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Die Grenzboten. Jg. 61, 1902, Erstes Vierteljahr.

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Doktor Duttinüller und sein Freund

zur Folge, daß eines Tages Auguste, die nun zwischen zwei Feuer gerate" our,
kündigte, um ihren Anbeter, den Bergmann Name, zu heiraten.

Die gnädige Frau sah einen Wechsel nicht ungern. Man hatte jetzt Gelegen¬
heit, eine perfekte Köchin aus der Hauptstadt zu engagieren, die von Frau wirk¬
liche Geheimrat von Herzberg als ausgezeichnete Köchin bestens empfohlen wurde.
Dies geschah also, und die gnädige Frau erörterte den Fall folgendermaßen: Ich
wundre mich, sagte sie, daß wir nicht schon längst darauf gekommen sind, eine
perfekte Köchin zu engagieren. Es ist das doch entschieden viel wirtschaftlicher.
Wieviel versäumt und verdirbt ein solches Mädchen wie Auguste. Ich habe ihr
wiederholt gesagt, daß sie das angeschnittne Brot über Nacht in den Keller tragen
folle. Aber sie that es nie. Dabei geht das oberste Stück Brot verloren, das
hart wird, und das hernach niemand essen will. Das kann doch bei einer perfekten
Köchin nicht vorkommen. Nicht wahr, lieber Doktor?

Gewiß, Mama, erwiderte Doktor Duttmüller, eine perfekte Köchin! Das liegt
ja doch im Namen.

Na na, sagte Ellen.

Kind, ich begreife nicht, erwiderte Mama, wie du deine Freude daran haben
kannst, das Urteil großer Leute in Frage zu ziehn. Meinst du wirklich, klüger zu
sein, als Doktor Dnttmüller und ich? Als ich jung war, fiel es keinem jungen
Mädchen ein: Na na! zu sagen. Und Tante Maud hätte es auch niemals ge¬
duldet, daß sich jemand in der Weise geäußert hätte, wie du eben. Übrigens ist uns
die Person von Frau von Herzberg empfohlen worden, einer Dame, die von altem
Adel ist, und die zu den besten Gesellschaftskreisen gehört. Du wirst wahrscheinlich
nicht beabsichtigen, die Ehrenhaftigkeit dieser Dame in Frage zu ziehn. Habe ich
nicht Recht. Doktor?

Der Doktor versicherte, daß an der Ehrenhaftigkeit von Frau von Herzberg
nicht gezweifelt werden dürfe. Bei der fortgesetzten Besprechung der Angelegenheit
stellte es sich immer deutlicher heraus, daß die erwartete perfekte Köchin eine wahre
Perle sein müsse.

Zur festgesetzten Zeit trat denn auch die Perle an. Sie trug ein Jackett,
Federhut und Sonnenschirm. Sie war weder schon noch jung und hatte eine ver¬
dächtig rote Nase. Sie überreichte dem Hausmädchen ihre Visitenkarte, um sich
anmelden zu lassen. Marie steckte die Karte ein und meldete: Gnädige Frau, die
Köchin ist draußen.

Sie soll hereinkommen.

Die Perle schwebte herein mit Jackett, Federhut und Sonnenschirm, schritt mit
der Sicherheit der Weltdame auf die gnädige Frau zu und machte ihre Verbeugung.
Die gnädige Frau saß in ihrem Empfangsfautenil. Ans eine allgemeine dirigierende
Bewegung ihrer Lorgnette ließ sich die Perle, die sie für eine Einladung, sich zu
setzen, nahm, mit Eleganz nieder und eröffnete, züchtig auf ihren Sonnenschirm
sehend, die Unterhaltung, die sich zunächst mit dem Wetter und der allgemeinen
europäischen Lage beschäftigte. Darauf überreichte sie mit der Würde eines Gesandten
ihre Akkreditive, aus denen hervorging, daß sie Rosa Morgenstern hieß, vierund¬
dreißig Jahre alt war und "Verhältnisse halber" ihren Dienst bei Frau von Herz¬
berg verlassen hatte.

Also Rosa, sagte die gnädige Frau --

Fräulein Rosa, wenn ich bitten darf, schaltete die Perle mit gemessenem
Lächeln ein. Die gnädige Frau machte eine erstaunte Miene. -- Ja, Fräulein
Rosa, wenn ich bitten darf. Gräfin Nothsattel Pflegte mich immer Fräulein Rosa
zu nennen, und bei Exzellenz von Medern hieß ich Mademoiselle, und Frau Baronin
Jsolani zog es vor, mich liebe Rosa anzureden.

Die gnädige Frau fühlte sich einigermaßen imponiert, konnte sich aber doch
nicht überwinden, Fräulein Rosa zu sagen. Sie umging also den strittigen Punkt
und brachte die Rede auf ihre Hanshaltnngsgrundsätze.'


