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Die Grenzboten. Jg. 60, 1901, Viertes Vierteljahr.

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-pur Umgestaltung der Wasserwirtschaft

Lothringen bestehn; sie ist ungerechtfertigt, soweit sie andre Beschränkungen
der persönlichen Freiheit beseitigen will, die niemals geltend gemacht worden
sind und niemals vorhanden gewesen sind.




Zur Umgestaltung der Ulasserwirtschast
R> Hempel i vonn
(Schluß)

cum man von manchen Seiten unter Hinweis ans Damm- und
Manerbrüche in Amerika, die öfters auch mit zahlreichen Menschen¬
opfern verbunden gewesen sind, vor der Ausführung von Thal¬
sperrbauten gewarnt hat, so kaun festgestellt werden, daß diese
Bedenken ans Unkenntnis der Verhältnisse beruhen. In Deutsch¬
land werden sehr strenge Anforderungen gestellt sowohl an die konstruktive
Bemessung der Sperrkörper und ihrer Nebenanlagen, an ihre sichere Fuuda-
mentiernng und seitliche Einbindung, als anch an die standsichere Grnndriß-
führuug, ausreichende Freiflut und tadellose Güte des Baumaterials. Eine
eingehende staatliche Beaufsichtigung der Bauansführung sorgt dafür, das;
diesen Anforderungen in allen Füllen auch vollständig Genüge geleistet wird.
Dagegen begnügt sich die amerikanische Staatsaufsicht mit viel geringern Sicher¬
heiten bei der Genehmigung von Thnlsperrbauten. Zudem scheint die Be¬
arbeitung und Ausführung der Projekte dort nicht immer in sachkundiger Hand
zu liegen. Maugel an gelernten Handwerker" und hohe Löhne haben dort
dazu geführt, am Matterwerk zu sparen und dafür Erd- und Betondämme zu
bevorzugen.") Während man in Frankreich und Deutschland z. B. Erddämme
nur bis zu Stauhöhen von 10, höchstens 15 Metern verwendet, baut man in
Amerika solche von 30 Metern Höhe; während man bei den europäischen Sperr¬
mauern durchweg die bogenförmig gegen das Wasser gerichtete Grundrißform
anwendet, führte man in Amerika die Sperrkörper nicht selten ganz geradlinig
oder im Zickzack durch das Thal. Auch in der Auswahl und der Behandlung
des Baumaterials ist man in Amerika von den vorsichtigen deutsch-französischen
Regeln stark abgewichen, z. B. sind zu einer bedeutenden Dammschüttung in
Kalifornien Felstrümmer mit einer eingebauten dekorierten Blechwand als
Wasserdichtung verwandt worden. Die Sperrmauer im Bärenthal in Kali¬
fornien führte man bei einer Höhe von 14 Metern mit einer Dicke von rund



") Ziegler, Thalsverrenban, Berlin 1900, und C. Borchmdts Übersicht von 450 Stnu-
weihcrn in verschiednen Ländern.
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Lothringen bestehn; sie ist ungerechtfertigt, soweit sie andre Beschränkungen
der persönlichen Freiheit beseitigen will, die niemals geltend gemacht worden
sind und niemals vorhanden gewesen sind.




Zur Umgestaltung der Ulasserwirtschast
R> Hempel i vonn
(Schluß)

cum man von manchen Seiten unter Hinweis ans Damm- und
Manerbrüche in Amerika, die öfters auch mit zahlreichen Menschen¬
opfern verbunden gewesen sind, vor der Ausführung von Thal¬
sperrbauten gewarnt hat, so kaun festgestellt werden, daß diese
Bedenken ans Unkenntnis der Verhältnisse beruhen. In Deutsch¬
land werden sehr strenge Anforderungen gestellt sowohl an die konstruktive
Bemessung der Sperrkörper und ihrer Nebenanlagen, an ihre sichere Fuuda-
mentiernng und seitliche Einbindung, als anch an die standsichere Grnndriß-
führuug, ausreichende Freiflut und tadellose Güte des Baumaterials. Eine
eingehende staatliche Beaufsichtigung der Bauansführung sorgt dafür, das;
diesen Anforderungen in allen Füllen auch vollständig Genüge geleistet wird.
Dagegen begnügt sich die amerikanische Staatsaufsicht mit viel geringern Sicher¬
heiten bei der Genehmigung von Thnlsperrbauten. Zudem scheint die Be¬
arbeitung und Ausführung der Projekte dort nicht immer in sachkundiger Hand
zu liegen. Maugel an gelernten Handwerker» und hohe Löhne haben dort
dazu geführt, am Matterwerk zu sparen und dafür Erd- und Betondämme zu
bevorzugen.") Während man in Frankreich und Deutschland z. B. Erddämme
nur bis zu Stauhöhen von 10, höchstens 15 Metern verwendet, baut man in
Amerika solche von 30 Metern Höhe; während man bei den europäischen Sperr¬
mauern durchweg die bogenförmig gegen das Wasser gerichtete Grundrißform
anwendet, führte man in Amerika die Sperrkörper nicht selten ganz geradlinig
oder im Zickzack durch das Thal. Auch in der Auswahl und der Behandlung
des Baumaterials ist man in Amerika von den vorsichtigen deutsch-französischen
Regeln stark abgewichen, z. B. sind zu einer bedeutenden Dammschüttung in
Kalifornien Felstrümmer mit einer eingebauten dekorierten Blechwand als
Wasserdichtung verwandt worden. Die Sperrmauer im Bärenthal in Kali¬
fornien führte man bei einer Höhe von 14 Metern mit einer Dicke von rund



») Ziegler, Thalsverrenban, Berlin 1900, und C. Borchmdts Übersicht von 450 Stnu-
weihcrn in verschiednen Ländern.
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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 60, 1901, Viertes Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341873_235821/80>, abgerufen am 27.07.2024.