Die Grenzboten. Jg. 61, 1902, Erstes Vierteljahr.Latholica den deutschen katholischen Einwandrern Seelenhirten zu geben, mit denen sie Diese der Kongregation vorliegenden Wünsche wurden nun bedauerlicher¬ Diese Kurzsichtigkeit wurde uur nach und uach wieder gut gemacht, als Das vorstehend Geschilderte hat in Rom zu heißen Kämpfen, vielen Nachdem die Deutschamerikaner durch ihr mannhaftes und unerschrocknes Latholica den deutschen katholischen Einwandrern Seelenhirten zu geben, mit denen sie Diese der Kongregation vorliegenden Wünsche wurden nun bedauerlicher¬ Diese Kurzsichtigkeit wurde uur nach und uach wieder gut gemacht, als Das vorstehend Geschilderte hat in Rom zu heißen Kämpfen, vielen Nachdem die Deutschamerikaner durch ihr mannhaftes und unerschrocknes <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <pb facs="#f0720" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/237244"/> <fw type="header" place="top"> Latholica</fw><lb/> <p xml:id="ID_2997" prev="#ID_2996"> den deutschen katholischen Einwandrern Seelenhirten zu geben, mit denen sie<lb/> in ihrer Muttersprache verkehren, die in deutscher Sprache zu ihnen predigen<lb/> möchten. Des weitern wurde der Kongregation anheimgestellt, zu erwägen,<lb/> ob es nicht passend wäre, in den Sprengeln, in denen Klerus und Volk in<lb/> der überwiegenden Mehrzahl der deutschen Zunge angehören, auch den Bischof<lb/> aus der Reihe der deutschen Priester zu wühlen. Unter absoluter Wahrung<lb/> aller Jurisdiktionsfrageu sollte mit diesen Wünschen dem berechtigte» Verlangen<lb/> der Deutschen Nordamerikas, in ihrer Muttersprache pastoriert zu werdeu, ent¬<lb/> gegengekommen werden.</p><lb/> <p xml:id="ID_2998"> Diese der Kongregation vorliegenden Wünsche wurden nun bedauerlicher¬<lb/> weise dahin mißverstanden, als ob die Deutschamerikaner, ohne Rücksicht auf<lb/> die bestehende kirchliche Einteilung, verlangten, eigne deutsche Diözesen zu bilde»,<lb/> die alle anderssprachigen Katholiken desselben kirchlichen Gebiets ausschließen<lb/> sollten. Es war selbstverständlich niemand eingefallen, eine solche Absurdität<lb/> zu wünschen; aber die Köpfe waren erhitzt, und der Kampf wogte heiß.<lb/> Scharfe Proteste aus Amerika liefen ein, und unberufne Ratgeber, die den<lb/> Deutschen nicht wohl wollten, mischten sich in die <zg.us<z eslödrs, und so kam<lb/> es zu einer unverblümten Verwerfung der Vorschläge, die zwar in eine sehr<lb/> gnädige und süße Form gekleidet war, jedoch über die Tragweite der Ent¬<lb/> schließung nicht hinwegtäuschen konnte.</p><lb/> <p xml:id="ID_2999"> Diese Kurzsichtigkeit wurde uur nach und uach wieder gut gemacht, als<lb/> aus Deutschland, Südamerika, Nordamerika usw. steinerweicheude Klagen der<lb/> ausgewanderten Italiener einliefen, in denen sie ihre völlige religiöse Ver¬<lb/> wahrlosung schilderten, weil sie keine italienischen Priester hätten, mit denen<lb/> sie sich verständigen könnten. Von großer Wirkung waren auch die sich in<lb/> derselben Richtung bewegenden Vorstellungen der ausgewanderten Polen,<lb/> Tschechen, Slawonier usw. Da erst erkannte mau, wie richtig die Deutschen<lb/> mit ihrer Petition vorgegangen waren. Obschon keine sonderlichen Sympathien<lb/> für die ausgewanderten Deutschen in der Propaganda großgezogen werden,<lb/> bewunderte mau doch ihre kluge Voraussicht und erkannte in der Theorie ihre<lb/> Wünsche als berechtigt an; in der Praxis soll diese Anerkennung jedoch, wie<lb/> mir aus Se. Louis und Columbus, Ohio, mitgeteilt wird, noch sehr viel zu<lb/> wünschen übrig lassen.</p><lb/> <p xml:id="ID_3000"> Das vorstehend Geschilderte hat in Rom zu heißen Kämpfen, vielen<lb/> Intriguen, manchen merkwürdigen Beeinflussungen nud sonstigen äußerst be¬<lb/> merkenswerten Erscheinungen geführt. Zwei der Hauptfeinde der Dentschen<lb/> sind schließlich in ihren eignen Netzen gefangen worden und haben von ihren<lb/> Stellen weichen müssen. Das aber ist erreicht worden, daß die Kongregation<lb/> die Deutschamerikaner nicht mehr als halbe kirchliche Revolutionäre, wenn man<lb/> so sagen will, ansieht. Von einer Umwandlung der Antipathien in Sympathien<lb/> kann jedoch noch lange keine Rede sein.