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Die Grenzboten. Jg. 61, 1902, Viertes Vierteljahr.

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Maßgebliches und Unmaßgebliches

wissenden und in einem Zustande sittlicher Verwilderung, der mit dem Elend zu¬
sammen Fäulnis erzeugt und die Existenz des Volles bedroht; die frühere starke
Bevölkerungszunahme stockt. Es fehlt dem Russen nicht an guten Anlagen, aber
seine Willensschwäche und die äußern Umstände hindern ihn, sie zu entfalten und
davon Gebrauch zu machen. Unter den äußern Umständen ist der schlimmste eine
Regierung, die im Streben nach äußerer Macht und äußern: Glänze, statt dem
Volke bei seinem vielfach erwachten Kulturstreben behilflich zu sein, dieses unter¬
drückt und die Unterthanen durch unvernünftige Steuern bis zur Entziehung der
notwendigsten Nahrungsmittel ausplündert, um diesen Raub nebst den in Frank¬
reich zusammengeborgten Geldern ans Kriegsherr und Flotte, auf Eroberungen
und auf eine Kolonisation zu verwenden, die möglicherweise den Chinesen, den
Japanern, den Amerikanern und allen unternehmenden europäischen Nationen, aber
nimmermehr den Russen zu gute kommen werden. Mit dieser widersinnigen Politik,
die jetzt in Wildes Finanzkünsten v-z, baucius spielt, hat sich in den letzten Jahr¬
zehnten ein nicht weniger widersinniger Nationalismus und Orthodoxismus ver¬
bündet. Die Regierung baut Kirchen und stattet Geistliche mit guten Pfründen
aus, um in den Greuzprovinzen Katholiken, Protestanten und Buddhisten zu be¬
kehren, läßt dafür aber im Innern Rußlands die Popen der orthodoxen Kirche
verlumpen und hat kein Geld für Schulen und Volksschullehrer. Alle Keime und
alle blühenden Pflanzstätten geistigen Lebens bei den russischen Sektierern, im
protestantischen Finnland und Baltenland vernichtet sie. Die in der kurzen Periode
der Reformen eingeführte Selbstverwaltung der Landschaften wird wieder unter¬
drückt zu Gunsten des Tschin, der bestechlichen und faulen Bureaukratie, die Auf¬
lehnung gegen ihre Willkürherrschaft und ihr unbequeme provinzielle Verschieden¬
heiten nicht duldet. Ruft der gute Wille des Volks oder Einzelner irgendwo auf
irgend einem Gebiete, z. B. auf dein der Volksbildung, nützliche Einrichtungen her¬
vor, so werden diese nicht etwa vom Beamtentum auch in andern Gegenden ein¬
geführt, sondern als Störungen der bequemen Uniformität schleunigst unterdrückt.
Die schier unlösbaren Schwierigkeiten einer Reform auch in dem Falle, daß der
gute Wille dazu oben vorhanden wäre, werden im Schlußkapitel: "Verfassungs¬
fragen" erörtert, und im Vorwort wird bemerkt, wir Deutschen hegten nur freund¬
liche Wünsche für Rußland: der deutsche Industrielle wünsche den großen Nachbar
kaufkräftig, der deutsche Agrarier wünsche, daß sich der russische Bauer satt esse,
statt sein Korn über die Grenze zu schicken, aber die Lage Rußlands sei nicht derart,
daß wir uns Erfüllung dieser Wünsche versprechen dürften.


Ein ausgezeichneter Balle.

Graf Alexander Keyserling ist der gelehrten
Welt namentlich als Geognost und Paläontologe, sowie als geistvoller, bahnbrechender
Forscher auf dem Gebiete der Pflanzenkunde und der Zoologie bekannt. Eine
"Lebensskizze," von seinem inzwischen verstorbnen Sohne Grafen Leo Keyserling ver¬
faßt und nebst einzelnen Tagebuchblttttern im Jahre 1894 bei Cotta erschiene",
hatte in großen Zügen mit den Lebensschicksalen und Leistungen des außergewöhnlich
begabten Maunes auch die bekannt gemacht, die den vom Grafen Alexander ge¬
förderten besondern Wissenszweigen ferner standen. Das vor kurzem im Verlage
vou Georg Reimer, Berlin, erschienene, von der Tochter aus Briefen und Tagebuch¬
blättern zusammengestellte ausgeführtere "Lebensbild""') vervollständigt in erfreulicher
Weise die Skizze des Sohnes: es ist in jeder Beziehung ein empfehlenswertes und
ausgezeichnetes Buch.

