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Die Grenzboten. Jg. 61, 1902, Viertes Vierteljahr.

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auf 10 Millionen, ihre Ausfuhr dorthin von 5600000 Mark auf 14600000
Mark gesteigert.

Diese Zunahme des Handels eröffnet die günstigsten Aussichten für die
Zukunft, wenn es gelingt, die fruchtbaren Landschaften der asiatischen Türkei
dem Verkehr zu erschließen. Diese Erschließung ist aber, wie z. B. der baldige
Bau der Bagdadbahu, abhängig von der finanziellen Bereitschaft der Türkei,
gewisse Garantien zu geben. Daraus ergiebt sich, daß der Handel ein hervor¬
ragendes Interesse an der Konsolidation der türkischen Finanzen hat.

Nach den vor Jahren angestellten Ermittlungen sind die Anleihen der
Türkei in der folgenden Art über Europa verteilt:

1398 1881
Ermittelte Beträge bei der Regi¬
strierung zum Zwecke der Konversion
^- " -n- ^. Anteil >n Anteil an
Türk. Pfund P^z^en ^u.^' Pfund P^^n
Frankreich......3S Millionen 44.872 36716903 39,988
England 8'/" .. 10,898 26618287 28,999"
Türkei 6,410 7281292 7,930'
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rich-Ungarn. . 1-/. I .^^^^6W7^0L65
zusammen 78 Millionen: 100 Proz. Total: 91818798'): 100 Proz.

Diese Zahlen blieben schon damals nicht unwidersprochen, inzwischen hat sich
der deutsche Besitz wahrscheinlich stark vermehrt. Die Gläubiger aller Nationen
sind durch Delegierte in dem vonssil as l'^ämim^ration as la vstts ?v.b1lauf ver¬
treten, sie werden auf fünf Jahre gewählt und sind wieder wählbar. Ihre Er¬
nennung erfolgt durch die verschiednen Komitees. Das deutsche Komitee besteht aus
der Dentschen Bank, dem Bankhaus Bleichröder und der Königlichen Seehandlung,
die andern sind in Paris, London und Rom. Der Delegierte der Inhaber
der Prioritätsobligationen wird vou der Banane Ottomane ernannt. Die Ge¬
schichte der ottomanischen Staatsschuld und des Steuerweseus in der Türkei
enthält zahlreiche interessante Punkte, aus denen auch der Maßstab für die
Beurteilung der heutigen Verhältnisse entnommen werden kann. Uns beschrän¬
kend knüpfen wir hier an den Bericht des Lord Hobart aus dem Jahre 1863
an: Anfang 1862 beliefen sich die nicht konsolidierten Schulden auf 20 Mil¬
lionen Pf. Se. Der Papiergeldumlauf betrug 9 Millionen, die schwebende Schuld
'"ehe ganz 11 Millionen Pf. Se. Der Bericht führt aus, daß es der englischen
Kommission 1859 bis 1860 gelungen sei, diese Schuld um 15^ Millionen Pf. Se.
herabzusetzen; dieselbe Kommission bewirkte die Errichtung der Bcmque Otto¬
mane. Die Verhandlungen wurden mit der französischen Gruppe, vertreten
durch den Marquis de Ploeue, und mit der englischen Gruppe, vertreten durch
Mr. Gilbton, geführt. Die seit 1856 bestehende Banane Ottomane wurde auf
erweiterter Grundlage mit größern Privilegien ausgestattet. Das Kapital wurde
von 500000 Pf. Se. auf 2"/^ Millionen türk. Pf. festgesetzt, 1865 auf 4 Mil-



') Die Differenz rührt von der inzwischen erfolgten Tilgung her.

auf 10 Millionen, ihre Ausfuhr dorthin von 5600000 Mark auf 14600000
Mark gesteigert.

Diese Zunahme des Handels eröffnet die günstigsten Aussichten für die
Zukunft, wenn es gelingt, die fruchtbaren Landschaften der asiatischen Türkei
dem Verkehr zu erschließen. Diese Erschließung ist aber, wie z. B. der baldige
Bau der Bagdadbahu, abhängig von der finanziellen Bereitschaft der Türkei,
gewisse Garantien zu geben. Daraus ergiebt sich, daß der Handel ein hervor¬
ragendes Interesse an der Konsolidation der türkischen Finanzen hat.

Nach den vor Jahren angestellten Ermittlungen sind die Anleihen der
Türkei in der folgenden Art über Europa verteilt:

1398 1881
Ermittelte Beträge bei der Regi¬
strierung zum Zwecke der Konversion
^- » -n- ^. Anteil >n Anteil an
Türk. Pfund P^z^en ^u.^' Pfund P^^n
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zusammen 78 Millionen: 100 Proz. Total: 91818798'): 100 Proz.

