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Die Grenzboten. Jg. 61, 1902, Zweites Vierteljahr.

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Ausgrabungen bei Faltern und das Aastell Aliso

Hölzcrmann als römisch bezeichneten Anlagen, die Burg auf den Hüuenknäppen
bei Dolberg sowie die Bumannsburg den frühern Anspruch wieder fallen lassen
müssen. Sie haben sich als Anlagen karvlinyischer Befestigungskunst heraus¬
gestellt.

Ein völliger Umschwung aber kam erst in die Untersuchung, als man
dazu überging, die Stelle wieder zu durchforschen, in der einst Schmidt das
Vorhandensein eines römischen Kastells nachgewiesen hatte. In der That war
es ein glücklicher Gedanke der Westfälischen Ältertumskommission, die sich im
Jahre 1896 unter der Leitung des Professors Fink in Münster gebildet hatte,
hier den Spaten anzusetzen. Die Untersuchung wurde dem Direktor des Kestner-
museums in Hannover, Schuchhardt, übertragen, der soeben durch die Auffindung
von etwa einem halben Dutzend angeblich römischer Kastelle in den Gegenden
der Hase und am Deister in den Ruf eines findigen Archäologen gekommen
war. Da ihm überdies mit Martin Trautwein ein in der Aufdeckung von
Limeswerkeu wohlcrfahrner Vorarbeiter an die Hand gegeben wurde, so lies;
sich wohl erwarten, daß bei den reichlich zur Verfügung gestellten Mitteln die
Aufgabe, jene noch von Schmidt gesehenen Verschanzungen wieder aufzufinden,
wohl gelingen werde.

Dennoch waren die ersten Tnstungen Schuchhardts im Sommer 1899
recht planlos und deshalb ergebnislos. Hier und dort gezogne Versuchsgräben
zum Teil von 79 Metern Länge, bald zu weit nach außen, bald zu weit nach
innen, ergaben zwar einzelne römische Scherben und bewiesen, was man vorher
wußte, daß der Boden klassisch war, ließe" aber keine Spur von einer Be¬
festigung erkennen. Erst nach andauernden Versuchen gelang es, auf der Nord-
Westseite -- in einer Länge von 72 Metern und einer Tiefe durchschnittlich von
1^ Meter -- im gewachsenen Mergelboden die Spitzen des gesuchten Lager-
grnbens zu erkennen, und Schuchhardt konnte noch im Herbst desselben Jahres
auf dem Bremer Philologentage mit Befriedigung verkündigen, daß rechts vom
Niederrhein ein "entschieden römisches Kastell in den letzten Monaten seinen
Kopf aus der Erde gestreckt" habe.

Dennoch wollten auch die nächsten Untersuchungen Schuchhardts lauge
Zeit nicht vorwärts kommen, wofür er als Ursache den Umstand angab, daß
in frühern Jahren der Boden allzusehr durchwühlt worden sei. In Wirklichkeit
waren die falschen Voraussetzungen Schuchhardts an dem Mißerfolge schuld.
Anstatt nämlich die Mitteilungen Schmidts, der deu Umfang des Lagerplatzes
auf 1380 Schritt, das ist, nach Schuchhardts eignen Schützungen, auf ungefähr
105V Meter angegeben hatte, seinen Berechnungen zu Grunde zu legen, ver¬
kürzte er willkürlich die Walllünge auf weniger'als 700 Meter. Auch konnte
er trotz der entgegenstehenden Angabe" Schmidts lange Zeit dein Gedanken
nicht entsagen, daß die Gestalt des Lagerplatzes ein möglichst regelrechtes Viereck
mit natürlich geraden Linien gebildet haben müsse. Denn für die Form der
römischen Erobefestigungen waren damals die Funde an dem Limes noch ver¬
bindlich, und Wälle mit ein- und ausbiegenden Linien, wie sie doch kurz vorher
von dem Verfasser dieses Aufsatzes bei dem Lager des Habichtswaldes, übrigens
mich schon bei deu Cäsarlagern in Gallien vor Jahren nachgewiesen worden
waren, galten damals noch in manchen Kreisen für "absolut unrömisch." Man
braucht sich uur die in dem ersten Bande der Mitteilungen der Westfälischen
Altertumskommission gezeichnete Gestalt des Lagers als saubres Paralleltrapez
anzusehen, wenn mau erkennen will, wie trotz der Direktiven Schmidts Herr
Schuchhardt völlig in die Irre ging. Dann wieder erschien in seinen Zeich¬
nungen eine Art Dreieck, wie er den Gegenstand nannte, oder besser eine
Figur in regelrechter Herzform, bis endlich nach langem Suchen der nunmehr
bekannt gemachte Riß gewonnen wurde, für den dann freilich die von Schmidt
bemerkten vier Seiten eine von dem ursprünglichen Schuchhardtschen Plane
ganz verschiedne Lage angenommen haben. Ja man kann nunmehr nur uoch
uneigentlich von einem Vrereck, freilich noch viel weniger von einem Dreieck,


Ausgrabungen bei Faltern und das Aastell Aliso

Hölzcrmann als römisch bezeichneten Anlagen, die Burg auf den Hüuenknäppen
bei Dolberg sowie die Bumannsburg den frühern Anspruch wieder fallen lassen
müssen. Sie haben sich als Anlagen karvlinyischer Befestigungskunst heraus¬
gestellt.

