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Die Grenzboten. Jg. 61, 1902, Zweites Vierteljahr.

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Aus italienischen Sommerfrischen

Jahreszeiten so vertraut geworden sind, Ist diese Abneigung berechtigt? Nachdem ich
den vorige" Sommer bis zur Mitte des Augusts an verschiednen Punkten Italiens
verbracht habe, mochte ich es verneinen, und möchte jedem, der aus seinem Winter-
aufenthalt einigermaßen mit dem italienischen Klima und Leben vertraut ist, raten,
seine Kenntnis von Land und Leuten durch einen Sommernufenthalt in Italien zu
erweitern.

Zum italienischen Sommer kann man bekanntlich schon den Mai rechnen.
Aber das Winterleben streckt seine Ausläufer in Bezug auf Berufsthätigkeit und
sogar in der Geselligkeit und dem Fremdenleben noch weit in den Mai hinaus.
Im Mai tritt nu die Mitglieder der vou jeher größten deutschen Kolonie in Italien,
an die deutscheu Bewohner und Besucher Roms, die Frage uach Sommerstaudorten
in der nächsten Nähe der Stadt heran. Die Siebenhügelstadt ist in ihrer herrlichen
Umgebung vou der Natur so verschwenderisch bedacht wie wohl keine andre
Hauptstadt der Welt. Welche andre Großstadt kann ans zwei Gebirge von so
wunderbarer Schönheit wie das Albaner- und das Sabinergebirge, auf den Meeres¬
strand Latinas als auf einen vor ihren Thoren liegenden Besitz hinweisen? Es
läßt sich nicht behaupte", daß sich das moderne Rom dieses Göttergeschenks würdig
erzeigte. Es ist vorläufig wenig geschehn, die Stadt mit dem guten Badestrände
vou Anzio Nettuno Civitavecchia, Palo, Ladispvli eng zu verbinden, mit der Gegend
südlich von Ostici, mit den es-hestu Romain des Albanergebirges, mit den herrlichen,
mir persönlich noch mehr ans Herz gewachsnen, weil ursprünglichem Stätten des
Sabinergebirges. Es ist noch wenig geschehen, an diesen Punkten Fremden einen
einigermaßen komfvrtabeln Sommeraufenthalt zu ermöglichen, der der' sonstigen
billige" Lebensführung in Italien entspräche. Ein Beispiel für viele. In Anzio
Nettuno, einem Orte mit feinsandigem Strande und kräftigem Wellenschlag, pitto¬
resken Hafenlebeu und geschichtlichen Erinnerungen, der als Villeggiatur des Kar¬
dinals Älbani schon Winckelmanns Entzücken war, gab es bis vor wenig Jahren
zwei Hotels und Pensionen, von denen das einfachere und billigere aber gut ge¬
führte allen berechtigten Ansprüchen an einen Familicnaufenthalt genügte. Aber es
gelang dem Nebenbuhler, dem sogenannten "raunt Höwl, die nicht sehr kapital¬
kräftige Konkurrenz zu beseitigen, und seitdem schreibt es als das einzige Hotel in
dem zur Badezeit überfüllten großen Hauptseebadeort der nahen Residenz seine
Gesetze und Preise vor. Nicht viel besser liegt die Sache in Frascati, etwas besser
in Tivoli, das aber mit seiner schönen, jedoch schattenlosen Umgebung für einen
längern Aufenthalt weniger in Frage kommt. Wieviel Projekte sind nicht jchou
gemacht worden, diese und andre Übelstände zu bessern, die Bahnverbindungen zu
beschleunigen und zu verbilligen, im Sabinergebirge auf dem Pratoue, am Abhang
des Monte Gennaro, im Albnnergebirge ans dem Monte Cavo Höhenkurorte zu
gründen, den Strand bei Ostia wie zu deu Zeiten des Plinius mit Badeeinrich-
lnngen und Villen zu kränzen usw. Aber ihre Ausführung hat mit der Ver¬
waltung des italienischen Eisenbahnwesens, mit der Energielosigkeit der Behörden
und des Publikums, die über dem öffentlichen Leben Roms wie eine Wolke liegt,
mit der Sucht nach zerfasernder und zerstörender Kritik der Presse zu kämpfen.
So thut jeder, der den Sommer in der nähern Umgebung Roms hinbringen muß
"der will, gut, sich in Orten wie Albano, Castel Gandvlfo,' Arieeici, Rocca ti Papa
em eignes Heim mit eigner Küche zu gründen, was für die Hausfrau natürlich
eine Einbuße an Erholung bedeutet und für den nicht ständigen Bewohner Roms
uianche Schwierigkeit bietet -- und dort zu leben nach der Art, wie es Goethes
Freund Rat Neiffenstein und Humboldt thaten, und wie es in der Italienische"
^else, in den Erinnerungen von Karoline von Humboldt, von Ludwig Richter
"ud unzähligen andern geschildert wird. Vielleicht wird auch SuVtaco in die
'^else dieser Orte treten, nachdem es durch die neue Zweigbahn Mandela --Subiaco
w Eisenbahnverbindung mit Rom gesetzt ist.

