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Die Grenzboten. Jg. 61, 1902, Zweites Vierteljahr.

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Doktor Duttmüller und sein Freund

Er lcig täglich Wandrer in den Ohren, ob er nicht die Bergmannskapelle wieder
einrichten wollte. Wandrer mahnte zur Geduld. Die Zementfnbrik werde bald
ihren Herr" bekommen, und dann könnte er wieder in Heinrichshall anfangen.

Wir begeben uns nun, um Abschied zu nehmen, zum Werke, und zwar zur
Villa des Direktors, wo wir in der Veranda die ganze Familie versammelt finden.
Zuerst den Direktor selbst, und das ist Wandrer, dem die Gesellschaft wegen seiner
Verdienste und trotz seiner Jugend dieses Amt übertragen hat. Und dann seine
Frau, das ist Ellen. Ferner die gnädige Frau Schwiegermutter und die Frau Pro¬
fessor, die Mutter Wandrers. Die beiden alten Damen verstehn sich ausgezeichnet
und bewegen sich in den feinsten Formen, die gnädige Frau die Lorgnette schwingend,
und Frau Professor in diskreten Tonfalle und kluger Auswahl ihrer Worte. Auch
Lydia ist nuwesend. Ellen hat nach langer leidenschaftlicher Trauer ihre frohe Laune
wiedergewonnen, aber Lydia, so elegant sie auch gekleidet ist, sieht gedrückt aus.

Die gnädige Frau hatte einen Brief in der Hand -- von Uork, einen Brief,
der sie sehr befriedigte. Avrk schrieb ans Buenos Aires. Nichts neues. Er war
noch immer geschäftlich mit dem Transport von Reisenden und ihrem Gepäck be¬
schäftigt, und die gnädige Fran war noch immer geneigt, darunter ein Reisekontor
a la Stangen oder ein großes Speditionsgeschäft zu verstehn.

I bewahre, Mama, sagte Ellen, Hausknecht ist Dorr, und das ist ihm sehr
dienlich.

Die gnädige Frau ließ traurig ihre Lorgnette sinken und sagte: Der arme Jork!
Aber niemand von auch hat ein Herz für ihn.

Da hörte man von fern das bekannte Signal Stüwels, der eben die Kantine
verließ: Ach du mein lieber Gott, muß ich schou wieder fort auf die Chaussee --
und bald darauf erschien Stüwel, legte seinen Vorrat von Briefen auf dem Tische
des Hauses nieder und verzog sich, nachdem er mit einer Zigarre getröstet war.
Wandrer sah die Eingänge durch und reichte der gnädigen Frau einen Brief hin,
den er geöffnet hatte. -- Hier, Mama, sagte er, etwas für dich. Es war eine
Quittung, durch die einige dunkle Ehrenmänner in Berlin erklärten, durch Zahlung
von so und soviel mit ihren Forderungen an Herrn von Nienhagen abgefunden
zu sei". -- So, sagte Wandrer, das war der letzte Rest. Wenn jetzt Aork wieder¬
kommen will, so steht nichts im Wege. Hoffentlich hat er da draußen Geld einnehmen
und Geld ausgeben gelernt.

Mama war sehr erfreut, und Lydia wurde rot über das ganze Gesicht.

Aber Lydia, sagte Ellen leise, du denkst doch nicht etwa daran, einen Haus¬
knecht zu heiraten? -- Darauf fuhr Ellen laut fort: Ganz schön, aber was wird
denn mit dem Kapital, das Jork meinem ehemaligen Onkel Felix und gegenwärtigen
lieben Gatten schuldet?

Das lassen wir im Zemeutgeschcift drin, Schnucki, sagte Wandrer, und lasse,:
es mitarbeiten.

Aha, damit du deine Finger mit drin hast und mitreden kannst?

Jawohl, mein Schatz.

Hier kamen durch den Garten drei Herren zur Villa heraufgestiegen. Der
eine war Ölmann, der andre ein alter, gebückter Herr mit weißen Haaren, weißer
Binde und eben so einem Schlapphnte, wie ihn Ölmann trug. Der dritte war
ein junger Mensch, der leicht als junger Jagdhund zu erkennen war und von dem
alten Siegfried angeredet wurde; Wandrer ging ihnen entgegen und begrüßte Ölmann
und -- seinen alten Rektor ans Brannfels, der, wie Ölmann ausführte, jetzt auch in
die "Pension" gegangen und über Siebendvrf mit der "Sekretärbahn" angekommen
war, um rin dem Herrn Direktor ein Geschäft zu "abblnmieren." Der "Alte" grüßte
tief und war sehr devot. Von seiner einstigen Größe war nichts übrig geblieben.

Wandrer nötigte ihn in die Veranda, hieß ihn freundlich willkommen und
stellte ihn den Damen vor. So kam er also mit Frau Professor zusammen. Er
reichte ihr die Hand und sagte: Ich habe manchmal an Ihr Wort gedacht, Frau
Professor, es hat sich reichlich erfüllt.


