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Die Grenzboten. Jg. 60, 1901, Viertes Vierteljahr.

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scheiden der umliegenden Häuser freundliche Lichter sichtbar wurden, kam infolge
einer leichten Drehung des Oktogvns um die im Zentrum verborgne Achse die
Bühne L zum Vorschein, und das staunende Auge erblickte das Aufziehen der
roten Bärmützcngarde im Königlichen Schloßhofe zu Dresden, eine für den Geld¬
beutel unsers Vaters mörderische Darbietung, da uns zehn Pferde nicht eher
vom Platze gebracht hätten, als bis wir im Verlauf einer zweiten Serie dieses
unvergeßliche Schauspiel zum zweitenmale genossen hatten. Hatte uns schon die
drehbare Bühne mu Münchner Residenztheater an diesen ersten theatralischen Genuß
erinnert, so war dasselbe auch bei der Lektüre des Margucrittischen Buchs der
Fall. Ein kleiner Neklnmebvgen mit den Photographien der Verfasser begleitet das
Buch: wir konnten sie uns also in Fleisch und Bein vorstellen, und immer, wenn
ein Kapitel zu Ende war, und man die Schneefelder bei Vendome verließ, um in
Paris dem Ausziehn der'Nationalgarde beizuwohnen, kam es uns vor, als hätte
sich eben einer der beiden Brüder leicht vor uns verneigt und dnrch einen sanften
Druck der Hand die nächstfolgende Fassade des Schwanenhäuscheus zum Vorschein
gebracht. Nmueutlich wenn dabei Bemerkungen mit prcciöseu Inversionen, wie:
Is msnnz soir ein Linn-Aog'ilk!, uno Mirs eoloimo pvmblomont öde-miimii oder -i Is.
usw0 uouro,'co soir-Ja, Lugöuo sou8 sa petito demto xrsIottM den Wechsel des
Schauplatzes 'begleiteten, war die Ähnlichkeit frappant. Wir sagen das uicht mit der
Absicht, zu tadeln. Was wir meinen, ist: das Drehen des Schwanenhttnschens ist
eine der dem Genre anhaftenden Schwierigkeiten. >ab die Gebrüder Margneritte
haben, scheint uns, ganz abgesehen von ihrer wahrhaft künstlerischen Leistung in
pathetischen Momenten, alles' in das Fach der bloßen lögsroto alö in-un gehörige
>"it vielem Geschick gehandhabt. Goethe sagt von der Gräfin Werthern in neun¬
seitigen: sie traktierts mit einer Leichtigkeit und einer anscheinenden Sorglosigkeit,
daß'man sie für ein Kind halte" sollte, das nnr auf dem Klaviere, ohne auf die
Noten zu sehen, herumrutschclt, und doch weiß sie immer was und wem sie spielt.
Das gerade ist gar nicht der Eindruck, den der Vortrag der Margnerittes macht.
Man 'könnte ihnen eher zu peinlichen Eifer vorwerfen, denn man sieht die Absicht,
aber da sich mit soviel Kunstfertigkeit "traktieren," wird mau desnngeachtet acht
verstimmt. . .

^^Um kurz die Hauptepisoden des Romans anzudeuten, so wird (Äigene, der
junge Ehemann, der am 15. Januar 1871 auf der Brücke von Snint-Jean-sur-
Erve, unweit von Lcwal durch einen Granatsplitter verwundet worden ist, von seiner
jungen Frau heimgebracht und stirbt infolge einer plötzlich eingetreten Verschlim¬
merung seines Zustands in ihren Armen. Während sein Großvater den für sein
Vaterland in den Tod gehenden Greis repräsentiert, ist er der jugendliche Held
des Romans. Die Schilderung seines jungen Eheglücks und seines Märtyrertums
ist das Rührendste und tiefst Empfundnc, was man lesen kaum So, wie wir
Dentschen fühlen und denken diese Romanen uicht. das wird einem gerade bei ihm
recht klar; aber ein ganzer und edler Mensch ist er doch, trotz allerhand Anwand-
lungen von beinahe hysterischer Erregbarkeit und Blutgier, die uns fremd und un¬
heimlich anmuten. Die Hauptkatastrophe und, als Seelenmalerei, das Feinste um
Vnche ist der blutige Tod des Schloßherrn, der immer für den Krieg bis aufs
Messer gewesen ist. sich aber um seiner Angehörigen willen gemäßigt und zurück¬
gehalten hat. bis das Gut durch Einquartierung und Requisitionen zur Einöde und
Ruine geworden ist. und die maßlose Rücksichtslosigkeit eines feindlichen Dragoner-
leutuants -- hoffentlich Dichtung -- mich seiner Geduld ein Ende macht. Der
alte Herr lauert mit seinen Leuten im Wald einem dentschen Transport ans und
erlegt mit seinem Nemington aus dem Hinterhalt einen an der Spatze der Kolonne
reitenden Unteroffizier, der uns als "blauer Kürassierwachmeister" bezeichnet wird.


