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Die Grenzboten. Jg. 61, 1902, Erstes Vierteljahr.

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Politik mit allen Kräften zu unterstützen." Diesen Weg also überließ Freytng
jetzt seinem Kollegen Busch, er selbst tanzte zunächst jenen "Eiertanz" in den
Grenzboten und gründete dann 1871 eine neue Zeitschrift, das kurzlebige
"Im neuen Reich," das mit seiner Geburt schon seine Mission erledigt hatte,
weil es in dem wirklichen neuen Reiche kein Bedürfnis mehr erfüllen konnte.
Busch aber erhielt noch 1866 vom Auswärtigen Amt in Berlin den Auftrag,
dem preußischen Zivilkommissar in Hannover als Beistand für Preßangelegen¬
heiten zu dienen. Im Frühling 1869 kehrte er wieder nach Leipzig zurück,
und ein Jahr später, im Februar 1870, wurde er plötzlich als Bismcircks
Adlatus für die Presse in dessen Kanzlei nach Berlin gerufen, ging dann mit
nach Frankreich und war nach der Beendigung des Feldzugs noch bis 1873
im Auswärtigen Amt beschäftigt. Dann redigierte er den "Hannoverschen
Kurier" und bereitete sein Buch "Graf Bismarck und seine Leute" vor. Als
dieses erschien (1878, bei Grunvw), war sein Verhältnis zu den Grenzboten
wieder hergestellt, und diese Verbindung trug alsbald ihre Früchte. Der
Nationalliberale Hans Blum, der seit Freytags Entfernung (1871) die Redaktion
geführt hatte, war nun nicht mehr möglich, da die Grenzboten für die Politik
des Reichskanzlers, der mit den Nationalliberalen zu brechen im Begriff war,
eintreten wollten, und von 1879 an gab der Verleger I. Grunow sein Blatt
unter eigner Verantwortung heraus, während Busch darin nach Bismcircks
Weisungen zunächst seine "Friktionsartikel" und dann noch viele andre Auf¬
sätze schrieb, deren Quelle die Grenzboten der achtziger Jahre merkwürdig ge¬
macht hat. Busch blieb immer mit Bismarck in Berührung, der sich seiner
gewandten Feder vielfach bediente, wo ihm Mitteilungen durch die offiziösen
Preßstellen nicht zweckmüßig schienen, und der ihm deutliche Beweise eines un¬
gewöhnlichen Vertrauens früher und noch bis ganz zuletzt gegeben hat. Das
1884 erschienene Buch "Unser Reichskanzler," dessen Druckbogen Bismarck,
ebenso wie die von "Graf Bismarck und seine Leute," durchsah, und das
dreibündige Memoirenwerk der "Tagebuchblütter" von 1899 enthalten eine
erstaunliche Fülle des kostbarsten Materials in Gesprüchen, Briefen und Doku¬
menten (auch Auszüge aus jenen Friktionsartikeln finden sich darin), und
sie werden für alle Zeit eine der wertvollsten Quellen für die Kenntnis
Bismcircks und seiner Zeit bleiben. Aber sie zeigen auch zugleich, welchen
Anteil dieser bescheidne, hinter den Kulissen der Zeitgeschichte stehende kluge
Litterat an den einzelnen großen Ereignissen gehabt hat, ein politischer
Journalist ersten Ranges, was wir noch einmal mit Nachdruck denen gegen¬
über betonen, die ihn als einen bloßen Sammler überflüssiger Anekdoten
haben hinstellen wollen.

Zwei österreichische Staatsmänner stellen wir hier zusammen, eine" jüngern
und einen viel ältern aus einer frühern Zeit, sodaß mancher mit Verwundrung
vernehmen wird, daß er bis vor kurzem noch gelebt hat. Jener, Graf Hohen-
wart, der Vorsitzende eines nach ihm benannten Kabinetts von kurzer Dauer
(Februar bis Oktober 1871), war ein für Österreich wichtiger konservativer
Politiker, lange Zeit Führer der Rechten des Herrenhauses, ein bedeutender
Redner und eine mit Recht angesehene Persönlichkeit. Während er ein Alter
von fünfundsiebzig Jahren erreichte, hat es Graf Rcchberg auf dreiundneunzig
gebracht, nach fünfunddreißig Jahren des Ruhestandes seit seinem Sturz als
Minister im Oktober 1864. Sein Nekrolog von Friedjung ist neben dein
Caprivis von Meyer nach unsrer Meinung die beste Arbeit dieses Bandes.
Rechberg aber hat darum unser Interesse, weil er ein tüchtiger und ehrlich
wollender Diplomat und Minister war. Als Gesandter am Frankfurter
Bundestage seit 1855 gewann er bald zu dem preußischen Vertreter Bismarck
ein viel besseres Verhältnis als sein Vorgänger Prokesch, und in den folgenden
Jahren hatte es für die Zeitgenossen manchmal sogar den Anschein, als ob


