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Die Grenzboten. Jg. 62, 1903, Erstes Vierteljahr.

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Maßgebliches und Unmaßgebliches

Chorgcsänge") und Jnstrumentalvorträge des Primciner-Musikvereins mit Dekla¬
mationen und einer kleinen Aufführung, und ein Tänzchen sowie zwangloses ge¬
selliges Beisammensein von "Schule und Hans" macht den Beschluß. Das Fest ist
nicht öffentlich, sondern auf die Angehörigen der Gymnasiasten beschränkt und hat
so großen Anklang gefunden, daß schon für die Hauptprobe einige hundert Eintritts¬
karten ausgegeben werden müssen. Ihr Preis beträgt für die Aufführung 1 Mark,
bei nichtnumerierten Plätzen die Hälfte (sämtliche Schüler haben natürlich freien
Eintritt). Gelegentlich spendet ein Gönner der Anstalt auch wohl einen besondern
Beitrag zu den 'Kosten. Der Reinertrag der Abendunterhaltung nun -- durch¬
schnittlich vier- bis fünfhundert Mark -- war einmal ausschließlich für eine Ferien¬
reise nach dem Harze bestimmt, sonst fließt er in die von mir ursprünglich zur Be¬
schaffung von Büchern gegründete UnterstütznnMasse für Ghmnasiasten. Zwei Herren,
die keinesfalls genannt werden wollen, überwiesen mir vierhundert Mark, damit
wiederum eine Ferienreise zustande käme. Die Unterstützungskasse, die dann auch
für diesen Zweck ausdrücklich bestimmt wurde, deckt den Rest zu Gunsten der weniger
Bemittelten. Den Eltern aller der Schüler, die überhaupt in Betracht kommen,
lasse ich folgende Benachrichtigung zugehn: "Ihr Sohn darf seinem Wunsche ent¬
sprechend an der Reise nach . . . teilnehmen. Die Kosten für Fahrten betragen bei
günstigem Wetter etwa .... die für Unterkunft und Verpflegung ohne geistige Ge¬
tränke mindestens . . . Mark. Ich bitte entweder um Äußerung, ob die Unterstützungs¬
kasse ganz oder teilweise in Anspruch genommen werden soll, oder um Einzahlung
einer entsprechenden Summe in die gemeinsame Reiselüste. Taschengeld bitte ich
nur in geringem Betrage mitzugeben." Den Schülern selbst diktiere ich außer den
Gasthofsadressen folgende Bestimmungen- 1. Auf feste und schon längere Zeit be¬
nutzte Stiefel und nicht zu leichte Kleidung ist Bedacht zu nehmen. 2. Rauchen
ist während des Marsches und auf der Fahrt unbedingt verboten. 3. Die Haupt¬
mahlzeit findet zwischen 6 und 7 Uhr statt, nur dabei werden geistige Getränke
genossen, aber nicht ans der gemeinsamen Reisekasse bezahlt. -- Von dem Taschen¬
gelde abgesehen brauchten sieben bis acht Teilnehmer gar nichts aufzuwenden, und
von den übrigen manche nur eine verhältnismäßig sehr geringe Summe.

In der geschilderten Weise werden sich ja nun nicht in sehr vielen Orten die
Reisen ermöglichen lassen. Aber durch Schüleranfführungen, die auch den Gesang¬
leistungen und der Wertschätzung des Faches zu gute kommen, durch öffentliche Vor¬
träge, sowie durch Anregung des Interesses begüterter Mitmenschen können doch wohl
mehr Mittel, als es bisher geschehn zu sein scheint, für unsern Zweck beschafft werden.
Daß eine größere Summe in den Etat eingestellt wird, das ist mir nur von zwei
Städten bekannt: von Mülhausen im Elsaß und von Wilmersdorf, hier beim Bismarck-
gymnasium werden sogar dem Leiter "die Kosten aus vorhandnen Mitteln (Beschluß des
Kuratoriums!) vergütet durch eine Summe, die ungefähr den Sätzen entspricht, die
für Dienstreisen den Beamten gewährt werden." Ich traute meinen Augen kaum,
als ich dies in der Täglichen Rundschau vom 20. August 1902, Ur. 194 der
Beilage las. Daß eine größere Zahl von Orten den beiden genannten nacheifern
werde, das wird nicht nur vorläufig, wie Oberlehrer Schmidt aus Arolsen in der
Täglichen Rundschau meint, sondern wohl für immer ein schöner Traum bleiben,
geradeso wie die Verwirklichung des auf einer Preußischen Direktorenversammlung
geäußerten sehr kühnen Wunsches, den Geographielehrern möge jährlich in gewissem
Umfange freie Fahrt von den Eisenbahnverwaltungen zugestanden werden.