Ein völliger Umschwung aber kam erst in die Untersuchung, als man
dazu überging, die Stelle wieder zu durchforschen, in der einst Schmidt das
Vorhandensein eines römischen Kastells nachgewiesen hatte. In der That war
es ein glücklicher Gedanke der Westfälischen Ältertumskommission, die sich im
Jahre 1896 unter der Leitung des Professors Fink in Münster gebildet hatte,
hier den Spaten anzusetzen. Die Untersuchung wurde dem Direktor des Kestner-
museums in Hannover, Schuchhardt, übertragen, der soeben durch die Auffindung
von etwa einem halben Dutzend angeblich römischer Kastelle in den Gegenden
der Hase und am Deister in den Ruf eines findigen Archäologen gekommen
war. Da ihm überdies mit Martin Trautwein ein in der Aufdeckung von
Limeswerkeu wohlcrfahrner Vorarbeiter an die Hand gegeben wurde, so lies;
sich wohl erwarten, daß bei den reichlich zur Verfügung gestellten Mitteln die
Aufgabe, jene noch von Schmidt gesehenen Verschanzungen wieder aufzufinden,
wohl gelingen werde.

Dennoch waren die ersten Tnstungen Schuchhardts im Sommer 1899
recht planlos und deshalb ergebnislos. Hier und dort gezogne Versuchsgräben
zum Teil von 79 Metern Länge, bald zu weit nach außen, bald zu weit nach
innen, ergaben zwar einzelne römische Scherben und bewiesen, was man vorher
wußte, daß der Boden klassisch war, ließe» aber keine Spur von einer Be¬
festigung erkennen. Erst nach andauernden Versuchen gelang es, auf der Nord-
Westseite — in einer Länge von 72 Metern und einer Tiefe durchschnittlich von
1^ Meter — im gewachsenen Mergelboden die Spitzen des gesuchten Lager-
grnbens zu erkennen, und Schuchhardt konnte noch im Herbst desselben Jahres
auf dem Bremer Philologentage mit Befriedigung verkündigen, daß rechts vom
Niederrhein ein „entschieden römisches Kastell in den letzten Monaten seinen
Kopf aus der Erde gestreckt" habe.

Dennoch wollten auch die nächsten Untersuchungen Schuchhardts lauge
Zeit nicht vorwärts kommen, wofür er als Ursache den Umstand angab, daß
in frühern Jahren der Boden allzusehr durchwühlt worden sei. In Wirklichkeit
waren die falschen Voraussetzungen Schuchhardts an dem Mißerfolge schuld.
Anstatt nämlich die Mitteilungen Schmidts, der deu Umfang des Lagerplatzes
auf 1380 Schritt, das ist, nach Schuchhardts eignen Schützungen, auf ungefähr
105V Meter angegeben hatte, seinen Berechnungen zu Grunde zu legen, ver¬
kürzte er willkürlich die Walllünge auf weniger'als 700 Meter. Auch konnte
er trotz der entgegenstehenden Angabe» Schmidts lange Zeit dein Gedanken
nicht entsagen, daß die Gestalt des Lagerplatzes ein möglichst regelrechtes Viereck
mit natürlich geraden Linien gebildet haben müsse. Denn für die Form der
römischen Erobefestigungen waren damals die Funde an dem Limes noch ver¬
bindlich, und Wälle mit ein- und ausbiegenden Linien, wie sie doch kurz vorher
von dem Verfasser dieses Aufsatzes bei dem Lager des Habichtswaldes, übrigens
mich schon bei deu Cäsarlagern in Gallien vor Jahren nachgewiesen worden
waren, galten damals noch in manchen Kreisen für „absolut unrömisch." Man
braucht sich uur die in dem ersten Bande der Mitteilungen der Westfälischen
Altertumskommission gezeichnete Gestalt des Lagers als saubres Paralleltrapez
anzusehen, wenn mau erkennen will, wie trotz der Direktiven Schmidts Herr
Schuchhardt völlig in die Irre ging. Dann wieder erschien in seinen Zeich¬
nungen eine Art Dreieck, wie er den Gegenstand nannte, oder besser eine
Figur in regelrechter Herzform, bis endlich nach langem Suchen der nunmehr
bekannt gemachte Riß gewonnen wurde, für den dann freilich die von Schmidt
bemerkten vier Seiten eine von dem ursprünglichen Schuchhardtschen Plane
ganz verschiedne Lage angenommen haben. Ja man kann nunmehr nur uoch
uneigentlich von einem Vrereck, freilich noch viel weniger von einem Dreieck,