Diese Zahlen blieben schon damals nicht unwidersprochen, inzwischen hat sich
der deutsche Besitz wahrscheinlich stark vermehrt. Die Gläubiger aller Nationen
sind durch Delegierte in dem vonssil as l'^ämim^ration as la vstts ?v.b1lauf ver¬
treten, sie werden auf fünf Jahre gewählt und sind wieder wählbar. Ihre Er¬
nennung erfolgt durch die verschiednen Komitees. Das deutsche Komitee besteht aus
der Dentschen Bank, dem Bankhaus Bleichröder und der Königlichen Seehandlung,
die andern sind in Paris, London und Rom. Der Delegierte der Inhaber
der Prioritätsobligationen wird vou der Banane Ottomane ernannt. Die Ge¬
schichte der ottomanischen Staatsschuld und des Steuerweseus in der Türkei
enthält zahlreiche interessante Punkte, aus denen auch der Maßstab für die
Beurteilung der heutigen Verhältnisse entnommen werden kann. Uns beschrän¬
kend knüpfen wir hier an den Bericht des Lord Hobart aus dem Jahre 1863
an: Anfang 1862 beliefen sich die nicht konsolidierten Schulden auf 20 Mil¬
lionen Pf. Se. Der Papiergeldumlauf betrug 9 Millionen, die schwebende Schuld
'"ehe ganz 11 Millionen Pf. Se. Der Bericht führt aus, daß es der englischen
Kommission 1859 bis 1860 gelungen sei, diese Schuld um 15^ Millionen Pf. Se.
herabzusetzen; dieselbe Kommission bewirkte die Errichtung der Bcmque Otto¬
mane. Die Verhandlungen wurden mit der französischen Gruppe, vertreten
durch den Marquis de Ploeue, und mit der englischen Gruppe, vertreten durch
Mr. Gilbton, geführt. Die seit 1856 bestehende Banane Ottomane wurde auf
erweiterter Grundlage mit größern Privilegien ausgestattet. Das Kapital wurde
von 500000 Pf. Se. auf 2»/^ Millionen türk. Pf. festgesetzt, 1865 auf 4 Mil-



') Die Differenz rührt von der inzwischen erfolgten Tilgung her.
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[0599] auf 10 Millionen, ihre Ausfuhr dorthin von 5600000 Mark auf 14600000 Mark gesteigert. Diese Zunahme des Handels eröffnet die günstigsten Aussichten für die Zukunft, wenn es gelingt, die fruchtbaren Landschaften der asiatischen Türkei dem Verkehr zu erschließen. Diese Erschließung ist aber, wie z. B. der baldige Bau der Bagdadbahu, abhängig von der finanziellen Bereitschaft der Türkei, gewisse Garantien zu geben. Daraus ergiebt sich, daß der Handel ein hervor¬ ragendes Interesse an der Konsolidation der türkischen Finanzen hat. Nach den vor Jahren angestellten Ermittlungen sind die Anleihen der Türkei in der folgenden Art über Europa verteilt: 1398 1881 Ermittelte Beträge bei der Regi¬ strierung zum Zwecke der Konversion ^- » -n- ^. Anteil >n Anteil an Türk. Pfund P^z^en ^u.^' Pfund P^^n Frankreich......3S Millionen 44.872 36716903 39,988 England 8'/„ .. 10,898 26618287 28,999" Türkei 6,410 7281292 7,930' -- .' ' rich-Ungarn. . 1-/. I .^^^^6W7^0L65 zusammen 78 Millionen: 100 Proz. Total: 91818798'): 100 Proz. Diese Zahlen blieben schon damals nicht unwidersprochen, inzwischen hat sich der deutsche Besitz wahrscheinlich stark vermehrt. Die Gläubiger aller Nationen sind durch Delegierte in dem vonssil as l'^ämim^ration as la vstts ?v.b1lauf ver¬ treten, sie werden auf fünf Jahre gewählt und sind wieder wählbar. Ihre Er¬ nennung erfolgt durch die verschiednen Komitees. Das deutsche Komitee besteht aus der Dentschen Bank, dem Bankhaus Bleichröder und der Königlichen Seehandlung, die andern sind in Paris, London und Rom. Der Delegierte der Inhaber der Prioritätsobligationen wird vou der Banane Ottomane ernannt. Die Ge¬ schichte der ottomanischen Staatsschuld und des Steuerweseus in der Türkei enthält zahlreiche interessante Punkte, aus denen auch der Maßstab für die Beurteilung der heutigen Verhältnisse entnommen werden kann. Uns beschrän¬ kend knüpfen wir hier an den Bericht des Lord Hobart aus dem Jahre 1863 an: Anfang 1862 beliefen sich die nicht konsolidierten Schulden auf 20 Mil¬ lionen Pf. Se. Der Papiergeldumlauf betrug 9 Millionen, die schwebende Schuld '"ehe ganz 11 Millionen Pf. Se. Der Bericht führt aus, daß es der englischen Kommission 1859 bis 1860 gelungen sei, diese Schuld um 15^ Millionen Pf. Se. herabzusetzen; dieselbe Kommission bewirkte die Errichtung der Bcmque Otto¬ mane. Die Verhandlungen wurden mit der französischen Gruppe, vertreten durch den Marquis de Ploeue, und mit der englischen Gruppe, vertreten durch Mr. Gilbton, geführt. Die seit 1856 bestehende Banane Ottomane wurde auf erweiterter Grundlage mit größern Privilegien ausgestattet. Das Kapital wurde von 500000 Pf. Se. auf 2»/^ Millionen türk. Pf. festgesetzt, 1865 auf 4 Mil- ') Die Differenz rührt von der inzwischen erfolgten Tilgung her.

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 61, 1902, Viertes Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341875_238787/599>, abgerufen am 01.09.2024.