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Die Grenzboten. Jg. 62, 1903, Erstes Vierteljahr.

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Feuer!

Aber was tut sie! Wie benimmt sie sich! Ich stelle sie Ihnen vor, und sie läuft
fort. Ist das Manier! Schickt sich das! Ich kann darüber urteilen. Ich bin
selbst ein übliches Fräulein. Ich. . -

Sie hat gewiß. . .

Ich wollte sagen: Eile zu ihrer Mutter zu kommen. Es gelang mir nicht
das auszusprechen, denn bei meinem ersten Worte redete die Schtschepin schneller
und lauter weiter.

Ich kann mir ein Urteil darüber erlauben. Ich sage Ihnen, es ist jetzt nichts
mit den jungen Mädchen. Keine Zucht! Keine Sitte! Sehen Sie, Herr Gehilfe
-- sie drückte die Hand fester gegen meinen Mantel und lehnte sich fast gegen
mich --, ich bin ein adliches Fräulein und als solches erzogen. Darum bin ich
aufmerksam und rücksichtsvoll gegen jeden nobeln Menschen und nähere mich ihm
vertrauensvoll. Sie sind erst seit gestern hier, Herr Gehilfe, aber ich weiß schon
von Ihnen und beeile mich Ihnen mein Vertrauen entgegenzubringen. Ich benutze
die erste Gelegenheit, mich Ihnen vorzustellen. Ich kenne freilich noch nicht Ihren
Namen . . .

Ich heiße. . .

Ich hob die Hand an die Mütze und wollte mich meinerseits vorstellen. Ver¬
gebliche Mühe!

Ich habe Ihren Namen bis jetzt nicht erfahren, sagte sie noch rascher und
schon kreischend, wobei sie auch die andre Hand gegen meine Brust drückte, aber
das hindert mich nicht, denn ich weiß, Sie sind nun unser Beschützer, ohne den
wir armen, verlassenen Fräulein den Roheiten der ungebildeten und unverschämten
Nachbarn preisgegeben wären. Ich habe. . .

Mein Fräulein, sagte ich, indem ich jetzt auch die Stimme erhob, ich
danke. . . für Ihr Vertrauen und habe die Ehre, mich zu empfehlen, wollte ich
schließen.

Ich habe, kreischte sie so lant, als ob sie mit mir zankte, und sie faßte dabei
den Rand meines Mantels mit den Fingern; ich habe mit Mahada davon ge¬
sprochen. Sie sehen, wie sie meine Lehre aufnimmt. Sie sehen, Herr Gehilfe, anf
welchen Boden gute Lehren bei den jetzigen jungen Mädchen fallen. Und glauben
Sie, daß Mahada eine Ausnahme ist? Glauben Sie, daß andre besser sind? Gott
bewahre! Es fehlt eben die adliche Erziehung, wie ich sie erhalten habe. Ich
lasse mich dadurch aber nicht beirren. Ich halte es für meine Pflicht, ich halte . . .

Sie hielt wirklich, und zwar meinen Mantel, wie ich mich eben überzeugte.
Mir begann für die Möglichkeit meines Rückzugs bange zu werden, und ich riß
kräftig an dem Mantel, indem ich tat, als ob ich im Begriff wäre, ihn besser um
mich zu schlagen. Auch trat ich dabei wie unwillkürlich einen Schritt zurück. Gegen
derartige Manöver schien Fräulein Schtschepin jedoch völlig abgehärtet zu sein. Sie
ließ den Mantel nicht aus der Hand, folgte mir den Schritt nach, als ob wir zu¬
sammengewachsen wären, und traitee auch die Finger der andern Hand in das Tuch.

Ich halte fest, schrie sie dabei, fest um meiner Pflicht, an meiner Überzeugung.
Ich lasse mich dnrch schlecht erzogne junge Dinger nicht beirren. Schlechte Er¬
ziehung macht auf mich keinen Eindruck. Herr Gehilfe. Und Mahada ist schlecht erzogen,
Herr Gehilfe! Ich aber habe eine gute Erziehung genossen, eine adliche Er . . .

Sie schien in ihrem Redeflusse stocken zu wollen und richtete die Augen starr
an mir vorbei. Sogleich fühlte ich aber wieder den Druck ihrer Finger, und un¬
geschwächt floß die Rede weiter.

Wer eine adliche Erziehung genossen hat wie ich, Herr Gehilfe, der läßt sich
dnrch schlechte Manieren nicht aus der Fassung bringen. Wer ist Mahada? Die
Tochter eines Offiziers. Sie gilt deshalb für adlich. Aber ob der Vater üblich
war, ehe er Offizier wurde, das ist sehr zweifelhaft. Und die Mutter! Nun,
wissen Sie, Herr Gehilfe, ich will nichts Schlechtes reden. Ich rede nie von
einem Menschen schlecht. Ich achte mich selbst, und darum . . .


