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Die Grenzboten. Jg. 61, 1902, Zweites Vierteljahr.

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Seine mit der Oberhoheit katholischer wie nichtkatholischer Staaten unverein¬
barer Ansprüche macht er lauter geltend als je, und je mehr persönliche Hoch¬
achtung der Vertreter des Systems wegen seines ehrwürdigen Alters und
wegen seiner Geistes- und Charaktereigenschaften mit Recht genießt, um so
unbedenklicher strecken sich der Arm und die Hand der alleinseligmachenden
Kirche ans, um alles, wessen sie habhaft werden können, einzustreichen und
in den Sack zu stecken.

Und den gegenwärtigen für Deutschland so mißlichen Augenblick, wo es
von Tschechen, Polen und Slawen, von Franzosen und Russen bedroht wird,
wo sich die römisch-katholische Kirche jedem dieser auf eine Gelegenheit lauernden
Gegner Deutschlands freudig als Bundesgenossin anbietet, und wo uns traurige
Verhältnisse und neben der Verblendung der Presse die Gefühle weiter Volks¬
kreise unsern natürlichsten Beistand, England, entfremden, sollte man unkluger¬
weise dazu benutzen, die listigen Kundschafter und erprobten Kerntruppcn des
Feindes, denen wir vorsichtigerweise den Weg über die Grenze gewiesen hatten,
wieder ins Land hereinzulassen? Das ist doch, wenn es uns nicht geradezu
darum zu thun ist, der Welt ein neues Beispiel des: Mkin xsrclors vult asu-z
xi'ius äsinontat zu geben, kaum möglich. Auch der einfältigste Bauer bewill¬
kommnet doch einen anerkannten und ausgesprochnen persönlichen Feind nicht
in seinen vier Pfühlen, sondern schließt, wenn er ihn kommen sieht, die Thür
zu und atmet nicht eher wieder frei auf, als nachdem er ihn um die Ecke hat
biegen sehen. Soll denn mit einemmale das, was im Leben des Einzelnen
für klug und für geboten gilt, keine Anwendung auf die Verhältnisse des
Staats und der Gemeinde leiden? Der General, als er sagte: Link, sunt,
mit, non sint, wußte recht wohl, wie die Sachen lagen. Wer sich einen Teckel
hält, will, daß er den Dachs jage. Schoßteckel sind die Jesuiten nicht und
können sie uicht werden, wenn sie nicht aus der Art schlagen sollen. Immer
mag Herr Grimbart seinen bedrohten Ban, sein bedrohtes Leben und seine
bedrohte Familie nicht mit Erfolg schützen können, aber so dumm, deu Teckel
selbst höflich hereinznkomplimeutieren, weil in einem konstitutionellen Baue
jedermann gleichen Zutritt haben müsse, ist er doch nicht, und mit scharfem
Gebiß und scharfen Klanen gelingt es ihm doch ab und zu, sich des Angreifers
zu erwehren und sich den Hausfrieden für ein paar weitere Tage zu sichern.

Wer an Jesuiten glaubt, die dem Protestanten und dem Protestantismus
nicht zu Leibe gehn, glaubt an Füchse, die sich mit appetitlichen jungen Hühnern
spazierenderweise ergehn und sie nach der Promenade wohlbehalten und mit
frommen Lehren versehen der Mutter Henne wieder zuführen. Der dem Pro¬
testanten nicht auflauernde Jesuit ist eine cont,r-M<ze,lo in. u,Hoc,to: die Jesuiten
wieder aufnehmen hieße deshalb eine schlimmere Thorheit begehn als die, deren
man sich in Troja schuldig machte, als man die Mauer niederlegte, um das
waffenklirrende Geschenk der Denner vertrauensselig in die Stadt zieh" zu
können.




M sunt

Seine mit der Oberhoheit katholischer wie nichtkatholischer Staaten unverein¬
barer Ansprüche macht er lauter geltend als je, und je mehr persönliche Hoch¬
achtung der Vertreter des Systems wegen seines ehrwürdigen Alters und
wegen seiner Geistes- und Charaktereigenschaften mit Recht genießt, um so
unbedenklicher strecken sich der Arm und die Hand der alleinseligmachenden
Kirche ans, um alles, wessen sie habhaft werden können, einzustreichen und
in den Sack zu stecken.

Und den gegenwärtigen für Deutschland so mißlichen Augenblick, wo es
von Tschechen, Polen und Slawen, von Franzosen und Russen bedroht wird,
wo sich die römisch-katholische Kirche jedem dieser auf eine Gelegenheit lauernden
Gegner Deutschlands freudig als Bundesgenossin anbietet, und wo uns traurige
Verhältnisse und neben der Verblendung der Presse die Gefühle weiter Volks¬
kreise unsern natürlichsten Beistand, England, entfremden, sollte man unkluger¬
weise dazu benutzen, die listigen Kundschafter und erprobten Kerntruppcn des
Feindes, denen wir vorsichtigerweise den Weg über die Grenze gewiesen hatten,
wieder ins Land hereinzulassen? Das ist doch, wenn es uns nicht geradezu
darum zu thun ist, der Welt ein neues Beispiel des: Mkin xsrclors vult asu-z
xi'ius äsinontat zu geben, kaum möglich. Auch der einfältigste Bauer bewill¬
kommnet doch einen anerkannten und ausgesprochnen persönlichen Feind nicht
in seinen vier Pfühlen, sondern schließt, wenn er ihn kommen sieht, die Thür
zu und atmet nicht eher wieder frei auf, als nachdem er ihn um die Ecke hat
biegen sehen. Soll denn mit einemmale das, was im Leben des Einzelnen
für klug und für geboten gilt, keine Anwendung auf die Verhältnisse des
Staats und der Gemeinde leiden? Der General, als er sagte: Link, sunt,
mit, non sint, wußte recht wohl, wie die Sachen lagen. Wer sich einen Teckel
hält, will, daß er den Dachs jage. Schoßteckel sind die Jesuiten nicht und
können sie uicht werden, wenn sie nicht aus der Art schlagen sollen. Immer
mag Herr Grimbart seinen bedrohten Ban, sein bedrohtes Leben und seine
bedrohte Familie nicht mit Erfolg schützen können, aber so dumm, deu Teckel
selbst höflich hereinznkomplimeutieren, weil in einem konstitutionellen Baue
jedermann gleichen Zutritt haben müsse, ist er doch nicht, und mit scharfem
Gebiß und scharfen Klanen gelingt es ihm doch ab und zu, sich des Angreifers
zu erwehren und sich den Hausfrieden für ein paar weitere Tage zu sichern.

Wer an Jesuiten glaubt, die dem Protestanten und dem Protestantismus
nicht zu Leibe gehn, glaubt an Füchse, die sich mit appetitlichen jungen Hühnern
spazierenderweise ergehn und sie nach der Promenade wohlbehalten und mit
frommen Lehren versehen der Mutter Henne wieder zuführen. Der dem Pro¬
testanten nicht auflauernde Jesuit ist eine cont,r-M<ze,lo in. u,Hoc,to: die Jesuiten
wieder aufnehmen hieße deshalb eine schlimmere Thorheit begehn als die, deren
man sich in Troja schuldig machte, als man die Mauer niederlegte, um das
waffenklirrende Geschenk der Denner vertrauensselig in die Stadt zieh» zu
können.




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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 61, 1902, Zweites Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341875_237285/98>, abgerufen am 01.07.2024.