</p><lb/> <p xml:id="ID_3001" next="#ID_3002"> Nachdem die Deutschamerikaner durch ihr mannhaftes und unerschrocknes<lb/> Auftreten den Kardinälen und den Prälaten die Augen geöffnet hatten, fingen<lb/> diese allmählich an zu verstehn, daß auch etwas für die Millionen von<lb/> Italienern im Auslande geschehn müsse. Aber ehe noch von Italien ans eine</p><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0720]
Latholica
den deutschen katholischen Einwandrern Seelenhirten zu geben, mit denen sie
in ihrer Muttersprache verkehren, die in deutscher Sprache zu ihnen predigen
möchten. Des weitern wurde der Kongregation anheimgestellt, zu erwägen,
ob es nicht passend wäre, in den Sprengeln, in denen Klerus und Volk in
der überwiegenden Mehrzahl der deutschen Zunge angehören, auch den Bischof
aus der Reihe der deutschen Priester zu wühlen. Unter absoluter Wahrung
aller Jurisdiktionsfrageu sollte mit diesen Wünschen dem berechtigte» Verlangen
der Deutschen Nordamerikas, in ihrer Muttersprache pastoriert zu werdeu, ent¬
gegengekommen werden.
Diese der Kongregation vorliegenden Wünsche wurden nun bedauerlicher¬
weise dahin mißverstanden, als ob die Deutschamerikaner, ohne Rücksicht auf
die bestehende kirchliche Einteilung, verlangten, eigne deutsche Diözesen zu bilde»,
die alle anderssprachigen Katholiken desselben kirchlichen Gebiets ausschließen
sollten. Es war selbstverständlich niemand eingefallen, eine solche Absurdität
zu wünschen; aber die Köpfe waren erhitzt, und der Kampf wogte heiß.
Scharfe Proteste aus Amerika liefen ein, und unberufne Ratgeber, die den
Deutschen nicht wohl wollten, mischten sich in die <zg.us<z eslödrs, und so kam
es zu einer unverblümten Verwerfung der Vorschläge, die zwar in eine sehr
gnädige und süße Form gekleidet war, jedoch über die Tragweite der Ent¬
schließung nicht hinwegtäuschen konnte.
Diese Kurzsichtigkeit wurde uur nach und uach wieder gut gemacht, als
aus Deutschland, Südamerika, Nordamerika usw. steinerweicheude Klagen der
ausgewanderten Italiener einliefen, in denen sie ihre völlige religiöse Ver¬
wahrlosung schilderten, weil sie keine italienischen Priester hätten, mit denen
sie sich verständigen könnten. Von großer Wirkung waren auch die sich in
derselben Richtung bewegenden Vorstellungen der ausgewanderten Polen,
Tschechen, Slawonier usw. Da erst erkannte mau, wie richtig die Deutschen
mit ihrer Petition vorgegangen waren. Obschon keine sonderlichen Sympathien
für die ausgewanderten Deutschen in der Propaganda großgezogen werden,
bewunderte mau doch ihre kluge Voraussicht und erkannte in der Theorie ihre
Wünsche als berechtigt an; in der Praxis soll diese Anerkennung jedoch, wie
mir aus Se. Louis und Columbus, Ohio, mitgeteilt wird, noch sehr viel zu
wünschen übrig lassen.
Das vorstehend Geschilderte hat in Rom zu heißen Kämpfen, vielen
Intriguen, manchen merkwürdigen Beeinflussungen nud sonstigen äußerst be¬
merkenswerten Erscheinungen geführt. Zwei der Hauptfeinde der Dentschen
sind schließlich in ihren eignen Netzen gefangen worden und haben von ihren
Stellen weichen müssen. Das aber ist erreicht worden, daß die Kongregation
die Deutschamerikaner nicht mehr als halbe kirchliche Revolutionäre, wenn man
so sagen will, ansieht. Von einer Umwandlung der Antipathien in Sympathien
kann jedoch noch lange keine Rede sein.
Nachdem die Deutschamerikaner durch ihr mannhaftes und unerschrocknes
Auftreten den Kardinälen und den Prälaten die Augen geöffnet hatten, fingen
diese allmählich an zu verstehn, daß auch etwas für die Millionen von
Italienern im Auslande geschehn müsse. Aber ehe noch von Italien ans eine
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