Doktor Duttinüller und sein Freund

zur Folge, daß eines Tages Auguste, die nun zwischen zwei Feuer gerate» our,
kündigte, um ihren Anbeter, den Bergmann Name, zu heiraten.

Die gnädige Frau sah einen Wechsel nicht ungern. Man hatte jetzt Gelegen¬
heit, eine perfekte Köchin aus der Hauptstadt zu engagieren, die von Frau wirk¬
liche Geheimrat von Herzberg als ausgezeichnete Köchin bestens empfohlen wurde.
Dies geschah also, und die gnädige Frau erörterte den Fall folgendermaßen: Ich
wundre mich, sagte sie, daß wir nicht schon längst darauf gekommen sind, eine
perfekte Köchin zu engagieren. Es ist das doch entschieden viel wirtschaftlicher.
Wieviel versäumt und verdirbt ein solches Mädchen wie Auguste. Ich habe ihr
wiederholt gesagt, daß sie das angeschnittne Brot über Nacht in den Keller tragen
folle. Aber sie that es nie. Dabei geht das oberste Stück Brot verloren, das
hart wird, und das hernach niemand essen will. Das kann doch bei einer perfekten
Köchin nicht vorkommen. Nicht wahr, lieber Doktor?

Gewiß, Mama, erwiderte Doktor Duttmüller, eine perfekte Köchin! Das liegt
ja doch im Namen.

Na na, sagte Ellen.

Kind, ich begreife nicht, erwiderte Mama, wie du deine Freude daran haben
kannst, das Urteil großer Leute in Frage zu ziehn. Meinst du wirklich, klüger zu
sein, als Doktor Dnttmüller und ich? Als ich jung war, fiel es keinem jungen
Mädchen ein: Na na! zu sagen. Und Tante Maud hätte es auch niemals ge¬
duldet, daß sich jemand in der Weise geäußert hätte, wie du eben. Übrigens ist uns
die Person von Frau von Herzberg empfohlen worden, einer Dame, die von altem
Adel ist, und die zu den besten Gesellschaftskreisen gehört. Du wirst wahrscheinlich
nicht beabsichtigen, die Ehrenhaftigkeit dieser Dame in Frage zu ziehn. Habe ich
nicht Recht. Doktor?

Der Doktor versicherte, daß an der Ehrenhaftigkeit von Frau von Herzberg
nicht gezweifelt werden dürfe. Bei der fortgesetzten Besprechung der Angelegenheit
stellte es sich immer deutlicher heraus, daß die erwartete perfekte Köchin eine wahre
Perle sein müsse.

Zur festgesetzten Zeit trat denn auch die Perle an. Sie trug ein Jackett,
Federhut und Sonnenschirm. Sie war weder schon noch jung und hatte eine ver¬
dächtig rote Nase. Sie überreichte dem Hausmädchen ihre Visitenkarte, um sich
anmelden zu lassen. Marie steckte die Karte ein und meldete: Gnädige Frau, die
Köchin ist draußen.

Sie soll hereinkommen.

Die Perle schwebte herein mit Jackett, Federhut und Sonnenschirm, schritt mit
der Sicherheit der Weltdame auf die gnädige Frau zu und machte ihre Verbeugung.
Die gnädige Frau saß in ihrem Empfangsfautenil. Ans eine allgemeine dirigierende
Bewegung ihrer Lorgnette ließ sich die Perle, die sie für eine Einladung, sich zu
setzen, nahm, mit Eleganz nieder und eröffnete, züchtig auf ihren Sonnenschirm
sehend, die Unterhaltung, die sich zunächst mit dem Wetter und der allgemeinen
europäischen Lage beschäftigte. Darauf überreichte sie mit der Würde eines Gesandten
ihre Akkreditive, aus denen hervorging, daß sie Rosa Morgenstern hieß, vierund¬
dreißig Jahre alt war und „Verhältnisse halber" ihren Dienst bei Frau von Herz¬
berg verlassen hatte.

Also Rosa, sagte die gnädige Frau —

Fräulein Rosa, wenn ich bitten darf, schaltete die Perle mit gemessenem
Lächeln ein. Die gnädige Frau machte eine erstaunte Miene. — Ja, Fräulein
Rosa, wenn ich bitten darf. Gräfin Nothsattel Pflegte mich immer Fräulein Rosa
zu nennen, und bei Exzellenz von Medern hieß ich Mademoiselle, und Frau Baronin
Jsolani zog es vor, mich liebe Rosa anzureden.

Die gnädige Frau fühlte sich einigermaßen imponiert, konnte sich aber doch
nicht überwinden, Fräulein Rosa zu sagen. Sie umging also den strittigen Punkt
und brachte die Rede auf ihre Hanshaltnngsgrundsätze.'


