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Die Grenzboten. Jg. 61, 1902, Viertes Vierteljahr.

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Am Se. Gotthard

wozu Uri 900000 alte Schweizerfranken, d. h, 1260 000 heutige Franken,
beitrug. Damit veränderten sich die Verkehrsverhältnisse am Gotthard von
Grund aus, sie traten in ihre zweite Periode, in die Periode des Fahrverkehrs.
Während auf dem alten Saumwege dem Reisenden von Mieter bis Bellinzona
mindestens vier Tage vergangen waren, legte er jetzt ans der bequemen Straße
dieselbe Strecke zu Fuß in 26 Stunden, mit der Eilpost in 13 bis 14 Stunden
zurück. Solcher Posten gingen täglich drei. Daneben entwickelte sich ein starker
Frachtverkehr, namentlich im Sommer, der schon in den ersten Jahren
nach der Eröffnung der neuen Straße (1831/33) durchschnittlich im Jahre
80000 Zentner (40000 Meterzentner), 1840 über das Doppelte, 161950 Zentner
(80975 Meterzentner) über den Berg beförderte. Auch im Winter war der
Verkehr nicht ganz unterbrochen, auch für Reisende nicht. Drohten Lawinen,
dann wurden kleine einspännige Schlitten zu einem Zuge zusammengestellt und
ihnen ein leerer Schlitten vorausgeschickt. Solange das Glöckchen des Pferdes
zu hören war, fuhren die folgenden Schlitten ruhig vorwärts, unter tiefem
Schweigen und ohne Peitschenknall, um "die schlafende Löwin," die Lawine,
nicht etwa durch eine Lufterschütterung zu wecken; verstummte das Glöckchen,
dann schloß mau auf einen Unfall des führenden Schlittens, den man preis¬
gegeben hatte, und stellte die Fahrt ein. Wie vor alters, floß auch damals
dem Lande reicher Gewinn zu; der "Mayerhof" hielt gegen Ende dieser Zeit
135 Pferde. Die Eröffnung der Fahrstraßen über die Öberalp und die Furka
(1866) stellte auch den uralten ostwestlichen Verkehr auf neue Grundlagen,
und das Ursereuthal war das Herzstück dieser großen Linien.

Diese Stellung verlor es, als 1882 die Gotthardbahn eröffnet wurde,
in der That eine Welthandelsstraße und mehr als je heute, wo der deutsche
Verkehr nach dem Indischen und dem Großen Ozean ausgreift. Verglichen mit
den Gütcrmassen, die der alte Saumweg und die neue Poststraße vorüber-
ziehn sahen, stieg jetzt der Güterverkehr riesenhaft; er betrug 1898, ohne das
Reisegepäck, die Bahnbaumaterialien und das lebende Vieh, in beiden Richtungen
insgesamt 728400 Tonnen oder 7274000 Meterzentner, fast das Neunzig-
fache deS Verkehrs von 1840. Wie ungeheuer zugleich der Personenver¬
kehr ist, springt in die Augen: der direkte Schnellzug von Luzern nach Mailand,
der nur erste Klasse führt, pflegt in der Reisezeit bis auf den letzten Platz
besetzt zu sein. Obwohl für Uri dieser Durchgangsverkehr scheinbar nichts
einbringt und den alten vorteilhaften PostVerkehr gelähmt hat, so hat doch
der kleine Kanton auch zur Gotthardbahn eine Million Franken beigesteuert,
64 Franken auf den Kopf seiner damaligen Bevölkerung (die jetzt gegen
20000 betrügt), weitschaueud wie seit Jahrhunderten. Deal seit 1882 ist das
schöne Land in allen seinen Teilen für Reisende aller Nationen sehr viel zu¬
gänglicher geworden als früher, und die Naturprodukte, vor allem der un¬
vergleichliche Granit des Bristenstocks, der bei Massen und Gnrtnellen gebrochen
wird, gehn jetzt in weite, früher ganz unerreichbare Fernen: für einen Hafen¬
bau in' Südafrika ist jetzt bearbeiteter Granit im Wert von sechs Millionen
Franken bestellt, worauf die Urner nicht wenig stolz sind; sie sagen wohl im
Scherz, Uri sei jetzt ein "steinreiches" Land. Mehr und mehr werden eines
die reichen Wasserkräfte zu elektrischen Fabrikanlagen benutzt.

