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Die Grenzboten. Jg. 60, 1901, Viertes Vierteljahr.

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Im Aar^'f unis ^el'i:>i

Selbstverständlich hast dn das; aber die Leute können es nnn einmal nicht leiden. --
Willst du mir nicht sagen, warum? Ja, das ist nicht so ganz leicht. Du siehst
es ja nicht gern, daß dir das Rindvieh zu nahe kommt, und den Leuten gefällt
es nicht, daß der alte Weidcbrauch wegen so ein Paar lumpiger Reisigbüschel auf¬
gehoben werden soll. -- Wem: ihr andern mich so ein paar lumpige Reisigbüschel
Pflanzen würdet, dann würde die Düne bald anders aussehen. -- Jens schüttelt"
den Kopf. -- Aber es muß noch etwas andres im Wege sein? forschte Sören
weiter. -- Ja, da ist ja anch dein Ackerbau und so allerlei. Es ist gerade, als
ob du Viel klüger sein wolltest als die andern. -- Wir wollen doch wohl alle
miteinander am liebsten unserm eignen Kopfe folgen; wozu sollen wir ihn sonst
auch? -- Hin -- ja freilich! erwiderte Jens und spuckte aus. Aber du hast dich
im gauzeu genommen ein wenig von ihnen zurückgezogen, was, Sören? -- Sören
gab keine Antwort. -- Und die Leute reden nichts Gutes von dir, besonders seit
dn die Pflanzung angefangen hast. -- Willst dn mir nicht aufrichtig antworten,
Jens; wer hat nun deiner Ansicht nach Recht, ich oder die andern? Jens
kratzte sich am Ellbogen und wand sich ein wenig! Das ist das Traurige dabei.
Der Teufel soll mich holen, wenn ich nicht eigentlich denke, daß du Recht hast,
das heißt, gewissermaßen. Aber trotzdem, Sören! Gieb es ans und laß daraus
werden, was da will, du erlebst doch keine Freude darau! -- Wenn ich etwas
angefangen habe, dann mache ich es gewöhnlich auch fertig! erwiderte Söreu unbe¬
stimmten Ton. -- Ja ja, nun kannst du es dir ja überlege". Ich dachte bloß,
ich sollte es dir sagen, schloß Jens und erhob sich.

Sören ging draußen zwischen seinen Bäumen umher. Jeder hatte seine eigne
Geschichte, die nur er kannte. Bei jedem Schritt, den er machte, tauchte eine neue
Geschichte auf, als wende er die Blätter in einem Buche um. Und dann lauschte
er dem Hauch der Erinnerungen, der durch die schwankenden Zweige zog. Da
waren Bäume, die ihre Zweige wie Fahnen in die Luft hoben, und da waren
andre, die sich verbergen zu wollen und um ihr Leben zu bitten schienen. -- Als
Sören wieder in die Stube trat, sagte er: Ich weiß doch nicht, Ane. . . - - Um
meinetwillen sollst du nichts aufgeben, Sören. Ich denke, ich halte schon mit dir
aus! -- Und so wurde der schwere Kampf der Einsamen beschlossen.




Sören Brnnder stand wie auf Wacht in einem feindlichen Lande, um das, was
ihm gehörte, gegen Gewalt zu schützen. Trotzdem wurden jeden Tag seine Hecken
durchbrochen; spitzige Hörner wurden durch die lose säuberte der Dämme gestochen,
die dann zerbröckelte und wie Nebel um brüllende Viehköpfe stob; jeden Tag sah
er die Früchte seines Fleißes niedergetreten, jeden Tag begann aufs neue dasselbe
Treiben. Und dabei war er sicher, daß ringsherum Schadenfreude herrschte, und
die Nachbarn sich ius Fäustchen lachten. Da erhoben sich endlich das gekränkte
Rechtsbewußtsein und der harte Trotz in ihm, und er entschloß sich zu einem An¬
griff, vor dem er bis jetzt immer zurückgebebt war. Am nächsten Tag nahm er
die ersten Viehstücke fest. Wie ein Lauffeuer verbreitete sich diese Nachricht auf
der Düne und erregte einen wahren Sturm von bösen Worten und hartem Urteil.
Nun waren es nicht mehr die Viehscharen allein, die gegen ihn losgelassen wurden-
Denn so gutmütig die Bevölkerung dort im allgemeinen ist, so gehässig kann sie
doch gegen den sein, der sich gegen die Gesetze ihres Landes und gegen altes Recht
auflehnt. Nun lauerten die bösen Augen mit der größten Wachsamkeit des Morgens
wie des Abends auf alles, was Sören Brander that, und sobald ein Mißgriff entdeckt
wurde, gab man den Schuldigen öffentlich dem Spott und der Schande preis.

