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Die Grenzboten. Jg. 61, 1902, Zweites Vierteljahr.

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Das Begräbnis des Herrn Oberstleutnants war großartig. Holzweißig hatte
etwas dem ähnliches noch nie gesehen. Der Bezirkslommaudenr, begleitet von
einer Anzahl Offiziere, kam an. Die Post brachte ganze Ladungen von Kränzen
und Palmwedeln. Drillhvse und seine Kapelle spielten ihren schönsten Trauermarsch,
der Kriegcrverein ging dem Sarge voraus, und der erste Zug mit Gewehr schoß
über das Grab, leidlich präzis, mir Zwiesel-Angust hatte nachgeklappt, und bei Kraus¬
haar war das Gewehr uicht losgegangen. Der alte Herr Pastor war krank und
wurde vou einem jungen Amtsbruder ans Altum vertreten. Dieser Herr Pastor hielt
eine schöne Rede und zeichnete das Bild des Herrn Oberstleutnants als Militär,
Christ und Mensch. Leider wurde das Porträt nicht sehr ähnlich. Woher hätte
es der junge Amtsbruder auch wissen können, wer der Herr Oberstleutnant eigentlich
war? Die gnädige Frau benahm sich tadellos. Sie war ganz Trauer, aber auch
ganz Fassung, wie es einer Dame ihres Standes ziemte.

Nachdem alles vorüber war, zog die Musik mit klingendem Spiel ab. Die
Leidtragenden zerstreuten sich erleichterten Herzens, und ein alter Kamerad sagte
zum andern: Guter Mensch gewesen, dieser Nienhngen. Ein bischen Wunderblume. --
Worauf einige Geschichten mitgeteilt wurden, die dies erhärteten.

Am schwersten war Ellen getroffen worden, Schnucki, der Liebling ihres Vaters,
aber der sah man es um wenigsten an. Es war auch keiner, der den alten Pa
so verstanden hatte wie sie. Als das Grab zurecht gemacht und mit Kränzen und
Palmen bedeckt war, ließ sie eine Gartenbank hinauf auf den Friedhof tragen und
an den Fuß des Grabes stellen. Dort saß sie, während die letzte warme Herbst¬
sonne dnrch das rote Laub schien, und pflegte das Grab und strich mit weicher Hand
über die welken Blumen, wie sie einst über ihres Pa grane Haare gestrichen hatte.

Dort traf sie nach einiger Zeit mit Wandrer zusammen. Es war das erste
mal, daß Onkel Felix und Tante Ellen sich allein begegneten, seitdem sie als Leid¬
tragende hinter dem Fahrstühle von Papa hergeschritten waren. Elters Herz wallte
auf, als sie Wandrer kommen sah, und Wandrers Angen leuchteten in mitleidigem,
freundlichem Glänze. Aber Ellen war ein tapfres, verständiges Mädchen, das ihren
Gefühlen zu gebieten wußte, und Wandrer fühlte sich heimatloser als je und un¬
berechtigter als je, Wünsche zu haben. Und so beschränkte sich ihr Verkehr auf
ein korrektes Onkel- und Tantenverhältuis. Sie reichten sich stumm die Hand und
blieben schweigend lange Zeit nebeneinander stehn.

Herr Wandrer, begann Ellen.

Herr Wandrer? wiederholte Felix in vorwurfsvollem Tone.

Onkel Felix, verbesserte sie sich, ich bin froh, daß das der arme Pa nicht
erlebt hat.

Was denn, Tante Ellen?

Das soll ich doch wohl nicht glauben, daß York nach Chile gegangen ist, um
General zu werden? York hat wieder gespielt, hat wieder Schulden gemacht und
ist bei Nacht und Nebel davon gegangen. Ist es nicht so?

So ist es.

Ich habe es gewußt. -- Onkel Felix, wie wollen Sie nun wieder zu Ihrem
Gelde kommen?

Das ist verloren.

Schändlich! Onkel Felix, ich schäme mich, und ich mache mir Vorwürfe.

Tante Ellen, thun Sie das nicht. Wir hatten uns doch vorgenommen, bewußt
eine Dummheit zu machen. Wollen wir uns beklagen, daß unser Vorsatz gelungen ist?

Ach bitte, scherzen Sie nicht, es thut mir weh, und es kommt Ihnen auch nicht
von Herzen. Sie empfinden den Verlust ja doch schmerzlich.

Ja, Tante Ellen, es schmerzt mich; aber zumeist doch das, daß man einen
Menschen hat retten wollen, daß man an seine Ehre appelliert, daß man Vertrauen
auf ihn gesetzt hat, und man ist getäuscht worden.

Ja, das ist schmerzlich, aber Sie verlieren doch auch Ihr Kapital.


