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Die Grenzboten. Jg. 61, 1902, Viertes Vierteljahr.

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1878 1883 1893 1000
1000 Hektar
landwirtschaftlich...... 36726 35640 35165 35055
forstwirtschaftlich...... 13873 13908 13957 13996
weder land- noch forstwirtschaftlich. 3399 4476 4927 5014
Gesamtfläche 53998 34024 54049 54005

Hier tritt uns nun die verblüffende Erscheinung entgegen, daß die land¬
wirtschaftlich benutzte Flüche stetig abgenommen, dagegen die Nieder land- noch
forstwirtschaftlich benutzte Flache stetig zugenommen haben soll. Pessimistische
Gemüter könnten versucht sein, das als einen Beweis für die böse Wirkung
der Agrarkrisis zu betrachten, aber wenn man näher zusieht, so stellt sich dies
als unberechtigt Heralls. In Wirklichkeit hat die landwirtschaftliche Boden¬
benutzung trotz der Agrarkrisis vielmehr zugenommen, obgleich doch auch die
forstwirtschaftliche Fläche eine, wenn anch sehr geringe Ausdehnung aufweist.

Die weder land- noch forstwirtschaftlich benutzte Flüche setzte sich
bei den vier Aufnahmen folgendermaßen zusammen:

1878 1883 189" 1!>V0
1000 Hektar
Haus- und Hofräume .... 502 448 484 522
Oed- und Urland...... 499 1616 2061 2102
Wege, Gewässer usw. , , . , 2 398 2412 2382 2389
zusammen "399 447" 4927 S013
Prozent der Gesamtfläche 6.3 8.3 V.1 9.3

Die Flüche der Haus- und Hofrüume muß natürlich fortgesetzt zunehmen.
Die Abnahme von 1878 bis 1883 entspricht nicht der Wirklichkeit, sonder"
erklärt sich daraus, daß 1878 sehr vielfach kleinere sogenannte "Hausgürten"
zur Fläche der Halts- und Hofräume gerechnet worden waren, während sie
später zur "landwirtschaftlich benutzten Fläche" in der Rubrik Haus- und
Obstgärten usw. gezählt worden sind. Auch die Zunahme des von Wegen, Ge¬
wässern usw. -- genauer: von Wegen, Friedhöfen, öffentlichen Parkanlagen,
Gewässern usw. -- cingenommnen Areals kann nicht befremden. Die Abnahme
von 1883 auf 1893 beruht auf irrtümlicher Einbeziehung eines Teils des Od-
und Amianth im Jahre 1883. Zu beachten ist übrigens, daß anch der von
den Städten bedeckte Grund und Boden überall mit eingerechnet ist.

So bleibt die fortgesetzte starke Zunahme des "Ob- und Amianth"
allein als Rätsel übrig. Wie ist diese scheinbar so bedenkliche Erscheinung zu
erklären?

Um sie zu verstehn, ist hier schon ein Blick auf die Bestandteile der
landwirtschaftlich benutzten Fläche nach den Ergebnissen der vier Auf¬
nahmen zu werfen. Es kamen:

1878 1883 1893 1900
auf 1000 Hektar
Acker- und Gartenland... . 26063 26177 26243 26257
Wiesen......... 5914 5 903 5916 5 956
Reiche Weiden...... 617 613 749 795
Geringere Weiden und Sutungen 3998 2812 2124 1912'
Weinberge...... . 134 135 133 135
zusammen 30726 35 040 35105 35055

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1878 1883 1893 1000
1000 Hektar
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forstwirtschaftlich...... 13873 13908 13957 13996
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Hier tritt uns nun die verblüffende Erscheinung entgegen, daß die land¬
wirtschaftlich benutzte Flüche stetig abgenommen, dagegen die Nieder land- noch
forstwirtschaftlich benutzte Flache stetig zugenommen haben soll. Pessimistische
Gemüter könnten versucht sein, das als einen Beweis für die böse Wirkung
der Agrarkrisis zu betrachten, aber wenn man näher zusieht, so stellt sich dies
als unberechtigt Heralls. In Wirklichkeit hat die landwirtschaftliche Boden¬
benutzung trotz der Agrarkrisis vielmehr zugenommen, obgleich doch auch die
forstwirtschaftliche Fläche eine, wenn anch sehr geringe Ausdehnung aufweist.