Für Urseren hat der alte nordsüdliche Post- und Frnchtverkehr über den
Gotthard aufgehört, und der Pferdebestand des "Maherhofs" in Hospenth-n
umfaßt jetzt nur noch sechzehn Stück, lind auch nnr während des Sommers-
Dagegen dauert der ostwestliche Postenlauf von Göschenen nach der Furka,
von Andermatt über die Oberalp fort, und er ist im Sommer überaus rege.
Zweimal nu jedem Tage in jeder Richtung traben schellenklingelnd die schönen
bequemen Postwagen daher, der Hauptwagcn mit fünf kräftigen Pferden be¬
spannt, zwei an der Deichsel, drei voran, meist mit mehreren Beiwagen zu


Am Se. Gotthard

wozu Uri 900000 alte Schweizerfranken, d. h, 1260 000 heutige Franken,
beitrug. Damit veränderten sich die Verkehrsverhältnisse am Gotthard von
Grund aus, sie traten in ihre zweite Periode, in die Periode des Fahrverkehrs.
Während auf dem alten Saumwege dem Reisenden von Mieter bis Bellinzona
mindestens vier Tage vergangen waren, legte er jetzt ans der bequemen Straße
dieselbe Strecke zu Fuß in 26 Stunden, mit der Eilpost in 13 bis 14 Stunden
zurück. Solcher Posten gingen täglich drei. Daneben entwickelte sich ein starker
Frachtverkehr, namentlich im Sommer, der schon in den ersten Jahren
nach der Eröffnung der neuen Straße (1831/33) durchschnittlich im Jahre
80000 Zentner (40000 Meterzentner), 1840 über das Doppelte, 161950 Zentner
(80975 Meterzentner) über den Berg beförderte. Auch im Winter war der
Verkehr nicht ganz unterbrochen, auch für Reisende nicht. Drohten Lawinen,
dann wurden kleine einspännige Schlitten zu einem Zuge zusammengestellt und
ihnen ein leerer Schlitten vorausgeschickt. Solange das Glöckchen des Pferdes
zu hören war, fuhren die folgenden Schlitten ruhig vorwärts, unter tiefem
Schweigen und ohne Peitschenknall, um „die schlafende Löwin," die Lawine,
nicht etwa durch eine Lufterschütterung zu wecken; verstummte das Glöckchen,
dann schloß mau auf einen Unfall des führenden Schlittens, den man preis¬
gegeben hatte, und stellte die Fahrt ein. Wie vor alters, floß auch damals
dem Lande reicher Gewinn zu; der „Mayerhof" hielt gegen Ende dieser Zeit
135 Pferde. Die Eröffnung der Fahrstraßen über die Öberalp und die Furka
(1866) stellte auch den uralten ostwestlichen Verkehr auf neue Grundlagen,
und das Ursereuthal war das Herzstück dieser großen Linien.

