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Die Grenzboten. Jg. 61, 1902, Erstes Vierteljahr.

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Doktor Duttmüller und sei" Freund

O, glauben Sie nicht, Larisch, durch Witze die Aufmerksamkeit vou der That¬
sache ablenken zu können, daß der Grund des Mißerfolgs in den verfehlten Ma߬
nahmen der Leitung gelegen ist, eiuer Leitung, die sich der Größe der Aufgabe
nicht gewachsen gezeigt hat. Denn nicht allein, daß die Manipulationen mit dein
Netze einfach lächerlich waren und den simpelsten Fischer zu dem Ausrufe: risum
tönoatis, arriel, bewegt haben würden, es ist mit Netzen überhaupt nicht möglich,
die wie Asse aufzufischen.

Wart entzogen, rief Larisch. Braumeister, bringen Sie doch diesen Qnassel-
hans einmal auf seinen Stuhl und zur Ruhe.

Der Braumeister faßte Bolze beim Rockschöße und zog ihn ans seinen Stuhl
nieder, aber Bolze fuhr mit den Armen in die Luft. -- Meine Herren, rief er,
ich lasse mir das Wort nicht entziehn. Wie können Sie mir das Wort entzieh"
wollen? Ich habe Interessen zu vertreten, nicht allein die meinigen, sondern auch
die der Aktionäre, die vertrauensvoll ihr Geld in unsre Hände gelegt haben.
'

Ach was, Bolzele, sagte der Braumeister, seins net ngmietlich. Sageus lieber,
wies ein andermal besser gemacht werden soll.

Aber bitte, ohne Einleitung, fügte Larisch hinzu.

Ich würde, sagte Bolze, zunächst den Teich an seiner dünnsten Stelle, das
heißt da, wo das viele Rohr wächst, durch einen Damm in zwei Hälften teilen.
Dann können uns die Karpfen nicht ans einem Teil in den andern entwischen.
Was sagen Sie dazu, meine Herren?

Bernhard Scholz legte den Mund spitz und stand nicht an, diese Idee als
eine überaus glückliche zu bezeichnen. Freilich stellte sich bei Erwägung der Kosten¬
srage heraus, daß die Sache ziemlich teuer werden würde.

Oder ich würde, fuhr Bolze fort, deu Teich ablassen. Ich würde einen
Graben graben, der das Wasser des Teiches aufnähme, und den Graben weiter
unten in die Asse führen. -- Auch hiergegen erhoben sich Bedenken, ob nämlich
das Wasser auch abfließen würde. Man wandte sich an Doktor Duttmüller als
Mnuu der Wissenschaft. Der wußte es aber auch nicht und verkleidete diesen Mangel
durch einige Gemeinplätze über das Gesetz von den kommunizierenden Röhren. Und
dann die Kosten!

Ich will Ihnen sagen, was wir machen, bemerkte jetzt Larisch, wir pumpen
das Loch aus. Wir stellen eine Feuerspritze daneben, und dann sollte es doch mit
dem Teufel zugehn, wenn wir nicht das bischen Wasser rauskriegten.

Dieser Vorschlag machte großen Eindruck. Natürlich waren die Karpfen ge¬
liefert, wenn man ihnen das Wasser weggepumpt hatte. Ob das freilich eine Feuer¬
spritze fertig bringen werde, erschien fraglich. Aber was hinderte es, eine Lokomobile
aufzustellen? Mit ein paar Zentnern Kohle pumpt man den Teich leer, und dann
langt man sich seine Karpfen heraus. Dieser Gedanke erweckte eine große Be¬
geisterung und stellte die Einigkeit in der Gesellschaft wieder her. Man votierte
also, daß erstens eine Lokomobile gemietet werden, daß diese zweitens an die tote Asse
gefahren werden solle, und daß'drittens zur Deckung der Kosten pro Anteilschein
fünf Mark eingefordert werden sollten. Der Herr Braumeister als Sachverständiger
in Dampfmaschinenangelegenheiten wurde mit der Ausführung dieses Beschlusses
beauftragt. V. g. u. die Anwesenden

Soweit war die Sache gediehen, als Happich mit der vertraulichen Meldung
erschien, wenn die Kerren jetzt ihre Karpfen essen wollten, seinetwegen stehe nichts
entgegen. Natürlich wollten die Herren ihre Karpfen essen; sie setzten sich mit
um so größerer Befriedigung zu Tisch, als sie durch weise Beschlüsse ihr Unter¬
nehmen neu begründet und damit sichere Ansprüche auf Karpfen gewonnen hatten.
Bolze wollte diesen Empfindungen dnrch eine Tischrede Ausdruck geben, aber er
stieß auf geschlossenen Widerstand. Man verbat sich jegliche Störung. Wenn er,
Bolze, seinen Karpfen kalt werden lassen wolle, so möge er es thun, sie thäten
nicht mit.


