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Die Grenzboten. Jg. 60, 1901, Viertes Vierteljahr.

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"ach würde er bis dahin seine sieben Sachen zusammenpacken und mit Frau und
Kindern dem Ort Lebewohl sagen müssen, wo er nnn doch Wurzel geschlagen hatte.
Denn die Forderungen alle, die nun auf ihn eindrangen, gingen über seine Kräftte ,..
der Kaufmann! der Doktor! der Apotheker! die Zinsen . - . und zum Verkaufen, um
bares Geld zu bekommen, hatte er fast nichts mehr! -- Wenn er sich jetzt noch
halten konnte, dann mußte ein Wunder geschehn! , , , Das einzige, was allenfalls
hergegeben werden konnte, war das Schwein; das war allerdings zum Einsalzen
bestimmt, doch das ging eben diesesmal nicht. Aber was nützte das viel? , , ,
Nirgends war Arbeit zu bekommen, mit der bares Geld hätte verdient werden
können, überall war die Erde noch fest zugefroren. So drängten sich die Gedanken
Tag und Nacht und Nacht und Tag unaufhörlich, und je weiter die Jahreszeit
vorwärtsschritt, desto verwickelter und aussichtsloser erschien ihm seine Lage. Zu
solchen Zeiten graben sich tiefe Furchen in die Gesichter der armen Leute und
machen sie alt, weil die Sorgen den ganzen Tag auf Nerven und Muskeln ein¬
wirken. Wohl ging Sören mit rastlosem Fleiß seiner täglichen Arbeit nach, aber
er hatte alle Freudigkeit verloren, denn es lag wie ein unleidlicher Druck und
eine Bürde aus ihm, und alles kam ihm hoffnungslos und zwecklos vor. So ließ
er den Kopf hangen.

Was ihm in seinen jungen Jahren einst bei jenem Waldfest von Kratholm
geschehn war, das war wie ein schaffendes "Werde!" für das öde Land seiner
Seele gewesen, sodaß es in ihr zu grünen begann, und eine neue Welt aus der
Tiefe auftauchte. Seit dieser Zeit hatten sich seine Fähigkeiten und Kräfte ge¬
sammelt und um einen festen Mittelpunkt geordnet, um das Ziel, das er sich gesteckt
hatte. Das hatte ihm die stolze Haltung gegeben, darum hatten seine Gedanken
sich gedreht, das hatte gleichsam alles festgehalten und in seine Dienste genommen,
was in seiner Natur gegoren hatte und hatte kämpfen und wagen wollen. Aber
all das andre in seiner Natur, was hatte nachgeben wollen, die bösen Lüfte und
das Gemeine, das hatte nun vergessen und machtlos hinter ihm gelegen bei seinein
Drang, sich vorwärts zu bringen.

Jetzt wachte das Vergessene wieder auf. Jetzt war er nahe daran, den
Glauben zu verlieren; jetzt, wo Halt und Sammlung mit dem versinkendem Ziel
dahinschwanden, jetzt drängte es aus allen Ecken hervor in den verschiedensten Ge¬
stalten, die jede ihre lockende Stimme hatten. Jetzt war es nicht mehr das eine allein,
was er wollte: vorwärts um jeden Preis! Jetzt fühlte er aufs neue die alten
wogenden Strömungen ans der Jugendzeit in seiner Brust, den Drang nach sorg¬
losen, rauschendem Vergnügen.

In dieser Stimmung und in einem solchen Gemütszustand kam er eines Abends
an Bolle-Melech Hütte vorüber, und ehe er sich dessen selbst recht bewußt geworden
war, hatte er mit der Hand auf die Klinke gedrückt und war eingetreten. Diese
Frau, deren dicke, sinnliche Lippen lind lederartige Haut einen gemeinen Eindruck
machten, und deren schwarze, unruhige Mansenngen vor Begehrlichkeit funkelten,
verstand es immer, Kunden in ihr Haus zu ziehn, das eine wohlbekannte Winkel¬
kneipe war. Ihre hauptsächliche Kundschaft bestand jedoch ans einem bestimmten
Kreise zweifelhafter Existenzen der Umgegend, die bei ihr den gewünschten Unter¬
schlupf fanden.