scheiden der umliegenden Häuser freundliche Lichter sichtbar wurden, kam infolge
einer leichten Drehung des Oktogvns um die im Zentrum verborgne Achse die
Bühne L zum Vorschein, und das staunende Auge erblickte das Aufziehen der
roten Bärmützcngarde im Königlichen Schloßhofe zu Dresden, eine für den Geld¬
beutel unsers Vaters mörderische Darbietung, da uns zehn Pferde nicht eher
vom Platze gebracht hätten, als bis wir im Verlauf einer zweiten Serie dieses
unvergeßliche Schauspiel zum zweitenmale genossen hatten. Hatte uns schon die
drehbare Bühne mu Münchner Residenztheater an diesen ersten theatralischen Genuß
erinnert, so war dasselbe auch bei der Lektüre des Margucrittischen Buchs der
Fall. Ein kleiner Neklnmebvgen mit den Photographien der Verfasser begleitet das
Buch: wir konnten sie uns also in Fleisch und Bein vorstellen, und immer, wenn
ein Kapitel zu Ende war, und man die Schneefelder bei Vendome verließ, um in
Paris dem Ausziehn der'Nationalgarde beizuwohnen, kam es uns vor, als hätte
sich eben einer der beiden Brüder leicht vor uns verneigt und dnrch einen sanften
Druck der Hand die nächstfolgende Fassade des Schwanenhäuscheus zum Vorschein
gebracht. Nmueutlich wenn dabei Bemerkungen mit prcciöseu Inversionen, wie:
Is msnnz soir ein Linn-Aog'ilk!, uno Mirs eoloimo pvmblomont öde-miimii oder -i Is.
usw0 uouro,'co soir-Ja, Lugöuo sou8 sa petito demto xrsIottM den Wechsel des
Schauplatzes 'begleiteten, war die Ähnlichkeit frappant. Wir sagen das uicht mit der
Absicht, zu tadeln. Was wir meinen, ist: das Drehen des Schwanenhttnschens ist
eine der dem Genre anhaftenden Schwierigkeiten. >ab die Gebrüder Margneritte
haben, scheint uns, ganz abgesehen von ihrer wahrhaft künstlerischen Leistung in
pathetischen Momenten, alles' in das Fach der bloßen lögsroto alö in-un gehörige
>»it vielem Geschick gehandhabt. Goethe sagt von der Gräfin Werthern in neun¬
seitigen: sie traktierts mit einer Leichtigkeit und einer anscheinenden Sorglosigkeit,
daß'man sie für ein Kind halte» sollte, das nnr auf dem Klaviere, ohne auf die
Noten zu sehen, herumrutschclt, und doch weiß sie immer was und wem sie spielt.
Das gerade ist gar nicht der Eindruck, den der Vortrag der Margnerittes macht.
Man 'könnte ihnen eher zu peinlichen Eifer vorwerfen, denn man sieht die Absicht,
aber da sich mit soviel Kunstfertigkeit „traktieren," wird mau desnngeachtet acht
verstimmt. . .

^^Um kurz die Hauptepisoden des Romans anzudeuten, so wird (Äigene, der
junge Ehemann, der am 15. Januar 1871 auf der Brücke von Snint-Jean-sur-
Erve, unweit von Lcwal durch einen Granatsplitter verwundet worden ist, von seiner
jungen Frau heimgebracht und stirbt infolge einer plötzlich eingetreten Verschlim¬
merung seines Zustands in ihren Armen. Während sein Großvater den für sein
Vaterland in den Tod gehenden Greis repräsentiert, ist er der jugendliche Held
des Romans. Die Schilderung seines jungen Eheglücks und seines Märtyrertums
ist das Rührendste und tiefst Empfundnc, was man lesen kaum So, wie wir
Dentschen fühlen und denken diese Romanen uicht. das wird einem gerade bei ihm
recht klar; aber ein ganzer und edler Mensch ist er doch, trotz allerhand Anwand-
lungen von beinahe hysterischer Erregbarkeit und Blutgier, die uns fremd und un¬
heimlich anmuten. Die Hauptkatastrophe und, als Seelenmalerei, das Feinste um
Vnche ist der blutige Tod des Schloßherrn, der immer für den Krieg bis aufs
Messer gewesen ist. sich aber um seiner Angehörigen willen gemäßigt und zurück¬
gehalten hat. bis das Gut durch Einquartierung und Requisitionen zur Einöde und
Ruine geworden ist. und die maßlose Rücksichtslosigkeit eines feindlichen Dragoner-
leutuants — hoffentlich Dichtung — mich seiner Geduld ein Ende macht. Der
alte Herr lauert mit seinen Leuten im Wald einem dentschen Transport ans und
erlegt mit seinem Nemington aus dem Hinterhalt einen an der Spatze der Kolonne
reitenden Unteroffizier, der uns als „blauer Kürassierwachmeister" bezeichnet wird.


