Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Die Grenzboten. Jg. 62, 1903, Erstes Vierteljahr.

Bild:
<< vorherige Seite
Maßgebliches und Unmaßgebliches

Methode" aufgebaut sei. Diese Methode, das geistige Eigentum des Dr. Jastrow,
habe sich das .Kaiserliche Statistische Amt einfach angeeignet. Ein Beiratsmitglied,
der Königlich sächsische Geheimrat Dr. Fischer, wies demgegenüber darauf hin, daß
Dr. Jastrow selbst immer die großen Mängel seiner Statistik anerkannt habe. Ebenso
habe er anerkannt, daß er die Anregung zu seiner Statistik den bekannten Berliner
Herren Professor Hirschberg und Dr. Freund verdanke. Außerdem sei schon von
Professor Bleicher 1897 im stndtcstatistischen Jahrbuch die Bewegung der Mitglied¬
zahlen der Krankenkassen für alle deutsche" Städte mit mehr als 50000 Einwohnern
zusammengestellt worden. Auch bei der Statistik Jastrvws handle es sich allein um die
Zusammenstellung der gewöhnlichen Relativzahlen der Angebote und Nachfragen bei
den Arbeitsnachweisen, Zahlen, die seit langem von den Arbeitsnachweisen berechnet
würden. Aber abgesehen davon, ob Dr. Jastrow eine eigne Methode erfunden habe
oder nicht, sei die ganze Auffassung grundverkehrt, daß er in der betreffenden
Methode ein geistiges Eigentum in dem Sinne habe, daß niemand ähnliche Zu¬
sammenstellungen machen dürfe, als er. Wo käme unsre ganze Sozialpolitik hin,
wenn jeder, der irgend einen neuen Gedanken auf diesem Gebiete gehabt habe,
bennsprnche, daß dieser sein Alleineigentum sei und von ihm allein benutzt werden
dürfe. -- Der Vertreter Württembergs im Beirat, Präsident vou Schicker, erklärte
eine Aussprache des Beirath für unbedingt nötig, weil der Vorwurf des "literarischen
Diebstahls" erhoben werde. Da müsse der Beirat prüfen, ob er sich tatsächlich
eines solchen Diebstahls mitschuldig mache, und diese Prüfung der Öffentlichkeit
übergeben. Der Vorwurf müsse energisch zurückgewiesen werden. Wenn -- was
er nicht annehme -- Dr. Jastrow den Artikel in der Frankfurter Zeitung selbst
geschrieben habe, so sei er mit sich selbst in offnen Widerspruch getreten, da er für die
Krmikenkasseustatistik und die Jnvalidenmarkenstatistik jederzeit die geistige Vaterschaft
andrer anerkannt habe. Was aber die Arbeitsnachweisstatistik betreffe, so wirke
es auf ihn fast komisch, wenn hier von einer besondern Jastrowschcn Methode ge¬
sprochen würde. Daß Jastrow, um die Bewegungen des Arbeitsmarktes zu messen,
die Zahlen der Arbeitsnachweise benutze, sei selbstverständlich, und ebenso sei die Dar¬
stellung des Prozentverhältnisscs von Arbeitsangebot und Arbcitsnachfrage keine be¬
sondre Erfindung. Er freue sich, daß die Frage hier zur Sprache gebracht worden
sei; denn die Öffentlichkeit und auch die Frankfurter Zeitung sollte" wissen, daß die
Vorwürfe im Beirat geprüft und unbegründet gefunden worden seien. -- Wer die
Sache noch genauer kennen lernen will, der mag die "Drucksache Ur. 2" selbst nach¬
lesen. Das hier Mitgeteilte zeigt, daß die Absurdität eines Jastrowscheu Anspruchs
auf das "geistige Eigentum a" der Arbeitsmarktstatistik" i" der Tat als notorisch
zu behandeln ist.

Leider halte" wir bei der Lage u"srer Preßverhältnisse trotzdem eine offne Zurück¬
nahme der Vorwürfe -- anch von der Frankfurter und der Vossischen Zeitung --
für ausgeschlossen. Dr. Jastrow soll nun einmal zum Märtyrer gekrönt werden,
er soll als praktisch und wissenschaftlich überaus hochverdienter Mann erscheinen,
dem die Behörde widerrechtlich nicht nur jede Anerkennung versage, sondern den
sie auch in seiner materiellen Existenz untergrabe. So albern die Behauptung ist,
sie wird vom freisinnigen und jüdischen Berlin gewünscht und geglaubt, weil Jastrow
freisinnig und Jude ist. Deshalb wird wohl auch munter weiter genörgelt werden.
Die Zeitungsredaktionen stehn darin einer vis un^or gegenüber. Wenn der Haupt¬
leidtragende schließlich Dr. Jastrow selbst bleiben sollte, darf er sich nicht beklagen.

