Die Grenzboten. Jg. 61, 1902, Viertes Vierteljahr.Der Schiffbau in Deutschland und im Auslande förderlich. Für das Fortschaffen der Platten von einer Maschine zur andern Um ein Schiff fix und fertig dem Besteller abzuliefern, müssen sehr viel Der Schiffbau in Deutschland und im Auslande förderlich. Für das Fortschaffen der Platten von einer Maschine zur andern Um ein Schiff fix und fertig dem Besteller abzuliefern, müssen sehr viel <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <pb facs="#f0125" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/238913"/> <fw type="header" place="top"> Der Schiffbau in Deutschland und im Auslande</fw><lb/> <p xml:id="ID_577" prev="#ID_576"> förderlich. Für das Fortschaffen der Platten von einer Maschine zur andern<lb/> und schließlich zur Schiffbanhelling sind mannigfaltige Einrichtungen vorgesehen.<lb/> Wo es irgend möglich ist, wird Maschinellkraft, sei es Dampf, elektrische oder<lb/> hydraulische, zur Bearbeitung, zum Heben und Fortschaffen der einzelnen<lb/> Stücke verwandt, sodaß die menschliche Thätigkeit auch der einzelnen Arbeiter<lb/> fast nur noch in der Leitung und Führung der einzelnen Arbeitsmaschinen<lb/> beruht. Der Materialbedarf an Platten und Winkeleisen, schweren Schmiede-<lb/> und Gußstücke« wird für jedes Schiff entsprechend dem Plane in bestimmter<lb/> Größe und auch in bestimmter Reihenfolge für die Lieferung von den Hütten¬<lb/> werken gedeckt. Die verschiednen Gegenstände der Schiffsausrüstung werden<lb/> zumeist von Spezialfabriken beschafft.</p><lb/> <p xml:id="ID_578" next="#ID_579"> Um ein Schiff fix und fertig dem Besteller abzuliefern, müssen sehr viel<lb/> verschiedenartige Gewerbe Hand in Hand arbeiten; alle Einzelarbeiten müssen<lb/> zur rechten Zeit angeordnet, vorbereitet und ausgeführt werden, damit sie sich<lb/> harmonisch in die Gesamtarbcit einfügen und weder den Werftbetrieb im ganzen,<lb/> noch den Ban des einzelnen Schiffes hemmen. Eine Schiffswerft kann alle<lb/> ehre Einzelbetriebe nnr dann wirtschaftlich ausnutzen, wenn sie zugleich mehrere<lb/> Schiffe, und zwar in verschiednen Entwicklungsstadien in Arbeit hat. Dabei<lb/> bildet jedes ans der Helling stehende Schiff eine besondre Ausgabe, die gewisser-<lb/> uwszen eine individualistische Behandlung fordert. Bei der großen Verschiedenheit<lb/> der modernen Sadi ffsgattun gen hat sich ferner eine Trennung der Arbeits¬<lb/> gebiete auf verschiedne Werftbetriebe aus wirtschaftlichen Gründen als not¬<lb/> wendig herausgestellt. Denn die Anforderungen, die an gewisse Schiffsgattungen<lb/> in Rücksicht auf die Güte und Feinheit der Arbeitsansführnng gestellt werden,<lb/> verlangen ganz andre Werfteinrichtimgen, als die Herstellung von Schiffen,<lb/> bei denen es lediglich auf den billigen Preis und geringe Betriebskosten an¬<lb/> kommt. Der Ban der modernen Kriegsschiffe und Schnelldampfer fordert die<lb/> höchste Arbeitsleistung, die größte Güte an Material und Personal im Werft¬<lb/> betrieb. Das Kriegsschiff soll dauerhaft aus bestem Stoff hergestellt sein, und<lb/> telle seine sehr schwierigen Einzelheiten sollen auf das gründlichste durchgearbeitet<lb/> sol. Auch für den Ban des Schnelldampfers dürfen die Kosten keine Rolle<lb/> spielen, wo es sich um die Sicherheit, Schnelligkeit, mich um die wohnliche<lb/> so,e Ausstattung des Schiffes handelt. Beim Frnchtdampfer dagegen genügt<lb/> ^' für den Zweck, wenn der Schiffskörper in seiner Bauweise gerade den<lb/> Anforderungen der Klassifikativns- und Versicherungsgesellschaften genügt; er<lb/> wuß ohne jede andre Rücksicht billig hergestellt werden und Maschinen haben,<lb/> "le sparsam arbeiten, wenig Kohlen fressen und wenig Platz beanspruchen, damit<lb/> der Schiffsraum eine möglichst große Gütermenge aufnehmen kann. Der Fracht-<lb/> dnmpfer fordert weniger geschulte Arbeitskräfte; Hauptsache ist, daß die Bau¬<lb/> arbeit schnell und billig ausgeführt wird. Deshalb ist die „fabrikmüßige" Her¬<lb/> stellung vieler Frachtdampfer nach ein und derselben Schablone eine Aufgabe,<lb/> der sich gewisse englische Schisfslverften mit gutem pekuniären Erfolg hingeben;<lb/> ^le bei manchen andern heutigen Kunstprodukten zweifelhaften Wertes ist '<lb/> auch bei solchem schnell zusammengehämmerteu Schiffsschund schon auf schnellen<lb/> Verschleiß gerechnet, der den Absatz der Schnndware erhöhen muß. Dagegen</p><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0125]
Der Schiffbau in Deutschland und im Auslande
förderlich. Für das Fortschaffen der Platten von einer Maschine zur andern
und schließlich zur Schiffbanhelling sind mannigfaltige Einrichtungen vorgesehen.
