Die Grenzboten. Jg. 61, 1902, Erstes Vierteljahr.Doktor Duttmüller und sein Freund Das aber bitte ich mir aus, daß es mit Braumeisters Laura nun ein Ende hat. Es Larifari, sagte der Braumeister, wer will Jhre denn verbiete, das Wägele Duttmüller stieg ein -- in den Wagen, der sein Wagen sein konnte. Es be¬ Wenn Se sich net entschließe könne, sagte der Braumeister, dann überlege Jetzt kam das Gewitter über den Berg herüber, und die Wagenkolonne setzte Sie alter Besenbinder, rief Larisch, jetzt wollen Sie uns wohl auslachen, weil Dieses nicht, meine Herren, entgegnete Happich. Aber wenn Sie Karpfen Karpfen? So viel Sie wollen, schön und ganz frisch. O, Sie Jesuwitter! rief Larisch, Sie haben gewiß so eine kleine Vorübung Was denken Sie, Herr Larisch, erwiderte Happich mit der Miene der ge¬ Inzwischen war Zeit und Gelegenheit gegeben, im Hinterzimmer Happichs Na, nun kommen Sie aber, bitte, zu Stuhle, Bolze, sagte Larisch, Sie reden Ich sage, fuhr Bolze unbeirrt fort, nachdem auch bor acht Tagen der Be¬ Ganz richtig, sagte Larisch, für jeden von uns ein Fisch, und für Sie der Doktor Duttmüller und sein Freund Das aber bitte ich mir aus, daß es mit Braumeisters Laura nun ein Ende hat. Es Larifari, sagte der Braumeister, wer will Jhre denn verbiete, das Wägele Duttmüller stieg ein — in den Wagen, der sein Wagen sein konnte. Es be¬ Wenn Se sich net entschließe könne, sagte der Braumeister, dann überlege Jetzt kam das Gewitter über den Berg herüber, und die Wagenkolonne setzte Sie alter Besenbinder, rief Larisch, jetzt wollen Sie uns wohl auslachen, weil Dieses nicht, meine Herren, entgegnete Happich. Aber wenn Sie Karpfen Karpfen? So viel Sie wollen, schön und ganz frisch. O, Sie Jesuwitter! rief Larisch, Sie haben gewiß so eine kleine Vorübung Was denken Sie, Herr Larisch, erwiderte Happich mit der Miene der ge¬ Inzwischen war Zeit und Gelegenheit gegeben, im Hinterzimmer Happichs Na, nun kommen Sie aber, bitte, zu Stuhle, Bolze, sagte Larisch, Sie reden Ich sage, fuhr Bolze unbeirrt fort, nachdem auch bor acht Tagen der Be¬ Ganz richtig, sagte Larisch, für jeden von uns ein Fisch, und für Sie der <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <pb facs="#f0280" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/236804"/> <fw type="header" place="top"> Doktor Duttmüller und sein Freund</fw><lb/> <p xml:id="ID_1075" prev="#ID_1074"> Das aber bitte ich mir aus, daß es mit Braumeisters Laura nun ein Ende hat. Es<lb/> war doch zu fatal, von der Mutter Geld nehmen zu niüssen mit dem stillen Ver¬<lb/> sprechen, Braunleisters Laura laufen zu lassen, und vom Braumeister den Wagen<lb/> anzunehmen unter der Voraussetzung, seiue Laura nicht laufen zu lassen.</p><lb/> <p xml:id="ID_1076"> Larifari, sagte der Braumeister, wer will Jhre denn verbiete, das Wägele<lb/> zu kaufe? Aber steige Se el, es wird gleich losgehn.</p><lb/> <p xml:id="ID_1077"> Duttmüller stieg ein — in den Wagen, der sein Wagen sein konnte. Es be¬<lb/> dürfte dazu nur eines einzigen Wortes. Was war es für eine schone Sache, einen<lb/> eignen Wagen unter sich zu haben, nachdem mau sein Leben lang kaum einmal<lb/> eine Droschke genommen hatte. Und wie konnte mau sich in diesen Wagen zurück¬<lb/> legen, wenn man mit ernst-nachdenklicher Miene von Patient zu Patient fuhr. Und<lb/> wie vorteilhaft müßte sich dabei ein kleiner Kutscher in Livree ausnehmen.</p><lb/> <p xml:id="ID_1078"> Wenn Se sich net entschließe könne, sagte der Braumeister, dann überlege<lb/> Se sich halt die Sach. Ich laß Jhre das Wägele da.