Zu der edeln und wahrhaft vornehmen Gestalt, die uns Freifrau von Taubers
Buch zeigt, konnte sie freilich nichts hinzuthun, und eines belebenden oder gar ver-



") Graf Alexander Keyserling. Ein Lebensbild, aus seinen Briefen und Tagebüchern zu¬
sammengestellt von seiner Tochter Freifrau Helene von Taube von der Jfsen. Zwei Bande
mit zwei Porträts und fünf Abbildungen. Berlin, Georg Reimer, 1902.
Maßgebliches und Unmaßgebliches

wissenden und in einem Zustande sittlicher Verwilderung, der mit dem Elend zu¬
sammen Fäulnis erzeugt und die Existenz des Volles bedroht; die frühere starke
Bevölkerungszunahme stockt. Es fehlt dem Russen nicht an guten Anlagen, aber
seine Willensschwäche und die äußern Umstände hindern ihn, sie zu entfalten und
davon Gebrauch zu machen. Unter den äußern Umständen ist der schlimmste eine
Regierung, die im Streben nach äußerer Macht und äußern: Glänze, statt dem
Volke bei seinem vielfach erwachten Kulturstreben behilflich zu sein, dieses unter¬
drückt und die Unterthanen durch unvernünftige Steuern bis zur Entziehung der
notwendigsten Nahrungsmittel ausplündert, um diesen Raub nebst den in Frank¬
reich zusammengeborgten Geldern ans Kriegsherr und Flotte, auf Eroberungen
und auf eine Kolonisation zu verwenden, die möglicherweise den Chinesen, den
Japanern, den Amerikanern und allen unternehmenden europäischen Nationen, aber
nimmermehr den Russen zu gute kommen werden. Mit dieser widersinnigen Politik,
die jetzt in Wildes Finanzkünsten v-z, baucius spielt, hat sich in den letzten Jahr¬
zehnten ein nicht weniger widersinniger Nationalismus und Orthodoxismus ver¬
bündet. Die Regierung baut Kirchen und stattet Geistliche mit guten Pfründen
aus, um in den Greuzprovinzen Katholiken, Protestanten und Buddhisten zu be¬
kehren, läßt dafür aber im Innern Rußlands die Popen der orthodoxen Kirche
verlumpen und hat kein Geld für Schulen und Volksschullehrer. Alle Keime und
alle blühenden Pflanzstätten geistigen Lebens bei den russischen Sektierern, im
protestantischen Finnland und Baltenland vernichtet sie. Die in der kurzen Periode
der Reformen eingeführte Selbstverwaltung der Landschaften wird wieder unter¬
drückt zu Gunsten des Tschin, der bestechlichen und faulen Bureaukratie, die Auf¬
lehnung gegen ihre Willkürherrschaft und ihr unbequeme provinzielle Verschieden¬
heiten nicht duldet. Ruft der gute Wille des Volks oder Einzelner irgendwo auf
irgend einem Gebiete, z. B. auf dein der Volksbildung, nützliche Einrichtungen her¬
vor, so werden diese nicht etwa vom Beamtentum auch in andern Gegenden ein¬
geführt, sondern als Störungen der bequemen Uniformität schleunigst unterdrückt.
Die schier unlösbaren Schwierigkeiten einer Reform auch in dem Falle, daß der
gute Wille dazu oben vorhanden wäre, werden im Schlußkapitel: „Verfassungs¬
fragen" erörtert, und im Vorwort wird bemerkt, wir Deutschen hegten nur freund¬
liche Wünsche für Rußland: der deutsche Industrielle wünsche den großen Nachbar
kaufkräftig, der deutsche Agrarier wünsche, daß sich der russische Bauer satt esse,
statt sein Korn über die Grenze zu schicken, aber die Lage Rußlands sei nicht derart,
daß wir uns Erfüllung dieser Wünsche versprechen dürften.


Ein ausgezeichneter Balle.

Graf Alexander Keyserling ist der gelehrten
Welt namentlich als Geognost und Paläontologe, sowie als geistvoller, bahnbrechender
Forscher auf dem Gebiete der Pflanzenkunde und der Zoologie bekannt. Eine
„Lebensskizze," von seinem inzwischen verstorbnen Sohne Grafen Leo Keyserling ver¬
faßt und nebst einzelnen Tagebuchblttttern im Jahre 1894 bei Cotta erschiene»,
hatte in großen Zügen mit den Lebensschicksalen und Leistungen des außergewöhnlich
begabten Maunes auch die bekannt gemacht, die den vom Grafen Alexander ge¬
förderten besondern Wissenszweigen ferner standen. Das vor kurzem im Verlage
vou Georg Reimer, Berlin, erschienene, von der Tochter aus Briefen und Tagebuch¬
blättern zusammengestellte ausgeführtere „Lebensbild""') vervollständigt in erfreulicher
Weise die Skizze des Sohnes: es ist in jeder Beziehung ein empfehlenswertes und
ausgezeichnetes Buch.

