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Die Grenzboten. Jg. 61, 1902, Viertes Vierteljahr.

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das wundervolle Vermächtnis des Begründers der neuern Kunstgeschichte auf der
Höhe der Zeit zu erhalten. So ist Bund I, das klassische Altertum, um ein Drittel
seines bisherige" Umfangs vermehrt worden; daraus ergiebt sich schon von selbst, wie
groß die Veränderungen gegen die vorige Auflage siud. Und daß wir hierbei
durchweg die staunenswerten Fortschritte der in der jüngsten Zeit wieder so rüstigen
und schnffensfreudigcu Altertumswissenschaft berücksichtigt finde", und daß uns nicht
bloß ein getreues, sondern auch ein fesselndes Bild der alten großen Blütezeit der
Kunst geboten wird, dafür bürgt hinlänglich die Person des Bearbeiters, des Pro¬
fessors Adolf Michaelis in Straßburg, Als besonders verdienstlich sei hervorgehoben,
daß die zahlreichen Abbildungen so angeordnet sind, daß sie immer neben den
zugehörigen Textworten stehn und diese somit uunnttelbar ergänzen und erläutern,
wodurch das sonst übliche, lästige Nach- und Umblättern vermieden wird; wer jemals
eine ähnliche Arbeit hat leisten müssen, weiß, welche Opfer an Zeit und Mühe eine
solche Anordnung des Druckes beansprucht. Nur der Vollständigkeit wegen, nicht
um Tadel zu erheben, sei erwähnt, daß das heute am meisten verbreitete Verviel-
fältiguugsverfahren, so wertvoll es ist, bei einzelnen Abbildungen doch nicht völlig aus¬
reicht. Die Schwierigkeiten z. B,, die sich der photographischen Aufnahme metallischer
Gegenstände wegen des Lichtreflexes entgegenstellen, machen sich in erhöhtem Maße
geltend, wenn die Pholvgrnphie in die Autotypie übertragen wird; es darf deshalb
nicht wunder nehmen, wenn die köstliche Feinheit des bronzenen Hermes in Neapel
(S, 235) oder die derbe Kraft des sitzenden Faustkämpfers in Rom (S, 279) oder
die silberne Atheneschale in Berlin (S. 283) hier nicht so schön zur Anschauung
gelangen, wie man es haben möchte. In der Reihe der übrigen Abbildungen dieses
Landes sind etwa noch der Triumphbogen zu Orange (S, 331) und die gefangne
Barbarin zu Florenz, deren Gesicht in Schwarz getaucht erscheint (S. 335), als
mißglückt zu bezeichnen. Bon solchem Ungemach, das gegenüber der Fülle wirklich
brauchbarer und guter Abbildungen gar nicht ins Gewicht fällt, bleibt wohl aber
k"n Unternehmen 'dieser Art verschont. - Band I I, das Mittelnlter, hat die stärkste
lUugestaltung erfahren, indem er in Text und Abbildungen um die Hälfte vermehrt
worden ist, ' Auch hier bürgt die Persönlichkeit des neuen Bearbeiters dafür, daß
das, was verändert und hinzugefügt worden ist, dem heutigen Stande der Wissenschaft
entspricht. Der Bearbeiter ist Joseph Neuwirth, der Professor der Kunstgeschichte
der Technischen Hochschule in Wien. Man wird ihm das Zeugnis nicht versagen
dürfen, daß er an die schwierige Aufgabe, Springers Werk so umzugestalten, wie
^ sachkundigen Ansprüchen von heute genügt, mit ungewöhnlicher Gelehrsamkeit
und staunenswertem Fleiß herangetreten ist. Seine Zusätze betreffen fast alle Teile
^s Bandes: die altchristliche Baukunst in Shrien und Nvrdafrikn, die byzantinische
Kunst, die islamitische, langobardische, karolingiscye Kunst, die romanische Architektur,
besonders in Frankreich, die Gotik und die gesamte Malerei und Bildhauerei des
später" Mittelalters sind berücksichtigt. Aber außer in den zum Teil recht umfäng¬
