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Die Grenzboten. Jg. 61, 1902, Zweites Vierteljahr.

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Die übe"- Gebühr vorsichtige und ängstliche Presse

Affaire, des Boulanger-Nnmmels, der Zarenbesnche und der Renner Verhandlungen
in Paris gelebt? Wenn von den wenigen Deutschland wohlwollenden Mitgliedern
der Soeivtü as I>rv88v auch uur eines oder auch nur einer der zur deutschen
Botschaft gehörigen Diplomaten dieses Gerlachsche Unternehmen als unbedenklich be¬
zeichnet und uicht vielmehr unumwunden eingeräumt haben sollte, daß es im Gegen¬
teil außerordentlich brenzlig und von einer über die Grenzen der zunächst betei¬
ligten Kreise hinausgehenden Tragweite sei, so würde uns das sehr wundern, denn
wir keimen das Gelände, um das es sich handelt, genau und wissen, wie die Art von
Pulsader, vor denen es der Presse und vielleicht auch uoch andern Autoritäten graute,
in Szene gesetzt wird.

Wir erinnern uus, die ärgerliche" Ausrufe eines jungen Thnnichtgnts mit an¬
gehört zu haben, der sich einem Freunde gegenüber darüber beklagte, daß man
nicht an zwei Orten zu gleicher Zeit sein könne. Wenn er die vinFt 8on8 nicht
im Stich lassen wolle, die er vom Komitee bekomme, damit er den General
(Boulanger war natürlich gemeint), der um 7 Uhr im Faubourg speise, neben dessen
Wagen herlaufend, heulend, johlend und vivs 1o Ksuvral brüllend eskortiere, so
versäume er die um dieselbe Zeit zwischen Marguerite und Niui um den Besitz
des laugen Viktor stattfindende Messerschlacht.

Solche Strolche giebt es in Paris zu Tausenden: sie sind unter sachverständiger
Leitung, und ihre Mobilisierung ist nicht zeitraubend. Für einen Pulses kann man,
wenn man ein paar tausend Franken drcmwenden will, fünfhundert solcher Kerle,
wenn nötig, für den nächsten Abend haben.

Die Sache macht sich ganz von allein. Ein paar Herren von der Presse sind
der Ansicht, man dürfe es nicht zulassen, daß sich die Deutschen wieder so in Paris
aufspielten und sogar Theatervorstellungen gäben. Ein ordentliches Denkzeichen müsse
man ihnen geben, daß sie nicht wiederkämen, und damit zugleich auch der Regierung
einen Zinken stechen, daß sie nicht glaube, Sedan sei vergessen. Ein kleiner Krawall
in und vor dem Theater werde ganz die gewünschte Wirkung haben. Mit dieser
lnminösen Idee steigt einer von den Herren, der z. B. in der russischen Botschaft
den Beamten persönlich kennt, der mit den all'aire" iug.vorurbls8 zu thun hat, die
betreffende Hintertreppe hinan und legt das Pläuchen vor. Wenn die Sache höhern
Orts einleuchtet und mit dem, was man gerade vor hat, stimmt, so wird das benötigte
Sümmchen gezahlt, die Sache läuft wie verabredet von Stapel, und wenn zwei
Tage später der russische Botschafter mit dem deutschen diniert, so versichert er
diesem, pu'it Le. I'üwrsdoui'g' on S8t trof sunu^ü as es qui sse Ki-rivü, ein'avec oss
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ALN8 lui-sisnt xvut-vers misux lÄit, ni'attouäi'k An wowent xlu8 Proxies.

Einen jungen Menschen, der für den Pester Hirlap schrieb, und einige andre
aus den Donaufürstentümern haben wir die Thatsache wohlgefällig erörtern hören,
daß in Paris kein andrer Pulses so billig und mit so bombensichrer Aussicht auf
Erfolg herzustellen sei, als ein gegen Deutschland gerichteter. I)lo8 es ca.8 Wut Is
morals K8t ä'aseorä, ,ju8ein'aux 8srgot8 "Mi 8ont eoutsnk.

