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Die Grenzboten. Jg. 61, 1902, Erstes Vierteljahr.

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Doktor Duttmüllor und sein Freund

lcmbten, und mit so gehobnem Bewußtsein, wie es der hat, der einem geschäftlichen
Erfolge entgegengeht. Leberecht Bolze hatte es nicht genügt, die Auspumpung der
toten Asse durch Korrespondenz in die Wege zu leiten, er hielt es für nötig, sich
selbst auf den Weg zu macheu und nach dem Rechten zu sehen. Und er that gut
daran. Als er aus dem Walde heraustrat und auf dem Holzweißiger Kirschberge
stand, that sich ihm der Blick auf die Ane der Asse auf. Ha! Das Unternehmen
war im Gange. Dort stand eine Lokomobile, die schwarzen Rauch emporsteigen
ließ, und da waren Menschen bei der Arbeit. Freilich blinkte auch noch der
Spiegel der toten Asse im Sonnenlicht, doch glaubte sich Bolze nicht in der Be¬
obachtung zu täuschen, daß das Wasser schon wesentlich abgenommen habe. Mit
beschleunigtem Schritte und noch gehobnerm Bewußtsein eilte er ins Dorf hinab.
Hier machte er Hnppich, der der Sache merkwürdig kühl gegenüberstand, mit einiger
Mühe mobil, und dann wanderten beide hinaus, und Bolze machte nochmals einen
Überschlag des zu erwartenden Gewinns.

Als man an der toten Asse angekommen war, zeigte sichs, daß die Pumperei
noch gar nicht begonnen hatte. Aber die Vorbereitungen waren desto gründlicher
gewesen. Drei Tage hatten sie in Anspruch genommen, und alles war aus das
eingehendste besprochen worden. Eine Janchenpumpe war aufgestellt und auf eine
etwas umständliche Weise mit der Dampfmaschine verbunden worden. Eben war
man fertig geworden. So. Na nun los! Nach ein paar Umdrehungen fing die
Geschichte an zu Wippen und zu schwingen und flog in Stücken in die Luft. Bolze
stieß einen Schreckensruf aus und fuhr sich mit den Händen uach den Haaren, über¬
legte aber, daß künstliche Hauptbedeckungen vorsichtig behandelt werden müssen.
August Rathke, der Untermüller, der als Werkführer fungierte, hielt lange Reden,
und die Arbeiter setzten ebenso ausführlich auseinander, was geschehn wäre, wenn
dies oder das anders gewesen wäre. Leberecht Bolzes ungeduldiges Gemüt litt
sehr unter diesen Erörterungen. So schaffen Sie doch eine andre Pumpe zur
Stelle, rief Bolze. Worauf alle die aufgezählt wurden, die keine Wasserpumpe
hatten, was Happich jedesmal mit gutem Gewissen bestätigen konnte.

Bolze hielt es nicht länger aus. Er lief davou, durch die Straße von Holz-
weiszig und mitten hinein in die Pferde des Direktors, der eben im Wagen die
Dorfstraße herabkam.

Ho! Herr Bolze, rief der Direktor, wohin denn so eilig. Bolze erzählte
die Nöte der Tote-Asse-Auspumpungsgesellschaft und schloß: Helfen Sie, Herr
Direktor, helfen Sie. Sie gehören ja auch zur Gesellschaft. Unsre Mittel gehn
zu Ende. Die Gesellschaft muß liquidieren, die Gelder gehn verloren, keine Rede
von Karpfen. Und diese Blamage! Herr Direktor, diese Blamage!

Seine Rede machte Eindruck. Der Direktor schmunzelte und nahm Bolze zu
sich in den Wagen und mit hinaus aufs Werk. Hier stärkte er erst den erschöpften
Unternehmer mit einem guten Frühstück, ließ dann eine Notationspumpe auf einen
Handwagen legen und schickte sie mit ein paar sachkundigen Arbeitern hinaus zur
toten Asse. Gegen Abend war alles wieder in Ordnung. Nun aber steckte es-
Die Pumpe warf Ströme von Wasser in den Abzugsgraben, so viel, daß dieser
nicht alles aufnehmen konnte, übertrat und die Wiesen weiter abwärts unter Wasser
setzte. Bolze sah es mit um so größerer Genugthuung, als er es selber gewesen
war, der die Sache in Schwung gebracht hatte. Er schärfte also den Leuten ein,
daß sie die ganze Nacht durchpumpeu müßten. Kaum war er verschwunden, so
stellte der Untermnller den Dampf ab und ging nach Hause. Unsinn, sagte er,
die Nacht durch wird nicht gearbeitet, morgen ist auch noch ein Tag. Aber an
diesem Tage machten sie sich zeitig dran und ließen die Maschine gehn, daß es
nur so eine Art hatte. Als zu Mittag der Aufsichtsrat, bestehend' aus Larisch,
Bolze und Scholz, ankam, standen die Wiesen weithin unter Wasser, aber der
Spiegel der toten Asse stand kaum vier Zoll tiefer als vorher. Tiefer sank der
Wasserstand überhaupt nicht. Es lag ein Rätsel vor. Sollten unterirdische Quellen