Das ist die neue Affaire Jastrows oder der Streit um das geistige Eigentum
an der Arbeitsmarktstatistik. Man sollte manches daraus lernen, aber nichts mehr
darüber rede". Die Sache ist zu töricht.






Herausgegeben von Johannes Grunow in Leipzig
Verlag von Fr. Wilh. Grunow in Leipzig -- Druck von Karl M-irquart in Leipzig
Maßgebliches und Unmaßgebliches

Methode" aufgebaut sei. Diese Methode, das geistige Eigentum des Dr. Jastrow,
habe sich das .Kaiserliche Statistische Amt einfach angeeignet. Ein Beiratsmitglied,
der Königlich sächsische Geheimrat Dr. Fischer, wies demgegenüber darauf hin, daß
Dr. Jastrow selbst immer die großen Mängel seiner Statistik anerkannt habe. Ebenso
habe er anerkannt, daß er die Anregung zu seiner Statistik den bekannten Berliner
Herren Professor Hirschberg und Dr. Freund verdanke. Außerdem sei schon von
Professor Bleicher 1897 im stndtcstatistischen Jahrbuch die Bewegung der Mitglied¬
zahlen der Krankenkassen für alle deutsche» Städte mit mehr als 50000 Einwohnern
zusammengestellt worden. Auch bei der Statistik Jastrvws handle es sich allein um die
Zusammenstellung der gewöhnlichen Relativzahlen der Angebote und Nachfragen bei
den Arbeitsnachweisen, Zahlen, die seit langem von den Arbeitsnachweisen berechnet
würden. Aber abgesehen davon, ob Dr. Jastrow eine eigne Methode erfunden habe
oder nicht, sei die ganze Auffassung grundverkehrt, daß er in der betreffenden
Methode ein geistiges Eigentum in dem Sinne habe, daß niemand ähnliche Zu¬
sammenstellungen machen dürfe, als er. Wo käme unsre ganze Sozialpolitik hin,
wenn jeder, der irgend einen neuen Gedanken auf diesem Gebiete gehabt habe,
bennsprnche, daß dieser sein Alleineigentum sei und von ihm allein benutzt werden
dürfe. — Der Vertreter Württembergs im Beirat, Präsident vou Schicker, erklärte
eine Aussprache des Beirath für unbedingt nötig, weil der Vorwurf des „literarischen
Diebstahls" erhoben werde. Da müsse der Beirat prüfen, ob er sich tatsächlich
eines solchen Diebstahls mitschuldig mache, und diese Prüfung der Öffentlichkeit
übergeben. Der Vorwurf müsse energisch zurückgewiesen werden. Wenn — was
er nicht annehme — Dr. Jastrow den Artikel in der Frankfurter Zeitung selbst
geschrieben habe, so sei er mit sich selbst in offnen Widerspruch getreten, da er für die
Krmikenkasseustatistik und die Jnvalidenmarkenstatistik jederzeit die geistige Vaterschaft
andrer anerkannt habe. Was aber die Arbeitsnachweisstatistik betreffe, so wirke
es auf ihn fast komisch, wenn hier von einer besondern Jastrowschcn Methode ge¬
sprochen würde. Daß Jastrow, um die Bewegungen des Arbeitsmarktes zu messen,
die Zahlen der Arbeitsnachweise benutze, sei selbstverständlich, und ebenso sei die Dar¬
stellung des Prozentverhältnisscs von Arbeitsangebot und Arbcitsnachfrage keine be¬
sondre Erfindung. Er freue sich, daß die Frage hier zur Sprache gebracht worden
sei; denn die Öffentlichkeit und auch die Frankfurter Zeitung sollte» wissen, daß die
Vorwürfe im Beirat geprüft und unbegründet gefunden worden seien. — Wer die
Sache noch genauer kennen lernen will, der mag die „Drucksache Ur. 2" selbst nach¬
lesen. Das hier Mitgeteilte zeigt, daß die Absurdität eines Jastrowscheu Anspruchs
auf das „geistige Eigentum a» der Arbeitsmarktstatistik" i» der Tat als notorisch
zu behandeln ist.

