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Die Grenzboten. Jg. 60, 1901, Viertes Vierteljahr.

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Neue biographische Litteratur

reichs schwimme, sondern vertrat eine selbständige preußische Politik am Bundes¬
tage wie in den auswärtigen Beziehungen, stimmte darin also ganz mit Bismarck
überein, den ja er nach Frankfurt brachte; wenn er den Vertrag von Olmütz schloß,
so zog er damit nur die Konsequenzen der vorausgehenden schwankenden, unsichern
Politik, nicht seiner eignen (wobei freilich hinzugefügt werden muß, daß Manteuffel
einen Sieg über Osterreich geradezu fürchtete und um keinen Preis mit der "Revolution,"
d. h. mit der volkstümlichen Einheitsbewegung gehn wollte). Leider bringt Poschinger
gerade über diese Verhandlungen gar nichts Neues; er begnügt sich damit, den Bericht
Abekens, der doch nicht tiefer eingeweiht war, und einige Urteile von Historikern
abzudrucken. Wie viel Neues er sonst mitteilt, kann erst eine tiefer eindringende Kritik
lehren, denn er selbst macht darüber niemals eine Angabe. Sehr charakteristisch ist unter
unteren eine Denkschrift des Königs vom 13. Mai. 1851 (II, 24) über die Umgestaltung
des Abgeordnetenhauses in "eine Vertretung der großen Städte und der Kreis¬
korporationen," also in eine ständische Form, wie sie seinen Idealen entsprach, und
nicht weniger merkwürdig sind die beiden Schreiben des Prinzregenten vom
3. November 1858, die dem Minister seine Entlassung ankündigen (III, 334 f.).
Seitdem lebte er ans seinem niederlausitzischeu Gute Krossen in Zurückgezogenheit,
aber mit innerer Teilnahme den Ereignissen folgend; er bot sogar Anfang Juni
1866 dem König seine Dienste an, obwohl er, wie sein Schreiben deutlich genug
zwischen den Zeilen lesen läßt, mit Bismarcks Politik keineswegs einverstanden war
(III, 368 f.), und wurde kurz vorher -- ini Januar desselben Jahres -- ins
Herrenhaus berufen. Über Manteuffels Stellung zu den Ereignissen von 1870/71
liegt ein Brief an Bismarck vom 23. August 1870 vor, der sich für die Herstellung
eiues Deutschen Reichs und die Erwerbung Elsaß-Lothringens, aber als eines neu¬
tralisierten Ncichslands ausspricht (III, 377 f.), ihn also in wesentlicher Überein¬
stimmung mit Bismarck zeigt. Hingegen trat er später gegen den Kulturkampf im
Herrenhause mehrfach mit aller Schärfe auf, was man ihm heute vielleicht weniger
verübeln wird als früher. Nach seiner letzten Rede (15. Mai 1874) zog er sich
ganz auf sein Amt als Landtagsmarschall der Provinz Brandenburg zurück, wozu
thu 1868 der König ernannt hatte, seit 1873 die Stände immer wieder wählten,
bis ihn zunehmende Schwäche 1880 nötigte, auch diese Stellung aufzugeben.

Einen ähnlichen Charakter wie Poschingers Buch, nämlich den einer Stoff¬
sammlung, trägt, wenigstens größtenteils, das in demselben Verlag wie dieses er¬
schienene Werk: August von Goben. Eine Auswahl seiner Briefe mit einem
einleitenden Charakterbilde vouGebhard Zernin. Mit einem Bildnisse in Stahl¬
stich, 1901. Es bietet eine fortlaufende ausgewählte Reihe von Briefen des
Generals (meist an seine Gemahlin), die von 1834 bis 1871 reichen, auf Grund
der größern 1895/97 veröffentlichen zweibändigen Biographie aus der Feder des¬
selben Verfassers. Dazu aber kommt ein knapp und lebendig geschriebnes, für
weitere Kreise bestimmtes Lebens- und Charakterbild des Generals, das durch die
mitgeteilten Briefe aufs trefflichste erläutert wird, und sicher wird das Buch dazu
beitragen, das Bild des merkwürdigen und bedeutenden Mannes, der nach einer
abenteuerlichen Jugend -- er focht 1834 bis 1840 als Karlist in Spanien --
unter preußischer Fahne an vier Feldzügen, 1849 in Baden, 1864 gegen Däne¬
mark, 1866 gegen die Bayern und das VIII. Bundesarmeekvrps, 1870/71 gegen
Frankreich und immer siegreich teilnahm und dabei in verschiednen Stellungen von
wachsender Bedeutung und Selbständigkeit die glänzendsten Eigenschaften eines
Feldherrn entfaltete, dem deutschen Volte lebendig zu machen. Er gehört zu den
zahlreichen ausgezeichneten Männern, die Preußen aus andern deutschen Staaten
an sich zu ziehn wußte, wie Gneisenau, Scharnhorst, Moltke, um nur Soldaten zu
nennen, denn er war am 10. Dezember 1816 in Stade geboren und trat aus
freier Wahl, alle Bedenken seiner hannöverschen Verwandten mit energischem Ent-