Als Sören das erste Auslösegeld für die festgehaltuen Tiere in der Hand
hielt, drehte er es mehrere male um. Das Gesetz erkannte es ihm als recht¬
mäßiges Eigentum zu, darüber war kein Zweifel; und doch brannten diese Kronen


Im Aar^'f unis ^el'i:>i

Selbstverständlich hast dn das; aber die Leute können es nnn einmal nicht leiden. —
Willst du mir nicht sagen, warum? Ja, das ist nicht so ganz leicht. Du siehst
es ja nicht gern, daß dir das Rindvieh zu nahe kommt, und den Leuten gefällt
es nicht, daß der alte Weidcbrauch wegen so ein Paar lumpiger Reisigbüschel auf¬
gehoben werden soll. — Wem: ihr andern mich so ein paar lumpige Reisigbüschel
Pflanzen würdet, dann würde die Düne bald anders aussehen. — Jens schüttelt«
den Kopf. — Aber es muß noch etwas andres im Wege sein? forschte Sören
weiter. — Ja, da ist ja anch dein Ackerbau und so allerlei. Es ist gerade, als
ob du Viel klüger sein wolltest als die andern. — Wir wollen doch wohl alle
miteinander am liebsten unserm eignen Kopfe folgen; wozu sollen wir ihn sonst
auch? — Hin — ja freilich! erwiderte Jens und spuckte aus. Aber du hast dich
im gauzeu genommen ein wenig von ihnen zurückgezogen, was, Sören? — Sören
gab keine Antwort. — Und die Leute reden nichts Gutes von dir, besonders seit
dn die Pflanzung angefangen hast. — Willst dn mir nicht aufrichtig antworten,
Jens; wer hat nun deiner Ansicht nach Recht, ich oder die andern? Jens
kratzte sich am Ellbogen und wand sich ein wenig! Das ist das Traurige dabei.
Der Teufel soll mich holen, wenn ich nicht eigentlich denke, daß du Recht hast,
das heißt, gewissermaßen. Aber trotzdem, Sören! Gieb es ans und laß daraus
werden, was da will, du erlebst doch keine Freude darau! — Wenn ich etwas
angefangen habe, dann mache ich es gewöhnlich auch fertig! erwiderte Söreu unbe¬
stimmten Ton. — Ja ja, nun kannst du es dir ja überlege«. Ich dachte bloß,
ich sollte es dir sagen, schloß Jens und erhob sich.

Sören ging draußen zwischen seinen Bäumen umher. Jeder hatte seine eigne
Geschichte, die nur er kannte. Bei jedem Schritt, den er machte, tauchte eine neue
Geschichte auf, als wende er die Blätter in einem Buche um. Und dann lauschte
er dem Hauch der Erinnerungen, der durch die schwankenden Zweige zog. Da
waren Bäume, die ihre Zweige wie Fahnen in die Luft hoben, und da waren
andre, die sich verbergen zu wollen und um ihr Leben zu bitten schienen. — Als
Sören wieder in die Stube trat, sagte er: Ich weiß doch nicht, Ane. . . - - Um
meinetwillen sollst du nichts aufgeben, Sören. Ich denke, ich halte schon mit dir
aus! — Und so wurde der schwere Kampf der Einsamen beschlossen.




Sören Brnnder stand wie auf Wacht in einem feindlichen Lande, um das, was
ihm gehörte, gegen Gewalt zu schützen. Trotzdem wurden jeden Tag seine Hecken
durchbrochen; spitzige Hörner wurden durch die lose säuberte der Dämme gestochen,
die dann zerbröckelte und wie Nebel um brüllende Viehköpfe stob; jeden Tag sah
er die Früchte seines Fleißes niedergetreten, jeden Tag begann aufs neue dasselbe
Treiben. Und dabei war er sicher, daß ringsherum Schadenfreude herrschte, und
die Nachbarn sich ius Fäustchen lachten. Da erhoben sich endlich das gekränkte
Rechtsbewußtsein und der harte Trotz in ihm, und er entschloß sich zu einem An¬
griff, vor dem er bis jetzt immer zurückgebebt war. Am nächsten Tag nahm er
die ersten Viehstücke fest. Wie ein Lauffeuer verbreitete sich diese Nachricht auf
der Düne und erregte einen wahren Sturm von bösen Worten und hartem Urteil.
Nun waren es nicht mehr die Viehscharen allein, die gegen ihn losgelassen wurden-
Denn so gutmütig die Bevölkerung dort im allgemeinen ist, so gehässig kann sie
doch gegen den sein, der sich gegen die Gesetze ihres Landes und gegen altes Recht
auflehnt. Nun lauerten die bösen Augen mit der größten Wachsamkeit des Morgens
wie des Abends auf alles, was Sören Brander that, und sobald ein Mißgriff entdeckt
wurde, gab man den Schuldigen öffentlich dem Spott und der Schande preis.