en ^" ^ Energie und Schaffenskraft ist Mittel- und Norditalien wie auf andern
Gebieten so mich auf dem der Förderung vou Sommerfrischen der Hauptstadt und


Aus italienischen Sommerfrischen

Jahreszeiten so vertraut geworden sind, Ist diese Abneigung berechtigt? Nachdem ich
den vorige» Sommer bis zur Mitte des Augusts an verschiednen Punkten Italiens
verbracht habe, mochte ich es verneinen, und möchte jedem, der aus seinem Winter-
aufenthalt einigermaßen mit dem italienischen Klima und Leben vertraut ist, raten,
seine Kenntnis von Land und Leuten durch einen Sommernufenthalt in Italien zu
erweitern.

Zum italienischen Sommer kann man bekanntlich schon den Mai rechnen.
Aber das Winterleben streckt seine Ausläufer in Bezug auf Berufsthätigkeit und
sogar in der Geselligkeit und dem Fremdenleben noch weit in den Mai hinaus.
Im Mai tritt nu die Mitglieder der vou jeher größten deutschen Kolonie in Italien,
an die deutscheu Bewohner und Besucher Roms, die Frage uach Sommerstaudorten
in der nächsten Nähe der Stadt heran. Die Siebenhügelstadt ist in ihrer herrlichen
Umgebung vou der Natur so verschwenderisch bedacht wie wohl keine andre
Hauptstadt der Welt. Welche andre Großstadt kann ans zwei Gebirge von so
wunderbarer Schönheit wie das Albaner- und das Sabinergebirge, auf den Meeres¬
strand Latinas als auf einen vor ihren Thoren liegenden Besitz hinweisen? Es
läßt sich nicht behaupte», daß sich das moderne Rom dieses Göttergeschenks würdig
erzeigte. Es ist vorläufig wenig geschehn, die Stadt mit dem guten Badestrände
vou Anzio Nettuno Civitavecchia, Palo, Ladispvli eng zu verbinden, mit der Gegend
südlich von Ostici, mit den es-hestu Romain des Albanergebirges, mit den herrlichen,
mir persönlich noch mehr ans Herz gewachsnen, weil ursprünglichem Stätten des
Sabinergebirges. Es ist noch wenig geschehen, an diesen Punkten Fremden einen
einigermaßen komfvrtabeln Sommeraufenthalt zu ermöglichen, der der' sonstigen
billige» Lebensführung in Italien entspräche. Ein Beispiel für viele. In Anzio
Nettuno, einem Orte mit feinsandigem Strande und kräftigem Wellenschlag, pitto¬
resken Hafenlebeu und geschichtlichen Erinnerungen, der als Villeggiatur des Kar¬
