Die Grenzboten. Jg. 61, 1902, Viertes Vierteljahr.Am Se, Gotthard Weißen Marmors zu Grabdenkmälern ans dem Friedhofe von Andermatt ruft Freilich hat der Verkehr über die Pässe und vor allem über den Gotthard Eine wirkliche, bewußte Verkehrspolitik hat sich an der Gotthardftraße in enzboten IV 1902 62
Am Se, Gotthard Weißen Marmors zu Grabdenkmälern ans dem Friedhofe von Andermatt ruft Freilich hat der Verkehr über die Pässe und vor allem über den Gotthard Eine wirkliche, bewußte Verkehrspolitik hat sich an der Gotthardftraße in enzboten IV 1902 62
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Am Se, Gotthard
Weißen Marmors zu Grabdenkmälern ans dem Friedhofe von Andermatt ruft
italienische Campisanti ins Gedächtnis zurück. Die rauh gepflasterten Gasse»
der Ortschaften haben an den beiden Seiten breite, glatte, gleisartige Stein¬
streifen für die Wagenräder wie in den Gebirgsorten jenseits der Berge, und
nicht nur italienische Südfrnchthändler bieten ihre Ware aus, sondern auch
italienische Firmen (v-ÜMlöria itiüianÄ, Venäita in owl ° Uauori und dergleichen
mehr) rechnen auf italienischen Zuspruch. Auch die Kutscher neigen zu der
hübschen italienischen Sitte, die Köpfe ihrer Pferde mit Fuchsschwänzer. Fasancn-
sedern und roten Quasten zu schmücken.
Freilich hat der Verkehr über die Pässe und vor allem über den Gotthard
seinen Charakter, seine Mittel, seine Bedeutung mehrfach gewechselt. Bis 1830
erhielt sich der mittelalterliche Saumverkehr mit geringen Veränderungen. Die
Saumwege selbst wichen von der Richtung der modernen Poststraße oft stark
ab. Beim Urnerloch bog der Gotthard- und Furknweg rechts ab und führte
Wer die Matte am linken, nicht wie jetzt am rechten Ufer der Reuß aufwärts.
Als ranhgepflastertcr Fußweg ist er streckenweise noch kenntlich und setzt sich
von Hospenthal aus meist hoch über der Reuß durch die ansteigenden Matten
nach Nealp hin fort. Um nach Hospenthal zu gelaugen. überschritt der Rei¬
sende oberhalb der Stelle, wo sich Gotthard- und Furka-Reuß verewigen,
diesen zweiten Fluß auf eiuer hochgewölbten Bogenbrücke ganz von der Art
der alten Brücke im untern Teile der Schöllcncnschlucht und offenbar aus
derselben Zeit. Goethe passierte sie. als er 1797 von Andermatt heraufkam.
Eine ganz ähnliche Brücke überspannt dicht neben der modernen Straßenbrücke
innerhalb des Orts die Gotthardreuß. Die Unterhaltung dieser Wege war im Thale
und fast durch die ganze Schöllcneuschlucht Sache der Thalgemeindc Ursercn
unter ihrem Landammann (die Würde besteht heute uoch unter dem Titel
Thalmann); offenbar hat sie für die ursprünglich hölzernen Brücken much den
"leer Wald allmählich geschlagen.
Eine wirkliche, bewußte Verkehrspolitik hat sich an der Gotthardftraße in
Uri sehr früh entwickelt und ist durch alle Jahrhunderte verfolgt worden. Diese
^nem und Hirten waren keineswegs nur Saumtiertreiber und Wirte, sondern
auch Unternehmer mit weitem Blick, die ihren Vorteil sehr gilt wahrzunehmen
'unßten und in Anbetracht ihrer bescheidnen Kräfte Erstaunliches geleistet haben.
Schon 1315, im Jahre der Schlacht von Morgarteu. vereinbarten Uri und
Livinen eine Art von Postordnung. 1363 gab Urseren eine Säumervrdnung,
1383 wurde eine Eilgutvrdnnng eingeführt. Ebenso wurde für Sicherheit der
Straße gesorgt. Folgerichtig gingen auch die Zölle an die jungen Staatcn-
b'ldnngeu über, der in Flüelen an Uri, der in Göschencn an die Eidgenossen¬
schaft. Der Verkehr war an privilegierte Unternehinergenossenschafteii. die
"Porter," und bestimmte natürliche Stationen, die „Suster" (vom italienischen
Naststelle). die zugleich Zollstcllen waren, gebunden. Von jenen be¬
standen iii Uri drei, zu Flüelen, Silcncn und Massen; von den Suhlen wird
die von Flüelen, der wichtige Umschlagplatz für deu Seeverkehr, schon 1309
erwähnt und ist noch heute am Hafen vorhanden, in Silenen stehn wenigstens
>was Neste, und die von Hospenthal am Aufgange der Gotthardstraße, wo sie
Gr
enzboten IV 1902 62
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