Wir bitten unsre verehrten Kunstkritiker, sich da, wo man solche Dinge kennt,
zu erkundigen und zu fragen, ob wir die Sache brenzliger darstellen, als sie in der
That ist. Der französischen Regierung verursacht ein solcher Krawall keine Verlegenheit,
denn sie greift ein, wenn die Sache lange genug gedauert hat, und mit schönen
Redensarten und der Versicherung, daß man die Schuldigen, die den fideler Sergots
natürlich sämtlich zwischen den Beinen durchgelaufen sind, unnachsichtlich strafen
werde, wird sofort ein Heftpflaster aufgelegt. Nur die deutsche Regierung und die
deutsche Botschaft haben alle Unannehmlichkeiten von dem, was geschehen ist: den
Affront, die witzigen Bemerkungen der Presse und der Diplomatie, und das Ver¬
gnügen, da wieder anzufangen, wo sie vor Jahren mit dem künstlichen Heilver¬
fahren angelangt waren.

Also auch wenn Herr von Gerlach und dessen Freunde die Haltung des von
der Presse immer von neuem gegen Deutschland aufgestachelter französischen Volks
mit weniger bitterm Gefühle empfanden als wir, oder wenn sie der Kunst und


Grenzboten II 1902 5ti
Die übe»- Gebühr vorsichtige und ängstliche Presse

Affaire, des Boulanger-Nnmmels, der Zarenbesnche und der Renner Verhandlungen
in Paris gelebt? Wenn von den wenigen Deutschland wohlwollenden Mitgliedern
der Soeivtü as I>rv88v auch uur eines oder auch nur einer der zur deutschen
Botschaft gehörigen Diplomaten dieses Gerlachsche Unternehmen als unbedenklich be¬
zeichnet und uicht vielmehr unumwunden eingeräumt haben sollte, daß es im Gegen¬
teil außerordentlich brenzlig und von einer über die Grenzen der zunächst betei¬
ligten Kreise hinausgehenden Tragweite sei, so würde uns das sehr wundern, denn
wir keimen das Gelände, um das es sich handelt, genau und wissen, wie die Art von
Pulsader, vor denen es der Presse und vielleicht auch uoch andern Autoritäten graute,
in Szene gesetzt wird.

Wir erinnern uus, die ärgerliche» Ausrufe eines jungen Thnnichtgnts mit an¬
gehört zu haben, der sich einem Freunde gegenüber darüber beklagte, daß man
nicht an zwei Orten zu gleicher Zeit sein könne. Wenn er die vinFt 8on8 nicht
im Stich lassen wolle, die er vom Komitee bekomme, damit er den General
(Boulanger war natürlich gemeint), der um 7 Uhr im Faubourg speise, neben dessen
Wagen herlaufend, heulend, johlend und vivs 1o Ksuvral brüllend eskortiere, so
versäume er die um dieselbe Zeit zwischen Marguerite und Niui um den Besitz
des laugen Viktor stattfindende Messerschlacht.

Solche Strolche giebt es in Paris zu Tausenden: sie sind unter sachverständiger
Leitung, und ihre Mobilisierung ist nicht zeitraubend. Für einen Pulses kann man,
wenn man ein paar tausend Franken drcmwenden will, fünfhundert solcher Kerle,
wenn nötig, für den nächsten Abend haben.

Die Sache macht sich ganz von allein. Ein paar Herren von der Presse sind
der Ansicht, man dürfe es nicht zulassen, daß sich die Deutschen wieder so in Paris
aufspielten und sogar Theatervorstellungen gäben. Ein ordentliches Denkzeichen müsse
man ihnen geben, daß sie nicht wiederkämen, und damit zugleich auch der Regierung
einen Zinken stechen, daß sie nicht glaube, Sedan sei vergessen. Ein kleiner Krawall
in und vor dem Theater werde ganz die gewünschte Wirkung haben. Mit dieser
lnminösen Idee steigt einer von den Herren, der z. B. in der russischen Botschaft
den Beamten persönlich kennt, der mit den all'aire« iug.vorurbls8 zu thun hat, die
betreffende Hintertreppe hinan und legt das Pläuchen vor. Wenn die Sache höhern
Orts einleuchtet und mit dem, was man gerade vor hat, stimmt, so wird das benötigte
Sümmchen gezahlt, die Sache läuft wie verabredet von Stapel, und wenn zwei
Tage später der russische Botschafter mit dem deutschen diniert, so versichert er
diesem, pu'it Le. I'üwrsdoui'g' on S8t trof sunu^ü as es qui sse Ki-rivü, ein'avec oss
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ALN8 lui-sisnt xvut-vers misux lÄit, ni'attouäi'k An wowent xlu8 Proxies.