Die Toten von ^3Z9

Politik mit allen Kräften zu unterstützen." Diesen Weg also überließ Freytng
jetzt seinem Kollegen Busch, er selbst tanzte zunächst jenen „Eiertanz" in den
Grenzboten und gründete dann 1871 eine neue Zeitschrift, das kurzlebige
„Im neuen Reich," das mit seiner Geburt schon seine Mission erledigt hatte,
weil es in dem wirklichen neuen Reiche kein Bedürfnis mehr erfüllen konnte.
Busch aber erhielt noch 1866 vom Auswärtigen Amt in Berlin den Auftrag,
dem preußischen Zivilkommissar in Hannover als Beistand für Preßangelegen¬
heiten zu dienen. Im Frühling 1869 kehrte er wieder nach Leipzig zurück,
und ein Jahr später, im Februar 1870, wurde er plötzlich als Bismcircks
Adlatus für die Presse in dessen Kanzlei nach Berlin gerufen, ging dann mit
nach Frankreich und war nach der Beendigung des Feldzugs noch bis 1873
im Auswärtigen Amt beschäftigt. Dann redigierte er den „Hannoverschen
Kurier" und bereitete sein Buch „Graf Bismarck und seine Leute" vor. Als
dieses erschien (1878, bei Grunvw), war sein Verhältnis zu den Grenzboten
wieder hergestellt, und diese Verbindung trug alsbald ihre Früchte. Der
Nationalliberale Hans Blum, der seit Freytags Entfernung (1871) die Redaktion
geführt hatte, war nun nicht mehr möglich, da die Grenzboten für die Politik
des Reichskanzlers, der mit den Nationalliberalen zu brechen im Begriff war,
eintreten wollten, und von 1879 an gab der Verleger I. Grunow sein Blatt
unter eigner Verantwortung heraus, während Busch darin nach Bismcircks
Weisungen zunächst seine „Friktionsartikel" und dann noch viele andre Auf¬
sätze schrieb, deren Quelle die Grenzboten der achtziger Jahre merkwürdig ge¬
macht hat. Busch blieb immer mit Bismarck in Berührung, der sich seiner
gewandten Feder vielfach bediente, wo ihm Mitteilungen durch die offiziösen
Preßstellen nicht zweckmüßig schienen, und der ihm deutliche Beweise eines un¬
gewöhnlichen Vertrauens früher und noch bis ganz zuletzt gegeben hat. Das
1884 erschienene Buch „Unser Reichskanzler," dessen Druckbogen Bismarck,
ebenso wie die von „Graf Bismarck und seine Leute," durchsah, und das
dreibündige Memoirenwerk der „Tagebuchblütter" von 1899 enthalten eine
erstaunliche Fülle des kostbarsten Materials in Gesprüchen, Briefen und Doku¬
menten (auch Auszüge aus jenen Friktionsartikeln finden sich darin), und
sie werden für alle Zeit eine der wertvollsten Quellen für die Kenntnis
Bismcircks und seiner Zeit bleiben. Aber sie zeigen auch zugleich, welchen
Anteil dieser bescheidne, hinter den Kulissen der Zeitgeschichte stehende kluge
Litterat an den einzelnen großen Ereignissen gehabt hat, ein politischer
Journalist ersten Ranges, was wir noch einmal mit Nachdruck denen gegen¬
über betonen, die ihn als einen bloßen Sammler überflüssiger Anekdoten
haben hinstellen wollen.

Zwei österreichische Staatsmänner stellen wir hier zusammen, eine» jüngern
und einen viel ältern aus einer frühern Zeit, sodaß mancher mit Verwundrung
vernehmen wird, daß er bis vor kurzem noch gelebt hat. Jener, Graf Hohen-
wart, der Vorsitzende eines nach ihm benannten Kabinetts von kurzer Dauer
(Februar bis Oktober 1871), war ein für Österreich wichtiger konservativer
Politiker, lange Zeit Führer der Rechten des Herrenhauses, ein bedeutender
Redner und eine mit Recht angesehene Persönlichkeit. Während er ein Alter
von fünfundsiebzig Jahren erreichte, hat es Graf Rcchberg auf dreiundneunzig
gebracht, nach fünfunddreißig Jahren des Ruhestandes seit seinem Sturz als
Minister im Oktober 1864. Sein Nekrolog von Friedjung ist neben dein
Caprivis von Meyer nach unsrer Meinung die beste Arbeit dieses Bandes.
Rechberg aber hat darum unser Interesse, weil er ein tüchtiger und ehrlich
wollender Diplomat und Minister war. Als Gesandter am Frankfurter
Bundestage seit 1855 gewann er bald zu dem preußischen Vertreter Bismarck
ein viel besseres Verhältnis als sein Vorgänger Prokesch, und in den folgenden
Jahren hatte es für die Zeitgenossen manchmal sogar den Anschein, als ob


