Die Grenzboten. Jg. 62, 1903, Erstes Vierteljahr.Zur Reform der preußischen Verwaltung untereinander verkehren, so werden diese zwölf von Lotz vorgeschlagneu Be¬ Alis dem Oberpräsidenten einen Statthalter machen zu wollen ist aber Beklagenswerte Menschen würden bei der Durchführung dieser Organisation 1. Entlastung der Gemeinde- und der Amtsvorsteher vou Bureanarbciten 2. Ausstattung des Lanoratsamts mit den nötige" Arbeitskräften, einem 3. Umbau der meisten Regierungsgebüude in der Weise, daß jeder Dezernent 4. Dezentralisation der gesamten Verwaltung durch die Erweiterung der Massow befürwortet die Prüfung der Kompetenzfrage für alle Behörden Zur Reform der preußischen Verwaltung untereinander verkehren, so werden diese zwölf von Lotz vorgeschlagneu Be¬ Alis dem Oberpräsidenten einen Statthalter machen zu wollen ist aber Beklagenswerte Menschen würden bei der Durchführung dieser Organisation 1. Entlastung der Gemeinde- und der Amtsvorsteher vou Bureanarbciten 2. Ausstattung des Lanoratsamts mit den nötige» Arbeitskräften, einem 3. Umbau der meisten Regierungsgebüude in der Weise, daß jeder Dezernent 4. Dezentralisation der gesamten Verwaltung durch die Erweiterung der Massow befürwortet die Prüfung der Kompetenzfrage für alle Behörden <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <pb facs="#f0452" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/240008"/> <fw type="header" place="top"> Zur Reform der preußischen Verwaltung</fw><lb/> <p xml:id="ID_2348" prev="#ID_2347"> untereinander verkehren, so werden diese zwölf von Lotz vorgeschlagneu Be¬<lb/> hörden, die doch kaum unter einem Dache untergebracht werden können, das<lb/> erst recht nicht tun. Sie werden sich kaum noch gegenseitig kennen. Bei den<lb/> einmal im Jahre vorkommenden gemeinsamen Beratungen würden so viele<lb/> Menschen zusammenkommen, daß sie ein Parlament im kleinen ausmachten.<lb/> Das nachfolgende Festessen wäre wohl das einzig Erfreuliche daran.</p><lb/> <p xml:id="ID_2349"> Alis dem Oberpräsidenten einen Statthalter machen zu wollen ist aber<lb/> ganz verfehlt. Jetzt haben wir Beamte, die ihrem Dienste leben, und die<lb/> wollen wir auch behalte». Deu Posten des Statthalters würden bald nur große<lb/> Herren bekleiden, die ihre repräsentativen Verpflichtungen mit Anstand erfüllen,<lb/> um den Dienst aber sich sehr wenig kümmern würden, was mau ihnen auch<lb/> gar nicht so sehr verübeln könnte, da zwölf Behörden ein Einzelner doch nicht<lb/> übersehen, geschweige denn leiten kann. ?riruzir>iis odsw. Die Neigung, die<lb/> höhern Verwaltungsämter mit Provinzinlmagnnten zu besetzen, ist so schon<lb/> groß genug.</p><lb/> <p xml:id="ID_2350"> Beklagenswerte Menschen würden bei der Durchführung dieser Organisation<lb/> die Regierungspräsidenten sein, noch beklagenswerter aber die Regierten, denn<lb/> die Präsidenten würden sich ans Laugerweile mit der Polizei und der Kom-<lb/> munalaufsicht wahrscheinlich so eingehend beschäftigen, daß die jetzt schon weit¬<lb/> gehende Bevormundung als ein beneidenswerter Zustand zurückersehnt werden<lb/> würde. Die Landrüte, die mit der Zentralstelle der Provinz gnr keine Fühlung<lb/> mehr haben würden, müßten noch mehr schreiben, und die ganze Organisation<lb/> konnte nur dann empfohlen werden, wenn man den Bnreankratismus von einer<lb/> geduldeten zu einer offiziellen Staatseinrichtung machen wollte. Dagegen würde<lb/> die Einrichtung des Kreisschulamts wahrscheinlich zu einem brauchbare» Er¬<lb/> gebnis führen. Massow ist ungleich vorsichtiger und konservativer. Er will<lb/> keine Änderung der Behördenorganisation, sondern im wesentlichen nur eine<lb/> solche der Verwaltung, und schlüge zur Erreichung dieses Ziels folgendes vor:</p><lb/> <p xml:id="ID_2351"> 1. Entlastung der Gemeinde- und der Amtsvorsteher vou Bureanarbciten<lb/> durch Einsetzung von Bezirkssekretäreu für mehrere Ortschaften, uach Analogie<lb/> der Bezirksfeldwebel.</p><lb/> <p xml:id="ID_2352"> 2. Ausstattung des Lanoratsamts mit den nötige» Arbeitskräften, einem<lb/> Assessor, einem zweiten Sekretär, einem Registrator und einem Kanzlisten mit<lb/> der Tendenz, den Landrat zu entlasten und zugleich die Stellen für Zivilve»<lb/> sorgungsberechtigte zu vermehren.