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[0628] Doktor Duttinüller und sein Freund zur Folge, daß eines Tages Auguste, die nun zwischen zwei Feuer gerate» our, kündigte, um ihren Anbeter, den Bergmann Name, zu heiraten. Die gnädige Frau sah einen Wechsel nicht ungern. Man hatte jetzt Gelegen¬ heit, eine perfekte Köchin aus der Hauptstadt zu engagieren, die von Frau wirk¬ liche Geheimrat von Herzberg als ausgezeichnete Köchin bestens empfohlen wurde. Dies geschah also, und die gnädige Frau erörterte den Fall folgendermaßen: Ich wundre mich, sagte sie, daß wir nicht schon längst darauf gekommen sind, eine perfekte Köchin zu engagieren. Es ist das doch entschieden viel wirtschaftlicher. Wieviel versäumt und verdirbt ein solches Mädchen wie Auguste. Ich habe ihr wiederholt gesagt, daß sie das angeschnittne Brot über Nacht in den Keller tragen folle. Aber sie that es nie. Dabei geht das oberste Stück Brot verloren, das hart wird, und das hernach niemand essen will. Das kann doch bei einer perfekten Köchin nicht vorkommen. Nicht wahr, lieber Doktor? Gewiß, Mama, erwiderte Doktor Duttmüller, eine perfekte Köchin! Das liegt ja doch im Namen. Na na, sagte Ellen. Kind, ich begreife nicht, erwiderte Mama, wie du deine Freude daran haben kannst, das Urteil großer Leute in Frage zu ziehn. Meinst du wirklich, klüger zu sein, als Doktor Dnttmüller und ich? Als ich jung war, fiel es keinem jungen Mädchen ein: Na na! zu sagen. Und Tante Maud hätte es auch niemals ge¬ duldet, daß sich jemand in der Weise geäußert hätte, wie du eben. Übrigens ist uns die Person von Frau von Herzberg empfohlen worden, einer Dame, die von altem Adel ist, und die zu den besten Gesellschaftskreisen gehört. Du wirst wahrscheinlich nicht beabsichtigen, die Ehrenhaftigkeit dieser Dame in Frage zu ziehn. Habe ich nicht Recht. Doktor? Der Doktor versicherte, daß an der Ehrenhaftigkeit von Frau von Herzberg nicht gezweifelt werden dürfe. Bei der fortgesetzten Besprechung der Angelegenheit stellte es sich immer deutlicher heraus, daß die erwartete perfekte Köchin eine wahre Perle sein müsse. Zur festgesetzten Zeit trat denn auch die Perle an. Sie trug ein Jackett, Federhut und Sonnenschirm. Sie war weder schon noch jung und hatte eine ver¬ dächtig rote Nase. Sie überreichte dem Hausmädchen ihre Visitenkarte, um sich anmelden zu lassen. Marie steckte die Karte ein und meldete: Gnädige Frau, die Köchin ist draußen. Sie soll hereinkommen. Die Perle schwebte herein mit Jackett, Federhut und Sonnenschirm, schritt mit der Sicherheit der Weltdame auf die gnädige Frau zu und machte ihre Verbeugung. Die gnädige Frau saß in ihrem Empfangsfautenil. Ans eine allgemeine dirigierende Bewegung ihrer Lorgnette ließ sich die Perle, die sie für eine Einladung, sich zu setzen, nahm, mit Eleganz nieder und eröffnete, züchtig auf ihren Sonnenschirm sehend, die Unterhaltung, die sich zunächst mit dem Wetter und der allgemeinen europäischen Lage beschäftigte. Darauf überreichte sie mit der Würde eines Gesandten ihre Akkreditive, aus denen hervorging, daß sie Rosa Morgenstern hieß, vierund¬ dreißig Jahre alt war und „Verhältnisse halber" ihren Dienst bei Frau von Herz¬ berg verlassen hatte. Also Rosa, sagte die gnädige Frau — Fräulein Rosa, wenn ich bitten darf, schaltete die Perle mit gemessenem Lächeln ein. Die gnädige Frau machte eine erstaunte Miene. — Ja, Fräulein Rosa, wenn ich bitten darf. Gräfin Nothsattel Pflegte mich immer Fräulein Rosa zu nennen, und bei Exzellenz von Medern hieß ich Mademoiselle, und Frau Baronin Jsolani zog es vor, mich liebe Rosa anzureden. Die gnädige Frau fühlte sich einigermaßen imponiert, konnte sich aber doch nicht überwinden, Fräulein Rosa zu sagen. Sie umging also den strittigen Punkt und brachte die Rede auf ihre Hanshaltnngsgrundsätze.'

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 61, 1902, Erstes Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341875_236523/628>, abgerufen am 27.09.2024.