lichen Ergänzungen macht sich auch in den ursprünglichen Sätzen des Werkes die
wrgsniu nachbessernde Hand deutlich fühlbar, Und uur ausnahmsweise sind kleine
versehen steh" geblieben, z. B, daß Spoleto zur Terra d'Otranto gehöre (S, 361),
und daß die Krypta in Trani die größte der Welt sei (S, 3et2), während dieser
Wohl von Schultz nnfgebrachte und überall verbreitete Irrtum dahin zu berichtigen
'se. daß es sich hier ganz deutlich um zwei, durch eine Quermauer geschiedne Bauten
handelt; um das Langhaus der ältesten, dem sechsten oder siebenten Jahrhundert
eMstnmmenden, von den Normannen zerstörten Kathedrale und die spätere, einige
<5uß höher liegende, zwar große und reiche, aber nicht ungewöhnlich große Krypta
des jetzigen Domes, der im zwölften Jahrhundert über der Kirche errichtet wurde. --
Übe""der Band III und IV wacht die Hand Jaro Springers, der pietätvoll venu
^, das Buch seines Vaters, der sich mit besondrer Vorliebe gerade der hier be¬
handelten Renaissnnee gewidmet hatte, in möglichster Reinheit zu erhalten. Daß
le-,och auch hier wichtige Ergänzungen und Änderungen vorgenommen worden sind,


das wundervolle Vermächtnis des Begründers der neuern Kunstgeschichte auf der
Höhe der Zeit zu erhalten. So ist Bund I, das klassische Altertum, um ein Drittel
seines bisherige» Umfangs vermehrt worden; daraus ergiebt sich schon von selbst, wie
groß die Veränderungen gegen die vorige Auflage siud. Und daß wir hierbei
durchweg die staunenswerten Fortschritte der in der jüngsten Zeit wieder so rüstigen
und schnffensfreudigcu Altertumswissenschaft berücksichtigt finde«, und daß uns nicht
bloß ein getreues, sondern auch ein fesselndes Bild der alten großen Blütezeit der
Kunst geboten wird, dafür bürgt hinlänglich die Person des Bearbeiters, des Pro¬
fessors Adolf Michaelis in Straßburg, Als besonders verdienstlich sei hervorgehoben,
daß die zahlreichen Abbildungen so angeordnet sind, daß sie immer neben den
zugehörigen Textworten stehn und diese somit uunnttelbar ergänzen und erläutern,
wodurch das sonst übliche, lästige Nach- und Umblättern vermieden wird; wer jemals
eine ähnliche Arbeit hat leisten müssen, weiß, welche Opfer an Zeit und Mühe eine
solche Anordnung des Druckes beansprucht. Nur der Vollständigkeit wegen, nicht
um Tadel zu erheben, sei erwähnt, daß das heute am meisten verbreitete Verviel-
fältiguugsverfahren, so wertvoll es ist, bei einzelnen Abbildungen doch nicht völlig aus¬
reicht. Die Schwierigkeiten z. B,, die sich der photographischen Aufnahme metallischer
Gegenstände wegen des Lichtreflexes entgegenstellen, machen sich in erhöhtem Maße
geltend, wenn die Pholvgrnphie in die Autotypie übertragen wird; es darf deshalb
nicht wunder nehmen, wenn die köstliche Feinheit des bronzenen Hermes in Neapel
(S, 235) oder die derbe Kraft des sitzenden Faustkämpfers in Rom (S, 279) oder
die silberne Atheneschale in Berlin (S. 283) hier nicht so schön zur Anschauung
gelangen, wie man es haben möchte. In der Reihe der übrigen Abbildungen dieses
Landes sind etwa noch der Triumphbogen zu Orange (S, 331) und die gefangne
Barbarin zu Florenz, deren Gesicht in Schwarz getaucht erscheint (S. 335), als
mißglückt zu bezeichnen. Bon solchem Ungemach, das gegenüber der Fülle wirklich
brauchbarer und guter Abbildungen gar nicht ins Gewicht fällt, bleibt wohl aber