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lcmbten, und mit so gehobnem Bewußtsein, wie es der hat, der einem geschäftlichen
Erfolge entgegengeht. Leberecht Bolze hatte es nicht genügt, die Auspumpung der
toten Asse durch Korrespondenz in die Wege zu leiten, er hielt es für nötig, sich
selbst auf den Weg zu macheu und nach dem Rechten zu sehen. Und er that gut
daran. Als er aus dem Walde heraustrat und auf dem Holzweißiger Kirschberge
stand, that sich ihm der Blick auf die Ane der Asse auf. Ha! Das Unternehmen
war im Gange. Dort stand eine Lokomobile, die schwarzen Rauch emporsteigen
ließ, und da waren Menschen bei der Arbeit. Freilich blinkte auch noch der
Spiegel der toten Asse im Sonnenlicht, doch glaubte sich Bolze nicht in der Be¬
obachtung zu täuschen, daß das Wasser schon wesentlich abgenommen habe. Mit
beschleunigtem Schritte und noch gehobnerm Bewußtsein eilte er ins Dorf hinab.
Hier machte er Hnppich, der der Sache merkwürdig kühl gegenüberstand, mit einiger
Mühe mobil, und dann wanderten beide hinaus, und Bolze machte nochmals einen
Überschlag des zu erwartenden Gewinns.

Als man an der toten Asse angekommen war, zeigte sichs, daß die Pumperei
noch gar nicht begonnen hatte. Aber die Vorbereitungen waren desto gründlicher
gewesen. Drei Tage hatten sie in Anspruch genommen, und alles war aus das
eingehendste besprochen worden. Eine Janchenpumpe war aufgestellt und auf eine
etwas umständliche Weise mit der Dampfmaschine verbunden worden. Eben war
man fertig geworden. So. Na nun los! Nach ein paar Umdrehungen fing die
Geschichte an zu Wippen und zu schwingen und flog in Stücken in die Luft. Bolze
stieß einen Schreckensruf aus und fuhr sich mit den Händen uach den Haaren, über¬
legte aber, daß künstliche Hauptbedeckungen vorsichtig behandelt werden müssen.
August Rathke, der Untermüller, der als Werkführer fungierte, hielt lange Reden,
und die Arbeiter setzten ebenso ausführlich auseinander, was geschehn wäre, wenn
dies oder das anders gewesen wäre. Leberecht Bolzes ungeduldiges Gemüt litt
sehr unter diesen Erörterungen. So schaffen Sie doch eine andre Pumpe zur
Stelle, rief Bolze. Worauf alle die aufgezählt wurden, die keine Wasserpumpe
hatten, was Happich jedesmal mit gutem Gewissen bestätigen konnte.

Bolze hielt es nicht länger aus. Er lief davou, durch die Straße von Holz-
weiszig und mitten hinein in die Pferde des Direktors, der eben im Wagen die
Dorfstraße herabkam.

Ho! Herr Bolze, rief der Direktor, wohin denn so eilig. Bolze erzählte
die Nöte der Tote-Asse-Auspumpungsgesellschaft und schloß: Helfen Sie, Herr
Direktor, helfen Sie. Sie gehören ja auch zur Gesellschaft. Unsre Mittel gehn
zu Ende. Die Gesellschaft muß liquidieren, die Gelder gehn verloren, keine Rede
von Karpfen. Und diese Blamage! Herr Direktor, diese Blamage!

Seine Rede machte Eindruck. Der Direktor schmunzelte und nahm Bolze zu
sich in den Wagen und mit hinaus aufs Werk. Hier stärkte er erst den erschöpften
Unternehmer mit einem guten Frühstück, ließ dann eine Notationspumpe auf einen
Handwagen legen und schickte sie mit ein paar sachkundigen Arbeitern hinaus zur
toten Asse. Gegen Abend war alles wieder in Ordnung. Nun aber steckte es-
Die Pumpe warf Ströme von Wasser in den Abzugsgraben, so viel, daß dieser
nicht alles aufnehmen konnte, übertrat und die Wiesen weiter abwärts unter Wasser
setzte. Bolze sah es mit um so größerer Genugthuung, als er es selber gewesen
war, der die Sache in Schwung gebracht hatte. Er schärfte also den Leuten ein,
daß sie die ganze Nacht durchpumpeu müßten. Kaum war er verschwunden, so
stellte der Untermnller den Dampf ab und ging nach Hause. Unsinn, sagte er,
die Nacht durch wird nicht gearbeitet, morgen ist auch noch ein Tag. Aber an
diesem Tage machten sie sich zeitig dran und ließen die Maschine gehn, daß es
nur so eine Art hatte. Als zu Mittag der Aufsichtsrat, bestehend' aus Larisch,
Bolze und Scholz, ankam, standen die Wiesen weithin unter Wasser, aber der
Spiegel der toten Asse stand kaum vier Zoll tiefer als vorher. Tiefer sank der
Wasserstand überhaupt nicht. Es lag ein Rätsel vor. Sollten unterirdische Quellen


