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Die Grenzboten. Jg. 61, 1902, Viertes Vierteljahr.

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Der Schiffbau in Deutschland und im Auslande

Eiscnbetriebe zu danken haben, zeigen folgende Zahlen sin Tonnen zu je
1000 Kilogramm):



Im letzten Jahrzehnt hat also trotz der starken Steigerung des Schiff¬
baues überhaupt die Verwendung englischen Baustoffes im Verhältnis zur
Menge des deutschen von 37 Prozent in 1890 auf 30 Prozent in 1899 ab¬
genommen. Da 1899 mindestens 34000 Tonnen an deutschem Stahl und
Eisen zu Schifflmuzwecken ins Ausland ausgeführt wurden, so ist die "Mehr¬
einfuhr" fremden Stahls und Eisens nicht wesentlich größer als 1890. Immer¬
hin ist leider das Ausfuhrlnud uoch sehr stark an der Lieferung des Ballstoffes
für deutsche Schiffe beteiligt; da die Erzeugung des deutschen Stahls lind
Eisens für den Schiffbau 1899 nur knapp 4 Prozent der gesamten deutschen
Stahl- und Eisenherstellung ausmacht, so kann man wohl hoffen, daß all¬
mählich das Allsland ganz von den deutschen Werken verdrängt werde" wird;
denn es wird dem ans andern Gebieten schon aufs höchste entwickelten deutschen
Stahlgewerbe schließlich gelingen, anch für die Spezialbedürfnisse des Schiff¬
baues durch zweckmäßige Anordnung und Verteilung der Arbeiten die fremden
Mitbewerber gänzlich aus dem Felde zu schlagen.

Wenn man bedenkt, daß im Jahre 1899 sechsmal mehr Flußeisen und
Flußstahl zu Eisenbahnmaterial als zu Schiffbauzwecken in Deutschland her¬
gestellt wurde, daß aber auch dieses uur knapp ein Fünftel der gesamten im
Jahre 1899 in Deutschland erzeugten Menge dieser Stoffe ausmachte, so wird man
auch erkennen, daß der Schiffbau aus deutschem Stahl und Eisen in Zukunft
noch gesunder Steigerung fähig ist. In England schätzt man den Verbrauch
von Eisen und Stahl zu Schiffbauzwecken als doppelt so groß, wie den für den
Eisenbahnbetrieb. Mail darf auch nicht vergessen, daß im Jahre 1899 noch für
deutsche Rechnung im Auslande, und zwar meist in England, Schiffe teils neu
geballt, teils fertig angekauft wurden, zu deren Herstellung etwa 40000 Tonnen
Flußeisen nötig gewesen ist. Wenn also die deutsche Eisenindustrie imstande
wäre, etwas mehr als 6 Prozent ihrer jährlich erzeugten Flußeisenmenge für
Schiffbaustoffe zu verarbeiten, dann würde nicht nur der gesamte Bedarf der
deutschen Reederei um Schiffen aus deutschen Stoffen gebaut werden können,
sondern dann könnte auch noch ebensoviel Schifsbaueisen wie bisher ins Aus¬
land ausgeführt werde". Außerdem wird sich die Nachfrage nach Schiffbau¬
stoffe" noch "lehr steigern, je mehr es den deutschen Werften gelingt, in den
Nachbarländern wie auch in exotischen Seestaaten noch mehr Bauaufträge
als bisher zu erlangen. Der scharfe Wettbewerb auf dem Weltmarkt mit bete
amerikanischen und den englischen Schiffbanwcrften fordert freilich, daß sich
die deutsche Stahl- und Eisenindustrie "lehr und mehr, ähnlich wie in England,


Der Schiffbau in Deutschland und im Auslande

Eiscnbetriebe zu danken haben, zeigen folgende Zahlen sin Tonnen zu je
1000 Kilogramm):



Im letzten Jahrzehnt hat also trotz der starken Steigerung des Schiff¬
baues überhaupt die Verwendung englischen Baustoffes im Verhältnis zur
Menge des deutschen von 37 Prozent in 1890 auf 30 Prozent in 1899 ab¬
genommen. Da 1899 mindestens 34000 Tonnen an deutschem Stahl und
Eisen zu Schifflmuzwecken ins Ausland ausgeführt wurden, so ist die „Mehr¬
einfuhr" fremden Stahls und Eisens nicht wesentlich größer als 1890. Immer¬
hin ist leider das Ausfuhrlnud uoch sehr stark an der Lieferung des Ballstoffes
für deutsche Schiffe beteiligt; da die Erzeugung des deutschen Stahls lind
Eisens für den Schiffbau 1899 nur knapp 4 Prozent der gesamten deutschen
Stahl- und Eisenherstellung ausmacht, so kann man wohl hoffen, daß all¬
mählich das Allsland ganz von den deutschen Werken verdrängt werde» wird;
denn es wird dem ans andern Gebieten schon aufs höchste entwickelten deutschen
Stahlgewerbe schließlich gelingen, anch für die Spezialbedürfnisse des Schiff¬
baues durch zweckmäßige Anordnung und Verteilung der Arbeiten die fremden
Mitbewerber gänzlich aus dem Felde zu schlagen.