An diese Verwaltungen richte ich schließlich noch zwei Bitten. Während nur die
Eisenbahndirektion in Halle die Benutzung eines Schnellzugs von Leipzig nach Goslar
sofort bewilligte, stellte sich die Erfurter Direktion für den Schnellzug nach Eisenach



Kretzschmars Ausführungen in den Grenzboten 1902 III, Ur. 34, S. 415 f. treffen auf
unsre Nachbarstadt Zittau nicht zu. Hier und an den mir im Osten wie im Westen bekannten
preußischen Gymnasien wird bei der Befreiung vom Gesänge strenger verfahren.
Maßgebliches und Unmaßgebliches

Chorgcsänge") und Jnstrumentalvorträge des Primciner-Musikvereins mit Dekla¬
mationen und einer kleinen Aufführung, und ein Tänzchen sowie zwangloses ge¬
selliges Beisammensein von „Schule und Hans" macht den Beschluß. Das Fest ist
nicht öffentlich, sondern auf die Angehörigen der Gymnasiasten beschränkt und hat
so großen Anklang gefunden, daß schon für die Hauptprobe einige hundert Eintritts¬
karten ausgegeben werden müssen. Ihr Preis beträgt für die Aufführung 1 Mark,
bei nichtnumerierten Plätzen die Hälfte (sämtliche Schüler haben natürlich freien
Eintritt). Gelegentlich spendet ein Gönner der Anstalt auch wohl einen besondern
Beitrag zu den 'Kosten. Der Reinertrag der Abendunterhaltung nun — durch¬
schnittlich vier- bis fünfhundert Mark — war einmal ausschließlich für eine Ferien¬
reise nach dem Harze bestimmt, sonst fließt er in die von mir ursprünglich zur Be¬
schaffung von Büchern gegründete UnterstütznnMasse für Ghmnasiasten. Zwei Herren,
die keinesfalls genannt werden wollen, überwiesen mir vierhundert Mark, damit
wiederum eine Ferienreise zustande käme. Die Unterstützungskasse, die dann auch
für diesen Zweck ausdrücklich bestimmt wurde, deckt den Rest zu Gunsten der weniger
Bemittelten. Den Eltern aller der Schüler, die überhaupt in Betracht kommen,
lasse ich folgende Benachrichtigung zugehn: „Ihr Sohn darf seinem Wunsche ent¬
sprechend an der Reise nach . . . teilnehmen. Die Kosten für Fahrten betragen bei
günstigem Wetter etwa .... die für Unterkunft und Verpflegung ohne geistige Ge¬
tränke mindestens . . . Mark. Ich bitte entweder um Äußerung, ob die Unterstützungs¬
kasse ganz oder teilweise in Anspruch genommen werden soll, oder um Einzahlung
einer entsprechenden Summe in die gemeinsame Reiselüste. Taschengeld bitte ich
nur in geringem Betrage mitzugeben." Den Schülern selbst diktiere ich außer den
Gasthofsadressen folgende Bestimmungen- 1. Auf feste und schon längere Zeit be¬
nutzte Stiefel und nicht zu leichte Kleidung ist Bedacht zu nehmen. 2. Rauchen
ist während des Marsches und auf der Fahrt unbedingt verboten. 3. Die Haupt¬
mahlzeit findet zwischen 6 und 7 Uhr statt, nur dabei werden geistige Getränke
genossen, aber nicht ans der gemeinsamen Reisekasse bezahlt. — Von dem Taschen¬
gelde abgesehen brauchten sieben bis acht Teilnehmer gar nichts aufzuwenden, und
von den übrigen manche nur eine verhältnismäßig sehr geringe Summe.

