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Die Grenzboten. Jg. 61, 1902, Erstes Vierteljahr.

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Doktor Duttmnller und sein Freund

neue dünnwandige Gläser, beides in Negimentskolonnen, als gälte es hundert Personen
zu bewirten. Alle Schränke waren ausgeräumt. Denn die gnädige Fron hielt
darauf, daß viel Glas auf dem Tische stand, und daß häufig mit den Tellern
gewechselt wurde, und zwar prompt und geräuschlos. -- Wenn es nach dir ginge,
pflegte Egon zu sagen, du ließest für jedes Radieschen einen besondern Teller
bringen. Aber die gnädige Frau beachtete den Spott nicht. Sie wußte es besser,
sie wußte, was sie ihrem Hause schuldig sei.

Sie hatte an der Mitte des Tisches Platz genommen, zu ihrer Rechten saß
Rosa, die die vornehme Dame spielte, obwohl sie ihre Haare nur flüchtig gemacht
hatte, und auf der Linken Marie, die den Kopf in die Schultern zog, sich zierte
und lachte. Gegenüber standen wie die Orgelpfeifen in tiefem Ernste drei Be¬
diente in Livree, ein brauner, ein blauer und ein grüner. Der braune Lange war
Direktors Johann, der blaue mittlerer Größe Klapphorn und der grüne Kleine des
Doktors halbwüchsiger Andreas. Es war ihnen schon beigebracht worden, daß sie
nicht umherschaun, aber auch nicht so steif dastehn dürften wie Soldaten im
Gliede.

Die gnädige Fran winkte mit der Lorgnette. -- Ich habe gewinkt, sagte sie,
Johann, haben Sie es nicht gesehen? Wenn ich winke, so nehmen Sie dort vom
Tische die Suppe und präsentieren Sie von der Braut an uach rechts. -- Johann
nahm den Teller und reichte ihn Rosa hin. -- Ich bin die Braut, Johann, sagte
die gnädige Frau. Johann machte ein verwundertes Gesicht, und Marie kicherte.
Aber Sie geben ja rechts. Links wird präsentiert. -- Jetzt wußte Johann gar
nicht mehr, was er thun sollte. Die gnädige Frnn ließ die Lorgnette sinken und
sagte: Klapphorn, zeigen Sie es ihm einmal. -- Also nun noch einmal. Von der
Braut an nach rechts und links. Sie geben den Suppenwein, Andreas. Aber
um Gottes willen nicht so hart auftreten! -- Rosa nahm mit großem Anstünde
ihr Glas entgegen und setzte es etwas enttäuscht -- weil es leer war -- nieder.
Marie zog den Kopf ein und lachte.

So, jetzt treten Sie wieder an Ihren Platz, sagte die gnädige Frau. Aber
in der richtigen Reihenfolge. Und nicht schwatzen. Und sich nicht umsehen, sondern
achten Sie auf mich. -- Ich habe gewinkt. Jetzt nehmen Sie die Teller wieder
weg. Von rechts, Johann. Von rechts nimmt man die Teller. Sehen Sie doch,
wie es Klapphorn macht. Und nicht den Löffel auf den Boden werfen. Und den
Teller nicht so schief halten.

Es ist ja nichts drin, sagte Johann.

Aber morgen wird etwas drin sein, und Sie werden es der Dame über das
Kleid gießen.

Rosa quittierte "die Dame" mit gemessenem Augenaufschlag.

Morgen, wenn die Teller weggenommen werden, wird auch nichts drin sein,
erwiderte Johann.

Die gnädige Frau schlug die Augen gen Himmel und ließ die Lorgnette er¬
schöpft sinken. -- Mein Gott, sagte sie, ist die Bevölkerung dieses Landes unge¬
bildet! Also noch einmal. Treten Sie an Ihren Platz. Sie, Andreas, rechts! Ich
habe gewinkt.

Auf dieses Zeichen erschien in der offnen Thür ein junger Herr in tadellosem
Gesellschaftsanzuge, deu Cylinder in der Hand, sah sich erstaunt um und trat näher.
Der gnädigen Fran wollten die Arme vom Leibe fallen. Auch das noch!

Bitte tausendmal um Verzeihung, wenn ich hier unangemeldet eindringe, sagte
der junge Mann, aber ich traf niemand im Hause, und die Thüren standen offen.

Die gnädige Fran ließ ihre Augen im Kreise herumgehn, um den zu finden,
dessen Pflichtvergessenheit ihren Unwillen verdiente. Aber sie konnte niemand be¬
schuldigen, da sie selbst ihr ganzes Personal um sich versammelt hatte.¬

Sie haben die große Liebenswürdigkeit gehabt, mich zur Hochzeit Ihrer Fräu
lein Tochter einzuladen, und ich komme, mich Ihnen vorzustellen.