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[0263] scheiden der umliegenden Häuser freundliche Lichter sichtbar wurden, kam infolge einer leichten Drehung des Oktogvns um die im Zentrum verborgne Achse die Bühne L zum Vorschein, und das staunende Auge erblickte das Aufziehen der roten Bärmützcngarde im Königlichen Schloßhofe zu Dresden, eine für den Geld¬ beutel unsers Vaters mörderische Darbietung, da uns zehn Pferde nicht eher vom Platze gebracht hätten, als bis wir im Verlauf einer zweiten Serie dieses unvergeßliche Schauspiel zum zweitenmale genossen hatten. Hatte uns schon die drehbare Bühne mu Münchner Residenztheater an diesen ersten theatralischen Genuß erinnert, so war dasselbe auch bei der Lektüre des Margucrittischen Buchs der Fall. Ein kleiner Neklnmebvgen mit den Photographien der Verfasser begleitet das Buch: wir konnten sie uns also in Fleisch und Bein vorstellen, und immer, wenn ein Kapitel zu Ende war, und man die Schneefelder bei Vendome verließ, um in Paris dem Ausziehn der'Nationalgarde beizuwohnen, kam es uns vor, als hätte sich eben einer der beiden Brüder leicht vor uns verneigt und dnrch einen sanften Druck der Hand die nächstfolgende Fassade des Schwanenhäuscheus zum Vorschein gebracht. Nmueutlich wenn dabei Bemerkungen mit prcciöseu Inversionen, wie: Is msnnz soir ein Linn-Aog'ilk!, uno Mirs eoloimo pvmblomont öde-miimii oder -i Is. usw0 uouro,'co soir-Ja, Lugöuo sou8 sa petito demto xrsIottM den Wechsel des Schauplatzes 'begleiteten, war die Ähnlichkeit frappant. Wir sagen das uicht mit der Absicht, zu tadeln. Was wir meinen, ist: das Drehen des Schwanenhttnschens ist eine der dem Genre anhaftenden Schwierigkeiten. >ab die Gebrüder Margneritte haben, scheint uns, ganz abgesehen von ihrer wahrhaft künstlerischen Leistung in pathetischen Momenten, alles' in das Fach der bloßen lögsroto alö in-un gehörige >»it vielem Geschick gehandhabt. Goethe sagt von der Gräfin Werthern in neun¬ seitigen: sie traktierts mit einer Leichtigkeit und einer anscheinenden Sorglosigkeit, daß'man sie für ein Kind halte» sollte, das nnr auf dem Klaviere, ohne auf die Noten zu sehen, herumrutschclt, und doch weiß sie immer was und wem sie spielt. Das gerade ist gar nicht der Eindruck, den der Vortrag der Margnerittes macht. Man 'könnte ihnen eher zu peinlichen Eifer vorwerfen, denn man sieht die Absicht, aber da sich mit soviel Kunstfertigkeit „traktieren," wird mau desnngeachtet acht verstimmt. . . ^^Um kurz die Hauptepisoden des Romans anzudeuten, so wird (Äigene, der junge Ehemann, der am 15. Januar 1871 auf der Brücke von Snint-Jean-sur- Erve, unweit von Lcwal durch einen Granatsplitter verwundet worden ist, von seiner jungen Frau heimgebracht und stirbt infolge einer plötzlich eingetreten Verschlim¬ merung seines Zustands in ihren Armen. Während sein Großvater den für sein Vaterland in den Tod gehenden Greis repräsentiert, ist er der jugendliche Held des Romans. Die Schilderung seines jungen Eheglücks und seines Märtyrertums ist das Rührendste und tiefst Empfundnc, was man lesen kaum So, wie wir Dentschen fühlen und denken diese Romanen uicht. das wird einem gerade bei ihm recht klar; aber ein ganzer und edler Mensch ist er doch, trotz allerhand Anwand- lungen von beinahe hysterischer Erregbarkeit und Blutgier, die uns fremd und un¬ heimlich anmuten. Die Hauptkatastrophe und, als Seelenmalerei, das Feinste um Vnche ist der blutige Tod des Schloßherrn, der immer für den Krieg bis aufs Messer gewesen ist. sich aber um seiner Angehörigen willen gemäßigt und zurück¬ gehalten hat. bis das Gut durch Einquartierung und Requisitionen zur Einöde und Ruine geworden ist. und die maßlose Rücksichtslosigkeit eines feindlichen Dragoner- leutuants — hoffentlich Dichtung — mich seiner Geduld ein Ende macht. Der alte Herr lauert mit seinen Leuten im Wald einem dentschen Transport ans und erlegt mit seinem Nemington aus dem Hinterhalt einen an der Spatze der Kolonne reitenden Unteroffizier, der uns als „blauer Kürassierwachmeister" bezeichnet wird.

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 60, 1901, Viertes Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341873_235821/263>, abgerufen am 28.07.2024.