Diese Stellung verlor es, als 1882 die Gotthardbahn eröffnet wurde,
in der That eine Welthandelsstraße und mehr als je heute, wo der deutsche
Verkehr nach dem Indischen und dem Großen Ozean ausgreift. Verglichen mit
den Gütcrmassen, die der alte Saumweg und die neue Poststraße vorüber-
ziehn sahen, stieg jetzt der Güterverkehr riesenhaft; er betrug 1898, ohne das
Reisegepäck, die Bahnbaumaterialien und das lebende Vieh, in beiden Richtungen
insgesamt 728400 Tonnen oder 7274000 Meterzentner, fast das Neunzig-
fache deS Verkehrs von 1840. Wie ungeheuer zugleich der Personenver¬
kehr ist, springt in die Augen: der direkte Schnellzug von Luzern nach Mailand,
der nur erste Klasse führt, pflegt in der Reisezeit bis auf den letzten Platz
besetzt zu sein. Obwohl für Uri dieser Durchgangsverkehr scheinbar nichts
einbringt und den alten vorteilhaften PostVerkehr gelähmt hat, so hat doch
der kleine Kanton auch zur Gotthardbahn eine Million Franken beigesteuert,
64 Franken auf den Kopf seiner damaligen Bevölkerung (die jetzt gegen
20000 betrügt), weitschaueud wie seit Jahrhunderten. Deal seit 1882 ist das
schöne Land in allen seinen Teilen für Reisende aller Nationen sehr viel zu¬
gänglicher geworden als früher, und die Naturprodukte, vor allem der un¬
vergleichliche Granit des Bristenstocks, der bei Massen und Gnrtnellen gebrochen
wird, gehn jetzt in weite, früher ganz unerreichbare Fernen: für einen Hafen¬
bau in' Südafrika ist jetzt bearbeiteter Granit im Wert von sechs Millionen
Franken bestellt, worauf die Urner nicht wenig stolz sind; sie sagen wohl im
Scherz, Uri sei jetzt ein „steinreiches" Land. Mehr und mehr werden eines
die reichen Wasserkräfte zu elektrischen Fabrikanlagen benutzt.

Für Urseren hat der alte nordsüdliche Post- und Frnchtverkehr über den
Gotthard aufgehört, und der Pferdebestand des „Maherhofs" in Hospenth-n
umfaßt jetzt nur noch sechzehn Stück, lind auch nnr während des Sommers-
Dagegen dauert der ostwestliche Postenlauf von Göschenen nach der Furka,
von Andermatt über die Oberalp fort, und er ist im Sommer überaus rege.
Zweimal nu jedem Tage in jeder Richtung traben schellenklingelnd die schönen
bequemen Postwagen daher, der Hauptwagcn mit fünf kräftigen Pferden be¬
spannt, zwei an der Deichsel, drei voran, meist mit mehreren Beiwagen zu


