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Die Grenzboten. Jg. 61, 1902, Zweites Vierteljahr.

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Doktor Zluttmüller und sein Freund

Hcippich, nachdem er ausgeschlafen hatte, in seinen Stall trat, fand er, daß den
beiden Pferden die schönen langen Schwänze abgeschnitten waren. Beim Schulzen
war das Wappen vom Thor abgerissen und auf den Mist geworfen, und statt
dessen war ein Strohwisch hingenagelt worden. In der Schule holte man die
Fenster eingeworfen. In Happichs Saal sah es aus, als wenn dort eine
Schlacht geliefert worden wäre. Und Doktor Duttmüller eilte im Amtsschritte von
einem Hause zum andern, um blutige Köpfe zu verbinden. Denn es hatte eine
großartige Kellerei zwischeu den Bergleuten und den Tagearbeitern gegeben. Und
auch der Nachtwächter, der die Autorität des Ortes hatte zur Geltung bringen
wollen, war verhauen worden, daß er marmoriert aussah, wie das Nienhagensche
Erbbegräbnis. Sogar Messerstiche hatte es gegeben, und es war mehr als ein
Kollapsns zu konstatieren gewesen. Am schlimmsten aber war die neu gegründete
Bergmannskapelle weggekommen. Die Mitglieder dieser Kapelle hatten sich schwer
betrunken und sich untereinander geprügelt, und der Dirigent hatte mit seiner Klari¬
nette dazu den Takt geschlagen, daß auch nicht eine Klappe mehr daran geblieben
war. Das Bombardon war breitgetreten worden, und das Tenorhorn hatte un¬
heilbare Beulen erhalten.

Es möge gleich hier eingeschaltet werden, daß Wandrer über diese Vorgänge
sehr böse war, und daß einige Dutzend Arbeiter den Laufpaß erhielten, darunter
auch Siebitsch, der Dirigent, von demi auch noch in Erfahrung gebracht worden
war, daß er bei den Instrumenten doch Schmu gemacht hatte.

Sogleich wurde der Herr Gendarm aus Altum herbeigerufen. Er kam denn
auch gegen Mittag an. besah sich alles, was die andern schon besehen hatten, und
erklärte,' daß Landfriedensbruch vorliege, der mit Gefängnis bis zu zehn Jahren
bestraft werde. Dann besuchte er einige der Verwundeten und erfuhr vou allen
übereinstimmend, daß sie unschuldig überfalle" und vou jemand geschlagen worden
seien, den sie nicht hätten erkennen können. Darauf trank der Herr Gendarm auf
Gemeindekosten einige Glas Bier und ritt weiter.

Diese Thätigkeit genügte nicht, den Einwohnern von Holzweißig das Gefühl
der Sicherheit wieder zu geben. Man behielt vielmehr den Eindruck, als wenn
unter den friedlichen Tierchen des Dorfs ein großes Raubtier, ein Bär oder ein
Elefant untergebracht worden wäre, das nur zu wollen brauchte, um alle Fesseln
zu sprengen und alles niederzuwerfen. Besonders erregt war der Herr Schulze.
Daß man das Schulzenschild abreißen und einen Strohwisch an die Stelle nageln könne,
davon hatte er noch nie etwas gehört oder gelesen, das war mindestens Majestäts-
beleidigung, das war nicht allein Amtsbeleidignng, das war auch persönliche Be¬
leidigung. Was waren das für Menschen, die sich so etwas Herausnahmen! Im
Dorfe gab es manchmal auch eine Prügelei unter den jungen Leuten, aber immer
nur mit Anstand, nicht mit Staketlatten und Messern. Und wenn er als Schulze
hinterher die Untersuchung anstellte, da waren sie hübsch artig und ließen sich an¬
schnauzen. Aber diese Schachterbaude! Wieviel fehlte denn da noch an Mord und
Brand? Und wer würde das erste Opfer sein? Er selbst, der Schulze Lüttje,
und seine neue Scheune.

Diese Lage der Dinge suchte er seinen scheuuenbesitzenden Standesgenossen bei
nächster Gelegenheit klar zu machen, fand aber wenig Verständnis für die Meinung,
man müsse sich wehren und zusammenhalten, sondern vielmehr die Neigung, zu Ver¬
fahren wie Meister Lampe, der sich drückt, wenn er Gefahr wittert. Und noch
brannten ja auch die Scheunen nicht, und die Schächter hatten sich doch nur unter¬
einander verhauen.

