Die Grenzboten. Jg. 62, 1903, Erstes Vierteljahr.Maßgebliches und Unmaßgebliches nachweisen eingegnngnen Stellengesuchen; zweitens die Veränderungen im Mitglicdsbestande der Die gegenwärtige Statistik der Arbeitsvermittlung -- so wird dann weiter Gegen diese "Bemerkungen richten sich die Angriffe der Presse. Sie lausen Schon in der Sitzung des Beirath vom 22. Oktober glaubte ein Beirats¬ Maßgebliches und Unmaßgebliches nachweisen eingegnngnen Stellengesuchen; zweitens die Veränderungen im Mitglicdsbestande der Die gegenwärtige Statistik der Arbeitsvermittlung — so wird dann weiter Gegen diese „Bemerkungen richten sich die Angriffe der Presse. Sie lausen Schon in der Sitzung des Beirath vom 22. Oktober glaubte ein Beirats¬ <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <div n="2"> <pb facs="#f0250" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/239806"/> <fw type="header" place="top"> Maßgebliches und Unmaßgebliches</fw><lb/> <p xml:id="ID_1273"> nachweisen eingegnngnen Stellengesuchen; zweitens die Veränderungen im Mitglicdsbestande der<lb/> Krankenkassen; drittens die Summen der monatlich verkauften Beitragsmarken zur Invaliden¬<lb/> versicherung, — In diesen Richtungen wird im wesentlichen sich auch' die Reichsstatistik zu be¬<lb/> wegen haben, jedoch unter erheblicher Verbesserung der bisher angewandten Methoden,</p><lb/> <p xml:id="ID_1274"> Die gegenwärtige Statistik der Arbeitsvermittlung — so wird dann weiter<lb/> ausgeführt —, so verdienstvoll sie als Privatarbeit erscheine, sei anerkanntermaßen<lb/> mit großen, ihren Wert sehr beeinträchtigenden Mängeln behaftet. Zunächst um¬<lb/> fasse sie einen zu kleinen Teil der Arbeitsvermittlung, indem sie sich auf die dem<lb/> Verband deutscher Arbeitnachweise angehörenden Nachweisestellen beschränke. Sodann<lb/> würden die mitgeteilten Zahlen nicht nach übereinstimmenden Grundsätzen gewonnen;<lb/> sie seien deshalb nicht vergleichbar und ließen auch die Gliederung nach den Be¬<lb/> rufen vermissen. — Nach beiden Richtungen solle eine Besserung angestrebt werden.<lb/> Erstens sollten sich die von Reichs wegen zu veröffentlichenden Zahlen nicht mir<lb/> auf die Ergebnisse der dem Arbeitsnachweisverband angehörenden Nachweise beziehn,<lb/> sondern auch die außerhalb von ihm stehenden größer» Arbeitsnachweise der Arbeit¬<lb/> geber und der Arbeiter, einschließlich der bedeutendem Nachweise sür das kaufmännische<lb/> Personal umfassen. . . . Zum Zweck der nötigen Verbesserung des Wertes des Zahlen¬<lb/> materials, das bisher zur Verfügung gestanden habe, bedürfe es der Aufstellung<lb/> und möglichst allgemeinen Durchführung einheitlicher Grundsätze für die Geschäfts¬<lb/> statistik der einzelnen Nachweisstellen. Der Verband deutscher Arbeitsnachweise habe<lb/> zu diesem Zweck eine Kommission eingesetzt, die unter Zuziehung des Kaiserlichen<lb/> Statistischen Amts demnächst zur Aufstellung solcher Grundsätze gelangen werde.<lb/> Sie würden auf der Grundlage von „Personalkarten" aufgebaut und hoffentlich<lb/> auch von den außerhalb des Verbands stehenden Arbeitsvermittlungsstellen ange¬<lb/> nommen werden. Damit würden der Vergleichbarkeit der zu veröffentlichenden<lb/> Zahlen die Wege geebnet sein."</p><lb/> <p xml:id="ID_1275"> Gegen diese „Bemerkungen richten sich die Angriffe der Presse. Sie lausen<lb/> auf den unglaublichen Vorwurf hinaus, die Abteilung für Arbeiterstatistik vergreife<lb/> sich bei der Herausgabe der neuen Zeitschrift an dem „geistigen Eigentum" des<lb/> Dr. Jastrow, indem sie sich „eingestandnermaßen" dessen „Methode angeeignet" habe.