Zu der edeln und wahrhaft vornehmen Gestalt, die uns Freifrau von Taubers
Buch zeigt, konnte sie freilich nichts hinzuthun, und eines belebenden oder gar ver-



») Graf Alexander Keyserling. Ein Lebensbild, aus seinen Briefen und Tagebüchern zu¬
sammengestellt von seiner Tochter Freifrau Helene von Taube von der Jfsen. Zwei Bande
mit zwei Porträts und fünf Abbildungen. Berlin, Georg Reimer, 1902.
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[0630] Maßgebliches und Unmaßgebliches wissenden und in einem Zustande sittlicher Verwilderung, der mit dem Elend zu¬ sammen Fäulnis erzeugt und die Existenz des Volles bedroht; die frühere starke Bevölkerungszunahme stockt. Es fehlt dem Russen nicht an guten Anlagen, aber seine Willensschwäche und die äußern Umstände hindern ihn, sie zu entfalten und davon Gebrauch zu machen. Unter den äußern Umständen ist der schlimmste eine Regierung, die im Streben nach äußerer Macht und äußern: Glänze, statt dem Volke bei seinem vielfach erwachten Kulturstreben behilflich zu sein, dieses unter¬ drückt und die Unterthanen durch unvernünftige Steuern bis zur Entziehung der notwendigsten Nahrungsmittel ausplündert, um diesen Raub nebst den in Frank¬ reich zusammengeborgten Geldern ans Kriegsherr und Flotte, auf Eroberungen und auf eine Kolonisation zu verwenden, die möglicherweise den Chinesen, den Japanern, den Amerikanern und allen unternehmenden europäischen Nationen, aber nimmermehr den Russen zu gute kommen werden. Mit dieser widersinnigen Politik, die jetzt in Wildes Finanzkünsten v-z, baucius spielt, hat sich in den letzten Jahr¬ zehnten ein nicht weniger widersinniger Nationalismus und Orthodoxismus ver¬ bündet. Die Regierung baut Kirchen und stattet Geistliche mit guten Pfründen aus, um in den Greuzprovinzen Katholiken, Protestanten und Buddhisten zu be¬ kehren, läßt dafür aber im Innern Rußlands die Popen der orthodoxen Kirche verlumpen und hat kein Geld für Schulen und Volksschullehrer. Alle Keime und alle blühenden Pflanzstätten geistigen Lebens bei den russischen Sektierern, im protestantischen Finnland und Baltenland vernichtet sie. Die in der kurzen Periode der Reformen eingeführte Selbstverwaltung der Landschaften wird wieder unter¬ drückt zu Gunsten des Tschin, der bestechlichen und faulen Bureaukratie, die Auf¬ lehnung gegen ihre Willkürherrschaft und ihr unbequeme provinzielle Verschieden¬ heiten nicht duldet. Ruft der gute Wille des Volks oder Einzelner irgendwo auf irgend einem Gebiete, z. B. auf dein der Volksbildung, nützliche Einrichtungen her¬ vor, so werden diese nicht etwa vom Beamtentum auch in andern Gegenden ein¬ geführt, sondern als Störungen der bequemen Uniformität schleunigst unterdrückt. Die schier unlösbaren Schwierigkeiten einer Reform auch in dem Falle, daß der gute Wille dazu oben vorhanden wäre, werden im Schlußkapitel: „Verfassungs¬ fragen" erörtert, und im Vorwort wird bemerkt, wir Deutschen hegten nur freund¬ liche Wünsche für Rußland: der deutsche Industrielle wünsche den großen Nachbar kaufkräftig, der deutsche Agrarier wünsche, daß sich der russische Bauer satt esse, statt sein Korn über die Grenze zu schicken, aber die Lage Rußlands sei nicht derart, daß wir uns Erfüllung dieser Wünsche versprechen dürften. Ein ausgezeichneter Balle. Graf Alexander Keyserling ist der gelehrten Welt namentlich als Geognost und Paläontologe, sowie als geistvoller, bahnbrechender Forscher auf dem Gebiete der Pflanzenkunde und der Zoologie bekannt. Eine „Lebensskizze," von seinem inzwischen verstorbnen Sohne Grafen Leo Keyserling ver¬ faßt und nebst einzelnen Tagebuchblttttern im Jahre 1894 bei Cotta erschiene», hatte in großen Zügen mit den Lebensschicksalen und Leistungen des außergewöhnlich begabten Maunes auch die bekannt gemacht, die den vom Grafen Alexander ge¬ förderten besondern Wissenszweigen ferner standen. Das vor kurzem im Verlage vou Georg Reimer, Berlin, erschienene, von der Tochter aus Briefen und Tagebuch¬ blättern zusammengestellte ausgeführtere „Lebensbild""') vervollständigt in erfreulicher Weise die Skizze des Sohnes: es ist in jeder Beziehung ein empfehlenswertes und ausgezeichnetes Buch. Zu der edeln und wahrhaft vornehmen Gestalt, die uns Freifrau von Taubers Buch zeigt, konnte sie freilich nichts hinzuthun, und eines belebenden oder gar ver- ») Graf Alexander Keyserling. Ein Lebensbild, aus seinen Briefen und Tagebüchern zu¬ sammengestellt von seiner Tochter Freifrau Helene von Taube von der Jfsen. Zwei Bande mit zwei Porträts und fünf Abbildungen. Berlin, Georg Reimer, 1902.

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 61, 1902, Viertes Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341875_238787/630>, abgerufen am 01.09.2024.