Wo es irgend möglich ist, wird Maschinellkraft, sei es Dampf, elektrische oder
hydraulische, zur Bearbeitung, zum Heben und Fortschaffen der einzelnen
Stücke verwandt, sodaß die menschliche Thätigkeit auch der einzelnen Arbeiter
fast nur noch in der Leitung und Führung der einzelnen Arbeitsmaschinen
beruht. Der Materialbedarf an Platten und Winkeleisen, schweren Schmiede-
und Gußstücke« wird für jedes Schiff entsprechend dem Plane in bestimmter
Größe und auch in bestimmter Reihenfolge für die Lieferung von den Hütten¬
werken gedeckt. Die verschiednen Gegenstände der Schiffsausrüstung werden
zumeist von Spezialfabriken beschafft.
Um ein Schiff fix und fertig dem Besteller abzuliefern, müssen sehr viel
verschiedenartige Gewerbe Hand in Hand arbeiten; alle Einzelarbeiten müssen
zur rechten Zeit angeordnet, vorbereitet und ausgeführt werden, damit sie sich
harmonisch in die Gesamtarbcit einfügen und weder den Werftbetrieb im ganzen,
noch den Ban des einzelnen Schiffes hemmen. Eine Schiffswerft kann alle
ehre Einzelbetriebe nnr dann wirtschaftlich ausnutzen, wenn sie zugleich mehrere
Schiffe, und zwar in verschiednen Entwicklungsstadien in Arbeit hat. Dabei
bildet jedes ans der Helling stehende Schiff eine besondre Ausgabe, die gewisser-
uwszen eine individualistische Behandlung fordert. Bei der großen Verschiedenheit
der modernen Sadi ffsgattun gen hat sich ferner eine Trennung der Arbeits¬
gebiete auf verschiedne Werftbetriebe aus wirtschaftlichen Gründen als not¬
wendig herausgestellt. Denn die Anforderungen, die an gewisse Schiffsgattungen
in Rücksicht auf die Güte und Feinheit der Arbeitsansführnng gestellt werden,
verlangen ganz andre Werfteinrichtimgen, als die Herstellung von Schiffen,
bei denen es lediglich auf den billigen Preis und geringe Betriebskosten an¬
kommt. Der Ban der modernen Kriegsschiffe und Schnelldampfer fordert die
höchste Arbeitsleistung, die größte Güte an Material und Personal im Werft¬
betrieb. Das Kriegsschiff soll dauerhaft aus bestem Stoff hergestellt sein, und
telle seine sehr schwierigen Einzelheiten sollen auf das gründlichste durchgearbeitet
sol. Auch für den Ban des Schnelldampfers dürfen die Kosten keine Rolle
spielen, wo es sich um die Sicherheit, Schnelligkeit, mich um die wohnliche
so,e Ausstattung des Schiffes handelt. Beim Frnchtdampfer dagegen genügt
^' für den Zweck, wenn der Schiffskörper in seiner Bauweise gerade den
Anforderungen der Klassifikativns- und Versicherungsgesellschaften genügt; er
wuß ohne jede andre Rücksicht billig hergestellt werden und Maschinen haben,
"le sparsam arbeiten, wenig Kohlen fressen und wenig Platz beanspruchen, damit
der Schiffsraum eine möglichst große Gütermenge aufnehmen kann. Der Fracht-
dnmpfer fordert weniger geschulte Arbeitskräfte; Hauptsache ist, daß die Bau¬
arbeit schnell und billig ausgeführt wird. Deshalb ist die „fabrikmüßige" Her¬
stellung vieler Frachtdampfer nach ein und derselben Schablone eine Aufgabe,
der sich gewisse englische Schisfslverften mit gutem pekuniären Erfolg hingeben;
^le bei manchen andern heutigen Kunstprodukten zweifelhaften Wertes ist '
auch bei solchem schnell zusammengehämmerteu Schiffsschund schon auf schnellen
Verschleiß gerechnet, der den Absatz der Schnndware erhöhen muß. Dagegen
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