</p><lb/> <p xml:id="ID_1276" next="#ID_1277"> Schon in der Sitzung des Beirath vom 22. Oktober glaubte ein Beirats¬<lb/> mitglied — der freisinnige Reichstagsabgeordnete Schmidt lMberfeld) —, trotz<lb/> des Wortlauts der „Bemerkungen," den Hinweis nicht unterdrücken zu dürfen, daß<lb/> ein Organ, das auf diesem Gebiete tätig sei, bereits existiere. Es sei das der<lb/> „Arbeitsmarkt" des Dr. Jastrow. Er habe die Auffassung, daß dieses Blatt, dessen<lb/> Leiter große Verdienste ans diesem Gebiete besitze, durch Herausgabe einer gleiche<lb/> Ziele verfolgenden Zeitschrift seitens des Reichs schwer geschädigt werden würde,<lb/> und er richte daher die Anfrage an den Vorsitzenden, ob mit öl'. Jastrow eine<lb/> „Auseinandersetzung" stattgefunden habe. Er würde sich freuen, wenn der Vor¬<lb/> sitzende sein „Wohlwollen für das Jastrowsche Blatt" ausdrücke» würde. Der Vor¬<lb/> sitzende erwiderte darauf — immer nach der Drucksache Ur. 1 —, daß er die<lb/> Verdienste des Herrn Dr. Jastrow durchaus anerkenne, daß er aber doch deshalb,<lb/> nachdem der Reichstag die Übernahme der einschlägigen Aufgaben auf das<lb/> Reich und die Herausgabe einer Zeitschrift beschlossen habe, unmöglich auf die<lb/> Herausgabe eines amtlichen Blattes verzichten könne. Er glaube übrigens, daß<lb/> eine Schädigung weder bei dem „Arbeitsmarkt" noch bei der „Sozialen Praxis,"<lb/> die in ähnlicher Lage sei, eintreten werde, die genannten Blätter würden im Gegen¬<lb/> teil aus dem reichlichen amtlichen Material, das nunmehr beigebracht würde,<lb/> „Stoff zur kritischen Verarbeitung" schöpfen. Mit den Leitern beider Blätter habe<lb/> übrigens eine mündliche Auseinandersetzung stattgefunden, und Herr ve. Jastrow<lb/> habe auf dem Verbandstag des Verbandes deutscher Arbeitsnachweise selbst die<lb/> Resolution empfohlen, nach der der Verband das Kaiserliche Statistische Amt in<lb/> seinen ans die Herstellung einer möglichst genauen und umfassenden Arbeitsmarkt-<lb/> statiftik gerichteten Bestrebungen unterstützen solle. — Damit scheint im Beirat am<lb/> 22. Oktober die Sache abgetan gewesen zu sein, und allseitig — u. a. auch von<lb/> dem Abgeordneten Molkenbnhr — wurde das Erscheinen eines amtlichen Blattes</p><lb/> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0250]
Maßgebliches und Unmaßgebliches
nachweisen eingegnngnen Stellengesuchen; zweitens die Veränderungen im Mitglicdsbestande der
Krankenkassen; drittens die Summen der monatlich verkauften Beitragsmarken zur Invaliden¬
versicherung, — In diesen Richtungen wird im wesentlichen sich auch' die Reichsstatistik zu be¬
wegen haben, jedoch unter erheblicher Verbesserung der bisher angewandten Methoden,
Die gegenwärtige Statistik der Arbeitsvermittlung — so wird dann weiter
ausgeführt —, so verdienstvoll sie als Privatarbeit erscheine, sei anerkanntermaßen
mit großen, ihren Wert sehr beeinträchtigenden Mängeln behaftet. Zunächst um¬
fasse sie einen zu kleinen Teil der Arbeitsvermittlung, indem sie sich auf die dem
Verband deutscher Arbeitnachweise angehörenden Nachweisestellen beschränke. Sodann
würden die mitgeteilten Zahlen nicht nach übereinstimmenden Grundsätzen gewonnen;
sie seien deshalb nicht vergleichbar und ließen auch die Gliederung nach den Be¬
rufen vermissen. — Nach beiden Richtungen solle eine Besserung angestrebt werden.
