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Die Grenzboten. Jg. 60, 1901, Viertes Vierteljahr.

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Nun wußte zwar der Prinz als Armeekorpslommandenr nußer vielem andern
auch, wo Karls Oberst war, und diesem war allerdings gemeldet worden, Karl sei
allem Vermuten nach in Paris gefangen, aber trotz des väterlichen Interesses, das
er an jedem seiner Schützen nahm, hörte doch auch seine Allwissenheit an den
Thoren von Paris auf. Der Gouverneur der Stadt hatte es unterlassen, ihm
Karls Pariser Adresse mitzuteilen, vielleicht weil er, wie sich die Nvthoseu in uns
etwas seltsam vorkommender Weise ausdrücken, andre Katzen auszupeitschen hatte.
In den Herbstmonaten, wo man den Gemüsehyänen noch Aufträge geben konnte,
wäre das vielleicht nicht unterblieben; jetzt, seit den letzten Ausfälle", die der Chef
des Großen Generalstabs in anerkennender Weise als "im großen Stile" unter¬
nommen bezeichnet hatte, waren die Beziehungen zur Stadt und zu deren Gouver¬
neur frostig geworden wie das Wetter, das auch dem Sport der für die Be¬
schießung des Mont Avron nötigen Erdarbeiten hinderlich war. Wer von deutschen
Soldaten in Paris unfreiwilligen Aufenthalt genommen hatte -- und es waren
Gott sei Dank so wenige, daß sich der Pöbel an ihrem Anblick nicht snttsehcn
konnte und sie förmlich als einen Ersatz für die ihm weggegesseneu Käfigbewohner des
Jardin des Plantes betrachtete --, wurde als "vermißt" geführt und blieb vermißt,
bis ihn sein Regiment oder Bataillon im Wege der Auswechslung wiedererlangte.

Aber alles das brauchte Herr" Gustav Hahn nicht so bekannt zu sein, wie
es denen war, die mit der Sache mehr zu thun hatten, und er glaubte, wenn er
einmal Karls Adresse in Erfahrung gebracht habe, so werde er, als Zuave oder
als Marketenderin verkleidet, nach Paris "rin" können. Als Spion offiziell ge¬
hängt oder volkstümlich gelyncht zu werden glaubte er nicht befürchten zu müssen,
da das Motiv seines Unternehmens jedem verständigen Menschen einleuchten und
die Nichtigkeit seiner Behauptung ja gleich mich durch Hcrbeirnfuug Karls nach¬
gewiesen werden würde.

Dem ihm von Frau Hahn gemachten Einwände, daß er nicht genug "fran-
zösch" könne -- das war eine milde Form, den Thatbestand zu konstatieren ..........,
begegnete er mit der Frage, ob sie etwa glaube, daß vor Paris für Geld und
gute Worte keine Dolmetscher zu haben wären, und auf ihren Vorschlag, unter
allen Umständen wenigstens Paul mitzunehmen, ging er ein.

Wenn es sich darum handelte, etwas Verständiges zu thun oder zu leisten,
waren nie der lange oder der kleine Paul gemeint, sondern immer der lahme. Er
war als kleiner Junge von einem Kirschbaum gefallen und hatte die Sache, um
seine Eltern nicht zu erschrecken, verheimlicht. Seitdem lähmte er, aber der Sturz
schien auch in seinem Kopfe und in seinem Herzen eine Schüttelnng hervorgebracht
zu haben, um derentwillen man, wenn wir von richtigen Voraussetzungen ausgehn,
vielen Leuten einen Fall vom Kirschbaume wünschen möchte. Alles Wohlwollende
und Menschenfreundliche in ihm war bei dem Fall zu oberst gekommen, Eigennutz
und Unverstand waren zu Boden gesunken.

Paul wäre sogar geradezu unheimlich gewesen, wenn er mit allem, was er
für andre leistete, Erfolg gehabt hätte: mau hätte da wirklich eine zu Erfüllung
einer höhern Mission mit übernatürlichen Kräften ausgestattete Persönlichkeit vor
sich zu haben geglaubt, was sehr ungemütlich ist, während so mit Rücksicht auf
den Unistand, daß er mit dem Guten, was er that, zuweilen schliff but, das rein
Menschliche im Rechte blieb. Er war, da er erst zwanzig Jahre alt war, noch
nicht in dem Alter, wo Menschen zu Vormünder gewählt werden, sonst wären
die Bestallungen für dieses Ehrenamt von allen Seiten gekommen. Er trug die
"großen" Geldbriefe auf die Post, er verstand Kunden, die das ganze Jahr nicht
zahlten, zu mahnen, ohne daß sie infolgedessen einen andern Bäcker mit ihrer
Kundschaft beehrten, was namentlich für den andern hart gewesen wäre, er war
der selbstverständliche Mitwisser aller Liebesabenteuer und Dummheiten das ist
bekanntlich unter Uniständen zweierlei - -, in die das backende und verlaufende