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[0436] Ausgrabungen bei Faltern und das Aastell Aliso Hölzcrmann als römisch bezeichneten Anlagen, die Burg auf den Hüuenknäppen bei Dolberg sowie die Bumannsburg den frühern Anspruch wieder fallen lassen müssen. Sie haben sich als Anlagen karvlinyischer Befestigungskunst heraus¬ gestellt. Ein völliger Umschwung aber kam erst in die Untersuchung, als man dazu überging, die Stelle wieder zu durchforschen, in der einst Schmidt das Vorhandensein eines römischen Kastells nachgewiesen hatte. In der That war es ein glücklicher Gedanke der Westfälischen Ältertumskommission, die sich im Jahre 1896 unter der Leitung des Professors Fink in Münster gebildet hatte, hier den Spaten anzusetzen. Die Untersuchung wurde dem Direktor des Kestner- museums in Hannover, Schuchhardt, übertragen, der soeben durch die Auffindung von etwa einem halben Dutzend angeblich römischer Kastelle in den Gegenden der Hase und am Deister in den Ruf eines findigen Archäologen gekommen war. Da ihm überdies mit Martin Trautwein ein in der Aufdeckung von Limeswerkeu wohlcrfahrner Vorarbeiter an die Hand gegeben wurde, so lies; sich wohl erwarten, daß bei den reichlich zur Verfügung gestellten Mitteln die Aufgabe, jene noch von Schmidt gesehenen Verschanzungen wieder aufzufinden, wohl gelingen werde. Dennoch waren die ersten Tnstungen Schuchhardts im Sommer 1899 recht planlos und deshalb ergebnislos. Hier und dort gezogne Versuchsgräben zum Teil von 79 Metern Länge, bald zu weit nach außen, bald zu weit nach innen, ergaben zwar einzelne römische Scherben und bewiesen, was man vorher wußte, daß der Boden klassisch war, ließe» aber keine Spur von einer Be¬ festigung erkennen. Erst nach andauernden Versuchen gelang es, auf der Nord- Westseite — in einer Länge von 72 Metern und einer Tiefe durchschnittlich von 1^ Meter — im gewachsenen Mergelboden die Spitzen des gesuchten Lager- grnbens zu erkennen, und Schuchhardt konnte noch im Herbst desselben Jahres auf dem Bremer Philologentage mit Befriedigung verkündigen, daß rechts vom Niederrhein ein „entschieden römisches Kastell in den letzten Monaten seinen Kopf aus der Erde gestreckt" habe. Dennoch wollten auch die nächsten Untersuchungen Schuchhardts lauge Zeit nicht vorwärts kommen, wofür er als Ursache den Umstand angab, daß in frühern Jahren der Boden allzusehr durchwühlt worden sei. In Wirklichkeit waren die falschen Voraussetzungen Schuchhardts an dem Mißerfolge schuld. Anstatt nämlich die Mitteilungen Schmidts, der deu Umfang des Lagerplatzes auf 1380 Schritt, das ist, nach Schuchhardts eignen Schützungen, auf ungefähr 105V Meter angegeben hatte, seinen Berechnungen zu Grunde zu legen, ver¬ kürzte er willkürlich die Walllünge auf weniger'als 700 Meter. Auch konnte er trotz der entgegenstehenden Angabe» Schmidts lange Zeit dein Gedanken nicht entsagen, daß die Gestalt des Lagerplatzes ein möglichst regelrechtes Viereck mit natürlich geraden Linien gebildet haben müsse. Denn für die Form der römischen Erobefestigungen waren damals die Funde an dem Limes noch ver¬ bindlich, und Wälle mit ein- und ausbiegenden Linien, wie sie doch kurz vorher von dem Verfasser dieses Aufsatzes bei dem Lager des Habichtswaldes, übrigens mich schon bei deu Cäsarlagern in Gallien vor Jahren nachgewiesen worden waren, galten damals noch in manchen Kreisen für „absolut unrömisch." Man braucht sich uur die in dem ersten Bande der Mitteilungen der Westfälischen Altertumskommission gezeichnete Gestalt des Lagers als saubres Paralleltrapez anzusehen, wenn mau erkennen will, wie trotz der Direktiven Schmidts Herr Schuchhardt völlig in die Irre ging. Dann wieder erschien in seinen Zeich¬ nungen eine Art Dreieck, wie er den Gegenstand nannte, oder besser eine Figur in regelrechter Herzform, bis endlich nach langem Suchen der nunmehr bekannt gemachte Riß gewonnen wurde, für den dann freilich die von Schmidt bemerkten vier Seiten eine von dem ursprünglichen Schuchhardtschen Plane ganz verschiedne Lage angenommen haben. Ja man kann nunmehr nur uoch uneigentlich von einem Vrereck, freilich noch viel weniger von einem Dreieck,

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 61, 1902, Zweites Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341875_237285/436>, abgerufen am 29.06.2024.