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[0572] Die Toten von ^3Z9 Politik mit allen Kräften zu unterstützen." Diesen Weg also überließ Freytng jetzt seinem Kollegen Busch, er selbst tanzte zunächst jenen „Eiertanz" in den Grenzboten und gründete dann 1871 eine neue Zeitschrift, das kurzlebige „Im neuen Reich," das mit seiner Geburt schon seine Mission erledigt hatte, weil es in dem wirklichen neuen Reiche kein Bedürfnis mehr erfüllen konnte. Busch aber erhielt noch 1866 vom Auswärtigen Amt in Berlin den Auftrag, dem preußischen Zivilkommissar in Hannover als Beistand für Preßangelegen¬ heiten zu dienen. Im Frühling 1869 kehrte er wieder nach Leipzig zurück, und ein Jahr später, im Februar 1870, wurde er plötzlich als Bismcircks Adlatus für die Presse in dessen Kanzlei nach Berlin gerufen, ging dann mit nach Frankreich und war nach der Beendigung des Feldzugs noch bis 1873 im Auswärtigen Amt beschäftigt. Dann redigierte er den „Hannoverschen Kurier" und bereitete sein Buch „Graf Bismarck und seine Leute" vor. Als dieses erschien (1878, bei Grunvw), war sein Verhältnis zu den Grenzboten wieder hergestellt, und diese Verbindung trug alsbald ihre Früchte. Der Nationalliberale Hans Blum, der seit Freytags Entfernung (1871) die Redaktion geführt hatte, war nun nicht mehr möglich, da die Grenzboten für die Politik des Reichskanzlers, der mit den Nationalliberalen zu brechen im Begriff war, eintreten wollten, und von 1879 an gab der Verleger I. Grunow sein Blatt unter eigner Verantwortung heraus, während Busch darin nach Bismcircks Weisungen zunächst seine „Friktionsartikel" und dann noch viele andre Auf¬ sätze schrieb, deren Quelle die Grenzboten der achtziger Jahre merkwürdig ge¬ macht hat. Busch blieb immer mit Bismarck in Berührung, der sich seiner gewandten Feder vielfach bediente, wo ihm Mitteilungen durch die offiziösen Preßstellen nicht zweckmüßig schienen, und der ihm deutliche Beweise eines un¬ gewöhnlichen Vertrauens früher und noch bis ganz zuletzt gegeben hat. Das 1884 erschienene Buch „Unser Reichskanzler," dessen Druckbogen Bismarck, ebenso wie die von „Graf Bismarck und seine Leute," durchsah, und das dreibündige Memoirenwerk der „Tagebuchblütter" von 1899 enthalten eine erstaunliche Fülle des kostbarsten Materials in Gesprüchen, Briefen und Doku¬ menten (auch Auszüge aus jenen Friktionsartikeln finden sich darin), und sie werden für alle Zeit eine der wertvollsten Quellen für die Kenntnis Bismcircks und seiner Zeit bleiben. Aber sie zeigen auch zugleich, welchen Anteil dieser bescheidne, hinter den Kulissen der Zeitgeschichte stehende kluge Litterat an den einzelnen großen Ereignissen gehabt hat, ein politischer Journalist ersten Ranges, was wir noch einmal mit Nachdruck denen gegen¬ über betonen, die ihn als einen bloßen Sammler überflüssiger Anekdoten haben hinstellen wollen. Zwei österreichische Staatsmänner stellen wir hier zusammen, eine» jüngern und einen viel ältern aus einer frühern Zeit, sodaß mancher mit Verwundrung vernehmen wird, daß er bis vor kurzem noch gelebt hat. Jener, Graf Hohen- wart, der Vorsitzende eines nach ihm benannten Kabinetts von kurzer Dauer (Februar bis Oktober 1871), war ein für Österreich wichtiger konservativer Politiker, lange Zeit Führer der Rechten des Herrenhauses, ein bedeutender Redner und eine mit Recht angesehene Persönlichkeit. Während er ein Alter von fünfundsiebzig Jahren erreichte, hat es Graf Rcchberg auf dreiundneunzig gebracht, nach fünfunddreißig Jahren des Ruhestandes seit seinem Sturz als Minister im Oktober 1864. Sein Nekrolog von Friedjung ist neben dein Caprivis von Meyer nach unsrer Meinung die beste Arbeit dieses Bandes. Rechberg aber hat darum unser Interesse, weil er ein tüchtiger und ehrlich wollender Diplomat und Minister war. Als Gesandter am Frankfurter Bundestage seit 1855 gewann er bald zu dem preußischen Vertreter Bismarck ein viel besseres Verhältnis als sein Vorgänger Prokesch, und in den folgenden Jahren hatte es für die Zeitgenossen manchmal sogar den Anschein, als ob

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 61, 1902, Erstes Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341875_236523/572>, abgerufen am 26.09.2024.