Wie wenig die Aufwendung einer großen Gchallssnmme angebracht war für die Unterhaltung eines reinen Dekorationsstückes, wozu das Amt des Vorsitzenden in der Tat geworden war. Von den Abteilungsleitern hatte sich der jüngste, der der Lorixtoros-Abteilung, Oswald Holder-Egger,' gewöhnt, wissenschaftliche Auffassungen, mit denen er nicht einverstanden war, in den Monumenten durch Ausdrücke wie „lächerlich," „läppisch" und ähnliche abzufertigen und zum Beispiel zuschreiben: „P. ist in seiner Albern¬ heit so weit gegangen, daß er das Carmen nnter dem Namen Lamberts als seines Verfassers kürzlich herausgab" oder: „Noch verblüffender und lächerlicher ist die Auseinandersetzung darüber, was Lambert mit dem Ausdruck xsr eklumnikiin habe sagen wollen; kindisch sind auch seine Äußerungen über die Sprache Lamberts" usw. Als nun einer der Betroffnen im Jahre 1896 öffentlich darüber Beschwerde führte, und davon durchdrungen, daß der Vorsitzende der Zentraldirektiou die anständige Hnltuug der Nonumenta, zu überwachen umsomehr Anlaß habe, als das Riesenwerk den Ton für die mittelalterliche Geschichtsforschung in deutschen Landen angibt — als er durchdrungen von dieser Überzeugung die Erwartung aussprach, daß Dümmler sich solche Mißgriffe, die mit der Würde 'des großen Neichsnnternehmens schlechter¬ dings unvereinbar seien, jedenfalls für die Zukunft verbitten werde, erklärte Holder- Egger in der Zeitschrift der UonumsniA, also unter den Augen des Vorsitzenden der Zentraldirektiou, rund heraus: Dümmler hat mir gar nichts zu sagen; denn das bedeutet doch seine Erklärung, „daß es nicht in den Befugnissen des Herrn Vorsitzenden der Zentraldirektiou liegt, den selbständigen Abteilungsleitern Rügen M erteilen." ^ ., _ Wenn nun der Vorsitzende den Abteilungsleitern nicht einmal über AußerUch- keiten Vorhaltungen machen darf, geschweige denn sich sachliche Eingriffe in ihr Gebiet erlauben kann, ans dem sie ihm an genauer Kenntnis weit überlegen sind hat es da uoch einen Sinn, den Vorsitz als besondres Amt fortdauern zu lassen.-- Es wäre sicherlich besser, das darauf zwecklos verwandte Geld — Ins aus eine kleine Remuneration, die dem alljährlich wechselnden Vorsitzenden zugebilligt werden könnte — zur Erhöhung der Gehalte der ständigen Mitarbeiter zu benutzen, auf denen die Hauptlast der Bearbeitung der UoimmöntA liegt! Grenzboten I 1908 69

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 62, 1903, Erstes Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341877_239555/545>, abgerufen am 01.09.2024.