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Die Grenzboten. Jg. 61, 1902, Viertes Vierteljahr.

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Am Fuße des Hradschins

das Interesse der Kirche besser zu wahren als durch nachsichtiges Geschehenlassen
und wohlwollendes Entgegenkommen?

Zu handeln denke ich, Pater, wenn es dazu nicht schon zu spät ist. Und was
Sie hätten thun sollen und bedauerlicherweise unterlassen haben, wäre dasselbe ge¬
wesen. Sie hätten handeln sollen. Zweierlei konnte durch vorsichtiges, aber nach¬
drückliches Eingreifen verhindert werden, die Verheiratung des Grafen mit Komtesse
Paula und dessen Einhebung als Erbe der Allodialgüter. Sie werden mir nicht
bestreiten, Pater, daß ich Sie auf die Wichtigkeit beider Punkte schon längst und
wiederholt aufmerksam gemacht habe. Wie entschuldigen Sie die unverzeihliche Ver¬
säumnis? Halten Sie die Stellung der Kirche gegenüber der Welt für ein fried¬
liches Thronen, das sich mit dem begnügen darf, was ihr der fromme Eifer Einzelner
und etwaige Glncksfnlle in den Schoß werfen? Haben Sie vergessen, daß Sie Ihre
eignen menschlichen Gefühle, die Sie vielleicht zu Frieden und Eintracht verleiten
möchten, da bemeistern müssen, wo das Wohl der Kirche den Kampf, die Nieder¬
werfung unbotmäßiger Elemente oder die Förderung gewisser Anschläge und Pläne
um jeden Preis fordert? Warum haben Sie nicht bessere Anstalt getroffen, sich des
Gemüts des Fürsten und seiner Nichte zu bemächtige", damit Sie imstande waren,
sie nach den Befehlen der Kirche zu leiten? Warum haben Sie die Beihilfe, die
Sie von der Äbtissin, von der Gräfin L'Hermage und dem Grafen Egon zu er¬
warten hatten, nicht besser auszunutzen gewußt? Nun ist es dafür zu spät, und
wir siud auf das einzige uns verbliebne Auskunftsmittel beschränkt, uns des Grafen,
dem alles in den Schoß zu fallen scheint, um jeden Preis zu entledigen.

Der Pater kannte die gewaltige Hand, die sich ans undurchdriuglicheiu Dunkel
nach ihm und dem Grafen ausstreckte, aus mehrjähriger Erfahrung zu gut, als
daß er sich nicht hätte möglichst klein machen und bemüht sein sollen, durch bereit¬
willigen Gehorsam für das, was er bisher versäumt hatte, einigermaßen auszu¬
kommen. Wenn er noch im letzten Augenblick an dem teilnahm, was der Prior
infolge erhaltenen silbern Befehls zu thun entschlossen war, so konnte er sich dadurch
vielleicht Nachsicht und Verzeihung erwirken.

Sie scheinen, fuhr der Prior fort, über das, was in der Familie des Fürsten
vorgeht, nur äußerst mangelhaft informiert zu sein. Lassen Sie mich hören, wie
es mit Ihren Ausknnftsquellen steht, und wer die Personen siud, auf die Sie sich
wegen des Knudschafterdieustes verlassen zu können glauben.

Und nnn kam es bei der demütigen Beichte, die der Pater ablegte, heraus,
daß die Fäden, an denen er seine Marionetten zu halten glaubte, hoffnungslos
verwirrt waren. Er wußte selbst uicht einmal, in wie hohem Grade, aber schon
das, was er dem Prior mitteilte, genügte, diesen davon zu überzeugen, daß man
in der letzten Zeit im Dunkeln herumgetappt war.

Was der Pater wirklich wußte von der Schwierigkeit, die er in der letzten
Zeit gehabt hatte, sich über den Fürsten und dessen Umgebung ans dem Laufende"
zu erhalten, war mit dem, was er über die besondern Veranlassungen dieser
Schwierigkeit nicht wußte, so sonderbar veralgamiert, daß sich auch der Prior kein
recht klares Bild vom eigentlichen Sachverhalt machen konnte.

In Wahrheit war der Mohr des Grafen Viktor an allem schuld, und wie
die Sachen lagen, war er in den letzten Tagen der einzige gewesen, durch de"
der Pater ab und zu in mehr oder minder zuverlässiger Weise etwas darüber
erfahren hatte, was in der unmittelbarste" Umgebung des Fürsten vor sich g'ni!
oder im Werke war. Der Mohr war darau schuld und Bofenka, das niedliche
Kammermädchen der Komtesse Paula.

Der Kaplan hatte allerdings seinen getreue" Kundschafter Joseph insofern richtig
beurteilt, als er diesen von vornherein als einen zuverlässigen, der Kirche ganz
ergebner jungen Menschen angesehen und sich deshalb auch ganz auf ihn verlasse"
hatte. Aber dem klugen geistlichen Herrn, der von Liebe nichts wußte, und der
w der That von dieser reizende", meist in unvorhergesehener Weise und bis-


Am Fuße des Hradschins

das Interesse der Kirche besser zu wahren als durch nachsichtiges Geschehenlassen
und wohlwollendes Entgegenkommen?

