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Die Grenzboten. Jg. 61, 1902, Viertes Vierteljahr.

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Heimkehr

denn er wollte sich nichts vergeben. So sausten sie bergab zwischen den steilen
Fichtenbergen. In eine Ecke ihres Korbes war der dicke Regenschirm gesteckt mit
handfester, über den Rand hinausragender Krücke. Wie eine Leben gewordne Zehn
liefen sie nebeneinander. Er aufrecht, lang und hager, sie kugelrund, mit dem
hängenden Kopf und den schleunigen kurzen Beinen.

Aber das Wetter war schneller als sie. Es donnerte über ihnen, nicht rin
dem Rollen und Krachen, unter dem der Erdboden zittert, sondern kurz und klatschend,
als werde ein Stoß irdener Teller auf einen Bort niedergesetzt, ein unheimliches
Geräusch, und dazu ein unheimliches, glasiges Licht aus weißdunstigem Himmel.
Dann kam der Regen, die Tropfen groß wie Erbsen und heftig aufschlagend wie
Schießkugeln. Als die beiden Menschen im ersten Gehöft untersprangen, waren sie
naß bis auf die Haut, der Weg sah aus wie ein Fluß mit strömendem Wasser,
und der kleine Bach rauschte hoch und ockergelb, und manch eines der darüber
führenden Vrückchen wurde gefährdet.

Die Frau untersuchte zunächst den Tragkorb, ging dann in die Kammer, aus
der sie im kurzen Rock mit geliehener Jacke, die an keinem Ende Paßte, zum Vor¬
schein kam. Jahns grauer Anzug samt dem Vorhemdchen hing schon auf der Stange
am Ofen, und er war statt dessen mit einer Weißen Arbeitshose und dunkler Woll¬
jacke vom Wirt bekleidet. Der Scheitel hatte sich auch verschoben.

Mine Eisermann, die Botenfrau, sagte: Jtze sieht er, so wie sichs gehört, zuvor
sah er so kerchlich. Aber der horcht nicht auf mich -- gelle du?

Ich horch schon, antwortete Jahr.

Sie setzte sich auf die Bank an dem klotzigen, grünen Kachelofen, der vom
Kochen warm war. Jahr stand mitten in der Stube. Hier hatte er die fünf¬
undzwanzig ersten Jahre seines Lebens zugebracht. Er sah die Wände an, die Fenster,
den Ofen. Die Stube war tapeziert; zu seiner Zeit hatte sie grauen Anstrich
gehabt. Die Dielen, das Gebälk -- das war das alte geblieben. Die Kacheln
auch, er erkannte die hübschen Eckkacheln mit den kleinen Säulen. Der Regen hatte
aufgehört, aber das fürchterliche Donnern setzte nicht ans, dieses unheimliche, klang¬
lose, kurze: Klack! klack! das wie verhaltenes Einschlagen klang.

Der Hofbesitzer, noch ein junger, stattlicher Mann mit einer saubern, frischen
Frau, ging unbekümmert ab und zu. Er wußte, wen er beherbergte, und wollte,
wenn er nachher den Gast durch die Wirtschaft führte, auch Ehre einlegen. Die
Frau kochte Kaffee. Die Fenster wurden weit aufgemacht, das Donnern war ver¬
hallt, die Sonne schien, der Weg draußen war wasserfrei. Aber der Bach rauschte
und sprang, und am Vrückchen stauten sich Scheiter und junge Fichtenstcimme oben
aus den Bergen, wo das Wetter seine beste Kraft entladen hatte.

Jahr ging hinaus und half dem Wirt, die willkommne Holzzufuhr bergen,
ehe sie Schaden anrichtete. Die Arbeit war nicht ganz leicht, die Zweige hatten
sich verflochten, und das Holz war ineinander geteilt wie eine wohlgebaute Barrikade.
Das Wasser staute sich und schoß über die Brücke.

Der Nachbar kam dazu und fragte: Was hast denn du itze für einen Tage¬
löhner?

Nun antwortete der Wirt: Ich hab gar einen vornehmen. Der hats in Mitteln,
daß er uns alle zwei thut auslaufen.

Darauf der andre: Mit der Garderobe sieht mans ihm ja nicht an, aber er
wirds schon in sich haben.

Der Wirt: Seine guten Sachen, die schont er derweile, die hängen bei mich
an'n Kachelofen.

Indessen arbeiteten sie. Die Barrikade bekam einen Riß, und das Wasser,
wie vom Schlauch getrieben, schoß dem Zuschauer an die Beine. Sie lachten, und
Aline Eisermann, die am Hofthor stand, mit ihrem reichlich kurzen Rock, schrie
hinüber: Das is Jahns Adam, dem früher hier der Hof gehört hat. Auf den
kannst du nicht zurücke denken, der is schon zuvor weg aus dein Orte!