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Nun wußte zwar der Prinz als Armeekorpslommandenr nußer vielem andern
auch, wo Karls Oberst war, und diesem war allerdings gemeldet worden, Karl sei
allem Vermuten nach in Paris gefangen, aber trotz des väterlichen Interesses, das
er an jedem seiner Schützen nahm, hörte doch auch seine Allwissenheit an den
Thoren von Paris auf. Der Gouverneur der Stadt hatte es unterlassen, ihm
Karls Pariser Adresse mitzuteilen, vielleicht weil er, wie sich die Nvthoseu in uns
etwas seltsam vorkommender Weise ausdrücken, andre Katzen auszupeitschen hatte.
In den Herbstmonaten, wo man den Gemüsehyänen noch Aufträge geben konnte,
wäre das vielleicht nicht unterblieben; jetzt, seit den letzten Ausfälle», die der Chef
des Großen Generalstabs in anerkennender Weise als „im großen Stile" unter¬
nommen bezeichnet hatte, waren die Beziehungen zur Stadt und zu deren Gouver¬
neur frostig geworden wie das Wetter, das auch dem Sport der für die Be¬
schießung des Mont Avron nötigen Erdarbeiten hinderlich war. Wer von deutschen
Soldaten in Paris unfreiwilligen Aufenthalt genommen hatte — und es waren
Gott sei Dank so wenige, daß sich der Pöbel an ihrem Anblick nicht snttsehcn
konnte und sie förmlich als einen Ersatz für die ihm weggegesseneu Käfigbewohner des
Jardin des Plantes betrachtete —, wurde als „vermißt" geführt und blieb vermißt,
bis ihn sein Regiment oder Bataillon im Wege der Auswechslung wiedererlangte.

Aber alles das brauchte Herr» Gustav Hahn nicht so bekannt zu sein, wie
es denen war, die mit der Sache mehr zu thun hatten, und er glaubte, wenn er
einmal Karls Adresse in Erfahrung gebracht habe, so werde er, als Zuave oder
als Marketenderin verkleidet, nach Paris „rin" können. Als Spion offiziell ge¬
hängt oder volkstümlich gelyncht zu werden glaubte er nicht befürchten zu müssen,
da das Motiv seines Unternehmens jedem verständigen Menschen einleuchten und
die Nichtigkeit seiner Behauptung ja gleich mich durch Hcrbeirnfuug Karls nach¬
gewiesen werden würde.

Dem ihm von Frau Hahn gemachten Einwände, daß er nicht genug „fran-
zösch" könne — das war eine milde Form, den Thatbestand zu konstatieren ..........,
begegnete er mit der Frage, ob sie etwa glaube, daß vor Paris für Geld und
gute Worte keine Dolmetscher zu haben wären, und auf ihren Vorschlag, unter
allen Umständen wenigstens Paul mitzunehmen, ging er ein.

Wenn es sich darum handelte, etwas Verständiges zu thun oder zu leisten,
waren nie der lange oder der kleine Paul gemeint, sondern immer der lahme. Er
war als kleiner Junge von einem Kirschbaum gefallen und hatte die Sache, um
seine Eltern nicht zu erschrecken, verheimlicht. Seitdem lähmte er, aber der Sturz
schien auch in seinem Kopfe und in seinem Herzen eine Schüttelnng hervorgebracht
zu haben, um derentwillen man, wenn wir von richtigen Voraussetzungen ausgehn,
vielen Leuten einen Fall vom Kirschbaume wünschen möchte. Alles Wohlwollende
und Menschenfreundliche in ihm war bei dem Fall zu oberst gekommen, Eigennutz
und Unverstand waren zu Boden gesunken.

Paul wäre sogar geradezu unheimlich gewesen, wenn er mit allem, was er
für andre leistete, Erfolg gehabt hätte: mau hätte da wirklich eine zu Erfüllung
einer höhern Mission mit übernatürlichen Kräften ausgestattete Persönlichkeit vor
sich zu haben geglaubt, was sehr ungemütlich ist, während so mit Rücksicht auf
den Unistand, daß er mit dem Guten, was er that, zuweilen schliff but, das rein
Menschliche im Rechte blieb. Er war, da er erst zwanzig Jahre alt war, noch
nicht in dem Alter, wo Menschen zu Vormünder gewählt werden, sonst wären
die Bestallungen für dieses Ehrenamt von allen Seiten gekommen. Er trug die
„großen" Geldbriefe auf die Post, er verstand Kunden, die das ganze Jahr nicht
zahlten, zu mahnen, ohne daß sie infolgedessen einen andern Bäcker mit ihrer
Kundschaft beehrten, was namentlich für den andern hart gewesen wäre, er war
der selbstverständliche Mitwisser aller Liebesabenteuer und Dummheiten das ist
bekanntlich unter Uniständen zweierlei - -, in die das backende und verlaufende