Nächsten Tages ging der Schulze in Begleitung des Herrn Kantor zu Ge¬
vatter Mewes uach Siebendorf. kehrte aber wenig getröstet zurück. Dort ging es
genau so zu wie in Holzweißig, ja noch schlimmer. Denn dort hatten sich die
Bergarbeiter und die Tagenrbeiter zusammengethan und wurden von Agitatoren
gegen das Werk und die Gemeinde aufgehetzt. Und dort handelte es sich acht um


Grenzboten II 1902
Doktor Zluttmüller und sein Freund

Hcippich, nachdem er ausgeschlafen hatte, in seinen Stall trat, fand er, daß den
beiden Pferden die schönen langen Schwänze abgeschnitten waren. Beim Schulzen
war das Wappen vom Thor abgerissen und auf den Mist geworfen, und statt
dessen war ein Strohwisch hingenagelt worden. In der Schule holte man die
Fenster eingeworfen. In Happichs Saal sah es aus, als wenn dort eine
Schlacht geliefert worden wäre. Und Doktor Duttmüller eilte im Amtsschritte von
einem Hause zum andern, um blutige Köpfe zu verbinden. Denn es hatte eine
großartige Kellerei zwischeu den Bergleuten und den Tagearbeitern gegeben. Und
auch der Nachtwächter, der die Autorität des Ortes hatte zur Geltung bringen
wollen, war verhauen worden, daß er marmoriert aussah, wie das Nienhagensche
Erbbegräbnis. Sogar Messerstiche hatte es gegeben, und es war mehr als ein
Kollapsns zu konstatieren gewesen. Am schlimmsten aber war die neu gegründete
Bergmannskapelle weggekommen. Die Mitglieder dieser Kapelle hatten sich schwer
betrunken und sich untereinander geprügelt, und der Dirigent hatte mit seiner Klari¬
nette dazu den Takt geschlagen, daß auch nicht eine Klappe mehr daran geblieben
war. Das Bombardon war breitgetreten worden, und das Tenorhorn hatte un¬
heilbare Beulen erhalten.

Es möge gleich hier eingeschaltet werden, daß Wandrer über diese Vorgänge
sehr böse war, und daß einige Dutzend Arbeiter den Laufpaß erhielten, darunter
auch Siebitsch, der Dirigent, von demi auch noch in Erfahrung gebracht worden
war, daß er bei den Instrumenten doch Schmu gemacht hatte.

Sogleich wurde der Herr Gendarm aus Altum herbeigerufen. Er kam denn
auch gegen Mittag an. besah sich alles, was die andern schon besehen hatten, und
erklärte,' daß Landfriedensbruch vorliege, der mit Gefängnis bis zu zehn Jahren
bestraft werde. Dann besuchte er einige der Verwundeten und erfuhr vou allen
übereinstimmend, daß sie unschuldig überfalle» und vou jemand geschlagen worden
seien, den sie nicht hätten erkennen können. Darauf trank der Herr Gendarm auf
Gemeindekosten einige Glas Bier und ritt weiter.

Diese Thätigkeit genügte nicht, den Einwohnern von Holzweißig das Gefühl
der Sicherheit wieder zu geben. Man behielt vielmehr den Eindruck, als wenn
unter den friedlichen Tierchen des Dorfs ein großes Raubtier, ein Bär oder ein
Elefant untergebracht worden wäre, das nur zu wollen brauchte, um alle Fesseln
zu sprengen und alles niederzuwerfen. Besonders erregt war der Herr Schulze.
Daß man das Schulzenschild abreißen und einen Strohwisch an die Stelle nageln könne,
davon hatte er noch nie etwas gehört oder gelesen, das war mindestens Majestäts-
beleidigung, das war nicht allein Amtsbeleidignng, das war auch persönliche Be¬
leidigung. Was waren das für Menschen, die sich so etwas Herausnahmen! Im
Dorfe gab es manchmal auch eine Prügelei unter den jungen Leuten, aber immer
nur mit Anstand, nicht mit Staketlatten und Messern. Und wenn er als Schulze
hinterher die Untersuchung anstellte, da waren sie hübsch artig und ließen sich an¬
schnauzen. Aber diese Schachterbaude! Wieviel fehlte denn da noch an Mord und
Brand? Und wer würde das erste Opfer sein? Er selbst, der Schulze Lüttje,
und seine neue Scheune.

Diese Lage der Dinge suchte er seinen scheuuenbesitzenden Standesgenossen bei
nächster Gelegenheit klar zu machen, fand aber wenig Verständnis für die Meinung,
man müsse sich wehren und zusammenhalten, sondern vielmehr die Neigung, zu Ver¬
fahren wie Meister Lampe, der sich drückt, wenn er Gefahr wittert. Und noch
brannten ja auch die Scheunen nicht, und die Schächter hatten sich doch nur unter¬
einander verhauen.