Heimkehr

denn er wollte sich nichts vergeben. So sausten sie bergab zwischen den steilen
Fichtenbergen. In eine Ecke ihres Korbes war der dicke Regenschirm gesteckt mit
handfester, über den Rand hinausragender Krücke. Wie eine Leben gewordne Zehn
liefen sie nebeneinander. Er aufrecht, lang und hager, sie kugelrund, mit dem
hängenden Kopf und den schleunigen kurzen Beinen.

Aber das Wetter war schneller als sie. Es donnerte über ihnen, nicht rin
dem Rollen und Krachen, unter dem der Erdboden zittert, sondern kurz und klatschend,
als werde ein Stoß irdener Teller auf einen Bort niedergesetzt, ein unheimliches
Geräusch, und dazu ein unheimliches, glasiges Licht aus weißdunstigem Himmel.
Dann kam der Regen, die Tropfen groß wie Erbsen und heftig aufschlagend wie
Schießkugeln. Als die beiden Menschen im ersten Gehöft untersprangen, waren sie
naß bis auf die Haut, der Weg sah aus wie ein Fluß mit strömendem Wasser,
und der kleine Bach rauschte hoch und ockergelb, und manch eines der darüber
führenden Vrückchen wurde gefährdet.

Die Frau untersuchte zunächst den Tragkorb, ging dann in die Kammer, aus
der sie im kurzen Rock mit geliehener Jacke, die an keinem Ende Paßte, zum Vor¬
schein kam. Jahns grauer Anzug samt dem Vorhemdchen hing schon auf der Stange
am Ofen, und er war statt dessen mit einer Weißen Arbeitshose und dunkler Woll¬
jacke vom Wirt bekleidet. Der Scheitel hatte sich auch verschoben.

Mine Eisermann, die Botenfrau, sagte: Jtze sieht er, so wie sichs gehört, zuvor
sah er so kerchlich. Aber der horcht nicht auf mich — gelle du?

Ich horch schon, antwortete Jahr.

Sie setzte sich auf die Bank an dem klotzigen, grünen Kachelofen, der vom
Kochen warm war. Jahr stand mitten in der Stube. Hier hatte er die fünf¬
undzwanzig ersten Jahre seines Lebens zugebracht. Er sah die Wände an, die Fenster,
den Ofen. Die Stube war tapeziert; zu seiner Zeit hatte sie grauen Anstrich
gehabt. Die Dielen, das Gebälk — das war das alte geblieben. Die Kacheln
auch, er erkannte die hübschen Eckkacheln mit den kleinen Säulen. Der Regen hatte
aufgehört, aber das fürchterliche Donnern setzte nicht ans, dieses unheimliche, klang¬
lose, kurze: Klack! klack! das wie verhaltenes Einschlagen klang.

Der Hofbesitzer, noch ein junger, stattlicher Mann mit einer saubern, frischen
Frau, ging unbekümmert ab und zu. Er wußte, wen er beherbergte, und wollte,
wenn er nachher den Gast durch die Wirtschaft führte, auch Ehre einlegen. Die
Frau kochte Kaffee. Die Fenster wurden weit aufgemacht, das Donnern war ver¬
hallt, die Sonne schien, der Weg draußen war wasserfrei. Aber der Bach rauschte
und sprang, und am Vrückchen stauten sich Scheiter und junge Fichtenstcimme oben
aus den Bergen, wo das Wetter seine beste Kraft entladen hatte.

Jahr ging hinaus und half dem Wirt, die willkommne Holzzufuhr bergen,
ehe sie Schaden anrichtete. Die Arbeit war nicht ganz leicht, die Zweige hatten
sich verflochten, und das Holz war ineinander geteilt wie eine wohlgebaute Barrikade.
Das Wasser staute sich und schoß über die Brücke.

Der Nachbar kam dazu und fragte: Was hast denn du itze für einen Tage¬
löhner?

Nun antwortete der Wirt: Ich hab gar einen vornehmen. Der hats in Mitteln,
daß er uns alle zwei thut auslaufen.

Darauf der andre: Mit der Garderobe sieht mans ihm ja nicht an, aber er
wirds schon in sich haben.

Der Wirt: Seine guten Sachen, die schont er derweile, die hängen bei mich
an'n Kachelofen.

Indessen arbeiteten sie. Die Barrikade bekam einen Riß, und das Wasser,
wie vom Schlauch getrieben, schoß dem Zuschauer an die Beine. Sie lachten, und
Aline Eisermann, die am Hofthor stand, mit ihrem reichlich kurzen Rock, schrie
hinüber: Das is Jahns Adam, dem früher hier der Hof gehört hat. Auf den
kannst du nicht zurücke denken, der is schon zuvor weg aus dein Orte!