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[0624] lvoihnachteu vor j)ans Nun wußte zwar der Prinz als Armeekorpslommandenr nußer vielem andern auch, wo Karls Oberst war, und diesem war allerdings gemeldet worden, Karl sei allem Vermuten nach in Paris gefangen, aber trotz des väterlichen Interesses, das er an jedem seiner Schützen nahm, hörte doch auch seine Allwissenheit an den Thoren von Paris auf. Der Gouverneur der Stadt hatte es unterlassen, ihm Karls Pariser Adresse mitzuteilen, vielleicht weil er, wie sich die Nvthoseu in uns etwas seltsam vorkommender Weise ausdrücken, andre Katzen auszupeitschen hatte. In den Herbstmonaten, wo man den Gemüsehyänen noch Aufträge geben konnte, wäre das vielleicht nicht unterblieben; jetzt, seit den letzten Ausfälle», die der Chef des Großen Generalstabs in anerkennender Weise als „im großen Stile" unter¬ nommen bezeichnet hatte, waren die Beziehungen zur Stadt und zu deren Gouver¬ neur frostig geworden wie das Wetter, das auch dem Sport der für die Be¬ schießung des Mont Avron nötigen Erdarbeiten hinderlich war. Wer von deutschen Soldaten in Paris unfreiwilligen Aufenthalt genommen hatte — und es waren Gott sei Dank so wenige, daß sich der Pöbel an ihrem Anblick nicht snttsehcn konnte und sie förmlich als einen Ersatz für die ihm weggegesseneu Käfigbewohner des Jardin des Plantes betrachtete —, wurde als „vermißt" geführt und blieb vermißt, bis ihn sein Regiment oder Bataillon im Wege der Auswechslung wiedererlangte. Aber alles das brauchte Herr» Gustav Hahn nicht so bekannt zu sein, wie es denen war, die mit der Sache mehr zu thun hatten, und er glaubte, wenn er einmal Karls Adresse in Erfahrung gebracht habe, so werde er, als Zuave oder als Marketenderin verkleidet, nach Paris „rin" können. Als Spion offiziell ge¬ hängt oder volkstümlich gelyncht zu werden glaubte er nicht befürchten zu müssen, da das Motiv seines Unternehmens jedem verständigen Menschen einleuchten und die Nichtigkeit seiner Behauptung ja gleich mich durch Hcrbeirnfuug Karls nach¬ gewiesen werden würde. Dem ihm von Frau Hahn gemachten Einwände, daß er nicht genug „fran- zösch" könne — das war eine milde Form, den Thatbestand zu konstatieren .........., begegnete er mit der Frage, ob sie etwa glaube, daß vor Paris für Geld und gute Worte keine Dolmetscher zu haben wären, und auf ihren Vorschlag, unter allen Umständen wenigstens Paul mitzunehmen, ging er ein. Wenn es sich darum handelte, etwas Verständiges zu thun oder zu leisten, waren nie der lange oder der kleine Paul gemeint, sondern immer der lahme. Er war als kleiner Junge von einem Kirschbaum gefallen und hatte die Sache, um seine Eltern nicht zu erschrecken, verheimlicht. Seitdem lähmte er, aber der Sturz schien auch in seinem Kopfe und in seinem Herzen eine Schüttelnng hervorgebracht zu haben, um derentwillen man, wenn wir von richtigen Voraussetzungen ausgehn, vielen Leuten einen Fall vom Kirschbaume wünschen möchte. Alles Wohlwollende und Menschenfreundliche in ihm war bei dem Fall zu oberst gekommen, Eigennutz und Unverstand waren zu Boden gesunken. Paul wäre sogar geradezu unheimlich gewesen, wenn er mit allem, was er für andre leistete, Erfolg gehabt hätte: mau hätte da wirklich eine zu Erfüllung einer höhern Mission mit übernatürlichen Kräften ausgestattete Persönlichkeit vor sich zu haben geglaubt, was sehr ungemütlich ist, während so mit Rücksicht auf den Unistand, daß er mit dem Guten, was er that, zuweilen schliff but, das rein Menschliche im Rechte blieb. Er war, da er erst zwanzig Jahre alt war, noch nicht in dem Alter, wo Menschen zu Vormünder gewählt werden, sonst wären die Bestallungen für dieses Ehrenamt von allen Seiten gekommen. Er trug die „großen" Geldbriefe auf die Post, er verstand Kunden, die das ganze Jahr nicht zahlten, zu mahnen, ohne daß sie infolgedessen einen andern Bäcker mit ihrer Kundschaft beehrten, was namentlich für den andern hart gewesen wäre, er war der selbstverständliche Mitwisser aller Liebesabenteuer und Dummheiten das ist bekanntlich unter Uniständen zweierlei - -, in die das backende und verlaufende

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 60, 1901, Viertes Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341873_235821/624>, abgerufen am 28.07.2024.