</p><lb/> <p xml:id="ID_2353"> 3. Umbau der meisten Regierungsgebüude in der Weise, daß jeder Dezernent<lb/> sein Sekretariat, seine Registratur und einen Kanzlisten neben seinem Arbeits¬<lb/> zimmer zur Hand hat. Telephonische Verbindung der einzelnen Geschäftsräume<lb/> miteinander, Zuordnung von Stenographen an die höhern Beamten. Verein¬<lb/> fachung des Geschäftsganges bei den Regierungen.</p><lb/> <p xml:id="ID_2354"> 4. Dezentralisation der gesamten Verwaltung durch die Erweiterung der<lb/> Kompetenz der Lokal- und der Bezirksbehörden.</p><lb/> <p xml:id="ID_2355" next="#ID_2356"> Massow befürwortet die Prüfung der Kompetenzfrage für alle Behörden<lb/> aller Ressorts mit der Tendenz, daß überall, wo die untere Behörde gut ent¬<lb/> scheiden könne, die Berichterstattung nach oben abzuschaffen sei. Dabei müsse</p><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0452]
Zur Reform der preußischen Verwaltung
untereinander verkehren, so werden diese zwölf von Lotz vorgeschlagneu Be¬
hörden, die doch kaum unter einem Dache untergebracht werden können, das
erst recht nicht tun. Sie werden sich kaum noch gegenseitig kennen. Bei den
einmal im Jahre vorkommenden gemeinsamen Beratungen würden so viele
Menschen zusammenkommen, daß sie ein Parlament im kleinen ausmachten.
Das nachfolgende Festessen wäre wohl das einzig Erfreuliche daran.
Alis dem Oberpräsidenten einen Statthalter machen zu wollen ist aber
ganz verfehlt. Jetzt haben wir Beamte, die ihrem Dienste leben, und die
wollen wir auch behalte». Deu Posten des Statthalters würden bald nur große
Herren bekleiden, die ihre repräsentativen Verpflichtungen mit Anstand erfüllen,
um den Dienst aber sich sehr wenig kümmern würden, was mau ihnen auch
gar nicht so sehr verübeln könnte, da zwölf Behörden ein Einzelner doch nicht
übersehen, geschweige denn leiten kann. ?riruzir>iis odsw. Die Neigung, die
höhern Verwaltungsämter mit Provinzinlmagnnten zu besetzen, ist so schon
groß genug.
Beklagenswerte Menschen würden bei der Durchführung dieser Organisation
die Regierungspräsidenten sein, noch beklagenswerter aber die Regierten, denn
die Präsidenten würden sich ans Laugerweile mit der Polizei und der Kom-
munalaufsicht wahrscheinlich so eingehend beschäftigen, daß die jetzt schon weit¬
gehende Bevormundung als ein beneidenswerter Zustand zurückersehnt werden
würde. Die Landrüte, die mit der Zentralstelle der Provinz gnr keine Fühlung
mehr haben würden, müßten noch mehr schreiben, und die ganze Organisation
konnte nur dann empfohlen werden, wenn man den Bnreankratismus von einer
geduldeten zu einer offiziellen Staatseinrichtung machen wollte. Dagegen würde
die Einrichtung des Kreisschulamts wahrscheinlich zu einem brauchbare» Er¬
gebnis führen. Massow ist ungleich vorsichtiger und konservativer. Er will
keine Änderung der Behördenorganisation, sondern im wesentlichen nur eine
solche der Verwaltung, und schlüge zur Erreichung dieses Ziels folgendes vor:
1. Entlastung der Gemeinde- und der Amtsvorsteher vou Bureanarbciten
durch Einsetzung von Bezirkssekretäreu für mehrere Ortschaften, uach Analogie
der Bezirksfeldwebel.
2. Ausstattung des Lanoratsamts mit den nötige» Arbeitskräften, einem
Assessor, einem zweiten Sekretär, einem Registrator und einem Kanzlisten mit
der Tendenz, den Landrat zu entlasten und zugleich die Stellen für Zivilve»
sorgungsberechtigte zu vermehren.
3. Umbau der meisten Regierungsgebüude in der Weise, daß jeder Dezernent
sein Sekretariat, seine Registratur und einen Kanzlisten neben seinem Arbeits¬
zimmer zur Hand hat. Telephonische Verbindung der einzelnen Geschäftsräume
miteinander, Zuordnung von Stenographen an die höhern Beamten. Verein¬
fachung des Geschäftsganges bei den Regierungen.
4. Dezentralisation der gesamten Verwaltung durch die Erweiterung der
Kompetenz der Lokal- und der Bezirksbehörden.
Massow befürwortet die Prüfung der Kompetenzfrage für alle Behörden
aller Ressorts mit der Tendenz, daß überall, wo die untere Behörde gut ent¬
scheiden könne, die Berichterstattung nach oben abzuschaffen sei. Dabei müsse
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