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reichs schwimme, sondern vertrat eine selbständige preußische Politik am Bundes¬
tage wie in den auswärtigen Beziehungen, stimmte darin also ganz mit Bismarck
überein, den ja er nach Frankfurt brachte; wenn er den Vertrag von Olmütz schloß,
so zog er damit nur die Konsequenzen der vorausgehenden schwankenden, unsichern
Politik, nicht seiner eignen (wobei freilich hinzugefügt werden muß, daß Manteuffel
einen Sieg über Osterreich geradezu fürchtete und um keinen Preis mit der „Revolution,"
d. h. mit der volkstümlichen Einheitsbewegung gehn wollte). Leider bringt Poschinger
gerade über diese Verhandlungen gar nichts Neues; er begnügt sich damit, den Bericht
Abekens, der doch nicht tiefer eingeweiht war, und einige Urteile von Historikern
abzudrucken. Wie viel Neues er sonst mitteilt, kann erst eine tiefer eindringende Kritik
lehren, denn er selbst macht darüber niemals eine Angabe. Sehr charakteristisch ist unter
unteren eine Denkschrift des Königs vom 13. Mai. 1851 (II, 24) über die Umgestaltung
des Abgeordnetenhauses in „eine Vertretung der großen Städte und der Kreis¬
korporationen," also in eine ständische Form, wie sie seinen Idealen entsprach, und
nicht weniger merkwürdig sind die beiden Schreiben des Prinzregenten vom
3. November 1858, die dem Minister seine Entlassung ankündigen (III, 334 f.).
Seitdem lebte er ans seinem niederlausitzischeu Gute Krossen in Zurückgezogenheit,
aber mit innerer Teilnahme den Ereignissen folgend; er bot sogar Anfang Juni
1866 dem König seine Dienste an, obwohl er, wie sein Schreiben deutlich genug
zwischen den Zeilen lesen läßt, mit Bismarcks Politik keineswegs einverstanden war
(III, 368 f.), und wurde kurz vorher — ini Januar desselben Jahres — ins
Herrenhaus berufen. Über Manteuffels Stellung zu den Ereignissen von 1870/71
liegt ein Brief an Bismarck vom 23. August 1870 vor, der sich für die Herstellung
eiues Deutschen Reichs und die Erwerbung Elsaß-Lothringens, aber als eines neu¬
tralisierten Ncichslands ausspricht (III, 377 f.), ihn also in wesentlicher Überein¬
stimmung mit Bismarck zeigt. Hingegen trat er später gegen den Kulturkampf im
Herrenhause mehrfach mit aller Schärfe auf, was man ihm heute vielleicht weniger
verübeln wird als früher. Nach seiner letzten Rede (15. Mai 1874) zog er sich
ganz auf sein Amt als Landtagsmarschall der Provinz Brandenburg zurück, wozu
thu 1868 der König ernannt hatte, seit 1873 die Stände immer wieder wählten,
bis ihn zunehmende Schwäche 1880 nötigte, auch diese Stellung aufzugeben.

Einen ähnlichen Charakter wie Poschingers Buch, nämlich den einer Stoff¬
sammlung, trägt, wenigstens größtenteils, das in demselben Verlag wie dieses er¬
schienene Werk: August von Goben. Eine Auswahl seiner Briefe mit einem
einleitenden Charakterbilde vouGebhard Zernin. Mit einem Bildnisse in Stahl¬
stich, 1901. Es bietet eine fortlaufende ausgewählte Reihe von Briefen des
Generals (meist an seine Gemahlin), die von 1834 bis 1871 reichen, auf Grund
der größern 1895/97 veröffentlichen zweibändigen Biographie aus der Feder des¬
selben Verfassers. Dazu aber kommt ein knapp und lebendig geschriebnes, für
weitere Kreise bestimmtes Lebens- und Charakterbild des Generals, das durch die
mitgeteilten Briefe aufs trefflichste erläutert wird, und sicher wird das Buch dazu
beitragen, das Bild des merkwürdigen und bedeutenden Mannes, der nach einer
abenteuerlichen Jugend — er focht 1834 bis 1840 als Karlist in Spanien —
unter preußischer Fahne an vier Feldzügen, 1849 in Baden, 1864 gegen Däne¬
mark, 1866 gegen die Bayern und das VIII. Bundesarmeekvrps, 1870/71 gegen
Frankreich und immer siegreich teilnahm und dabei in verschiednen Stellungen von
wachsender Bedeutung und Selbständigkeit die glänzendsten Eigenschaften eines
Feldherrn entfaltete, dem deutschen Volte lebendig zu machen. Er gehört zu den
zahlreichen ausgezeichneten Männern, die Preußen aus andern deutschen Staaten
an sich zu ziehn wußte, wie Gneisenau, Scharnhorst, Moltke, um nur Soldaten zu
nennen, denn er war am 10. Dezember 1816 in Stade geboren und trat aus
freier Wahl, alle Bedenken seiner hannöverschen Verwandten mit energischem Ent-