Doktor Dnttmnller nud soin Fround

Das Begräbnis des Herrn Oberstleutnants war großartig. Holzweißig hatte
etwas dem ähnliches noch nie gesehen. Der Bezirkslommaudenr, begleitet von
einer Anzahl Offiziere, kam an. Die Post brachte ganze Ladungen von Kränzen
und Palmwedeln. Drillhvse und seine Kapelle spielten ihren schönsten Trauermarsch,
der Kriegcrverein ging dem Sarge voraus, und der erste Zug mit Gewehr schoß
über das Grab, leidlich präzis, mir Zwiesel-Angust hatte nachgeklappt, und bei Kraus¬
haar war das Gewehr uicht losgegangen. Der alte Herr Pastor war krank und
wurde vou einem jungen Amtsbruder ans Altum vertreten. Dieser Herr Pastor hielt
eine schöne Rede und zeichnete das Bild des Herrn Oberstleutnants als Militär,
Christ und Mensch. Leider wurde das Porträt nicht sehr ähnlich. Woher hätte
es der junge Amtsbruder auch wissen können, wer der Herr Oberstleutnant eigentlich
war? Die gnädige Frau benahm sich tadellos. Sie war ganz Trauer, aber auch
ganz Fassung, wie es einer Dame ihres Standes ziemte.

Nachdem alles vorüber war, zog die Musik mit klingendem Spiel ab. Die
Leidtragenden zerstreuten sich erleichterten Herzens, und ein alter Kamerad sagte
zum andern: Guter Mensch gewesen, dieser Nienhngen. Ein bischen Wunderblume. —
Worauf einige Geschichten mitgeteilt wurden, die dies erhärteten.

Am schwersten war Ellen getroffen worden, Schnucki, der Liebling ihres Vaters,
aber der sah man es um wenigsten an. Es war auch keiner, der den alten Pa
so verstanden hatte wie sie. Als das Grab zurecht gemacht und mit Kränzen und
Palmen bedeckt war, ließ sie eine Gartenbank hinauf auf den Friedhof tragen und
an den Fuß des Grabes stellen. Dort saß sie, während die letzte warme Herbst¬
sonne dnrch das rote Laub schien, und pflegte das Grab und strich mit weicher Hand
über die welken Blumen, wie sie einst über ihres Pa grane Haare gestrichen hatte.

Dort traf sie nach einiger Zeit mit Wandrer zusammen. Es war das erste
mal, daß Onkel Felix und Tante Ellen sich allein begegneten, seitdem sie als Leid¬
tragende hinter dem Fahrstühle von Papa hergeschritten waren. Elters Herz wallte
auf, als sie Wandrer kommen sah, und Wandrers Angen leuchteten in mitleidigem,
freundlichem Glänze. Aber Ellen war ein tapfres, verständiges Mädchen, das ihren
Gefühlen zu gebieten wußte, und Wandrer fühlte sich heimatloser als je und un¬
berechtigter als je, Wünsche zu haben. Und so beschränkte sich ihr Verkehr auf
ein korrektes Onkel- und Tantenverhältuis. Sie reichten sich stumm die Hand und
blieben schweigend lange Zeit nebeneinander stehn.

Herr Wandrer, begann Ellen.

Herr Wandrer? wiederholte Felix in vorwurfsvollem Tone.

Onkel Felix, verbesserte sie sich, ich bin froh, daß das der arme Pa nicht
erlebt hat.

Was denn, Tante Ellen?

Das soll ich doch wohl nicht glauben, daß York nach Chile gegangen ist, um
General zu werden? York hat wieder gespielt, hat wieder Schulden gemacht und
ist bei Nacht und Nebel davon gegangen. Ist es nicht so?

So ist es.

Ich habe es gewußt. — Onkel Felix, wie wollen Sie nun wieder zu Ihrem
Gelde kommen?

Das ist verloren.

Schändlich! Onkel Felix, ich schäme mich, und ich mache mir Vorwürfe.

Tante Ellen, thun Sie das nicht. Wir hatten uns doch vorgenommen, bewußt
eine Dummheit zu machen. Wollen wir uns beklagen, daß unser Vorsatz gelungen ist?

Ach bitte, scherzen Sie nicht, es thut mir weh, und es kommt Ihnen auch nicht
von Herzen. Sie empfinden den Verlust ja doch schmerzlich.

Ja, Tante Ellen, es schmerzt mich; aber zumeist doch das, daß man einen
Menschen hat retten wollen, daß man an seine Ehre appelliert, daß man Vertrauen
auf ihn gesetzt hat, und man ist getäuscht worden.

Ja, das ist schmerzlich, aber Sie verlieren doch auch Ihr Kapital.