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[0548] Am Se. Gotthard wozu Uri 900000 alte Schweizerfranken, d. h, 1260 000 heutige Franken, beitrug. Damit veränderten sich die Verkehrsverhältnisse am Gotthard von Grund aus, sie traten in ihre zweite Periode, in die Periode des Fahrverkehrs. Während auf dem alten Saumwege dem Reisenden von Mieter bis Bellinzona mindestens vier Tage vergangen waren, legte er jetzt ans der bequemen Straße dieselbe Strecke zu Fuß in 26 Stunden, mit der Eilpost in 13 bis 14 Stunden zurück. Solcher Posten gingen täglich drei. Daneben entwickelte sich ein starker Frachtverkehr, namentlich im Sommer, der schon in den ersten Jahren nach der Eröffnung der neuen Straße (1831/33) durchschnittlich im Jahre 80000 Zentner (40000 Meterzentner), 1840 über das Doppelte, 161950 Zentner (80975 Meterzentner) über den Berg beförderte. Auch im Winter war der Verkehr nicht ganz unterbrochen, auch für Reisende nicht. Drohten Lawinen, dann wurden kleine einspännige Schlitten zu einem Zuge zusammengestellt und ihnen ein leerer Schlitten vorausgeschickt. Solange das Glöckchen des Pferdes zu hören war, fuhren die folgenden Schlitten ruhig vorwärts, unter tiefem Schweigen und ohne Peitschenknall, um „die schlafende Löwin," die Lawine, nicht etwa durch eine Lufterschütterung zu wecken; verstummte das Glöckchen, dann schloß mau auf einen Unfall des führenden Schlittens, den man preis¬ gegeben hatte, und stellte die Fahrt ein. Wie vor alters, floß auch damals dem Lande reicher Gewinn zu; der „Mayerhof" hielt gegen Ende dieser Zeit 135 Pferde. Die Eröffnung der Fahrstraßen über die Öberalp und die Furka (1866) stellte auch den uralten ostwestlichen Verkehr auf neue Grundlagen, und das Ursereuthal war das Herzstück dieser großen Linien. Diese Stellung verlor es, als 1882 die Gotthardbahn eröffnet wurde, in der That eine Welthandelsstraße und mehr als je heute, wo der deutsche Verkehr nach dem Indischen und dem Großen Ozean ausgreift. Verglichen mit den Gütcrmassen, die der alte Saumweg und die neue Poststraße vorüber- ziehn sahen, stieg jetzt der Güterverkehr riesenhaft; er betrug 1898, ohne das Reisegepäck, die Bahnbaumaterialien und das lebende Vieh, in beiden Richtungen insgesamt 728400 Tonnen oder 7274000 Meterzentner, fast das Neunzig- fache deS Verkehrs von 1840. Wie ungeheuer zugleich der Personenver¬ kehr ist, springt in die Augen: der direkte Schnellzug von Luzern nach Mailand, der nur erste Klasse führt, pflegt in der Reisezeit bis auf den letzten Platz besetzt zu sein. Obwohl für Uri dieser Durchgangsverkehr scheinbar nichts einbringt und den alten vorteilhaften PostVerkehr gelähmt hat, so hat doch der kleine Kanton auch zur Gotthardbahn eine Million Franken beigesteuert, 64 Franken auf den Kopf seiner damaligen Bevölkerung (die jetzt gegen 20000 betrügt), weitschaueud wie seit Jahrhunderten. Deal seit 1882 ist das schöne Land in allen seinen Teilen für Reisende aller Nationen sehr viel zu¬ gänglicher geworden als früher, und die Naturprodukte, vor allem der un¬ vergleichliche Granit des Bristenstocks, der bei Massen und Gnrtnellen gebrochen wird, gehn jetzt in weite, früher ganz unerreichbare Fernen: für einen Hafen¬ bau in' Südafrika ist jetzt bearbeiteter Granit im Wert von sechs Millionen Franken bestellt, worauf die Urner nicht wenig stolz sind; sie sagen wohl im Scherz, Uri sei jetzt ein „steinreiches" Land. Mehr und mehr werden eines die reichen Wasserkräfte zu elektrischen Fabrikanlagen benutzt. Für Urseren hat der alte nordsüdliche Post- und Frnchtverkehr über den Gotthard aufgehört, und der Pferdebestand des „Maherhofs" in Hospenth-n umfaßt jetzt nur noch sechzehn Stück, lind auch nnr während des Sommers- Dagegen dauert der ostwestliche Postenlauf von Göschenen nach der Furka, von Andermatt über die Oberalp fort, und er ist im Sommer überaus rege. Zweimal nu jedem Tage in jeder Richtung traben schellenklingelnd die schönen bequemen Postwagen daher, der Hauptwagcn mit fünf kräftigen Pferden be¬ spannt, zwei an der Deichsel, drei voran, meist mit mehreren Beiwagen zu

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Bogensignaturen: gekennzeichnet;Druckfehler: ignoriert;fremdsprachliches Material: nicht gekennzeichnet;Geminations-/Abkürzungsstriche: wie Vorlage;Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): nicht ausgezeichnet;i/j in Fraktur: wie Vorlage;I/J in Fraktur: wie Vorlage;Kolumnentitel: gekennzeichnet;Kustoden: gekennzeichnet;langes s (ſ): als s transkribiert;Normalisierungen: stillschweigend;rundes r (&#xa75b;): als r/et transkribiert;Seitenumbrüche markiert: ja;Silbentrennung: wie Vorlage;u/v bzw. U/V: wie Vorlage;Vokale mit übergest. e: als ä/ö/ü transkribiert;Vollständigkeit: vollständig erfasst;Zeichensetzung: wie Vorlage;Zeilenumbrüche markiert: ja;

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 61, 1902, Viertes Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341875_238787/548>, abgerufen am 01.09.2024.