In der geschilderten Weise werden sich ja nun nicht in sehr vielen Orten die
Reisen ermöglichen lassen. Aber durch Schüleranfführungen, die auch den Gesang¬
leistungen und der Wertschätzung des Faches zu gute kommen, durch öffentliche Vor¬
träge, sowie durch Anregung des Interesses begüterter Mitmenschen können doch wohl
mehr Mittel, als es bisher geschehn zu sein scheint, für unsern Zweck beschafft werden.
Daß eine größere Summe in den Etat eingestellt wird, das ist mir nur von zwei
Städten bekannt: von Mülhausen im Elsaß und von Wilmersdorf, hier beim Bismarck-
gymnasium werden sogar dem Leiter „die Kosten aus vorhandnen Mitteln (Beschluß des
Kuratoriums!) vergütet durch eine Summe, die ungefähr den Sätzen entspricht, die
für Dienstreisen den Beamten gewährt werden." Ich traute meinen Augen kaum,
als ich dies in der Täglichen Rundschau vom 20. August 1902, Ur. 194 der
Beilage las. Daß eine größere Zahl von Orten den beiden genannten nacheifern
werde, das wird nicht nur vorläufig, wie Oberlehrer Schmidt aus Arolsen in der
Täglichen Rundschau meint, sondern wohl für immer ein schöner Traum bleiben,
geradeso wie die Verwirklichung des auf einer Preußischen Direktorenversammlung
geäußerten sehr kühnen Wunsches, den Geographielehrern möge jährlich in gewissem
Umfange freie Fahrt von den Eisenbahnverwaltungen zugestanden werden.

An diese Verwaltungen richte ich schließlich noch zwei Bitten. Während nur die
Eisenbahndirektion in Halle die Benutzung eines Schnellzugs von Leipzig nach Goslar
sofort bewilligte, stellte sich die Erfurter Direktion für den Schnellzug nach Eisenach



