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Die Grenzboten. Jg. 61, 1902, Viertes Vierteljahr.

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Worden, das; die auswärtige Politik von den Strömungen des Tages und den
Stimmungen in der Nation frei erhalten werden müsse, als eine Angelegen¬
heit, die'über deu Parteien stehe und ihrer Natur nach nur von den Ein¬
geweihten, von den Männern des Fachs, beurteilt und geleitet werden dürfe.
Das Bedauern, daß es so ist, und daß an diesem Punkte die öffentliche Meinung
von Bismarck gelernt hat, kann ich nicht teilen; bis in die jüngste Vergangen¬
heit hinein hatten wir Gelegenheit, zu sehen, wie leicht in Sachen der aus-
wärtigen Politik die Instinkte der, öffentlichen Meinung in die Irre gehn,
und wie verhängnisvoll es wäre, die Entscheidung von der Stelle wegzulegen,
die init der größern Sachkunde zugleich das größere Bewußtsein der Verant¬
wortlichkeit hat. Daß Graf Bülow in den Verhandlungen über die Tarif-
Vorlage am 21. Oktober dieses Jahres die größere Sachkunde auf dem Gebiet
der auswärtigen Politik für sich in Anspruch genommen und nnerbetne Rat¬
schläge abgewiesen hat, wird ihm in den Augen besonnener Männer schwerlich
geschadet haben.

Eins der schwierigsten und interessantesten Probleme aus der diplomatische"
Aktion, die zum Kriege mit Dänemark und zur Annexion von Schleswig-Holstein
geführt hat, ist deu Lesern der Grenzboten durch eine umsichtige Untersuchung
Kaemmels bekannt geworden, nämlich die vielumstrittene Frage, ob Bismarck in
der denkwürdigen und folgenschweren Unterredung, die er um 1. Inn 1864 mit
dem Erbprinzen von Augustenburg hatte, diesem nnr eine Falle gestellt habe, oder
ob es ihm mit der Verhandlung ernst gewesen sei. Dein Urteil Kaemmels, daß alle
Anschuldignnqen der Augustenburgcr gegen Bismarck in nichts zerfallen, pflichtet
Lenz nicht bei. und wenn er auch nicht so weit geht, die Anklagen der Augusten-
l'urger als ganz begründet zu erklären, so spricht er doch der Darstellung,
die sie von dem Verlauf der Uuterredunq vom 1, Juni gegeben haben, den
größer" Qnellenwert zu; auch zeigt er. daß er dem Bericht, deu Bismarck im
Jahre 1865 über de" Hergang veröffentlicht und in den Gedanken und Er¬
innerungen mit ungewöhnlichem Nachdruck bekräftigt hat, keinen oder nur ge¬
ringen Glauben schenkt. Ohne auf die Frage selbst, die ich durch Kaemmels
Untersuchung als entschieden ansehe, weiter einzugehn, greife ich einen andern
Punkt heraus, der damit zusammenhängt und uns zeigen soll, daß sich,, das
bekannte Wort von dem überspannten Bogen mitunter auch bei kritischen Über¬
spannungen bewahrheitet. Sybel erzählt, daß sich Bismarck und Napoleon
Vor dem Beginn der Londoner Konferenz über folgendes Vorgehn verständigt
hatten: mens Forderung der Personalunion Schleswig-Holsteins mit Dänemark,
dann, nachdem dieses mittelalterliche Bastardprojekt, wie Napoleon es nannte,
abgelehnt sei, Vorschlag Augustcnburgs, zuletzt, wenn auch die Augusteuburger
Kandidatur von der Konferenz verworfen werde, die Annexion durch Preußen.
Daß man in Wien von dieser Verständigung zwischen Berlin und Paris nichts
wußte, versteht sich von selbst. Aber ebenso selbstverständlich scheint mir, daß
Bismarck, an die mit Napoleon vereinbarte Marschroute gebunden, alsbald
"ach Erreichung der ersten Etappe, das heißt, nachdem die Konferenz die
Personalunion abgelehnt hatte, das Wiener Kabinett über seine Stellung zu
dem zweiten und namentlich zu dem dritten Projekt Sortieren mußte. Das
that er in der großen Depesche vom 21. Mai, deren Wortlaut Shbel mit¬
geteilt hat. Nachdem Bismarck in der Einleitung auf deu Wert und die
Vorteile eines gemeinsamen Vorgehns der beiden deutschen Großmächte hin¬
gewiesen hat, bemerkt er, zur dynastischen Frage übergehend, daß sich die Erb¬
folge Augustenbnrqs ohne Zweifel nach Lage der Dinge "am leichtesten und
ohne Gefahr europäischer Komplikationen" verwirklichen lasse; aber es komme
dabei vor allem ans Bürgschaften für ein wirklich kouscrvativcs Regiment an,
der Erbprinz müsse sich völlig von seiner bisherigen Umgebung trennen und
seine Sache ganz in Österreichs und Preußens Hände legen. Obwohl nun