Einen jungen Menschen, der für den Pester Hirlap schrieb, und einige andre
aus den Donaufürstentümern haben wir die Thatsache wohlgefällig erörtern hören,
daß in Paris kein andrer Pulses so billig und mit so bombensichrer Aussicht auf
Erfolg herzustellen sei, als ein gegen Deutschland gerichteter. I)lo8 es ca.8 Wut Is
morals K8t ä'aseorä, ,ju8ein'aux 8srgot8 «Mi 8ont eoutsnk.

Wir bitten unsre verehrten Kunstkritiker, sich da, wo man solche Dinge kennt,
zu erkundigen und zu fragen, ob wir die Sache brenzliger darstellen, als sie in der
That ist. Der französischen Regierung verursacht ein solcher Krawall keine Verlegenheit,
denn sie greift ein, wenn die Sache lange genug gedauert hat, und mit schönen
Redensarten und der Versicherung, daß man die Schuldigen, die den fideler Sergots
natürlich sämtlich zwischen den Beinen durchgelaufen sind, unnachsichtlich strafen
werde, wird sofort ein Heftpflaster aufgelegt. Nur die deutsche Regierung und die
deutsche Botschaft haben alle Unannehmlichkeiten von dem, was geschehen ist: den
Affront, die witzigen Bemerkungen der Presse und der Diplomatie, und das Ver¬
gnügen, da wieder anzufangen, wo sie vor Jahren mit dem künstlichen Heilver¬
fahren angelangt waren.

Also auch wenn Herr von Gerlach und dessen Freunde die Haltung des von
der Presse immer von neuem gegen Deutschland aufgestachelter französischen Volks
mit weniger bitterm Gefühle empfanden als wir, oder wenn sie der Kunst und