Kretzschmars Ausführungen in den Grenzboten 1902 III, Ur. 34, S. 415 f. treffen auf
unsre Nachbarstadt Zittau nicht zu. Hier und an den mir im Osten wie im Westen bekannten
preußischen Gymnasien wird bei der Befreiung vom Gesänge strenger verfahren.
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[0186] Maßgebliches und Unmaßgebliches Chorgcsänge") und Jnstrumentalvorträge des Primciner-Musikvereins mit Dekla¬ mationen und einer kleinen Aufführung, und ein Tänzchen sowie zwangloses ge¬ selliges Beisammensein von „Schule und Hans" macht den Beschluß. Das Fest ist nicht öffentlich, sondern auf die Angehörigen der Gymnasiasten beschränkt und hat so großen Anklang gefunden, daß schon für die Hauptprobe einige hundert Eintritts¬ karten ausgegeben werden müssen. Ihr Preis beträgt für die Aufführung 1 Mark, bei nichtnumerierten Plätzen die Hälfte (sämtliche Schüler haben natürlich freien Eintritt). Gelegentlich spendet ein Gönner der Anstalt auch wohl einen besondern Beitrag zu den 'Kosten. Der Reinertrag der Abendunterhaltung nun — durch¬ schnittlich vier- bis fünfhundert Mark — war einmal ausschließlich für eine Ferien¬ reise nach dem Harze bestimmt, sonst fließt er in die von mir ursprünglich zur Be¬ schaffung von Büchern gegründete UnterstütznnMasse für Ghmnasiasten. Zwei Herren, die keinesfalls genannt werden wollen, überwiesen mir vierhundert Mark, damit wiederum eine Ferienreise zustande käme. Die Unterstützungskasse, die dann auch für diesen Zweck ausdrücklich bestimmt wurde, deckt den Rest zu Gunsten der weniger Bemittelten. Den Eltern aller der Schüler, die überhaupt in Betracht kommen, lasse ich folgende Benachrichtigung zugehn: „Ihr Sohn darf seinem Wunsche ent¬ sprechend an der Reise nach . . . teilnehmen. Die Kosten für Fahrten betragen bei günstigem Wetter etwa .... die für Unterkunft und Verpflegung ohne geistige Ge¬ tränke mindestens . . . Mark. Ich bitte entweder um Äußerung, ob die Unterstützungs¬ kasse ganz oder teilweise in Anspruch genommen werden soll, oder um Einzahlung einer entsprechenden Summe in die gemeinsame Reiselüste. Taschengeld bitte ich nur in geringem Betrage mitzugeben." Den Schülern selbst diktiere ich außer den Gasthofsadressen folgende Bestimmungen- 1. Auf feste und schon längere Zeit be¬ nutzte Stiefel und nicht zu leichte Kleidung ist Bedacht zu nehmen. 2. Rauchen ist während des Marsches und auf der Fahrt unbedingt verboten. 3. Die Haupt¬ mahlzeit findet zwischen 6 und 7 Uhr statt, nur dabei werden geistige Getränke genossen, aber nicht ans der gemeinsamen Reisekasse bezahlt. — Von dem Taschen¬ gelde abgesehen brauchten sieben bis acht Teilnehmer gar nichts aufzuwenden, und von den übrigen manche nur eine verhältnismäßig sehr geringe Summe. In der geschilderten Weise werden sich ja nun nicht in sehr vielen Orten die Reisen ermöglichen lassen. Aber durch Schüleranfführungen, die auch den Gesang¬ leistungen und der Wertschätzung des Faches zu gute kommen, durch öffentliche Vor¬ träge, sowie durch Anregung des Interesses begüterter Mitmenschen können doch wohl mehr Mittel, als es bisher geschehn zu sein scheint, für unsern Zweck beschafft werden. Daß eine größere Summe in den Etat eingestellt wird, das ist mir nur von zwei Städten bekannt: von Mülhausen im Elsaß und von Wilmersdorf, hier beim Bismarck- gymnasium werden sogar dem Leiter „die Kosten aus vorhandnen Mitteln (Beschluß des Kuratoriums!) vergütet durch eine Summe, die ungefähr den Sätzen entspricht, die für Dienstreisen den Beamten gewährt werden." Ich traute meinen Augen kaum, als ich dies in der Täglichen Rundschau vom 20. August 1902, Ur. 194 der Beilage las. Daß eine größere Zahl von Orten den beiden genannten nacheifern werde, das wird nicht nur vorläufig, wie Oberlehrer Schmidt aus Arolsen in der Täglichen Rundschau meint, sondern wohl für immer ein schöner Traum bleiben, geradeso wie die Verwirklichung des auf einer Preußischen Direktorenversammlung geäußerten sehr kühnen Wunsches, den Geographielehrern möge jährlich in gewissem Umfange freie Fahrt von den Eisenbahnverwaltungen zugestanden werden. An diese Verwaltungen richte ich schließlich noch zwei Bitten. Während nur die Eisenbahndirektion in Halle die Benutzung eines Schnellzugs von Leipzig nach Goslar sofort bewilligte, stellte sich die Erfurter Direktion für den Schnellzug nach Eisenach Kretzschmars Ausführungen in den Grenzboten 1902 III, Ur. 34, S. 415 f. treffen auf unsre Nachbarstadt Zittau nicht zu. Hier und an den mir im Osten wie im Westen bekannten preußischen Gymnasien wird bei der Befreiung vom Gesänge strenger verfahren.

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 62, 1903, Erstes Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341877_239555/186>, abgerufen am 24.11.2024.