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[0450] Neue biographische Litteratur reichs schwimme, sondern vertrat eine selbständige preußische Politik am Bundes¬ tage wie in den auswärtigen Beziehungen, stimmte darin also ganz mit Bismarck überein, den ja er nach Frankfurt brachte; wenn er den Vertrag von Olmütz schloß, so zog er damit nur die Konsequenzen der vorausgehenden schwankenden, unsichern Politik, nicht seiner eignen (wobei freilich hinzugefügt werden muß, daß Manteuffel einen Sieg über Osterreich geradezu fürchtete und um keinen Preis mit der „Revolution," d. h. mit der volkstümlichen Einheitsbewegung gehn wollte). Leider bringt Poschinger gerade über diese Verhandlungen gar nichts Neues; er begnügt sich damit, den Bericht Abekens, der doch nicht tiefer eingeweiht war, und einige Urteile von Historikern abzudrucken. Wie viel Neues er sonst mitteilt, kann erst eine tiefer eindringende Kritik lehren, denn er selbst macht darüber niemals eine Angabe. Sehr charakteristisch ist unter unteren eine Denkschrift des Königs vom 13. Mai. 1851 (II, 24) über die Umgestaltung des Abgeordnetenhauses in „eine Vertretung der großen Städte und der Kreis¬ korporationen," also in eine ständische Form, wie sie seinen Idealen entsprach, und nicht weniger merkwürdig sind die beiden Schreiben des Prinzregenten vom 3. November 1858, die dem Minister seine Entlassung ankündigen (III, 334 f.). Seitdem lebte er ans seinem niederlausitzischeu Gute Krossen in Zurückgezogenheit, aber mit innerer Teilnahme den Ereignissen folgend; er bot sogar Anfang Juni 1866 dem König seine Dienste an, obwohl er, wie sein Schreiben deutlich genug zwischen den Zeilen lesen läßt, mit Bismarcks Politik keineswegs einverstanden war (III, 368 f.), und wurde kurz vorher — ini Januar desselben Jahres — ins Herrenhaus berufen. Über Manteuffels Stellung zu den Ereignissen von 1870/71 liegt ein Brief an Bismarck vom 23. August 1870 vor, der sich für die Herstellung eiues Deutschen Reichs und die Erwerbung Elsaß-Lothringens, aber als eines neu¬ tralisierten Ncichslands ausspricht (III, 377 f.), ihn also in wesentlicher Überein¬ stimmung mit Bismarck zeigt. Hingegen trat er später gegen den Kulturkampf im Herrenhause mehrfach mit aller Schärfe auf, was man ihm heute vielleicht weniger verübeln wird als früher. Nach seiner letzten Rede (15. Mai 1874) zog er sich ganz auf sein Amt als Landtagsmarschall der Provinz Brandenburg zurück, wozu thu 1868 der König ernannt hatte, seit 1873 die Stände immer wieder wählten, bis ihn zunehmende Schwäche 1880 nötigte, auch diese Stellung aufzugeben. Einen ähnlichen Charakter wie Poschingers Buch, nämlich den einer Stoff¬ sammlung, trägt, wenigstens größtenteils, das in demselben Verlag wie dieses er¬ schienene Werk: August von Goben. Eine Auswahl seiner Briefe mit einem einleitenden Charakterbilde vouGebhard Zernin. Mit einem Bildnisse in Stahl¬ stich, 1901. Es bietet eine fortlaufende ausgewählte Reihe von Briefen des Generals (meist an seine Gemahlin), die von 1834 bis 1871 reichen, auf Grund der größern 1895/97 veröffentlichen zweibändigen Biographie aus der Feder des¬ selben Verfassers. Dazu aber kommt ein knapp und lebendig geschriebnes, für weitere Kreise bestimmtes Lebens- und Charakterbild des Generals, das durch die mitgeteilten Briefe aufs trefflichste erläutert wird, und sicher wird das Buch dazu beitragen, das Bild des merkwürdigen und bedeutenden Mannes, der nach einer abenteuerlichen Jugend — er focht 1834 bis 1840 als Karlist in Spanien — unter preußischer Fahne an vier Feldzügen, 1849 in Baden, 1864 gegen Däne¬ mark, 1866 gegen die Bayern und das VIII. Bundesarmeekvrps, 1870/71 gegen Frankreich und immer siegreich teilnahm und dabei in verschiednen Stellungen von wachsender Bedeutung und Selbständigkeit die glänzendsten Eigenschaften eines Feldherrn entfaltete, dem deutschen Volte lebendig zu machen. Er gehört zu den zahlreichen ausgezeichneten Männern, die Preußen aus andern deutschen Staaten an sich zu ziehn wußte, wie Gneisenau, Scharnhorst, Moltke, um nur Soldaten zu nennen, denn er war am 10. Dezember 1816 in Stade geboren und trat aus freier Wahl, alle Bedenken seiner hannöverschen Verwandten mit energischem Ent-

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 60, 1901, Viertes Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341873_235821/450>, abgerufen am 01.09.2024.