Feuer!

Aber was tut sie! Wie benimmt sie sich! Ich stelle sie Ihnen vor, und sie läuft
fort. Ist das Manier! Schickt sich das! Ich kann darüber urteilen. Ich bin
selbst ein übliches Fräulein. Ich. . -

Sie hat gewiß. . .

Ich wollte sagen: Eile zu ihrer Mutter zu kommen. Es gelang mir nicht
das auszusprechen, denn bei meinem ersten Worte redete die Schtschepin schneller
und lauter weiter.

Ich kann mir ein Urteil darüber erlauben. Ich sage Ihnen, es ist jetzt nichts
mit den jungen Mädchen. Keine Zucht! Keine Sitte! Sehen Sie, Herr Gehilfe
— sie drückte die Hand fester gegen meinen Mantel und lehnte sich fast gegen
mich —, ich bin ein adliches Fräulein und als solches erzogen. Darum bin ich
aufmerksam und rücksichtsvoll gegen jeden nobeln Menschen und nähere mich ihm
vertrauensvoll. Sie sind erst seit gestern hier, Herr Gehilfe, aber ich weiß schon
von Ihnen und beeile mich Ihnen mein Vertrauen entgegenzubringen. Ich benutze
die erste Gelegenheit, mich Ihnen vorzustellen. Ich kenne freilich noch nicht Ihren
Namen . . .

Ich heiße. . .

Ich hob die Hand an die Mütze und wollte mich meinerseits vorstellen. Ver¬
gebliche Mühe!

Ich habe Ihren Namen bis jetzt nicht erfahren, sagte sie noch rascher und
schon kreischend, wobei sie auch die andre Hand gegen meine Brust drückte, aber
das hindert mich nicht, denn ich weiß, Sie sind nun unser Beschützer, ohne den
wir armen, verlassenen Fräulein den Roheiten der ungebildeten und unverschämten
Nachbarn preisgegeben wären. Ich habe. . .

Mein Fräulein, sagte ich, indem ich jetzt auch die Stimme erhob, ich
danke. . . für Ihr Vertrauen und habe die Ehre, mich zu empfehlen, wollte ich
schließen.

Ich habe, kreischte sie so lant, als ob sie mit mir zankte, und sie faßte dabei
den Rand meines Mantels mit den Fingern; ich habe mit Mahada davon ge¬
sprochen. Sie sehen, wie sie meine Lehre aufnimmt. Sie sehen, Herr Gehilfe, anf
welchen Boden gute Lehren bei den jetzigen jungen Mädchen fallen. Und glauben
Sie, daß Mahada eine Ausnahme ist? Glauben Sie, daß andre besser sind? Gott
bewahre! Es fehlt eben die adliche Erziehung, wie ich sie erhalten habe. Ich
lasse mich dadurch aber nicht beirren. Ich halte es für meine Pflicht, ich halte . . .

Sie hielt wirklich, und zwar meinen Mantel, wie ich mich eben überzeugte.
Mir begann für die Möglichkeit meines Rückzugs bange zu werden, und ich riß
kräftig an dem Mantel, indem ich tat, als ob ich im Begriff wäre, ihn besser um
mich zu schlagen. Auch trat ich dabei wie unwillkürlich einen Schritt zurück. Gegen
derartige Manöver schien Fräulein Schtschepin jedoch völlig abgehärtet zu sein. Sie
ließ den Mantel nicht aus der Hand, folgte mir den Schritt nach, als ob wir zu¬
sammengewachsen wären, und traitee auch die Finger der andern Hand in das Tuch.

Ich halte fest, schrie sie dabei, fest um meiner Pflicht, an meiner Überzeugung.
Ich lasse mich dnrch schlecht erzogne junge Dinger nicht beirren. Schlechte Er¬
ziehung macht auf mich keinen Eindruck. Herr Gehilfe. Und Mahada ist schlecht erzogen,
Herr Gehilfe! Ich aber habe eine gute Erziehung genossen, eine adliche Er . . .

Sie schien in ihrem Redeflusse stocken zu wollen und richtete die Augen starr
an mir vorbei. Sogleich fühlte ich aber wieder den Druck ihrer Finger, und un¬
geschwächt floß die Rede weiter.

Wer eine adliche Erziehung genossen hat wie ich, Herr Gehilfe, der läßt sich
dnrch schlechte Manieren nicht aus der Fassung bringen. Wer ist Mahada? Die
Tochter eines Offiziers. Sie gilt deshalb für adlich. Aber ob der Vater üblich
war, ehe er Offizier wurde, das ist sehr zweifelhaft. Und die Mutter! Nun,
wissen Sie, Herr Gehilfe, ich will nichts Schlechtes reden. Ich rede nie von
einem Menschen schlecht. Ich achte mich selbst, und darum . . .