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[0514] Doktor Duttmüllor und sein Freund lcmbten, und mit so gehobnem Bewußtsein, wie es der hat, der einem geschäftlichen Erfolge entgegengeht. Leberecht Bolze hatte es nicht genügt, die Auspumpung der toten Asse durch Korrespondenz in die Wege zu leiten, er hielt es für nötig, sich selbst auf den Weg zu macheu und nach dem Rechten zu sehen. Und er that gut daran. Als er aus dem Walde heraustrat und auf dem Holzweißiger Kirschberge stand, that sich ihm der Blick auf die Ane der Asse auf. Ha! Das Unternehmen war im Gange. Dort stand eine Lokomobile, die schwarzen Rauch emporsteigen ließ, und da waren Menschen bei der Arbeit. Freilich blinkte auch noch der Spiegel der toten Asse im Sonnenlicht, doch glaubte sich Bolze nicht in der Be¬ obachtung zu täuschen, daß das Wasser schon wesentlich abgenommen habe. Mit beschleunigtem Schritte und noch gehobnerm Bewußtsein eilte er ins Dorf hinab. Hier machte er Hnppich, der der Sache merkwürdig kühl gegenüberstand, mit einiger Mühe mobil, und dann wanderten beide hinaus, und Bolze machte nochmals einen Überschlag des zu erwartenden Gewinns. Als man an der toten Asse angekommen war, zeigte sichs, daß die Pumperei noch gar nicht begonnen hatte. Aber die Vorbereitungen waren desto gründlicher gewesen. Drei Tage hatten sie in Anspruch genommen, und alles war aus das eingehendste besprochen worden. Eine Janchenpumpe war aufgestellt und auf eine etwas umständliche Weise mit der Dampfmaschine verbunden worden. Eben war man fertig geworden. So. Na nun los! Nach ein paar Umdrehungen fing die Geschichte an zu Wippen und zu schwingen und flog in Stücken in die Luft. Bolze stieß einen Schreckensruf aus und fuhr sich mit den Händen uach den Haaren, über¬ legte aber, daß künstliche Hauptbedeckungen vorsichtig behandelt werden müssen. August Rathke, der Untermüller, der als Werkführer fungierte, hielt lange Reden, und die Arbeiter setzten ebenso ausführlich auseinander, was geschehn wäre, wenn dies oder das anders gewesen wäre. Leberecht Bolzes ungeduldiges Gemüt litt sehr unter diesen Erörterungen. So schaffen Sie doch eine andre Pumpe zur Stelle, rief Bolze. Worauf alle die aufgezählt wurden, die keine Wasserpumpe hatten, was Happich jedesmal mit gutem Gewissen bestätigen konnte. Bolze hielt es nicht länger aus. Er lief davou, durch die Straße von Holz- weiszig und mitten hinein in die Pferde des Direktors, der eben im Wagen die Dorfstraße herabkam. Ho! Herr Bolze, rief der Direktor, wohin denn so eilig. Bolze erzählte die Nöte der Tote-Asse-Auspumpungsgesellschaft und schloß: Helfen Sie, Herr Direktor, helfen Sie. Sie gehören ja auch zur Gesellschaft. Unsre Mittel gehn zu Ende. Die Gesellschaft muß liquidieren, die Gelder gehn verloren, keine Rede von Karpfen. Und diese Blamage! Herr Direktor, diese Blamage! Seine Rede machte Eindruck. Der Direktor schmunzelte und nahm Bolze zu sich in den Wagen und mit hinaus aufs Werk. Hier stärkte er erst den erschöpften Unternehmer mit einem guten Frühstück, ließ dann eine Notationspumpe auf einen Handwagen legen und schickte sie mit ein paar sachkundigen Arbeitern hinaus zur toten Asse. Gegen Abend war alles wieder in Ordnung. Nun aber steckte es- Die Pumpe warf Ströme von Wasser in den Abzugsgraben, so viel, daß dieser nicht alles aufnehmen konnte, übertrat und die Wiesen weiter abwärts unter Wasser setzte. Bolze sah es mit um so größerer Genugthuung, als er es selber gewesen war, der die Sache in Schwung gebracht hatte. Er schärfte also den Leuten ein, daß sie die ganze Nacht durchpumpeu müßten. Kaum war er verschwunden, so stellte der Untermnller den Dampf ab und ging nach Hause. Unsinn, sagte er, die Nacht durch wird nicht gearbeitet, morgen ist auch noch ein Tag. Aber an diesem Tage machten sie sich zeitig dran und ließen die Maschine gehn, daß es nur so eine Art hatte. Als zu Mittag der Aufsichtsrat, bestehend' aus Larisch, Bolze und Scholz, ankam, standen die Wiesen weithin unter Wasser, aber der Spiegel der toten Asse stand kaum vier Zoll tiefer als vorher. Tiefer sank der Wasserstand überhaupt nicht. Es lag ein Rätsel vor. Sollten unterirdische Quellen

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 61, 1902, Erstes Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341875_236523/514>, abgerufen am 27.09.2024.