</p><lb/> <p xml:id="ID_1079"> Jetzt kam das Gewitter über den Berg herüber, und die Wagenkolonne setzte<lb/> sich in Trab, wie eine englische Truppe, die „nach rückwärts Deckung nimmt."<lb/> Man kam auch glücklich im Hofe des Braunen Bären an, ehe der Guß begann.<lb/> Happich stand, die halblange Pfeife in der Hand, unter dem Überdache seiner<lb/> Treppe und begrüßte seine Gäste.</p><lb/> <p xml:id="ID_1080"> Sie alter Besenbinder, rief Larisch, jetzt wollen Sie uns wohl auslachen, weil<lb/> wir den ganzen Tag gefischt und nichts gefangen haben?</p><lb/> <p xml:id="ID_1081"> Dieses nicht, meine Herren, entgegnete Happich. Aber wenn Sie Karpfen<lb/> essen wollen, die können Sie bei mir bekommen.</p><lb/> <p xml:id="ID_1082"> Karpfen?</p><lb/> <p xml:id="ID_1083"> So viel Sie wollen, schön und ganz frisch.</p><lb/> <p xml:id="ID_1084"> O, Sie Jesuwitter! rief Larisch, Sie haben gewiß so eine kleine Vorübung<lb/> gemacht und den Teich abgefischt, ehe wir kamen.</p><lb/> <p xml:id="ID_1085"> Was denken Sie, Herr Larisch, erwiderte Happich mit der Miene der ge¬<lb/> kränkten Unschuld; ich habe gar kein Netz, wie ich mit gutem Gewissen behaupten<lb/> kann. — Aber daß oben hinterm Schranke ein paar Angeln steckten, das sagte er<lb/> nicht, auch nicht, woher er die Fische habe. Und die andern fragten nicht danach,<lb/> genug, daß man Karpfen zum Abendessen haben konnte.</p><lb/> <p xml:id="ID_1086"> Inzwischen war Zeit und Gelegenheit gegeben, im Hinterzimmer Happichs<lb/> eine Sitzung der Gesellschaft abzuhalten. Man setzte sich also um den Tisch. Herr<lb/> Bolze legte die Akten, die er in Form eines Bündels Papiere bei sich trug, auf<lb/> den Tisch des Hauses nieder, zog seinen Bleistift und stellte als Historiograph der<lb/> Gesellschaft erst einmal den geschichtlichen Zusammenhang her. — Meine Herren,<lb/> begann er, nachdem am vierzehnten des vorigen Monats — und wir dürfen diesen<lb/> Tag einen glücklichen nennen — ins Auge gefaßt worden war, die tote Asse<lb/> merkantil auszubeuten, nachdem darauf in der denkwürdigen Sitzung auf der hiesigen<lb/> Kegelbahn — die Herren erinnern sich des schönen Verlaufs dieses Abends — die<lb/> Konstituierung der Gesellschaft vollzogen worden war, nachdem auch mit dem Fischer¬<lb/> meister Hofmann zu Altum ein Vertrag abgeschlossen war, daß gegen Zahlung von<lb/> zwanzig Mark das Ausbeutungsrecht der toten Asse auf die mehrgedachte Gesellschaft<lb/> für ein Jahr übergehn solle, nachdem ferner —</p><lb/> <p xml:id="ID_1087"> Na, nun kommen Sie aber, bitte, zu Stuhle, Bolze, sagte Larisch, Sie reden<lb/> heute wieder Bandwürmer.</p><lb/> <p xml:id="ID_1088"> Ich sage, fuhr Bolze unbeirrt fort, nachdem auch bor acht Tagen der Be¬<lb/> schluß gefaßt war, die tote Asse mittels eines Schleppnetzes aufzufischen, haben wir<lb/> am heutigen Tage den Beschluß ausgeführt. Mit welchem Erfolge — und wer<lb/> hätte nicht das günstigste von dem Unternehmen gehofft — ist Ihnen bekannt.<lb/> Drei Weißfische und ein Frosch.</p><lb/> <p xml:id="ID_1089"> Ganz richtig, sagte Larisch, für jeden von uns ein Fisch, und für Sie der<lb/> Frosch.</p><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0280]
Doktor Duttmüller und sein Freund
Das aber bitte ich mir aus, daß es mit Braumeisters Laura nun ein Ende hat. Es
war doch zu fatal, von der Mutter Geld nehmen zu niüssen mit dem stillen Ver¬
sprechen, Braunleisters Laura laufen zu lassen, und vom Braumeister den Wagen
anzunehmen unter der Voraussetzung, seiue Laura nicht laufen zu lassen.