Grenzboten II 1902 5ti
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[0449] Die übe»- Gebühr vorsichtige und ängstliche Presse Affaire, des Boulanger-Nnmmels, der Zarenbesnche und der Renner Verhandlungen in Paris gelebt? Wenn von den wenigen Deutschland wohlwollenden Mitgliedern der Soeivtü as I>rv88v auch uur eines oder auch nur einer der zur deutschen Botschaft gehörigen Diplomaten dieses Gerlachsche Unternehmen als unbedenklich be¬ zeichnet und uicht vielmehr unumwunden eingeräumt haben sollte, daß es im Gegen¬ teil außerordentlich brenzlig und von einer über die Grenzen der zunächst betei¬ ligten Kreise hinausgehenden Tragweite sei, so würde uns das sehr wundern, denn wir keimen das Gelände, um das es sich handelt, genau und wissen, wie die Art von Pulsader, vor denen es der Presse und vielleicht auch uoch andern Autoritäten graute, in Szene gesetzt wird. Wir erinnern uus, die ärgerliche» Ausrufe eines jungen Thnnichtgnts mit an¬ gehört zu haben, der sich einem Freunde gegenüber darüber beklagte, daß man nicht an zwei Orten zu gleicher Zeit sein könne. Wenn er die vinFt 8on8 nicht im Stich lassen wolle, die er vom Komitee bekomme, damit er den General (Boulanger war natürlich gemeint), der um 7 Uhr im Faubourg speise, neben dessen Wagen herlaufend, heulend, johlend und vivs 1o Ksuvral brüllend eskortiere, so versäume er die um dieselbe Zeit zwischen Marguerite und Niui um den Besitz des laugen Viktor stattfindende Messerschlacht. Solche Strolche giebt es in Paris zu Tausenden: sie sind unter sachverständiger Leitung, und ihre Mobilisierung ist nicht zeitraubend. Für einen Pulses kann man, wenn man ein paar tausend Franken drcmwenden will, fünfhundert solcher Kerle, wenn nötig, für den nächsten Abend haben. Die Sache macht sich ganz von allein. Ein paar Herren von der Presse sind der Ansicht, man dürfe es nicht zulassen, daß sich die Deutschen wieder so in Paris aufspielten und sogar Theatervorstellungen gäben. Ein ordentliches Denkzeichen müsse man ihnen geben, daß sie nicht wiederkämen, und damit zugleich auch der Regierung einen Zinken stechen, daß sie nicht glaube, Sedan sei vergessen. Ein kleiner Krawall in und vor dem Theater werde ganz die gewünschte Wirkung haben. Mit dieser lnminösen Idee steigt einer von den Herren, der z. B. in der russischen Botschaft den Beamten persönlich kennt, der mit den all'aire« iug.vorurbls8 zu thun hat, die betreffende Hintertreppe hinan und legt das Pläuchen vor. Wenn die Sache höhern Orts einleuchtet und mit dem, was man gerade vor hat, stimmt, so wird das benötigte Sümmchen gezahlt, die Sache läuft wie verabredet von Stapel, und wenn zwei Tage später der russische Botschafter mit dem deutschen diniert, so versichert er diesem, pu'it Le. I'üwrsdoui'g' on S8t trof sunu^ü as es qui sse Ki-rivü, ein'avec oss äiicdlvL <Zs l'-rrisisus on no xsut Mruüs tiop fers 8ur 8S8 g-aräs8 se «zus es8 ^ours8 ALN8 lui-sisnt xvut-vers misux lÄit, ni'attouäi'k An wowent xlu8 Proxies. Einen jungen Menschen, der für den Pester Hirlap schrieb, und einige andre aus den Donaufürstentümern haben wir die Thatsache wohlgefällig erörtern hören, daß in Paris kein andrer Pulses so billig und mit so bombensichrer Aussicht auf Erfolg herzustellen sei, als ein gegen Deutschland gerichteter. I)lo8 es ca.8 Wut Is morals K8t ä'aseorä, ,ju8ein'aux 8srgot8 «Mi 8ont eoutsnk. Wir bitten unsre verehrten Kunstkritiker, sich da, wo man solche Dinge kennt, zu erkundigen und zu fragen, ob wir die Sache brenzliger darstellen, als sie in der That ist. Der französischen Regierung verursacht ein solcher Krawall keine Verlegenheit, denn sie greift ein, wenn die Sache lange genug gedauert hat, und mit schönen Redensarten und der Versicherung, daß man die Schuldigen, die den fideler Sergots natürlich sämtlich zwischen den Beinen durchgelaufen sind, unnachsichtlich strafen werde, wird sofort ein Heftpflaster aufgelegt. Nur die deutsche Regierung und die deutsche Botschaft haben alle Unannehmlichkeiten von dem, was geschehen ist: den Affront, die witzigen Bemerkungen der Presse und der Diplomatie, und das Ver¬ gnügen, da wieder anzufangen, wo sie vor Jahren mit dem künstlichen Heilver¬ fahren angelangt waren. Also auch wenn Herr von Gerlach und dessen Freunde die Haltung des von der Presse immer von neuem gegen Deutschland aufgestachelter französischen Volks mit weniger bitterm Gefühle empfanden als wir, oder wenn sie der Kunst und Grenzboten II 1902 5ti

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Bogensignaturen: gekennzeichnet;Druckfehler: ignoriert;fremdsprachliches Material: nicht gekennzeichnet;Geminations-/Abkürzungsstriche: wie Vorlage;Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): nicht ausgezeichnet;i/j in Fraktur: wie Vorlage;I/J in Fraktur: wie Vorlage;Kolumnentitel: gekennzeichnet;Kustoden: gekennzeichnet;langes s (ſ): als s transkribiert;Normalisierungen: stillschweigend;rundes r (&#xa75b;): als r/et transkribiert;Seitenumbrüche markiert: ja;Silbentrennung: wie Vorlage;u/v bzw. U/V: wie Vorlage;Vokale mit übergest. e: als ä/ö/ü transkribiert;Vollständigkeit: vollständig erfasst;Zeichensetzung: wie Vorlage;Zeilenumbrüche markiert: ja;

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 61, 1902, Zweites Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341875_237285/449>, abgerufen am 29.06.2024.