Leider halte» wir bei der Lage u»srer Preßverhältnisse trotzdem eine offne Zurück¬
nahme der Vorwürfe — anch von der Frankfurter und der Vossischen Zeitung —
für ausgeschlossen. Dr. Jastrow soll nun einmal zum Märtyrer gekrönt werden,
er soll als praktisch und wissenschaftlich überaus hochverdienter Mann erscheinen,
dem die Behörde widerrechtlich nicht nur jede Anerkennung versage, sondern den
sie auch in seiner materiellen Existenz untergrabe. So albern die Behauptung ist,
sie wird vom freisinnigen und jüdischen Berlin gewünscht und geglaubt, weil Jastrow
freisinnig und Jude ist. Deshalb wird wohl auch munter weiter genörgelt werden.
Die Zeitungsredaktionen stehn darin einer vis un^or gegenüber. Wenn der Haupt¬
leidtragende schließlich Dr. Jastrow selbst bleiben sollte, darf er sich nicht beklagen.

Das ist die neue Affaire Jastrows oder der Streit um das geistige Eigentum
an der Arbeitsmarktstatistik. Man sollte manches daraus lernen, aber nichts mehr
darüber rede». Die Sache ist zu töricht.






Herausgegeben von Johannes Grunow in Leipzig
Verlag von Fr. Wilh. Grunow in Leipzig — Druck von Karl M-irquart in Leipzig
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div>
        <div n="1">
          <div n="2">
            <pb facs="#f0252" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/239808"/>
            <fw type="header" place="top"> Maßgebliches und Unmaßgebliches</fw><lb/>
            <p xml:id="ID_1281" prev="#ID_1280"> Methode" aufgebaut sei. Diese Methode, das geistige Eigentum des Dr. Jastrow,<lb/>
habe sich das .Kaiserliche Statistische Amt einfach angeeignet. Ein Beiratsmitglied,<lb/>
der Königlich sächsische Geheimrat Dr. Fischer, wies demgegenüber darauf hin, daß<lb/>
Dr. Jastrow selbst immer die großen Mängel seiner Statistik anerkannt habe. Ebenso<lb/>
habe er anerkannt, daß er die Anregung zu seiner Statistik den bekannten Berliner<lb/>
Herren Professor Hirschberg und Dr. Freund verdanke. Außerdem sei schon von<lb/>
Professor Bleicher 1897 im stndtcstatistischen Jahrbuch die Bewegung der Mitglied¬<lb/>
zahlen der Krankenkassen für alle deutsche» Städte mit mehr als 50000 Einwohnern<lb/>
zusammengestellt worden. Auch bei der Statistik Jastrvws handle es sich allein um die<lb/>
Zusammenstellung der gewöhnlichen Relativzahlen der Angebote und Nachfragen bei<lb/>
den Arbeitsnachweisen, Zahlen, die seit langem von den Arbeitsnachweisen berechnet<lb/>
würden. Aber abgesehen davon, ob Dr. Jastrow eine eigne Methode erfunden habe<lb/>
oder nicht, sei die ganze Auffassung grundverkehrt, daß er in der betreffenden<lb/>
Methode ein geistiges Eigentum in dem Sinne habe, daß niemand ähnliche Zu¬<lb/>
sammenstellungen machen dürfe, als er. Wo käme unsre ganze Sozialpolitik hin,<lb/>
wenn jeder, der irgend einen neuen Gedanken auf diesem Gebiete gehabt habe,<lb/>
bennsprnche, daß dieser sein Alleineigentum sei und von ihm allein benutzt werden<lb/>
dürfe. &#x2014; Der Vertreter Württembergs im Beirat, Präsident vou Schicker, erklärte<lb/>
eine Aussprache des Beirath für unbedingt nötig, weil der Vorwurf des &#x201E;literarischen<lb/>
Diebstahls" erhoben werde. Da müsse der Beirat prüfen, ob er sich tatsächlich<lb/>
eines solchen Diebstahls mitschuldig mache, und diese Prüfung der Öffentlichkeit<lb/>
übergeben. Der Vorwurf müsse energisch zurückgewiesen werden. Wenn &#x2014; was<lb/>
er nicht annehme &#x2014; Dr. Jastrow den Artikel in der Frankfurter Zeitung selbst<lb/>
geschrieben habe, so sei er mit sich selbst in offnen Widerspruch getreten, da er für die<lb/>
Krmikenkasseustatistik und die Jnvalidenmarkenstatistik jederzeit die geistige Vaterschaft<lb/>
andrer anerkannt habe. Was aber die Arbeitsnachweisstatistik betreffe, so wirke<lb/>
es auf ihn fast komisch, wenn hier von einer besondern Jastrowschcn Methode ge¬<lb/>
sprochen würde. Daß Jastrow, um die Bewegungen des Arbeitsmarktes zu messen,<lb/>
die Zahlen der Arbeitsnachweise benutze, sei selbstverständlich, und ebenso sei die Dar¬<lb/>
stellung des Prozentverhältnisscs von Arbeitsangebot und Arbcitsnachfrage keine be¬<lb/>
sondre Erfindung. Er freue sich, daß die Frage hier zur Sprache gebracht worden<lb/>
sei; denn die Öffentlichkeit und auch die Frankfurter Zeitung sollte» wissen, daß die<lb/>
Vorwürfe im Beirat geprüft und unbegründet gefunden worden seien. &#x2014; Wer die<lb/>
Sache noch genauer kennen lernen will, der mag die &#x201E;Drucksache Ur. 2" selbst nach¬<lb/>
lesen. Das hier Mitgeteilte zeigt, daß die Absurdität eines Jastrowscheu Anspruchs<lb/>
auf das &#x201E;geistige Eigentum a» der Arbeitsmarktstatistik" i» der Tat als notorisch<lb/>
zu behandeln ist.</p><lb/>
            <p xml:id="ID_1282"> Leider halte» wir bei der Lage u»srer Preßverhältnisse trotzdem eine offne Zurück¬<lb/>
nahme der Vorwürfe &#x2014; anch von der Frankfurter und der Vossischen Zeitung &#x2014;<lb/>
für ausgeschlossen. Dr. Jastrow soll nun einmal zum Märtyrer gekrönt werden,<lb/>
er soll als praktisch und wissenschaftlich überaus hochverdienter Mann erscheinen,<lb/>
dem die Behörde widerrechtlich nicht nur jede Anerkennung versage, sondern den<lb/>