Zu handeln denke ich, Pater, wenn es dazu nicht schon zu spät ist. Und was
Sie hätten thun sollen und bedauerlicherweise unterlassen haben, wäre dasselbe ge¬
wesen. Sie hätten handeln sollen. Zweierlei konnte durch vorsichtiges, aber nach¬
drückliches Eingreifen verhindert werden, die Verheiratung des Grafen mit Komtesse
Paula und dessen Einhebung als Erbe der Allodialgüter. Sie werden mir nicht
bestreiten, Pater, daß ich Sie auf die Wichtigkeit beider Punkte schon längst und
wiederholt aufmerksam gemacht habe. Wie entschuldigen Sie die unverzeihliche Ver¬
säumnis? Halten Sie die Stellung der Kirche gegenüber der Welt für ein fried¬
liches Thronen, das sich mit dem begnügen darf, was ihr der fromme Eifer Einzelner
und etwaige Glncksfnlle in den Schoß werfen? Haben Sie vergessen, daß Sie Ihre
eignen menschlichen Gefühle, die Sie vielleicht zu Frieden und Eintracht verleiten
möchten, da bemeistern müssen, wo das Wohl der Kirche den Kampf, die Nieder¬
werfung unbotmäßiger Elemente oder die Förderung gewisser Anschläge und Pläne
um jeden Preis fordert? Warum haben Sie nicht bessere Anstalt getroffen, sich des
Gemüts des Fürsten und seiner Nichte zu bemächtige», damit Sie imstande waren,
sie nach den Befehlen der Kirche zu leiten? Warum haben Sie die Beihilfe, die
Sie von der Äbtissin, von der Gräfin L'Hermage und dem Grafen Egon zu er¬
warten hatten, nicht besser auszunutzen gewußt? Nun ist es dafür zu spät, und
wir siud auf das einzige uns verbliebne Auskunftsmittel beschränkt, uns des Grafen,
dem alles in den Schoß zu fallen scheint, um jeden Preis zu entledigen.

Der Pater kannte die gewaltige Hand, die sich ans undurchdriuglicheiu Dunkel
nach ihm und dem Grafen ausstreckte, aus mehrjähriger Erfahrung zu gut, als
daß er sich nicht hätte möglichst klein machen und bemüht sein sollen, durch bereit¬
willigen Gehorsam für das, was er bisher versäumt hatte, einigermaßen auszu¬
kommen. Wenn er noch im letzten Augenblick an dem teilnahm, was der Prior
infolge erhaltenen silbern Befehls zu thun entschlossen war, so konnte er sich dadurch
vielleicht Nachsicht und Verzeihung erwirken.

Sie scheinen, fuhr der Prior fort, über das, was in der Familie des Fürsten
vorgeht, nur äußerst mangelhaft informiert zu sein. Lassen Sie mich hören, wie
es mit Ihren Ausknnftsquellen steht, und wer die Personen siud, auf die Sie sich
wegen des Knudschafterdieustes verlassen zu können glauben.

Und nnn kam es bei der demütigen Beichte, die der Pater ablegte, heraus,
daß die Fäden, an denen er seine Marionetten zu halten glaubte, hoffnungslos
verwirrt waren. Er wußte selbst uicht einmal, in wie hohem Grade, aber schon
das, was er dem Prior mitteilte, genügte, diesen davon zu überzeugen, daß man
in der letzten Zeit im Dunkeln herumgetappt war.

Was der Pater wirklich wußte von der Schwierigkeit, die er in der letzten
Zeit gehabt hatte, sich über den Fürsten und dessen Umgebung ans dem Laufende«
zu erhalten, war mit dem, was er über die besondern Veranlassungen dieser
Schwierigkeit nicht wußte, so sonderbar veralgamiert, daß sich auch der Prior kein
recht klares Bild vom eigentlichen Sachverhalt machen konnte.

In Wahrheit war der Mohr des Grafen Viktor an allem schuld, und wie
die Sachen lagen, war er in den letzten Tagen der einzige gewesen, durch de»
der Pater ab und zu in mehr oder minder zuverlässiger Weise etwas darüber
erfahren hatte, was in der unmittelbarste» Umgebung des Fürsten vor sich g'ni!
oder im Werke war. Der Mohr war darau schuld und Bofenka, das niedliche
Kammermädchen der Komtesse Paula.