Grenzboten I 1002 35
Doktor Duttmüller und sei» Freund

O, glauben Sie nicht, Larisch, durch Witze die Aufmerksamkeit vou der That¬
sache ablenken zu können, daß der Grund des Mißerfolgs in den verfehlten Ma߬
nahmen der Leitung gelegen ist, eiuer Leitung, die sich der Größe der Aufgabe
nicht gewachsen gezeigt hat. Denn nicht allein, daß die Manipulationen mit dein
Netze einfach lächerlich waren und den simpelsten Fischer zu dem Ausrufe: risum
tönoatis, arriel, bewegt haben würden, es ist mit Netzen überhaupt nicht möglich,
die wie Asse aufzufischen.

Wart entzogen, rief Larisch. Braumeister, bringen Sie doch diesen Qnassel-
hans einmal auf seinen Stuhl und zur Ruhe.

Der Braumeister faßte Bolze beim Rockschöße und zog ihn ans seinen Stuhl
nieder, aber Bolze fuhr mit den Armen in die Luft. — Meine Herren, rief er,
ich lasse mir das Wort nicht entziehn. Wie können Sie mir das Wort entzieh»
wollen? Ich habe Interessen zu vertreten, nicht allein die meinigen, sondern auch
die der Aktionäre, die vertrauensvoll ihr Geld in unsre Hände gelegt haben.
'

Ach was, Bolzele, sagte der Braumeister, seins net ngmietlich. Sageus lieber,
wies ein andermal besser gemacht werden soll.

Aber bitte, ohne Einleitung, fügte Larisch hinzu.

Ich würde, sagte Bolze, zunächst den Teich an seiner dünnsten Stelle, das
heißt da, wo das viele Rohr wächst, durch einen Damm in zwei Hälften teilen.
Dann können uns die Karpfen nicht ans einem Teil in den andern entwischen.
Was sagen Sie dazu, meine Herren?

Bernhard Scholz legte den Mund spitz und stand nicht an, diese Idee als
eine überaus glückliche zu bezeichnen. Freilich stellte sich bei Erwägung der Kosten¬
srage heraus, daß die Sache ziemlich teuer werden würde.

Oder ich würde, fuhr Bolze fort, deu Teich ablassen. Ich würde einen
Graben graben, der das Wasser des Teiches aufnähme, und den Graben weiter
unten in die Asse führen. — Auch hiergegen erhoben sich Bedenken, ob nämlich
das Wasser auch abfließen würde. Man wandte sich an Doktor Duttmüller als
Mnuu der Wissenschaft. Der wußte es aber auch nicht und verkleidete diesen Mangel
durch einige Gemeinplätze über das Gesetz von den kommunizierenden Röhren. Und
dann die Kosten!

Ich will Ihnen sagen, was wir machen, bemerkte jetzt Larisch, wir pumpen
das Loch aus. Wir stellen eine Feuerspritze daneben, und dann sollte es doch mit
dem Teufel zugehn, wenn wir nicht das bischen Wasser rauskriegten.

Dieser Vorschlag machte großen Eindruck. Natürlich waren die Karpfen ge¬
liefert, wenn man ihnen das Wasser weggepumpt hatte. Ob das freilich eine Feuer¬
spritze fertig bringen werde, erschien fraglich. Aber was hinderte es, eine Lokomobile
aufzustellen? Mit ein paar Zentnern Kohle pumpt man den Teich leer, und dann
langt man sich seine Karpfen heraus. Dieser Gedanke erweckte eine große Be¬
geisterung und stellte die Einigkeit in der Gesellschaft wieder her. Man votierte
also, daß erstens eine Lokomobile gemietet werden, daß diese zweitens an die tote Asse
gefahren werden solle, und daß'drittens zur Deckung der Kosten pro Anteilschein
fünf Mark eingefordert werden sollten. Der Herr Braumeister als Sachverständiger
in Dampfmaschinenangelegenheiten wurde mit der Ausführung dieses Beschlusses
beauftragt. V. g. u. die Anwesenden

Soweit war die Sache gediehen, als Happich mit der vertraulichen Meldung
erschien, wenn die Kerren jetzt ihre Karpfen essen wollten, seinetwegen stehe nichts
entgegen. Natürlich wollten die Herren ihre Karpfen essen; sie setzten sich mit
um so größerer Befriedigung zu Tisch, als sie durch weise Beschlüsse ihr Unter¬
nehmen neu begründet und damit sichere Ansprüche auf Karpfen gewonnen hatten.
Bolze wollte diesen Empfindungen dnrch eine Tischrede Ausdruck geben, aber er
stieß auf geschlossenen Widerstand. Man verbat sich jegliche Störung. Wenn er,
Bolze, seinen Karpfen kalt werden lassen wolle, so möge er es thun, sie thäten
nicht mit.