sie auch in seiner materiellen Existenz untergrabe. So albern die Behauptung ist,<lb/>
sie wird vom freisinnigen und jüdischen Berlin gewünscht und geglaubt, weil Jastrow<lb/>
freisinnig und Jude ist. Deshalb wird wohl auch munter weiter genörgelt werden.<lb/>
Die Zeitungsredaktionen stehn darin einer vis un^or gegenüber. Wenn der Haupt¬<lb/>
leidtragende schließlich Dr. Jastrow selbst bleiben sollte, darf er sich nicht beklagen.</p><lb/>
            <p xml:id="ID_1283"> Das ist die neue Affaire Jastrows oder der Streit um das geistige Eigentum<lb/>
an der Arbeitsmarktstatistik. Man sollte manches daraus lernen, aber nichts mehr<lb/>
darüber rede». Die Sache ist zu töricht.</p><lb/>
            <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/>
            <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/>
            <note type="byline"> Herausgegeben von Johannes Grunow in Leipzig<lb/>
Verlag von Fr. Wilh. Grunow in Leipzig &#x2014; Druck von Karl M-irquart in Leipzig</note><lb/>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[0252] Maßgebliches und Unmaßgebliches Methode" aufgebaut sei. Diese Methode, das geistige Eigentum des Dr. Jastrow, habe sich das .Kaiserliche Statistische Amt einfach angeeignet. Ein Beiratsmitglied, der Königlich sächsische Geheimrat Dr. Fischer, wies demgegenüber darauf hin, daß Dr. Jastrow selbst immer die großen Mängel seiner Statistik anerkannt habe. Ebenso habe er anerkannt, daß er die Anregung zu seiner Statistik den bekannten Berliner Herren Professor Hirschberg und Dr. Freund verdanke. Außerdem sei schon von Professor Bleicher 1897 im stndtcstatistischen Jahrbuch die Bewegung der Mitglied¬ zahlen der Krankenkassen für alle deutsche» Städte mit mehr als 50000 Einwohnern zusammengestellt worden. Auch bei der Statistik Jastrvws handle es sich allein um die Zusammenstellung der gewöhnlichen Relativzahlen der Angebote und Nachfragen bei den Arbeitsnachweisen, Zahlen, die seit langem von den Arbeitsnachweisen berechnet würden. Aber abgesehen davon, ob Dr. Jastrow eine eigne Methode erfunden habe oder nicht, sei die ganze Auffassung grundverkehrt, daß er in der betreffenden Methode ein geistiges Eigentum in dem Sinne habe, daß niemand ähnliche Zu¬ sammenstellungen machen dürfe, als er. Wo käme unsre ganze Sozialpolitik hin, wenn jeder, der irgend einen neuen Gedanken auf diesem Gebiete gehabt habe, bennsprnche, daß dieser sein Alleineigentum sei und von ihm allein benutzt werden dürfe. — Der Vertreter Württembergs im Beirat, Präsident vou Schicker, erklärte eine Aussprache des Beirath für unbedingt nötig, weil der Vorwurf des „literarischen Diebstahls" erhoben werde. Da müsse der Beirat prüfen, ob er sich tatsächlich eines solchen Diebstahls mitschuldig mache, und diese Prüfung der Öffentlichkeit übergeben. Der Vorwurf müsse energisch zurückgewiesen werden. Wenn — was er nicht annehme — Dr. Jastrow den Artikel in der Frankfurter Zeitung selbst geschrieben habe, so sei er mit sich selbst in offnen Widerspruch getreten, da er für die Krmikenkasseustatistik und die Jnvalidenmarkenstatistik jederzeit die geistige Vaterschaft andrer anerkannt habe. Was aber die Arbeitsnachweisstatistik betreffe, so wirke es auf ihn fast komisch, wenn hier von einer besondern Jastrowschcn Methode ge¬ sprochen würde. Daß Jastrow, um die Bewegungen des Arbeitsmarktes zu messen, die Zahlen der Arbeitsnachweise benutze, sei selbstverständlich, und ebenso sei die Dar¬ stellung des Prozentverhältnisscs von Arbeitsangebot und Arbcitsnachfrage keine be¬ sondre Erfindung. Er freue sich, daß die Frage hier zur Sprache gebracht worden sei; denn die Öffentlichkeit und auch die Frankfurter Zeitung sollte» wissen, daß die Vorwürfe im Beirat geprüft und unbegründet gefunden worden seien. — Wer die Sache noch genauer kennen lernen will, der mag die „Drucksache Ur. 2" selbst nach¬ lesen. Das hier Mitgeteilte zeigt, daß die Absurdität eines Jastrowscheu Anspruchs auf das „geistige Eigentum a» der Arbeitsmarktstatistik" i» der Tat als notorisch zu behandeln ist. Leider halte» wir bei der Lage u»srer Preßverhältnisse trotzdem eine offne Zurück¬ nahme der Vorwürfe — anch von der Frankfurter und der Vossischen Zeitung — für ausgeschlossen. Dr. Jastrow soll nun einmal zum Märtyrer gekrönt werden, er soll als praktisch und wissenschaftlich überaus hochverdienter Mann erscheinen, dem die Behörde widerrechtlich nicht nur jede Anerkennung versage, sondern den sie auch in seiner materiellen Existenz untergrabe. So albern die Behauptung ist, sie wird vom freisinnigen und jüdischen Berlin gewünscht und geglaubt, weil Jastrow freisinnig und Jude ist. Deshalb wird wohl auch munter weiter genörgelt werden. Die Zeitungsredaktionen stehn darin einer vis un^or gegenüber. Wenn der Haupt¬ leidtragende schließlich Dr. Jastrow selbst bleiben sollte, darf er sich nicht beklagen. Das ist die neue Affaire Jastrows oder der Streit um das geistige Eigentum an der Arbeitsmarktstatistik. Man sollte manches daraus lernen, aber nichts mehr darüber rede». Die Sache ist zu töricht. Herausgegeben von Johannes Grunow in Leipzig Verlag von Fr. Wilh. Grunow in Leipzig — Druck von Karl M-irquart in Leipzig