k«n Unternehmen 'dieser Art verschont. - Band I I, das Mittelnlter, hat die stärkste
lUugestaltung erfahren, indem er in Text und Abbildungen um die Hälfte vermehrt
worden ist, ' Auch hier bürgt die Persönlichkeit des neuen Bearbeiters dafür, daß
das, was verändert und hinzugefügt worden ist, dem heutigen Stande der Wissenschaft
entspricht. Der Bearbeiter ist Joseph Neuwirth, der Professor der Kunstgeschichte
der Technischen Hochschule in Wien. Man wird ihm das Zeugnis nicht versagen
dürfen, daß er an die schwierige Aufgabe, Springers Werk so umzugestalten, wie
^ sachkundigen Ansprüchen von heute genügt, mit ungewöhnlicher Gelehrsamkeit
und staunenswertem Fleiß herangetreten ist. Seine Zusätze betreffen fast alle Teile
^s Bandes: die altchristliche Baukunst in Shrien und Nvrdafrikn, die byzantinische
Kunst, die islamitische, langobardische, karolingiscye Kunst, die romanische Architektur,
besonders in Frankreich, die Gotik und die gesamte Malerei und Bildhauerei des
später» Mittelalters sind berücksichtigt. Aber außer in den zum Teil recht umfäng¬
lichen Ergänzungen macht sich auch in den ursprünglichen Sätzen des Werkes die
wrgsniu nachbessernde Hand deutlich fühlbar, Und uur ausnahmsweise sind kleine
versehen steh» geblieben, z. B, daß Spoleto zur Terra d'Otranto gehöre (S, 361),
und daß die Krypta in Trani die größte der Welt sei (S, 3et2), während dieser
Wohl von Schultz nnfgebrachte und überall verbreitete Irrtum dahin zu berichtigen
'se. daß es sich hier ganz deutlich um zwei, durch eine Quermauer geschiedne Bauten
handelt; um das Langhaus der ältesten, dem sechsten oder siebenten Jahrhundert
eMstnmmenden, von den Normannen zerstörten Kathedrale und die spätere, einige
<5uß höher liegende, zwar große und reiche, aber nicht ungewöhnlich große Krypta
des jetzigen Domes, der im zwölften Jahrhundert über der Kirche errichtet wurde. —
Übe""der Band III und IV wacht die Hand Jaro Springers, der pietätvoll venu
^, das Buch seines Vaters, der sich mit besondrer Vorliebe gerade der hier be¬
handelten Renaissnnee gewidmet hatte, in möglichster Reinheit zu erhalten. Daß
le-,och auch hier wichtige Ergänzungen und Änderungen vorgenommen worden sind,


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[0399] das wundervolle Vermächtnis des Begründers der neuern Kunstgeschichte auf der Höhe der Zeit zu erhalten. So ist Bund I, das klassische Altertum, um ein Drittel seines bisherige» Umfangs vermehrt worden; daraus ergiebt sich schon von selbst, wie groß die Veränderungen gegen die vorige Auflage siud. Und daß wir hierbei durchweg die staunenswerten Fortschritte der in der jüngsten Zeit wieder so rüstigen und schnffensfreudigcu Altertumswissenschaft berücksichtigt finde«, und daß uns nicht bloß ein getreues, sondern auch ein fesselndes Bild der alten großen Blütezeit der Kunst geboten wird, dafür bürgt hinlänglich die Person des Bearbeiters, des Pro¬ fessors Adolf Michaelis in Straßburg, Als besonders verdienstlich sei hervorgehoben, daß die zahlreichen Abbildungen so angeordnet sind, daß sie immer neben den zugehörigen Textworten stehn und diese somit uunnttelbar ergänzen und erläutern, wodurch das sonst übliche, lästige Nach- und Umblättern vermieden wird; wer jemals eine ähnliche Arbeit hat leisten müssen, weiß, welche Opfer an Zeit und Mühe eine solche Anordnung des Druckes beansprucht. Nur der Vollständigkeit wegen, nicht um Tadel zu erheben, sei