Wenn man bedenkt, daß im Jahre 1899 sechsmal mehr Flußeisen und
Flußstahl zu Eisenbahnmaterial als zu Schiffbauzwecken in Deutschland her¬
gestellt wurde, daß aber auch dieses uur knapp ein Fünftel der gesamten im
Jahre 1899 in Deutschland erzeugten Menge dieser Stoffe ausmachte, so wird man
auch erkennen, daß der Schiffbau aus deutschem Stahl und Eisen in Zukunft
noch gesunder Steigerung fähig ist. In England schätzt man den Verbrauch
von Eisen und Stahl zu Schiffbauzwecken als doppelt so groß, wie den für den
Eisenbahnbetrieb. Mail darf auch nicht vergessen, daß im Jahre 1899 noch für
deutsche Rechnung im Auslande, und zwar meist in England, Schiffe teils neu
geballt, teils fertig angekauft wurden, zu deren Herstellung etwa 40000 Tonnen
Flußeisen nötig gewesen ist. Wenn also die deutsche Eisenindustrie imstande
wäre, etwas mehr als 6 Prozent ihrer jährlich erzeugten Flußeisenmenge für
Schiffbaustoffe zu verarbeiten, dann würde nicht nur der gesamte Bedarf der
deutschen Reederei um Schiffen aus deutschen Stoffen gebaut werden können,
sondern dann könnte auch noch ebensoviel Schifsbaueisen wie bisher ins Aus¬
land ausgeführt werde». Außerdem wird sich die Nachfrage nach Schiffbau¬
stoffe» noch »lehr steigern, je mehr es den deutschen Werften gelingt, in den
Nachbarländern wie auch in exotischen Seestaaten noch mehr Bauaufträge
als bisher zu erlangen. Der scharfe Wettbewerb auf dem Weltmarkt mit bete
amerikanischen und den englischen Schiffbanwcrften fordert freilich, daß sich
die deutsche Stahl- und Eisenindustrie »lehr und mehr, ähnlich wie in England,


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[0130] Der Schiffbau in Deutschland und im Auslande Eiscnbetriebe zu danken haben, zeigen folgende Zahlen sin Tonnen zu je 1000 Kilogramm): Im JahreVerbrauch aufVerbrauch vo» Stahl und EisenKohlenverbrnuch aus Deutschlandaus Englandans Rheinland und Westfalenaus Ober- schlesienaus England 1890 189914 Privativ ersten 2142977 187 56180 78» 71 2496 022 87 68182 760 6039281284 49 851 1890 18998 Marinewerften 38478 25642478991 18015810513 4053 Im letzten Jahrzehnt hat also trotz der starken Steigerung des Schiff¬ baues überhaupt die Verwendung englischen Baustoffes im Verhältnis zur Menge des deutschen von 37 Prozent in 1890 auf 30 Prozent in 1899 ab¬ genommen. Da 1899 mindestens 34000 Tonnen an deutschem Stahl und Eisen zu Schifflmuzwecken ins Ausland ausgeführt wurden, so ist die „Mehr¬ einfuhr" fremden Stahls und Eisens nicht wesentlich größer als 1890. Immer¬ hin ist leider das Ausfuhrlnud uoch sehr stark an der Lieferung des Ballstoffes für deutsche Schiffe beteiligt; da die Erzeugung des deutschen Stahls lind Eisens für den Schiffbau 1899 nur knapp 4 Prozent der gesamten deutschen Stahl- und Eisenherstellung ausmacht, so kann man wohl hoffen, daß all¬ mählich das Allsland ganz von den deutschen Werken verdrängt werde» wird; denn es wird dem ans andern Gebieten schon aufs höchste entwickelten deutschen Stahlgewerbe schließlich gelingen, anch für die Spezialbedürfnisse des Schiff¬ baues durch zweckmäßige Anordnung und Verteilung der Arbeiten die fremden Mitbewerber gänzlich aus dem Felde zu schlagen. Wenn man bedenkt, daß im Jahre 1899 sechsmal mehr Flußeisen und Flußstahl zu Eisenbahnmaterial als zu Schiffbauzwecken in Deutschland her¬ gestellt wurde, daß aber auch dieses uur knapp ein Fünftel der gesamten im Jahre 1899 in Deutschland erzeugten Menge dieser Stoffe ausmachte, so wird man auch erkennen, daß der Schiffbau aus deutschem Stahl und Eisen in Zukunft noch gesunder Steigerung fähig ist. In England schätzt man den Verbrauch von Eisen und Stahl zu Schiffbauzwecken als doppelt so groß, wie den für den Eisenbahnbetrieb. Mail darf auch nicht vergessen, daß im Jahre 1899 noch für deutsche Rechnung im Auslande, und zwar meist in England, Schiffe teils neu geballt, teils fertig angekauft wurden, zu deren Herstellung etwa 40000 Tonnen Flußeisen nötig gewesen ist. Wenn also die deutsche Eisenindustrie imstande wäre, etwas mehr als 6 Prozent ihrer jährlich erzeugten Flußeisenmenge für Schiffbaustoffe zu verarbeiten, dann würde nicht nur der gesamte Bedarf der deutschen Reederei um Schiffen aus deutschen Stoffen gebaut werden können, sondern dann könnte auch noch ebensoviel Schifsbaueisen wie bisher ins Aus¬ land ausgeführt werde». Außerdem wird sich die Nachfrage nach Schiffbau¬ stoffe» noch »lehr steigern, je mehr es den deutschen Werften gelingt, in den Nachbarländern wie auch in exotischen Seestaaten noch mehr Bauaufträge als bisher zu erlangen. Der scharfe Wettbewerb auf dem Weltmarkt mit bete amerikanischen und den englischen Schiffbanwcrften fordert freilich, daß sich die deutsche Stahl- und Eisenindustrie »lehr und mehr, ähnlich wie in England,

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 61, 1902, Viertes Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341875_238787/130>, abgerufen am 01.09.2024.