Nächsten Tages ging der Schulze in Begleitung des Herrn Kantor zu Ge¬
vatter Mewes uach Siebendorf. kehrte aber wenig getröstet zurück. Dort ging es
genau so zu wie in Holzweißig, ja noch schlimmer. Denn dort hatten sich die
Bergarbeiter und die Tagenrbeiter zusammengethan und wurden von Agitatoren
gegen das Werk und die Gemeinde aufgehetzt. Und dort handelte es sich acht um


Grenzboten II 1902
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[0113] Doktor Zluttmüller und sein Freund Hcippich, nachdem er ausgeschlafen hatte, in seinen Stall trat, fand er, daß den beiden Pferden die schönen langen Schwänze abgeschnitten waren. Beim Schulzen war das Wappen vom Thor abgerissen und auf den Mist geworfen, und statt dessen war ein Strohwisch hingenagelt worden. In der Schule holte man die Fenster eingeworfen. In Happichs Saal sah es aus, als wenn dort eine Schlacht geliefert worden wäre. Und Doktor Duttmüller eilte im Amtsschritte von einem Hause zum andern, um blutige Köpfe zu verbinden. Denn es hatte eine großartige Kellerei zwischeu den Bergleuten und den Tagearbeitern gegeben. Und auch der Nachtwächter, der die Autorität des Ortes hatte zur Geltung bringen wollen, war verhauen worden, daß er marmoriert aussah, wie das Nienhagensche Erbbegräbnis. Sogar Messerstiche hatte es gegeben, und es war mehr als ein Kollapsns zu konstatieren gewesen. Am schlimmsten aber war die neu gegründete Bergmannskapelle weggekommen. Die Mitglieder dieser Kapelle hatten sich schwer betrunken und sich untereinander geprügelt, und der Dirigent hatte mit seiner Klari¬ nette dazu den Takt geschlagen, daß auch nicht eine Klappe mehr daran geblieben war. Das Bombardon war breitgetreten worden, und das Tenorhorn hatte un¬ heilbare Beulen erhalten. Es möge gleich hier eingeschaltet werden, daß Wandrer über diese Vorgänge sehr böse war, und daß einige Dutzend Arbeiter den Laufpaß erhielten, darunter auch Siebitsch, der Dirigent, von demi auch noch in Erfahrung gebracht worden war, daß er bei den Instrumenten doch Schmu gemacht hatte. Sogleich wurde der Herr Gendarm aus Altum herbeigerufen. Er kam denn auch gegen Mittag an. besah sich alles, was die andern schon besehen hatten, und erklärte,' daß Landfriedensbruch vorliege, der mit Gefängnis bis zu zehn Jahren bestraft werde. Dann besuchte er einige der Verwundeten und erfuhr vou allen übereinstimmend, daß sie unschuldig überfalle» und vou jemand geschlagen worden seien, den sie nicht hätten erkennen können. Darauf trank der Herr Gendarm auf Gemeindekosten einige Glas Bier und ritt weiter. Diese Thätigkeit genügte nicht, den Einwohnern von Holzweißig das Gefühl der Sicherheit wieder zu geben. Man behielt vielmehr den Eindruck, als wenn unter den friedlichen Tierchen des Dorfs ein großes Raubtier, ein Bär oder ein Elefant untergebracht worden wäre, das nur zu wollen brauchte, um alle Fesseln zu sprengen und alles niederzuwerfen. Besonders erregt war der Herr Schulze. Daß man das Schulzenschild abreißen und einen Strohwisch an die Stelle nageln könne, davon hatte er noch nie etwas gehört oder gelesen, das war mindestens Majestäts- beleidigung, das war nicht allein Amtsbeleidignng, das war auch persönliche Be¬ leidigung. Was waren das für Menschen, die sich so etwas Herausnahmen! Im Dorfe gab es manchmal auch eine Prügelei unter den jungen Leuten, aber immer nur mit Anstand, nicht mit Staketlatten und Messern. Und wenn er als Schulze hinterher die Untersuchung anstellte, da waren sie hübsch artig und ließen sich an¬ schnauzen. Aber diese Schachterbaude! Wieviel fehlte denn da noch an Mord und Brand? Und wer würde das erste Opfer sein? Er selbst, der Schulze Lüttje, und seine neue Scheune. Diese Lage der Dinge suchte er seinen scheuuenbesitzenden Standesgenossen bei nächster Gelegenheit klar zu machen, fand aber wenig Verständnis für die Meinung, man müsse sich wehren und zusammenhalten, sondern vielmehr die Neigung, zu Ver¬ fahren wie Meister Lampe, der sich drückt, wenn er Gefahr wittert. Und noch brannten ja auch die Scheunen nicht, und die Schächter hatten sich doch nur unter¬ einander verhauen. Nächsten Tages ging der Schulze in Begleitung des Herrn Kantor zu Ge¬ vatter Mewes uach Siebendorf. kehrte aber wenig getröstet zurück. Dort ging es genau so zu wie in Holzweißig, ja noch schlimmer. Denn dort hatten sich die Bergarbeiter und die Tagenrbeiter zusammengethan und wurden von Agitatoren gegen das Werk und die Gemeinde aufgehetzt. Und dort handelte es sich acht um Grenzboten II 1902

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 61, 1902, Zweites Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341875_237285/113>, abgerufen am 23.07.2024.