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Doktor Duttmüller und sein Freund

Er lcig täglich Wandrer in den Ohren, ob er nicht die Bergmannskapelle wieder
einrichten wollte. Wandrer mahnte zur Geduld. Die Zementfnbrik werde bald
ihren Herr» bekommen, und dann könnte er wieder in Heinrichshall anfangen.

Wir begeben uns nun, um Abschied zu nehmen, zum Werke, und zwar zur
Villa des Direktors, wo wir in der Veranda die ganze Familie versammelt finden.
Zuerst den Direktor selbst, und das ist Wandrer, dem die Gesellschaft wegen seiner
Verdienste und trotz seiner Jugend dieses Amt übertragen hat. Und dann seine
Frau, das ist Ellen. Ferner die gnädige Frau Schwiegermutter und die Frau Pro¬
fessor, die Mutter Wandrers. Die beiden alten Damen verstehn sich ausgezeichnet
und bewegen sich in den feinsten Formen, die gnädige Frau die Lorgnette schwingend,
und Frau Professor in diskreten Tonfalle und kluger Auswahl ihrer Worte. Auch
Lydia ist nuwesend. Ellen hat nach langer leidenschaftlicher Trauer ihre frohe Laune
wiedergewonnen, aber Lydia, so elegant sie auch gekleidet ist, sieht gedrückt aus.

Die gnädige Frau hatte einen Brief in der Hand — von Uork, einen Brief,
der sie sehr befriedigte. Avrk schrieb ans Buenos Aires. Nichts neues. Er war
noch immer geschäftlich mit dem Transport von Reisenden und ihrem Gepäck be¬
schäftigt, und die gnädige Fran war noch immer geneigt, darunter ein Reisekontor
a la Stangen oder ein großes Speditionsgeschäft zu verstehn.

I bewahre, Mama, sagte Ellen, Hausknecht ist Dorr, und das ist ihm sehr
dienlich.

Die gnädige Frau ließ traurig ihre Lorgnette sinken und sagte: Der arme Jork!
Aber niemand von auch hat ein Herz für ihn.

Da hörte man von fern das bekannte Signal Stüwels, der eben die Kantine
verließ: Ach du mein lieber Gott, muß ich schou wieder fort auf die Chaussee —
und bald darauf erschien Stüwel, legte seinen Vorrat von Briefen auf dem Tische
des Hauses nieder und verzog sich, nachdem er mit einer Zigarre getröstet war.
Wandrer sah die Eingänge durch und reichte der gnädigen Frau einen Brief hin,
den er geöffnet hatte. — Hier, Mama, sagte er, etwas für dich. Es war eine
Quittung, durch die einige dunkle Ehrenmänner in Berlin erklärten, durch Zahlung
von so und soviel mit ihren Forderungen an Herrn von Nienhagen abgefunden
zu sei«. — So, sagte Wandrer, das war der letzte Rest. Wenn jetzt Aork wieder¬
kommen will, so steht nichts im Wege. Hoffentlich hat er da draußen Geld einnehmen
und Geld ausgeben gelernt.

Mama war sehr erfreut, und Lydia wurde rot über das ganze Gesicht.

Aber Lydia, sagte Ellen leise, du denkst doch nicht etwa daran, einen Haus¬
knecht zu heiraten? — Darauf fuhr Ellen laut fort: Ganz schön, aber was wird
denn mit dem Kapital, das Jork meinem ehemaligen Onkel Felix und gegenwärtigen
lieben Gatten schuldet?

Das lassen wir im Zemeutgeschcift drin, Schnucki, sagte Wandrer, und lasse,:
es mitarbeiten.

Aha, damit du deine Finger mit drin hast und mitreden kannst?

Jawohl, mein Schatz.

Hier kamen durch den Garten drei Herren zur Villa heraufgestiegen. Der
eine war Ölmann, der andre ein alter, gebückter Herr mit weißen Haaren, weißer
Binde und eben so einem Schlapphnte, wie ihn Ölmann trug. Der dritte war
ein junger Mensch, der leicht als junger Jagdhund zu erkennen war und von dem
alten Siegfried angeredet wurde; Wandrer ging ihnen entgegen und begrüßte Ölmann
und — seinen alten Rektor ans Brannfels, der, wie Ölmann ausführte, jetzt auch in
die „Pension" gegangen und über Siebendvrf mit der „Sekretärbahn" angekommen
war, um rin dem Herrn Direktor ein Geschäft zu „abblnmieren." Der „Alte" grüßte
tief und war sehr devot. Von seiner einstigen Größe war nichts übrig geblieben.

Wandrer nötigte ihn in die Veranda, hieß ihn freundlich willkommen und
stellte ihn den Damen vor. So kam er also mit Frau Professor zusammen. Er
reichte ihr die Hand und sagte: Ich habe manchmal an Ihr Wort gedacht, Frau
Professor, es hat sich reichlich erfüllt.


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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 61, 1902, Zweites Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341875_237285/745>, abgerufen am 22.07.2024.