erwähnt, daß das heute am meisten verbreitete Verviel- fältiguugsverfahren, so wertvoll es ist, bei einzelnen Abbildungen doch nicht völlig aus¬ reicht. Die Schwierigkeiten z. B,, die sich der photographischen Aufnahme metallischer Gegenstände wegen des Lichtreflexes entgegenstellen, machen sich in erhöhtem Maße geltend, wenn die Pholvgrnphie in die Autotypie übertragen wird; es darf deshalb nicht wunder nehmen, wenn die köstliche Feinheit des bronzenen Hermes in Neapel (S, 235) oder die derbe Kraft des sitzenden Faustkämpfers in Rom (S, 279) oder die silberne Atheneschale in Berlin (S. 283) hier nicht so schön zur Anschauung gelangen, wie man es haben möchte. In der Reihe der übrigen Abbildungen dieses Landes sind etwa noch der Triumphbogen zu Orange (S, 331) und die gefangne Barbarin zu Florenz, deren Gesicht in Schwarz getaucht erscheint (S. 335), als mißglückt zu bezeichnen. Bon solchem Ungemach, das gegenüber der Fülle wirklich brauchbarer und guter Abbildungen gar nicht ins Gewicht fällt, bleibt wohl aber k«n Unternehmen 'dieser Art verschont. - Band I I, das Mittelnlter, hat die stärkste lUugestaltung erfahren, indem er in Text und Abbildungen um die Hälfte vermehrt worden ist, ' Auch hier bürgt die Persönlichkeit des neuen Bearbeiters dafür, daß das, was verändert und hinzugefügt worden ist, dem heutigen Stande der Wissenschaft entspricht. Der Bearbeiter ist Joseph Neuwirth, der Professor der Kunstgeschichte der Technischen Hochschule in Wien. Man wird ihm das Zeugnis nicht versagen dürfen, daß er an die schwierige Aufgabe, Springers Werk so umzugestalten, wie ^ sachkundigen Ansprüchen von heute genügt, mit ungewöhnlicher Gelehrsamkeit und staunenswertem Fleiß herangetreten ist. Seine Zusätze betreffen fast alle Teile ^s Bandes: die altchristliche Baukunst in Shrien und Nvrdafrikn, die byzantinische Kunst, die islamitische, langobardische, karolingiscye Kunst, die romanische Architektur, besonders in Frankreich, die Gotik und die gesamte Malerei und Bildhauerei des später» Mittelalters sind berücksichtigt. Aber außer in den zum Teil recht umfäng¬ lichen Ergänzungen macht sich auch in den ursprünglichen Sätzen des Werkes die wrgsniu nachbessernde Hand deutlich fühlbar, Und uur ausnahmsweise sind kleine versehen steh» geblieben, z. B, daß Spoleto zur Terra d'Otranto gehöre (S, 361), und daß die Krypta in Trani die größte der Welt sei (S, 3et2), während dieser Wohl von Schultz nnfgebrachte und überall verbreitete Irrtum dahin zu berichtigen 'se. daß es sich hier ganz deutlich um zwei, durch eine Quermauer geschiedne Bauten handelt; um das Langhaus der ältesten, dem sechsten oder siebenten Jahrhundert eMstnmmenden, von den Normannen zerstörten Kathedrale und die spätere, einige <5uß höher liegende, zwar große und reiche, aber nicht ungewöhnlich große Krypta des jetzigen Domes, der im zwölften Jahrhundert über der Kirche errichtet wurde. — Übe""der Band III und IV wacht die Hand Jaro Springers, der pietätvoll venu ^, das Buch seines Vaters, der sich mit besondrer Vorliebe gerade der hier be¬ handelten Renaissnnee gewidmet hatte, in möglichster Reinheit zu erhalten. Daß le-,och auch hier wichtige Ergänzungen und Änderungen vorgenommen worden sind,

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 61, 1902, Viertes Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341875_238787/399>, abgerufen am 01.09.2024.