Die weder land- noch forstwirtschaftlich benutzte Flüche setzte sich
bei den vier Aufnahmen folgendermaßen zusammen:

1878 1883 189» 1!>V0
1000 Hektar
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Prozent der Gesamtfläche 6.3 8.3 V.1 9.3

Die Flüche der Haus- und Hofrüume muß natürlich fortgesetzt zunehmen.
Die Abnahme von 1878 bis 1883 entspricht nicht der Wirklichkeit, sonder»
erklärt sich daraus, daß 1878 sehr vielfach kleinere sogenannte „Hausgürten"
zur Fläche der Halts- und Hofräume gerechnet worden waren, während sie
später zur „landwirtschaftlich benutzten Fläche" in der Rubrik Haus- und
Obstgärten usw. gezählt worden sind. Auch die Zunahme des von Wegen, Ge¬
wässern usw. — genauer: von Wegen, Friedhöfen, öffentlichen Parkanlagen,
Gewässern usw. — cingenommnen Areals kann nicht befremden. Die Abnahme
von 1883 auf 1893 beruht auf irrtümlicher Einbeziehung eines Teils des Od-
und Amianth im Jahre 1883. Zu beachten ist übrigens, daß anch der von
den Städten bedeckte Grund und Boden überall mit eingerechnet ist.

So bleibt die fortgesetzte starke Zunahme des „Ob- und Amianth"
allein als Rätsel übrig. Wie ist diese scheinbar so bedenkliche Erscheinung zu
erklären?

Um sie zu verstehn, ist hier schon ein Blick auf die Bestandteile der
landwirtschaftlich benutzten Fläche nach den Ergebnissen der vier Auf¬
nahmen zu werfen. Es kamen:

1878 1883 1893 1900
auf 1000 Hektar
Acker- und Gartenland... . 26063 26177 26243 26257
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[0236] Von dieser Gesamtfläche wurden benutzt 1878 1883 1893 1000 1000 Hektar landwirtschaftlich...... 36726 35640 35165 35055 forstwirtschaftlich...... 13873 13908 13957 13996 weder land- noch forstwirtschaftlich. 3399 4476 4927 5014 Gesamtfläche 53998 34024 54049 54005 Hier tritt uns nun die verblüffende Erscheinung entgegen, daß die land¬ wirtschaftlich benutzte Flüche stetig abgenommen, dagegen die Nieder land- noch forstwirtschaftlich benutzte Flache stetig zugenommen haben soll. Pessimistische Gemüter könnten versucht sein, das als einen Beweis für die böse Wirkung der Agrarkrisis zu betrachten, aber wenn man näher zusieht, so stellt sich dies als unberechtigt Heralls. In Wirklichkeit hat die landwirtschaftliche Boden¬ benutzung trotz der Agrarkrisis vielmehr zugenommen, obgleich doch auch die forstwirtschaftliche Fläche eine, wenn anch sehr geringe Ausdehnung aufweist. Die weder land- noch forstwirtschaftlich benutzte Flüche setzte sich bei den vier Aufnahmen folgendermaßen zusammen: 1878 1883 189» 1!>V0 1000 Hektar Haus- und Hofräume .... 502 448 484 522 Oed- und Urland...... 499 1616 2061 2102 Wege, Gewässer usw. , , . , 2 398 2412 2382 2389 zusammen »399 447» 4927 S013 Prozent der Gesamtfläche 6.3 8.3 V.1 9.3 Die Flüche der Haus- und Hofrüume muß natürlich fortgesetzt zunehmen. Die Abnahme von 1878 bis 1883 entspricht nicht der Wirklichkeit, sonder» erklärt sich daraus, daß 1878 sehr vielfach kleinere sogenannte „Hausgürten" zur Fläche der Halts- und Hofräume gerechnet worden waren, während sie später zur „landwirtschaftlich benutzten Fläche" in der Rubrik Haus- und Obstgärten usw. gezählt worden sind. Auch die Zunahme des von Wegen, Ge¬ wässern usw. — genauer: von Wegen, Friedhöfen, öffentlichen Parkanlagen, Gewässern usw. — cingenommnen Areals kann nicht befremden. Die Abnahme von 1883 auf 1893 beruht auf irrtümlicher Einbeziehung eines Teils des Od- und Amianth im Jahre 1883. Zu beachten ist übrigens, daß anch der von den Städten bedeckte Grund und Boden überall mit eingerechnet ist. So bleibt die fortgesetzte starke Zunahme des „Ob- und Amianth" allein als Rätsel übrig. Wie ist diese scheinbar so bedenkliche Erscheinung zu erklären? Um sie zu verstehn, ist hier schon ein Blick auf die Bestandteile der landwirtschaftlich benutzten Fläche nach den Ergebnissen der vier Auf¬ nahmen zu werfen. Es kamen: 1878 1883 1893 1900 auf 1000 Hektar Acker- und Gartenland... . 26063 26177 26243 26257 Wiesen......... 5914 5 903 5916 5 956 Reiche Weiden...... 617 613 749 795 Geringere Weiden und Sutungen 3998 2812 2124 1912' Weinberge...... . 134 135 133 135 zusammen 30726 35 040 35105 35055

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 61, 1902, Viertes Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341875_238787/236>, abgerufen am 01.09.2024.