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Worden, das; die auswärtige Politik von den Strömungen des Tages und den
Stimmungen in der Nation frei erhalten werden müsse, als eine Angelegen¬
heit, die'über deu Parteien stehe und ihrer Natur nach nur von den Ein¬
geweihten, von den Männern des Fachs, beurteilt und geleitet werden dürfe.
Das Bedauern, daß es so ist, und daß an diesem Punkte die öffentliche Meinung
von Bismarck gelernt hat, kann ich nicht teilen; bis in die jüngste Vergangen¬
heit hinein hatten wir Gelegenheit, zu sehen, wie leicht in Sachen der aus-
wärtigen Politik die Instinkte der, öffentlichen Meinung in die Irre gehn,
und wie verhängnisvoll es wäre, die Entscheidung von der Stelle wegzulegen,
die init der größern Sachkunde zugleich das größere Bewußtsein der Verant¬
wortlichkeit hat. Daß Graf Bülow in den Verhandlungen über die Tarif-
Vorlage am 21. Oktober dieses Jahres die größere Sachkunde auf dem Gebiet
der auswärtigen Politik für sich in Anspruch genommen und nnerbetne Rat¬
schläge abgewiesen hat, wird ihm in den Augen besonnener Männer schwerlich
geschadet haben.

Eins der schwierigsten und interessantesten Probleme aus der diplomatische»
Aktion, die zum Kriege mit Dänemark und zur Annexion von Schleswig-Holstein
geführt hat, ist deu Lesern der Grenzboten durch eine umsichtige Untersuchung
Kaemmels bekannt geworden, nämlich die vielumstrittene Frage, ob Bismarck in
der denkwürdigen und folgenschweren Unterredung, die er um 1. Inn 1864 mit
dem Erbprinzen von Augustenburg hatte, diesem nnr eine Falle gestellt habe, oder
ob es ihm mit der Verhandlung ernst gewesen sei. Dein Urteil Kaemmels, daß alle
Anschuldignnqen der Augustenburgcr gegen Bismarck in nichts zerfallen, pflichtet
Lenz nicht bei. und wenn er auch nicht so weit geht, die Anklagen der Augusten-
l'urger als ganz begründet zu erklären, so spricht er doch der Darstellung,
die sie von dem Verlauf der Uuterredunq vom 1, Juni gegeben haben, den
größer» Qnellenwert zu; auch zeigt er. daß er dem Bericht, deu Bismarck im
Jahre 1865 über de» Hergang veröffentlicht und in den Gedanken und Er¬
innerungen mit ungewöhnlichem Nachdruck bekräftigt hat, keinen oder nur ge¬
ringen Glauben schenkt. Ohne auf die Frage selbst, die ich durch Kaemmels
Untersuchung als entschieden ansehe, weiter einzugehn, greife ich einen andern
Punkt heraus, der damit zusammenhängt und uns zeigen soll, daß sich,, das
bekannte Wort von dem überspannten Bogen mitunter auch bei kritischen Über¬
spannungen bewahrheitet. Sybel erzählt, daß sich Bismarck und Napoleon
Vor dem Beginn der Londoner Konferenz über folgendes Vorgehn verständigt
hatten: mens Forderung der Personalunion Schleswig-Holsteins mit Dänemark,
dann, nachdem dieses mittelalterliche Bastardprojekt, wie Napoleon es nannte,
abgelehnt sei, Vorschlag Augustcnburgs, zuletzt, wenn auch die Augusteuburger
Kandidatur von der Konferenz verworfen werde, die Annexion durch Preußen.
Daß man in Wien von dieser Verständigung zwischen Berlin und Paris nichts
wußte, versteht sich von selbst. Aber ebenso selbstverständlich scheint mir, daß
Bismarck, an die mit Napoleon vereinbarte Marschroute gebunden, alsbald
"ach Erreichung der ersten Etappe, das heißt, nachdem die Konferenz die
Personalunion abgelehnt hatte, das Wiener Kabinett über seine Stellung zu
dem zweiten und namentlich zu dem dritten Projekt Sortieren mußte. Das
that er in der großen Depesche vom 21. Mai, deren Wortlaut Shbel mit¬
geteilt hat. Nachdem Bismarck in der Einleitung auf deu Wert und die
Vorteile eines gemeinsamen Vorgehns der beiden deutschen Großmächte hin¬
gewiesen hat, bemerkt er, zur dynastischen Frage übergehend, daß sich die Erb¬
folge Augustenbnrqs ohne Zweifel nach Lage der Dinge „am leichtesten und
ohne Gefahr europäischer Komplikationen" verwirklichen lasse; aber es komme
dabei vor allem ans Bürgschaften für ein wirklich kouscrvativcs Regiment an,
der Erbprinz müsse sich völlig von seiner bisherigen Umgebung trennen und
seine Sache ganz in Österreichs und Preußens Hände legen. Obwohl nun