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Staats- und Universitätsbibliothek (SuUB) Bremen: Bereitstellung der Texttranskription.
Kay-Michael Würzner: Bearbeitung der digitalen Edition.

Weitere Informationen:

Verfahren der Texterfassung: OCR mit Nachkorrektur.

Bogensignaturen: gekennzeichnet;Druckfehler: ignoriert;fremdsprachliches Material: nicht gekennzeichnet;Geminations-/Abkürzungsstriche: wie Vorlage;Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): nicht ausgezeichnet;i/j in Fraktur: wie Vorlage;I/J in Fraktur: wie Vorlage;Kolumnentitel: gekennzeichnet;Kustoden: gekennzeichnet;langes s (ſ): als s transkribiert;Normalisierungen: stillschweigend;rundes r (&#xa75b;): als r/et transkribiert;Seitenumbrüche markiert: ja;Silbentrennung: wie Vorlage;u/v bzw. U/V: wie Vorlage;Vokale mit übergest. e: als ä/ö/ü transkribiert;Vollständigkeit: vollständig erfasst;Zeichensetzung: wie Vorlage;Zeilenumbrüche markiert: ja;

Nachkorrektur erfolgte automatisch.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341877_239555
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341877_239555/252
Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 62, 1903, Erstes Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341877_239555/252>, abgerufen am 01.09.2024.