Von da an kam Sören öfters dorthin. Am nächsten Tage bereute er es
bitterlich, aber obgleich er wußte, daß seine Frau zu Hause darüber weinte, und
der Gedanke daran ihm ins Herz schnitt, obgleich er hinter sich den sauften, innigen
Ruf einer zärtlichen Stimme zu vernehmen meinte, wurde er doch wie von einer
überwältigenden Macht vorwärts getrieben. Seine Gedanken jagten ihn, seine
Pulse flogen, der Wille wurde mächtig, und bald saß er wieder zwischen den
Stammgästen in Bolle-Melech Stube. Da war der "Schwede," ein Raufbold mit


»ach würde er bis dahin seine sieben Sachen zusammenpacken und mit Frau und
Kindern dem Ort Lebewohl sagen müssen, wo er nnn doch Wurzel geschlagen hatte.
Denn die Forderungen alle, die nun auf ihn eindrangen, gingen über seine Kräftte ,..
der Kaufmann! der Doktor! der Apotheker! die Zinsen . - . und zum Verkaufen, um
bares Geld zu bekommen, hatte er fast nichts mehr! — Wenn er sich jetzt noch
halten konnte, dann mußte ein Wunder geschehn! , , , Das einzige, was allenfalls
hergegeben werden konnte, war das Schwein; das war allerdings zum Einsalzen
bestimmt, doch das ging eben diesesmal nicht. Aber was nützte das viel? , , ,
Nirgends war Arbeit zu bekommen, mit der bares Geld hätte verdient werden
können, überall war die Erde noch fest zugefroren. So drängten sich die Gedanken
Tag und Nacht und Nacht und Tag unaufhörlich, und je weiter die Jahreszeit
vorwärtsschritt, desto verwickelter und aussichtsloser erschien ihm seine Lage. Zu
solchen Zeiten graben sich tiefe Furchen in die Gesichter der armen Leute und
machen sie alt, weil die Sorgen den ganzen Tag auf Nerven und Muskeln ein¬
wirken. Wohl ging Sören mit rastlosem Fleiß seiner täglichen Arbeit nach, aber
er hatte alle Freudigkeit verloren, denn es lag wie ein unleidlicher Druck und
eine Bürde aus ihm, und alles kam ihm hoffnungslos und zwecklos vor. So ließ
er den Kopf hangen.

Was ihm in seinen jungen Jahren einst bei jenem Waldfest von Kratholm
geschehn war, das war wie ein schaffendes „Werde!" für das öde Land seiner
Seele gewesen, sodaß es in ihr zu grünen begann, und eine neue Welt aus der
Tiefe auftauchte. Seit dieser Zeit hatten sich seine Fähigkeiten und Kräfte ge¬
sammelt und um einen festen Mittelpunkt geordnet, um das Ziel, das er sich gesteckt
hatte. Das hatte ihm die stolze Haltung gegeben, darum hatten seine Gedanken
sich gedreht, das hatte gleichsam alles festgehalten und in seine Dienste genommen,
was in seiner Natur gegoren hatte und hatte kämpfen und wagen wollen. Aber
all das andre in seiner Natur, was hatte nachgeben wollen, die bösen Lüfte und
das Gemeine, das hatte nun vergessen und machtlos hinter ihm gelegen bei seinein
Drang, sich vorwärts zu bringen.

Jetzt wachte das Vergessene wieder auf. Jetzt war er nahe daran, den
Glauben zu verlieren; jetzt, wo Halt und Sammlung mit dem versinkendem Ziel
dahinschwanden, jetzt drängte es aus allen Ecken hervor in den verschiedensten Ge¬
stalten, die jede ihre lockende Stimme hatten. Jetzt war es nicht mehr das eine allein,
was er wollte: vorwärts um jeden Preis! Jetzt fühlte er aufs neue die alten
wogenden Strömungen ans der Jugendzeit in seiner Brust, den Drang nach sorg¬
losen, rauschendem Vergnügen.

In dieser Stimmung und in einem solchen Gemütszustand kam er eines Abends
an Bolle-Melech Hütte vorüber, und ehe er sich dessen selbst recht bewußt geworden
war, hatte er mit der Hand auf die Klinke gedrückt und war eingetreten. Diese
Frau, deren dicke, sinnliche Lippen lind lederartige Haut einen gemeinen Eindruck
machten, und deren schwarze, unruhige Mansenngen vor Begehrlichkeit funkelten,
verstand es immer, Kunden in ihr Haus zu ziehn, das eine wohlbekannte Winkel¬
kneipe war. Ihre hauptsächliche Kundschaft bestand jedoch ans einem bestimmten
Kreise zweifelhafter Existenzen der Umgegend, die bei ihr den gewünschten Unter¬
schlupf fanden.

Von da an kam Sören öfters dorthin. Am nächsten Tage bereute er es
bitterlich, aber obgleich er wußte, daß seine Frau zu Hause darüber weinte, und
der Gedanke daran ihm ins Herz schnitt, obgleich er hinter sich den sauften, innigen
Ruf einer zärtlichen Stimme zu vernehmen meinte, wurde er doch wie von einer
überwältigenden Macht vorwärts getrieben. Seine Gedanken jagten ihn, seine
Pulse flogen, der Wille wurde mächtig, und bald saß er wieder zwischen den
Stammgästen in Bolle-Melech Stube. Da war der „Schwede," ein Raufbold mit


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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 60, 1901, Viertes Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341873_235821/562>, abgerufen am 28.07.2024.