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[0543] Lino none Goschichto Lifu?arcks Worden, das; die auswärtige Politik von den Strömungen des Tages und den Stimmungen in der Nation frei erhalten werden müsse, als eine Angelegen¬ heit, die'über deu Parteien stehe und ihrer Natur nach nur von den Ein¬ geweihten, von den Männern des Fachs, beurteilt und geleitet werden dürfe. Das Bedauern, daß es so ist, und daß an diesem Punkte die öffentliche Meinung von Bismarck gelernt hat, kann ich nicht teilen; bis in die jüngste Vergangen¬ heit hinein hatten wir Gelegenheit, zu sehen, wie leicht in Sachen der aus- wärtigen Politik die Instinkte der, öffentlichen Meinung in die Irre gehn, und wie verhängnisvoll es wäre, die Entscheidung von der Stelle wegzulegen, die init der größern Sachkunde zugleich das größere Bewußtsein der Verant¬ wortlichkeit hat. Daß Graf Bülow in den Verhandlungen über die Tarif- Vorlage am 21. Oktober dieses Jahres die größere Sachkunde auf dem Gebiet der auswärtigen Politik für sich in Anspruch genommen und nnerbetne Rat¬ schläge abgewiesen hat, wird ihm in den Augen besonnener Männer schwerlich geschadet haben. Eins der schwierigsten und interessantesten Probleme aus der diplomatische» Aktion, die zum Kriege mit Dänemark und zur Annexion von Schleswig-Holstein geführt hat, ist deu Lesern der Grenzboten durch eine umsichtige Untersuchung Kaemmels bekannt geworden, nämlich die vielumstrittene Frage, ob Bismarck in der denkwürdigen und folgenschweren Unterredung, die er um 1. Inn 1864 mit dem Erbprinzen von Augustenburg hatte, diesem nnr eine Falle gestellt habe, oder ob es ihm mit der Verhandlung ernst gewesen sei. Dein Urteil Kaemmels, daß alle Anschuldignnqen der Augustenburgcr gegen Bismarck in nichts zerfallen, pflichtet Lenz nicht bei. und wenn er auch nicht so weit geht, die Anklagen der Augusten- l'urger als ganz begründet zu erklären, so spricht er doch der Darstellung, die sie von dem Verlauf der Uuterredunq vom 1, Juni gegeben haben, den größer» Qnellenwert zu; auch zeigt er. daß er dem Bericht, deu Bismarck im Jahre 1865 über de» Hergang veröffentlicht und in den Gedanken und Er¬ innerungen mit ungewöhnlichem Nachdruck bekräftigt hat, keinen oder nur ge¬ ringen Glauben schenkt. Ohne auf die Frage selbst, die ich durch Kaemmels Untersuchung als entschieden ansehe, weiter einzugehn, greife ich einen andern Punkt heraus, der damit zusammenhängt und uns zeigen soll, daß sich,, das bekannte Wort von dem überspannten Bogen mitunter auch bei kritischen Über¬ spannungen bewahrheitet. Sybel erzählt, daß sich Bismarck und Napoleon Vor dem Beginn der Londoner Konferenz über folgendes Vorgehn verständigt hatten: mens Forderung der Personalunion Schleswig-Holsteins mit Dänemark, dann, nachdem dieses mittelalterliche Bastardprojekt, wie Napoleon es nannte, abgelehnt sei, Vorschlag Augustcnburgs, zuletzt, wenn auch die Augusteuburger Kandidatur von der Konferenz verworfen werde, die Annexion durch Preußen. Daß man in Wien von dieser Verständigung zwischen Berlin und Paris nichts wußte, versteht sich von selbst. Aber ebenso selbstverständlich scheint mir, daß Bismarck, an die mit Napoleon vereinbarte Marschroute gebunden, alsbald "ach Erreichung der ersten Etappe, das heißt, nachdem die Konferenz die Personalunion abgelehnt hatte, das Wiener Kabinett über seine Stellung zu dem zweiten und namentlich zu dem dritten Projekt Sortieren mußte. Das that er in der großen Depesche vom 21. Mai, deren Wortlaut Shbel mit¬ geteilt hat. Nachdem Bismarck in der Einleitung auf deu Wert und die Vorteile eines gemeinsamen Vorgehns der beiden deutschen Großmächte hin¬ gewiesen hat, bemerkt er, zur dynastischen Frage übergehend, daß sich die Erb¬ folge Augustenbnrqs ohne Zweifel nach Lage der Dinge „am leichtesten und ohne Gefahr europäischer Komplikationen" verwirklichen lasse; aber es komme dabei vor allem ans Bürgschaften für ein wirklich kouscrvativcs Regiment an, der Erbprinz müsse sich völlig von seiner bisherigen Umgebung trennen und seine Sache ganz in Österreichs und Preußens Hände legen. Obwohl nun

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 61, 1902, Viertes Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341875_238787/543>, abgerufen am 01.09.2024.