Doktor Duttmnller und sein Freund

neue dünnwandige Gläser, beides in Negimentskolonnen, als gälte es hundert Personen
zu bewirten. Alle Schränke waren ausgeräumt. Denn die gnädige Fron hielt
darauf, daß viel Glas auf dem Tische stand, und daß häufig mit den Tellern
gewechselt wurde, und zwar prompt und geräuschlos. — Wenn es nach dir ginge,
pflegte Egon zu sagen, du ließest für jedes Radieschen einen besondern Teller
bringen. Aber die gnädige Frau beachtete den Spott nicht. Sie wußte es besser,
sie wußte, was sie ihrem Hause schuldig sei.

Sie hatte an der Mitte des Tisches Platz genommen, zu ihrer Rechten saß
Rosa, die die vornehme Dame spielte, obwohl sie ihre Haare nur flüchtig gemacht
hatte, und auf der Linken Marie, die den Kopf in die Schultern zog, sich zierte
und lachte. Gegenüber standen wie die Orgelpfeifen in tiefem Ernste drei Be¬
diente in Livree, ein brauner, ein blauer und ein grüner. Der braune Lange war
Direktors Johann, der blaue mittlerer Größe Klapphorn und der grüne Kleine des
Doktors halbwüchsiger Andreas. Es war ihnen schon beigebracht worden, daß sie
nicht umherschaun, aber auch nicht so steif dastehn dürften wie Soldaten im
Gliede.

Die gnädige Fran winkte mit der Lorgnette. — Ich habe gewinkt, sagte sie,
Johann, haben Sie es nicht gesehen? Wenn ich winke, so nehmen Sie dort vom
Tische die Suppe und präsentieren Sie von der Braut an uach rechts. — Johann
nahm den Teller und reichte ihn Rosa hin. — Ich bin die Braut, Johann, sagte
die gnädige Frau. Johann machte ein verwundertes Gesicht, und Marie kicherte.
Aber Sie geben ja rechts. Links wird präsentiert. — Jetzt wußte Johann gar
nicht mehr, was er thun sollte. Die gnädige Frnn ließ die Lorgnette sinken und
sagte: Klapphorn, zeigen Sie es ihm einmal. — Also nun noch einmal. Von der
Braut an nach rechts und links. Sie geben den Suppenwein, Andreas. Aber
um Gottes willen nicht so hart auftreten! — Rosa nahm mit großem Anstünde
ihr Glas entgegen und setzte es etwas enttäuscht — weil es leer war — nieder.
Marie zog den Kopf ein und lachte.

So, jetzt treten Sie wieder an Ihren Platz, sagte die gnädige Frau. Aber
in der richtigen Reihenfolge. Und nicht schwatzen. Und sich nicht umsehen, sondern
achten Sie auf mich. — Ich habe gewinkt. Jetzt nehmen Sie die Teller wieder
weg. Von rechts, Johann. Von rechts nimmt man die Teller. Sehen Sie doch,
wie es Klapphorn macht. Und nicht den Löffel auf den Boden werfen. Und den
Teller nicht so schief halten.

Es ist ja nichts drin, sagte Johann.

Aber morgen wird etwas drin sein, und Sie werden es der Dame über das
Kleid gießen.

Rosa quittierte „die Dame" mit gemessenem Augenaufschlag.

Morgen, wenn die Teller weggenommen werden, wird auch nichts drin sein,
erwiderte Johann.

Die gnädige Frau schlug die Augen gen Himmel und ließ die Lorgnette er¬
schöpft sinken. — Mein Gott, sagte sie, ist die Bevölkerung dieses Landes unge¬
bildet! Also noch einmal. Treten Sie an Ihren Platz. Sie, Andreas, rechts! Ich
habe gewinkt.

Auf dieses Zeichen erschien in der offnen Thür ein junger Herr in tadellosem
Gesellschaftsanzuge, deu Cylinder in der Hand, sah sich erstaunt um und trat näher.
Der gnädigen Fran wollten die Arme vom Leibe fallen. Auch das noch!

Bitte tausendmal um Verzeihung, wenn ich hier unangemeldet eindringe, sagte
der junge Mann, aber ich traf niemand im Hause, und die Thüren standen offen.

Die gnädige Fran ließ ihre Augen im Kreise herumgehn, um den zu finden,
dessen Pflichtvergessenheit ihren Unwillen verdiente. Aber sie konnte niemand be¬
schuldigen, da sie selbst ihr ganzes Personal um sich versammelt hatte.¬

Sie haben die große Liebenswürdigkeit gehabt, mich zur Hochzeit Ihrer Fräu
lein Tochter einzuladen, und ich komme, mich Ihnen vorzustellen.


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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 61, 1902, Erstes Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341875_236523/682>, abgerufen am 27.09.2024.