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Die Grenzboten. Jg. 61, 1902, Viertes Vierteljahr.

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gebirge verlegen zu wollen, denn man hat auch auf dem rechten Jndusufer
Terrainstudien gemacht und die Linien Kalabagh-Baunn und von hier wieder
zurück zum Indus nach Dera Ismail Khan ins Auge gefaßt.

Hand in Hand geht hiermit die Frage einer dritten Merbrncknng des
Indus auf der Strecke Attok-Sukkur, die schon eingehend erwogen wird. In
Frage kamen vier Stellen: bei Knshalgarh, Kalabagh (demnächst Eisenbahn¬
station), Dera Ismail Khan und in der Nahe von Dera Ghasi Khan. Von
diesen wurden jedoch die beide" ersten Plätze, als zu nahe bei Attok liegend,
oder was wohl wichtiger sein dürfte, zu weit von der Linie Sukknr-Qncttah
entfernt, verworfen, man gelaugte aber auch bei den beiden andern zu keinem
abschließenden Resultat, sondern schlug vor, das Jndusbett bei Dera Ismail
Khan auf etwa 1000 Meter Breite einzudämmen und, bis eine Brücke er¬
baut werden konnte, vorläufig eine Dampffähre einzurichten, die mau, sofern
sich das Bedürfnis herausstellen sollte, vielleicht später auch bei Dera Ghasi
Khan herstellen will. Dennoch dürfte die Frage bald eine andre Lösung er¬
fahren.

Die großen, oben näher erörterten Unzuträglichkeiten, die auf Linie II
von dem Verkehr über das Botan- nud Hamaigebirge unzertrennlich sind,
haben nämlich die indische Regierung veranlaßt, auf die Auswahl einer kürzern
und bequemern Verbindung zwischen dem Indus und dem Plateau von Pishin
und von Quettah, den Schüssel zu den südlichen Pässen über das Suleiman-
gebirgc, bedacht zu sein. Eine solche ist denn auch in dem Thale des Flusses
Zhob gefunden worden, das ans der Gegend von Dera Ismail Khan an der
afghanischen Grenze entlang auf das gedachte Plateau führt. Die im Jahre
1891 begonnenen Vorarbeiten sind nahezu vollendet, sodaß in nicht zu ferner
Zeit der Eröffnung eines Schienenweges mit geringern Steigungen entgegen¬
gesehen werden darf, der der Negierung die nötigen Garantien für die schnelle
Versammlung ausreichender Streitlüste in diesem Grenzabschnitt zur Verteidi¬
gung des Plateaus von Pishin oder zur Besetzung Kandahars bietet.




Französische Justiz
Ivolfgang Drechsler von

ährend eines längern Aufenthalts in Frankreich habe ich immer
mit besonderm Interesse die Sitzungen in den Jnstizpalästen be¬
sucht, vor allem in Paris. Der Reisende, der kein Jurist ist,
wird sich hier meist damit begnügen, die wunderbare Sainte
Chcipelle zu besehen und einen flüchtigen Blick in die gewaltige
Salle des Pas-Perdus zu werfen, wo sich im schwarzen Talar eine zahllose
Schar von Advokaten ergeht. Aber es lohnt sich sehr, einen Schritt weiter
in die Sitzungsräume zu thun. Da hört man nicht nur ein gutes Französisch,
auch ein großer Teil des französischen Lebens spielt sich hier ab. Allerdings


gebirge verlegen zu wollen, denn man hat auch auf dem rechten Jndusufer
Terrainstudien gemacht und die Linien Kalabagh-Baunn und von hier wieder
zurück zum Indus nach Dera Ismail Khan ins Auge gefaßt.

Hand in Hand geht hiermit die Frage einer dritten Merbrncknng des
Indus auf der Strecke Attok-Sukkur, die schon eingehend erwogen wird. In
Frage kamen vier Stellen: bei Knshalgarh, Kalabagh (demnächst Eisenbahn¬
station), Dera Ismail Khan und in der Nahe von Dera Ghasi Khan. Von
diesen wurden jedoch die beide» ersten Plätze, als zu nahe bei Attok liegend,
oder was wohl wichtiger sein dürfte, zu weit von der Linie Sukknr-Qncttah
entfernt, verworfen, man gelaugte aber auch bei den beiden andern zu keinem
abschließenden Resultat, sondern schlug vor, das Jndusbett bei Dera Ismail
Khan auf etwa 1000 Meter Breite einzudämmen und, bis eine Brücke er¬
baut werden konnte, vorläufig eine Dampffähre einzurichten, die mau, sofern
sich das Bedürfnis herausstellen sollte, vielleicht später auch bei Dera Ghasi
Khan herstellen will. Dennoch dürfte die Frage bald eine andre Lösung er¬
fahren.

Die großen, oben näher erörterten Unzuträglichkeiten, die auf Linie II
von dem Verkehr über das Botan- nud Hamaigebirge unzertrennlich sind,
haben nämlich die indische Regierung veranlaßt, auf die Auswahl einer kürzern
und bequemern Verbindung zwischen dem Indus und dem Plateau von Pishin
und von Quettah, den Schüssel zu den südlichen Pässen über das Suleiman-
gebirgc, bedacht zu sein. Eine solche ist denn auch in dem Thale des Flusses
Zhob gefunden worden, das ans der Gegend von Dera Ismail Khan an der
afghanischen Grenze entlang auf das gedachte Plateau führt. Die im Jahre
1891 begonnenen Vorarbeiten sind nahezu vollendet, sodaß in nicht zu ferner
Zeit der Eröffnung eines Schienenweges mit geringern Steigungen entgegen¬
gesehen werden darf, der der Negierung die nötigen Garantien für die schnelle
Versammlung ausreichender Streitlüste in diesem Grenzabschnitt zur Verteidi¬
gung des Plateaus von Pishin oder zur Besetzung Kandahars bietet.




Französische Justiz
Ivolfgang Drechsler von

ährend eines längern Aufenthalts in Frankreich habe ich immer
mit besonderm Interesse die Sitzungen in den Jnstizpalästen be¬
sucht, vor allem in Paris. Der Reisende, der kein Jurist ist,
wird sich hier meist damit begnügen, die wunderbare Sainte
Chcipelle zu besehen und einen flüchtigen Blick in die gewaltige
Salle des Pas-Perdus zu werfen, wo sich im schwarzen Talar eine zahllose
Schar von Advokaten ergeht. Aber es lohnt sich sehr, einen Schritt weiter
in die Sitzungsräume zu thun. Da hört man nicht nur ein gutes Französisch,
auch ein großer Teil des französischen Lebens spielt sich hier ab. Allerdings


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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 61, 1902, Viertes Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341875_238787/260>, abgerufen am 01.09.2024.