Der Kaplan hatte allerdings seinen getreue» Kundschafter Joseph insofern richtig
beurteilt, als er diesen von vornherein als einen zuverlässigen, der Kirche ganz
ergebner jungen Menschen angesehen und sich deshalb auch ganz auf ihn verlasse»
hatte. Aber dem klugen geistlichen Herrn, der von Liebe nichts wußte, und der
w der That von dieser reizende», meist in unvorhergesehener Weise und bis-


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[0564] Am Fuße des Hradschins das Interesse der Kirche besser zu wahren als durch nachsichtiges Geschehenlassen und wohlwollendes Entgegenkommen? Zu handeln denke ich, Pater, wenn es dazu nicht schon zu spät ist. Und was Sie hätten thun sollen und bedauerlicherweise unterlassen haben, wäre dasselbe ge¬ wesen. Sie hätten handeln sollen. Zweierlei konnte durch vorsichtiges, aber nach¬ drückliches Eingreifen verhindert werden, die Verheiratung des Grafen mit Komtesse Paula und dessen Einhebung als Erbe der Allodialgüter. Sie werden mir nicht bestreiten, Pater, daß ich Sie auf die Wichtigkeit beider Punkte schon längst und wiederholt aufmerksam gemacht habe. Wie entschuldigen Sie die unverzeihliche Ver¬ säumnis? Halten Sie die Stellung der Kirche gegenüber der Welt für ein fried¬ liches Thronen, das sich mit dem begnügen darf, was ihr der fromme Eifer Einzelner und etwaige Glncksfnlle in den Schoß werfen? Haben Sie vergessen, daß Sie Ihre eignen menschlichen Gefühle, die Sie vielleicht zu Frieden und Eintracht verleiten möchten, da bemeistern müssen, wo das Wohl der Kirche den Kampf, die Nieder¬ werfung unbotmäßiger Elemente oder die Förderung gewisser Anschläge und Pläne um jeden Preis fordert? Warum haben Sie nicht bessere Anstalt getroffen, sich des Gemüts des Fürsten und seiner Nichte zu bemächtige», damit Sie imstande waren, sie nach den Befehlen der Kirche zu leiten? Warum haben Sie die Beihilfe, die Sie von der Äbtissin, von der Gräfin L'Hermage und dem Grafen Egon zu er¬ warten hatten, nicht besser auszunutzen gewußt? Nun ist es dafür zu spät, und wir siud auf das einzige uns verbliebne Auskunftsmittel beschränkt, uns des Grafen, dem alles in den Schoß zu fallen scheint, um jeden Preis zu entledigen. Der Pater kannte die gewaltige Hand, die sich ans undurchdriuglicheiu Dunkel nach ihm und dem Grafen ausstreckte, aus mehrjähriger Erfahrung zu gut, als daß er sich nicht hätte möglichst klein machen und bemüht sein sollen, durch bereit¬ willigen Gehorsam für das, was er bisher versäumt hatte, einigermaßen auszu¬ kommen. Wenn er noch im letzten Augenblick an dem teilnahm, was der Prior infolge erhaltenen silbern Befehls zu thun entschlossen war, so konnte er sich dadurch vielleicht Nachsicht und Verzeihung erwirken. Sie scheinen, fuhr der Prior fort, über das, was in der Familie des Fürsten vorgeht, nur äußerst mangelhaft informiert zu sein. Lassen Sie mich hören, wie es mit Ihren Ausknnftsquellen steht, und wer die Personen siud, auf die Sie sich wegen des Knudschafterdieustes verlassen zu können glauben. Und nnn kam es bei der demütigen Beichte, die der Pater ablegte, heraus, daß die Fäden, an denen er seine Marionetten zu halten glaubte, hoffnungslos verwirrt waren. Er wußte selbst uicht einmal, in wie hohem Grade, aber schon das, was er dem Prior mitteilte, genügte, diesen davon zu überzeugen, daß man in der letzten Zeit im Dunkeln herumgetappt war. Was der Pater wirklich wußte von der Schwierigkeit, die er in der letzten Zeit gehabt hatte, sich über den Fürsten und dessen Umgebung ans dem Laufende« zu erhalten, war mit dem, was er über die besondern Veranlassungen dieser Schwierigkeit nicht wußte, so sonderbar veralgamiert, daß sich auch der Prior kein recht klares Bild vom eigentlichen Sachverhalt machen konnte. In Wahrheit war der Mohr des Grafen Viktor an allem schuld, und wie die Sachen lagen, war er in den letzten Tagen der einzige gewesen, durch de» der Pater ab und zu in mehr oder minder zuverlässiger Weise etwas darüber erfahren hatte, was in der unmittelbarste» Umgebung des Fürsten vor sich g'ni! oder im Werke war. Der Mohr war darau schuld und Bofenka, das niedliche Kammermädchen der Komtesse Paula. Der Kaplan hatte allerdings seinen getreue» Kundschafter Joseph insofern richtig beurteilt, als er diesen von vornherein als einen zuverlässigen, der Kirche ganz ergebner jungen Menschen angesehen und sich deshalb auch ganz auf ihn verlasse» hatte. Aber dem klugen geistlichen Herrn, der von Liebe nichts wußte, und der w der That von dieser reizende», meist in unvorhergesehener Weise und bis-

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 61, 1902, Viertes Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341875_238787/564>, abgerufen am 01.09.2024.