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[0623] Doktor Dnttmnller nud soin Fround Das Begräbnis des Herrn Oberstleutnants war großartig. Holzweißig hatte etwas dem ähnliches noch nie gesehen. Der Bezirkslommaudenr, begleitet von einer Anzahl Offiziere, kam an. Die Post brachte ganze Ladungen von Kränzen und Palmwedeln. Drillhvse und seine Kapelle spielten ihren schönsten Trauermarsch, der Kriegcrverein ging dem Sarge voraus, und der erste Zug mit Gewehr schoß über das Grab, leidlich präzis, mir Zwiesel-Angust hatte nachgeklappt, und bei Kraus¬ haar war das Gewehr uicht losgegangen. Der alte Herr Pastor war krank und wurde vou einem jungen Amtsbruder ans Altum vertreten. Dieser Herr Pastor hielt eine schöne Rede und zeichnete das Bild des Herrn Oberstleutnants als Militär, Christ und Mensch. Leider wurde das Porträt nicht sehr ähnlich. Woher hätte es der junge Amtsbruder auch wissen können, wer der Herr Oberstleutnant eigentlich war? Die gnädige Frau benahm sich tadellos. Sie war ganz Trauer, aber auch ganz Fassung, wie es einer Dame ihres Standes ziemte. Nachdem alles vorüber war, zog die Musik mit klingendem Spiel ab. Die Leidtragenden zerstreuten sich erleichterten Herzens, und ein alter Kamerad sagte zum andern: Guter Mensch gewesen, dieser Nienhngen. Ein bischen Wunderblume. — Worauf einige Geschichten mitgeteilt wurden, die dies erhärteten. Am schwersten war Ellen getroffen worden, Schnucki, der Liebling ihres Vaters, aber der sah man es um wenigsten an. Es war auch keiner, der den alten Pa so verstanden hatte wie sie. Als das Grab zurecht gemacht und mit Kränzen und Palmen bedeckt war, ließ sie eine Gartenbank hinauf auf den Friedhof tragen und an den Fuß des Grabes stellen. Dort saß sie, während die letzte warme Herbst¬ sonne dnrch das rote Laub schien, und pflegte das Grab und strich mit weicher Hand über die welken Blumen, wie sie einst über ihres Pa grane Haare gestrichen hatte. Dort traf sie nach einiger Zeit mit Wandrer zusammen. Es war das erste mal, daß Onkel Felix und Tante Ellen sich allein begegneten, seitdem sie als Leid¬ tragende hinter dem Fahrstühle von Papa hergeschritten waren. Elters Herz wallte auf, als sie Wandrer kommen sah, und Wandrers Angen leuchteten in mitleidigem, freundlichem Glänze. Aber Ellen war ein tapfres, verständiges Mädchen, das ihren Gefühlen zu gebieten wußte, und Wandrer fühlte sich heimatloser als je und un¬ berechtigter als je, Wünsche zu haben. Und so beschränkte sich ihr Verkehr auf ein korrektes Onkel- und Tantenverhältuis. Sie reichten sich stumm die Hand und blieben schweigend lange Zeit nebeneinander stehn. Herr Wandrer, begann Ellen. Herr Wandrer? wiederholte Felix in vorwurfsvollem Tone. Onkel Felix, verbesserte sie sich, ich bin froh, daß das der arme Pa nicht erlebt hat. Was denn, Tante Ellen? Das soll ich doch wohl nicht glauben, daß York nach Chile gegangen ist, um General zu werden? York hat wieder gespielt, hat wieder Schulden gemacht und ist bei Nacht und Nebel davon gegangen. Ist es nicht so? So ist es. Ich habe es gewußt. — Onkel Felix, wie wollen Sie nun wieder zu Ihrem Gelde kommen? Das ist verloren. Schändlich! Onkel Felix, ich schäme mich, und ich mache mir Vorwürfe. Tante Ellen, thun Sie das nicht. Wir hatten uns doch vorgenommen, bewußt eine Dummheit zu machen. Wollen wir uns beklagen, daß unser Vorsatz gelungen ist? Ach bitte, scherzen Sie nicht, es thut mir weh, und es kommt Ihnen auch nicht von Herzen. Sie empfinden den Verlust ja doch schmerzlich. Ja, Tante Ellen, es schmerzt mich; aber zumeist doch das, daß man einen Menschen hat retten wollen, daß man an seine Ehre appelliert, daß man Vertrauen auf ihn gesetzt hat, und man ist getäuscht worden. Ja, das ist schmerzlich, aber Sie verlieren doch auch Ihr Kapital.

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 61, 1902, Zweites Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341875_237285/623>, abgerufen am 26.06.2024.