Erstens sollten sich die von Reichs wegen zu veröffentlichenden Zahlen nicht mir
auf die Ergebnisse der dem Arbeitsnachweisverband angehörenden Nachweise beziehn,
sondern auch die außerhalb von ihm stehenden größer» Arbeitsnachweise der Arbeit¬
geber und der Arbeiter, einschließlich der bedeutendem Nachweise sür das kaufmännische
Personal umfassen. . . . Zum Zweck der nötigen Verbesserung des Wertes des Zahlen¬
materials, das bisher zur Verfügung gestanden habe, bedürfe es der Aufstellung
und möglichst allgemeinen Durchführung einheitlicher Grundsätze für die Geschäfts¬
statistik der einzelnen Nachweisstellen. Der Verband deutscher Arbeitsnachweise habe
zu diesem Zweck eine Kommission eingesetzt, die unter Zuziehung des Kaiserlichen
Statistischen Amts demnächst zur Aufstellung solcher Grundsätze gelangen werde.
Sie würden auf der Grundlage von „Personalkarten" aufgebaut und hoffentlich
auch von den außerhalb des Verbands stehenden Arbeitsvermittlungsstellen ange¬
nommen werden. Damit würden der Vergleichbarkeit der zu veröffentlichenden
Zahlen die Wege geebnet sein."
Gegen diese „Bemerkungen richten sich die Angriffe der Presse. Sie lausen
auf den unglaublichen Vorwurf hinaus, die Abteilung für Arbeiterstatistik vergreife
sich bei der Herausgabe der neuen Zeitschrift an dem „geistigen Eigentum" des
Dr. Jastrow, indem sie sich „eingestandnermaßen" dessen „Methode angeeignet" habe.
Schon in der Sitzung des Beirath vom 22. Oktober glaubte ein Beirats¬
mitglied — der freisinnige Reichstagsabgeordnete Schmidt lMberfeld) —, trotz
des Wortlauts der „Bemerkungen," den Hinweis nicht unterdrücken zu dürfen, daß
ein Organ, das auf diesem Gebiete tätig sei, bereits existiere. Es sei das der
„Arbeitsmarkt" des Dr. Jastrow. Er habe die Auffassung, daß dieses Blatt, dessen
Leiter große Verdienste ans diesem Gebiete besitze, durch Herausgabe einer gleiche
Ziele verfolgenden Zeitschrift seitens des Reichs schwer geschädigt werden würde,
und er richte daher die Anfrage an den Vorsitzenden, ob mit öl'. Jastrow eine
„Auseinandersetzung" stattgefunden habe. Er würde sich freuen, wenn der Vor¬
sitzende sein „Wohlwollen für das Jastrowsche Blatt" ausdrücke» würde. Der Vor¬
sitzende erwiderte darauf — immer nach der Drucksache Ur. 1 —, daß er die
Verdienste des Herrn Dr. Jastrow durchaus anerkenne, daß er aber doch deshalb,
nachdem der Reichstag die Übernahme der einschlägigen Aufgaben auf das
Reich und die Herausgabe einer Zeitschrift beschlossen habe, unmöglich auf die
Herausgabe eines amtlichen Blattes verzichten könne. Er glaube übrigens, daß
eine Schädigung weder bei dem „Arbeitsmarkt" noch bei der „Sozialen Praxis,"
die in ähnlicher Lage sei, eintreten werde, die genannten Blätter würden im Gegen¬
teil aus dem reichlichen amtlichen Material, das nunmehr beigebracht würde,
„Stoff zur kritischen Verarbeitung" schöpfen. Mit den Leitern beider Blätter habe
übrigens eine mündliche Auseinandersetzung stattgefunden, und Herr ve. Jastrow
habe auf dem Verbandstag des Verbandes deutscher Arbeitsnachweise selbst die
Resolution empfohlen, nach der der Verband das Kaiserliche Statistische Amt in
seinen ans die Herstellung einer möglichst genauen und umfassenden Arbeitsmarkt-
statiftik gerichteten Bestrebungen unterstützen solle. — Damit scheint im Beirat am
22. Oktober die Sache abgetan gewesen zu sein, und allseitig — u. a. auch von
dem Abgeordneten Molkenbnhr — wurde das Erscheinen eines amtlichen Blattes
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