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[0176] Feuer! Aber was tut sie! Wie benimmt sie sich! Ich stelle sie Ihnen vor, und sie läuft fort. Ist das Manier! Schickt sich das! Ich kann darüber urteilen. Ich bin selbst ein übliches Fräulein. Ich. . - Sie hat gewiß. . . Ich wollte sagen: Eile zu ihrer Mutter zu kommen. Es gelang mir nicht das auszusprechen, denn bei meinem ersten Worte redete die Schtschepin schneller und lauter weiter. Ich kann mir ein Urteil darüber erlauben. Ich sage Ihnen, es ist jetzt nichts mit den jungen Mädchen. Keine Zucht! Keine Sitte! Sehen Sie, Herr Gehilfe — sie drückte die Hand fester gegen meinen Mantel und lehnte sich fast gegen mich —, ich bin ein adliches Fräulein und als solches erzogen. Darum bin ich aufmerksam und rücksichtsvoll gegen jeden nobeln Menschen und nähere mich ihm vertrauensvoll. Sie sind erst seit gestern hier, Herr Gehilfe, aber ich weiß schon von Ihnen und beeile mich Ihnen mein Vertrauen entgegenzubringen. Ich benutze die erste Gelegenheit, mich Ihnen vorzustellen. Ich kenne freilich noch nicht Ihren Namen . . . Ich heiße. . . Ich hob die Hand an die Mütze und wollte mich meinerseits vorstellen. Ver¬ gebliche Mühe! Ich habe Ihren Namen bis jetzt nicht erfahren, sagte sie noch rascher und schon kreischend, wobei sie auch die andre Hand gegen meine Brust drückte, aber das hindert mich nicht, denn ich weiß, Sie sind nun unser Beschützer, ohne den wir armen, verlassenen Fräulein den Roheiten der ungebildeten und unverschämten Nachbarn preisgegeben wären. Ich habe. . . Mein Fräulein, sagte ich, indem ich jetzt auch die Stimme erhob, ich danke. . . für Ihr Vertrauen und habe die Ehre, mich zu empfehlen, wollte ich schließen. Ich habe, kreischte sie so lant, als ob sie mit mir zankte, und sie faßte dabei den Rand meines Mantels mit den Fingern; ich habe mit Mahada davon ge¬ sprochen. Sie sehen, wie sie meine Lehre aufnimmt. Sie sehen, Herr Gehilfe, anf welchen Boden gute Lehren bei den jetzigen jungen Mädchen fallen. Und glauben Sie, daß Mahada eine Ausnahme ist? Glauben Sie, daß andre besser sind? Gott bewahre! Es fehlt eben die adliche Erziehung, wie ich sie erhalten habe. Ich lasse mich dadurch aber nicht beirren. Ich halte es für meine Pflicht, ich halte . . . Sie hielt wirklich, und zwar meinen Mantel, wie ich mich eben überzeugte. Mir begann für die Möglichkeit meines Rückzugs bange zu werden, und ich riß kräftig an dem Mantel, indem ich tat, als ob ich im Begriff wäre, ihn besser um mich zu schlagen. Auch trat ich dabei wie unwillkürlich einen Schritt zurück. Gegen derartige Manöver schien Fräulein Schtschepin jedoch völlig abgehärtet zu sein. Sie ließ den Mantel nicht aus der Hand, folgte mir den Schritt nach, als ob wir zu¬ sammengewachsen wären, und traitee auch die Finger der andern Hand in das Tuch. Ich halte fest, schrie sie dabei, fest um meiner Pflicht, an meiner Überzeugung. Ich lasse mich dnrch schlecht erzogne junge Dinger nicht beirren. Schlechte Er¬ ziehung macht auf mich keinen Eindruck. Herr Gehilfe. Und Mahada ist schlecht erzogen, Herr Gehilfe! Ich aber habe eine gute Erziehung genossen, eine adliche Er . . . Sie schien in ihrem Redeflusse stocken zu wollen und richtete die Augen starr an mir vorbei. Sogleich fühlte ich aber wieder den Druck ihrer Finger, und un¬ geschwächt floß die Rede weiter. Wer eine adliche Erziehung genossen hat wie ich, Herr Gehilfe, der läßt sich dnrch schlechte Manieren nicht aus der Fassung bringen. Wer ist Mahada? Die Tochter eines Offiziers. Sie gilt deshalb für adlich. Aber ob der Vater üblich war, ehe er Offizier wurde, das ist sehr zweifelhaft. Und die Mutter! Nun, wissen Sie, Herr Gehilfe, ich will nichts Schlechtes reden. Ich rede nie von einem Menschen schlecht. Ich achte mich selbst, und darum . . .

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 62, 1903, Erstes Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341877_239555/176>, abgerufen am 28.07.2024.