Larifari, sagte der Braumeister, wer will Jhre denn verbiete, das Wägele
zu kaufe? Aber steige Se el, es wird gleich losgehn.
Duttmüller stieg ein — in den Wagen, der sein Wagen sein konnte. Es be¬
dürfte dazu nur eines einzigen Wortes. Was war es für eine schone Sache, einen
eignen Wagen unter sich zu haben, nachdem mau sein Leben lang kaum einmal
eine Droschke genommen hatte. Und wie konnte mau sich in diesen Wagen zurück¬
legen, wenn man mit ernst-nachdenklicher Miene von Patient zu Patient fuhr. Und
wie vorteilhaft müßte sich dabei ein kleiner Kutscher in Livree ausnehmen.
Wenn Se sich net entschließe könne, sagte der Braumeister, dann überlege
Se sich halt die Sach. Ich laß Jhre das Wägele da.
Jetzt kam das Gewitter über den Berg herüber, und die Wagenkolonne setzte
sich in Trab, wie eine englische Truppe, die „nach rückwärts Deckung nimmt."
Man kam auch glücklich im Hofe des Braunen Bären an, ehe der Guß begann.
Happich stand, die halblange Pfeife in der Hand, unter dem Überdache seiner
Treppe und begrüßte seine Gäste.
Sie alter Besenbinder, rief Larisch, jetzt wollen Sie uns wohl auslachen, weil
wir den ganzen Tag gefischt und nichts gefangen haben?
Dieses nicht, meine Herren, entgegnete Happich. Aber wenn Sie Karpfen
essen wollen, die können Sie bei mir bekommen.
Karpfen?
So viel Sie wollen, schön und ganz frisch.
O, Sie Jesuwitter! rief Larisch, Sie haben gewiß so eine kleine Vorübung
gemacht und den Teich abgefischt, ehe wir kamen.
Was denken Sie, Herr Larisch, erwiderte Happich mit der Miene der ge¬
kränkten Unschuld; ich habe gar kein Netz, wie ich mit gutem Gewissen behaupten
kann. — Aber daß oben hinterm Schranke ein paar Angeln steckten, das sagte er
nicht, auch nicht, woher er die Fische habe. Und die andern fragten nicht danach,
genug, daß man Karpfen zum Abendessen haben konnte.
Inzwischen war Zeit und Gelegenheit gegeben, im Hinterzimmer Happichs
eine Sitzung der Gesellschaft abzuhalten. Man setzte sich also um den Tisch. Herr
Bolze legte die Akten, die er in Form eines Bündels Papiere bei sich trug, auf
den Tisch des Hauses nieder, zog seinen Bleistift und stellte als Historiograph der
Gesellschaft erst einmal den geschichtlichen Zusammenhang her. — Meine Herren,
begann er, nachdem am vierzehnten des vorigen Monats — und wir dürfen diesen
Tag einen glücklichen nennen — ins Auge gefaßt worden war, die tote Asse
merkantil auszubeuten, nachdem darauf in der denkwürdigen Sitzung auf der hiesigen
Kegelbahn — die Herren erinnern sich des schönen Verlaufs dieses Abends — die
Konstituierung der Gesellschaft vollzogen worden war, nachdem auch mit dem Fischer¬
meister Hofmann zu Altum ein Vertrag abgeschlossen war, daß gegen Zahlung von
zwanzig Mark das Ausbeutungsrecht der toten Asse auf die mehrgedachte Gesellschaft
für ein Jahr übergehn solle, nachdem ferner —
Na, nun kommen Sie aber, bitte, zu Stuhle, Bolze, sagte Larisch, Sie reden
heute wieder Bandwürmer.
Ich sage, fuhr Bolze unbeirrt fort, nachdem auch bor acht Tagen der Be¬
schluß gefaßt war, die tote Asse mittels eines Schleppnetzes aufzufischen, haben wir
am heutigen Tage den Beschluß ausgeführt. Mit welchem Erfolge — und wer
hätte nicht das günstigste von dem Unternehmen gehofft — ist Ihnen bekannt.
Drei Weißfische und ein Frosch.
Ganz richtig, sagte Larisch, für jeden von uns ein Fisch, und für Sie der
Frosch.
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