dinals Älbani schon Winckelmanns Entzücken war, gab es bis vor wenig Jahren
zwei Hotels und Pensionen, von denen das einfachere und billigere aber gut ge¬
führte allen berechtigten Ansprüchen an einen Familicnaufenthalt genügte. Aber es
gelang dem Nebenbuhler, dem sogenannten «raunt Höwl, die nicht sehr kapital¬
kräftige Konkurrenz zu beseitigen, und seitdem schreibt es als das einzige Hotel in
dem zur Badezeit überfüllten großen Hauptseebadeort der nahen Residenz seine
Gesetze und Preise vor. Nicht viel besser liegt die Sache in Frascati, etwas besser
in Tivoli, das aber mit seiner schönen, jedoch schattenlosen Umgebung für einen
längern Aufenthalt weniger in Frage kommt. Wieviel Projekte sind nicht jchou
gemacht worden, diese und andre Übelstände zu bessern, die Bahnverbindungen zu
beschleunigen und zu verbilligen, im Sabinergebirge auf dem Pratoue, am Abhang
des Monte Gennaro, im Albnnergebirge ans dem Monte Cavo Höhenkurorte zu
gründen, den Strand bei Ostia wie zu deu Zeiten des Plinius mit Badeeinrich-
lnngen und Villen zu kränzen usw. Aber ihre Ausführung hat mit der Ver¬
waltung des italienischen Eisenbahnwesens, mit der Energielosigkeit der Behörden
und des Publikums, die über dem öffentlichen Leben Roms wie eine Wolke liegt,
mit der Sucht nach zerfasernder und zerstörender Kritik der Presse zu kämpfen.
So thut jeder, der den Sommer in der nähern Umgebung Roms hinbringen muß
"der will, gut, sich in Orten wie Albano, Castel Gandvlfo,' Arieeici, Rocca ti Papa
em eignes Heim mit eigner Küche zu gründen, was für die Hausfrau natürlich
eine Einbuße an Erholung bedeutet und für den nicht ständigen Bewohner Roms
uianche Schwierigkeit bietet — und dort zu leben nach der Art, wie es Goethes
Freund Rat Neiffenstein und Humboldt thaten, und wie es in der Italienische»
^else, in den Erinnerungen von Karoline von Humboldt, von Ludwig Richter
"ud unzähligen andern geschildert wird. Vielleicht wird auch SuVtaco in die
'^else dieser Orte treten, nachdem es durch die neue Zweigbahn Mandela —Subiaco
w Eisenbahnverbindung mit Rom gesetzt ist.

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Gebieten so mich auf dem der Förderung vou Sommerfrischen der Hauptstadt und