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[0218] Heimkehr denn er wollte sich nichts vergeben. So sausten sie bergab zwischen den steilen Fichtenbergen. In eine Ecke ihres Korbes war der dicke Regenschirm gesteckt mit handfester, über den Rand hinausragender Krücke. Wie eine Leben gewordne Zehn liefen sie nebeneinander. Er aufrecht, lang und hager, sie kugelrund, mit dem hängenden Kopf und den schleunigen kurzen Beinen. Aber das Wetter war schneller als sie. Es donnerte über ihnen, nicht rin dem Rollen und Krachen, unter dem der Erdboden zittert, sondern kurz und klatschend, als werde ein Stoß irdener Teller auf einen Bort niedergesetzt, ein unheimliches Geräusch, und dazu ein unheimliches, glasiges Licht aus weißdunstigem Himmel. Dann kam der Regen, die Tropfen groß wie Erbsen und heftig aufschlagend wie Schießkugeln. Als die beiden Menschen im ersten Gehöft untersprangen, waren sie naß bis auf die Haut, der Weg sah aus wie ein Fluß mit strömendem Wasser, und der kleine Bach rauschte hoch und ockergelb, und manch eines der darüber führenden Vrückchen wurde gefährdet. Die Frau untersuchte zunächst den Tragkorb, ging dann in die Kammer, aus der sie im kurzen Rock mit geliehener Jacke, die an keinem Ende Paßte, zum Vor¬ schein kam. Jahns grauer Anzug samt dem Vorhemdchen hing schon auf der Stange am Ofen, und er war statt dessen mit einer Weißen Arbeitshose und dunkler Woll¬ jacke vom Wirt bekleidet. Der Scheitel hatte sich auch verschoben. Mine Eisermann, die Botenfrau, sagte: Jtze sieht er, so wie sichs gehört, zuvor sah er so kerchlich. Aber der horcht nicht auf mich — gelle du? Ich horch schon, antwortete Jahr. Sie setzte sich auf die Bank an dem klotzigen, grünen Kachelofen, der vom Kochen warm war. Jahr stand mitten in der Stube. Hier hatte er die fünf¬ undzwanzig ersten Jahre seines Lebens zugebracht. Er sah die Wände an, die Fenster, den Ofen. Die Stube war tapeziert; zu seiner Zeit hatte sie grauen Anstrich gehabt. Die Dielen, das Gebälk — das war das alte geblieben. Die Kacheln auch, er erkannte die hübschen Eckkacheln mit den kleinen Säulen. Der Regen hatte aufgehört, aber das fürchterliche Donnern setzte nicht ans, dieses unheimliche, klang¬ lose, kurze: Klack! klack! das wie verhaltenes Einschlagen klang. Der Hofbesitzer, noch ein junger, stattlicher Mann mit einer saubern, frischen Frau, ging unbekümmert ab und zu. Er wußte, wen er beherbergte, und wollte, wenn er nachher den Gast durch die Wirtschaft führte, auch Ehre einlegen. Die Frau kochte Kaffee. Die Fenster wurden weit aufgemacht, das Donnern war ver¬ hallt, die Sonne schien, der Weg draußen war wasserfrei. Aber der Bach rauschte und sprang, und am Vrückchen stauten sich Scheiter und junge Fichtenstcimme oben aus den Bergen, wo das Wetter seine beste Kraft entladen hatte. Jahr ging hinaus und half dem Wirt, die willkommne Holzzufuhr bergen, ehe sie Schaden anrichtete. Die Arbeit war nicht ganz leicht, die Zweige hatten sich verflochten, und das Holz war ineinander geteilt wie eine wohlgebaute Barrikade. Das Wasser staute sich und schoß über die Brücke. Der Nachbar kam dazu und fragte: Was hast denn du itze für einen Tage¬ löhner? Nun antwortete der Wirt: Ich hab gar einen vornehmen. Der hats in Mitteln, daß er uns alle zwei thut auslaufen. Darauf der andre: Mit der Garderobe sieht mans ihm ja nicht an, aber er wirds schon in sich haben. Der Wirt: Seine guten Sachen, die schont er derweile, die hängen bei mich an'n Kachelofen. Indessen arbeiteten sie. Die Barrikade bekam einen Riß, und das Wasser, wie vom Schlauch getrieben, schoß dem Zuschauer an die Beine. Sie lachten, und Aline Eisermann, die am Hofthor stand, mit ihrem reichlich kurzen Rock, schrie hinüber: Das is Jahns Adam, dem früher hier der Hof gehört hat. Auf den kannst du nicht zurücke denken, der is schon zuvor weg aus dein Orte!

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 61, 1902, Viertes Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341875_238787/218>, abgerufen am 01.09.2024.