Als Sören das erste Auslösegeld für die festgehaltuen Tiere in der Hand
hielt, drehte er es mehrere male um. Das Gesetz erkannte es ihm als recht¬
mäßiges Eigentum zu, darüber war kein Zweifel; und doch brannten diese Kronen


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[0616] Im Aar^'f unis ^el'i:>i Selbstverständlich hast dn das; aber die Leute können es nnn einmal nicht leiden. — Willst du mir nicht sagen, warum? Ja, das ist nicht so ganz leicht. Du siehst es ja nicht gern, daß dir das Rindvieh zu nahe kommt, und den Leuten gefällt es nicht, daß der alte Weidcbrauch wegen so ein Paar lumpiger Reisigbüschel auf¬ gehoben werden soll. — Wem: ihr andern mich so ein paar lumpige Reisigbüschel Pflanzen würdet, dann würde die Düne bald anders aussehen. — Jens schüttelt« den Kopf. — Aber es muß noch etwas andres im Wege sein? forschte Sören weiter. — Ja, da ist ja anch dein Ackerbau und so allerlei. Es ist gerade, als ob du Viel klüger sein wolltest als die andern. — Wir wollen doch wohl alle miteinander am liebsten unserm eignen Kopfe folgen; wozu sollen wir ihn sonst auch? — Hin — ja freilich! erwiderte Jens und spuckte aus. Aber du hast dich im gauzeu genommen ein wenig von ihnen zurückgezogen, was, Sören? — Sören gab keine Antwort. — Und die Leute reden nichts Gutes von dir, besonders seit dn die Pflanzung angefangen hast. — Willst dn mir nicht aufrichtig antworten, Jens; wer hat nun deiner Ansicht nach Recht, ich oder die andern? Jens kratzte sich am Ellbogen und wand sich ein wenig! Das ist das Traurige dabei. Der Teufel soll mich holen, wenn ich nicht eigentlich denke, daß du Recht hast, das heißt, gewissermaßen. Aber trotzdem, Sören! Gieb es ans und laß daraus werden, was da will, du erlebst doch keine Freude darau! — Wenn ich etwas angefangen habe, dann mache ich es gewöhnlich auch fertig! erwiderte Söreu unbe¬ stimmten Ton. — Ja ja, nun kannst du es dir ja überlege«. Ich dachte bloß, ich sollte es dir sagen, schloß Jens und erhob sich. Sören ging draußen zwischen seinen Bäumen umher. Jeder hatte seine eigne Geschichte, die nur er kannte. Bei jedem Schritt, den er machte, tauchte eine neue Geschichte auf, als wende er die Blätter in einem Buche um. Und dann lauschte er dem Hauch der Erinnerungen, der durch die schwankenden Zweige zog. Da waren Bäume, die ihre Zweige wie Fahnen in die Luft hoben, und da waren andre, die sich verbergen zu wollen und um ihr Leben zu bitten schienen. — Als Sören wieder in die Stube trat, sagte er: Ich weiß doch nicht, Ane. . . - - Um meinetwillen sollst du nichts aufgeben, Sören. Ich denke, ich halte schon mit dir aus! — Und so wurde der schwere Kampf der Einsamen beschlossen. Sören Brnnder stand wie auf Wacht in einem feindlichen Lande, um das, was ihm gehörte, gegen Gewalt zu schützen. Trotzdem wurden jeden Tag seine Hecken durchbrochen; spitzige Hörner wurden durch die lose säuberte der Dämme gestochen, die dann zerbröckelte und wie Nebel um brüllende Viehköpfe stob; jeden Tag sah er die Früchte seines Fleißes niedergetreten, jeden Tag begann aufs neue dasselbe Treiben. Und dabei war er sicher, daß ringsherum Schadenfreude herrschte, und die Nachbarn sich ius Fäustchen lachten. Da erhoben sich endlich das gekränkte Rechtsbewußtsein und der harte Trotz in ihm, und er entschloß sich zu einem An¬ griff, vor dem er bis jetzt immer zurückgebebt war. Am nächsten Tag nahm er die ersten Viehstücke fest. Wie ein Lauffeuer verbreitete sich diese Nachricht auf der Düne und erregte einen wahren Sturm von bösen Worten und hartem Urteil. Nun waren es nicht mehr die Viehscharen allein, die gegen ihn losgelassen wurden- Denn so gutmütig die Bevölkerung dort im allgemeinen ist, so gehässig kann sie doch gegen den sein, der sich gegen die Gesetze ihres Landes und gegen altes Recht auflehnt. Nun lauerten die bösen Augen mit der größten Wachsamkeit des Morgens wie des Abends auf alles, was Sören Brander that, und sobald ein Mißgriff entdeckt wurde, gab man den Schuldigen öffentlich dem Spott und der Schande preis. Als Sören das erste Auslösegeld für die festgehaltuen Tiere in der Hand hielt, drehte er es mehrere male um. Das Gesetz erkannte es ihm als recht¬ mäßiges Eigentum zu, darüber war kein Zweifel; und doch brannten diese Kronen

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 60, 1901, Viertes Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341873_235821/616>, abgerufen am 27.07.2024.