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[0501] Aus italienischen Sommerfrischen Jahreszeiten so vertraut geworden sind, Ist diese Abneigung berechtigt? Nachdem ich den vorige» Sommer bis zur Mitte des Augusts an verschiednen Punkten Italiens verbracht habe, mochte ich es verneinen, und möchte jedem, der aus seinem Winter- aufenthalt einigermaßen mit dem italienischen Klima und Leben vertraut ist, raten, seine Kenntnis von Land und Leuten durch einen Sommernufenthalt in Italien zu erweitern. Zum italienischen Sommer kann man bekanntlich schon den Mai rechnen. Aber das Winterleben streckt seine Ausläufer in Bezug auf Berufsthätigkeit und sogar in der Geselligkeit und dem Fremdenleben noch weit in den Mai hinaus. Im Mai tritt nu die Mitglieder der vou jeher größten deutschen Kolonie in Italien, an die deutscheu Bewohner und Besucher Roms, die Frage uach Sommerstaudorten in der nächsten Nähe der Stadt heran. Die Siebenhügelstadt ist in ihrer herrlichen Umgebung vou der Natur so verschwenderisch bedacht wie wohl keine andre Hauptstadt der Welt. Welche andre Großstadt kann ans zwei Gebirge von so wunderbarer Schönheit wie das Albaner- und das Sabinergebirge, auf den Meeres¬ strand Latinas als auf einen vor ihren Thoren liegenden Besitz hinweisen? Es läßt sich nicht behaupte», daß sich das moderne Rom dieses Göttergeschenks würdig erzeigte. Es ist vorläufig wenig geschehn, die Stadt mit dem guten Badestrände vou Anzio Nettuno Civitavecchia, Palo, Ladispvli eng zu verbinden, mit der Gegend südlich von Ostici, mit den es-hestu Romain des Albanergebirges, mit den herrlichen, mir persönlich noch mehr ans Herz gewachsnen, weil ursprünglichem Stätten des Sabinergebirges. Es ist noch wenig geschehen, an diesen Punkten Fremden einen einigermaßen komfvrtabeln Sommeraufenthalt zu ermöglichen, der der' sonstigen billige» Lebensführung in Italien entspräche. Ein Beispiel für viele. In Anzio Nettuno, einem Orte mit feinsandigem Strande und kräftigem Wellenschlag, pitto¬ resken Hafenlebeu und geschichtlichen Erinnerungen, der als Villeggiatur des Kar¬ dinals Älbani schon Winckelmanns Entzücken war, gab es bis vor wenig Jahren zwei Hotels und Pensionen, von denen das einfachere und billigere aber gut ge¬ führte allen berechtigten Ansprüchen an einen Familicnaufenthalt genügte. Aber es gelang dem Nebenbuhler, dem sogenannten «raunt Höwl, die nicht sehr kapital¬ kräftige Konkurrenz zu beseitigen, und seitdem schreibt es als das einzige Hotel in dem zur Badezeit überfüllten großen Hauptseebadeort der nahen Residenz seine Gesetze und Preise vor. Nicht viel besser liegt die Sache in Frascati, etwas besser in Tivoli, das aber mit seiner schönen, jedoch schattenlosen Umgebung für einen längern Aufenthalt weniger in Frage kommt. Wieviel Projekte sind nicht jchou gemacht worden, diese und andre Übelstände zu bessern, die Bahnverbindungen zu beschleunigen und zu verbilligen, im Sabinergebirge auf dem Pratoue, am Abhang des Monte Gennaro, im Albnnergebirge ans dem Monte Cavo Höhenkurorte zu gründen, den Strand bei Ostia wie zu deu Zeiten des Plinius mit Badeeinrich- lnngen und Villen zu kränzen usw. Aber ihre Ausführung hat mit der Ver¬ waltung des italienischen Eisenbahnwesens, mit der Energielosigkeit der Behörden und des Publikums, die über dem öffentlichen Leben Roms wie eine Wolke liegt, mit der Sucht nach zerfasernder und zerstörender Kritik der Presse zu kämpfen. So thut jeder, der den Sommer in der nähern Umgebung Roms hinbringen muß "der will, gut, sich in Orten wie Albano, Castel Gandvlfo,' Arieeici, Rocca ti Papa em eignes Heim mit eigner Küche zu gründen, was für die Hausfrau natürlich eine Einbuße an Erholung bedeutet und für den nicht ständigen Bewohner Roms uianche Schwierigkeit bietet — und dort zu leben nach der Art, wie es Goethes Freund Rat Neiffenstein und Humboldt thaten, und wie es in der Italienische» ^else, in den Erinnerungen von Karoline von Humboldt, von Ludwig Richter "ud unzähligen andern geschildert wird. Vielleicht wird auch SuVtaco in die '^else dieser Orte treten, nachdem es durch die neue Zweigbahn Mandela —Subiaco w Eisenbahnverbindung mit Rom gesetzt ist. en ^" ^ Energie und Schaffenskraft ist Mittel- und Norditalien wie auf andern Gebieten so mich auf dem der Förderung vou Sommerfrischen der Hauptstadt und

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 61, 1902, Zweites Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341875_237285/501>, abgerufen am 29.06.2024.