Grenzboten I 1002 35
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[0281] Doktor Duttmüller und sei» Freund O, glauben Sie nicht, Larisch, durch Witze die Aufmerksamkeit vou der That¬ sache ablenken zu können, daß der Grund des Mißerfolgs in den verfehlten Ma߬ nahmen der Leitung gelegen ist, eiuer Leitung, die sich der Größe der Aufgabe nicht gewachsen gezeigt hat. Denn nicht allein, daß die Manipulationen mit dein Netze einfach lächerlich waren und den simpelsten Fischer zu dem Ausrufe: risum tönoatis, arriel, bewegt haben würden, es ist mit Netzen überhaupt nicht möglich, die wie Asse aufzufischen. Wart entzogen, rief Larisch. Braumeister, bringen Sie doch diesen Qnassel- hans einmal auf seinen Stuhl und zur Ruhe. Der Braumeister faßte Bolze beim Rockschöße und zog ihn ans seinen Stuhl nieder, aber Bolze fuhr mit den Armen in die Luft. — Meine Herren, rief er, ich lasse mir das Wort nicht entziehn. Wie können Sie mir das Wort entzieh» wollen? Ich habe Interessen zu vertreten, nicht allein die meinigen, sondern auch die der Aktionäre, die vertrauensvoll ihr Geld in unsre Hände gelegt haben. ' Ach was, Bolzele, sagte der Braumeister, seins net ngmietlich. Sageus lieber, wies ein andermal besser gemacht werden soll. Aber bitte, ohne Einleitung, fügte Larisch hinzu. Ich würde, sagte Bolze, zunächst den Teich an seiner dünnsten Stelle, das heißt da, wo das viele Rohr wächst, durch einen Damm in zwei Hälften teilen. Dann können uns die Karpfen nicht ans einem Teil in den andern entwischen. Was sagen Sie dazu, meine Herren? Bernhard Scholz legte den Mund spitz und stand nicht an, diese Idee als eine überaus glückliche zu bezeichnen. Freilich stellte sich bei Erwägung der Kosten¬ srage heraus, daß die Sache ziemlich teuer werden würde. Oder ich würde, fuhr Bolze fort, deu Teich ablassen. Ich würde einen Graben graben, der das Wasser des Teiches aufnähme, und den Graben weiter unten in die Asse führen. — Auch hiergegen erhoben sich Bedenken, ob nämlich das Wasser auch abfließen würde. Man wandte sich an Doktor Duttmüller als Mnuu der Wissenschaft. Der wußte es aber auch nicht und verkleidete diesen Mangel durch einige Gemeinplätze über das Gesetz von den kommunizierenden Röhren. Und dann die Kosten! Ich will Ihnen sagen, was wir machen, bemerkte jetzt Larisch, wir pumpen das Loch aus. Wir stellen eine Feuerspritze daneben, und dann sollte es doch mit dem Teufel zugehn, wenn wir nicht das bischen Wasser rauskriegten. Dieser Vorschlag machte großen Eindruck. Natürlich waren die Karpfen ge¬ liefert, wenn man ihnen das Wasser weggepumpt hatte. Ob das freilich eine Feuer¬ spritze fertig bringen werde, erschien fraglich. Aber was hinderte es, eine Lokomobile aufzustellen? Mit ein paar Zentnern Kohle pumpt man den Teich leer, und dann langt man sich seine Karpfen heraus. Dieser Gedanke erweckte eine große Be¬ geisterung und stellte die Einigkeit in der Gesellschaft wieder her. Man votierte also, daß erstens eine Lokomobile gemietet werden, daß diese zweitens an die tote Asse gefahren werden solle, und daß'drittens zur Deckung der Kosten pro Anteilschein fünf Mark eingefordert werden sollten. Der Herr Braumeister als Sachverständiger in Dampfmaschinenangelegenheiten wurde mit der Ausführung dieses Beschlusses beauftragt. V. g. u. die Anwesenden Soweit war die Sache gediehen, als Happich mit der vertraulichen Meldung erschien, wenn die Kerren jetzt ihre Karpfen essen wollten, seinetwegen stehe nichts entgegen. Natürlich wollten die Herren ihre Karpfen essen; sie setzten sich mit um so größerer Befriedigung zu Tisch, als sie durch weise Beschlüsse ihr Unter¬ nehmen neu begründet und damit sichere Ansprüche auf Karpfen gewonnen hatten. Bolze wollte diesen Empfindungen dnrch eine Tischrede Ausdruck geben, aber er stieß auf geschlossenen Widerstand. Man verbat sich jegliche Störung. Wenn er, Bolze, seinen Karpfen kalt werden lassen wolle, so möge er es thun, sie thäten nicht mit. Grenzboten I 1002 35

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 61, 1902, Erstes Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341875_236523/281>, abgerufen am 19.10.2024.