Die Grenzboten. Jg. 60, 1901, Viertes Vierteljahr.Auf der Alm lagen, während die andern neue Bretter herzutrugcn, die sie dann weiter vvr- Hanna zog jetzt ihre" Bräutigam vorsichtig über das Brett auf die andre Heinrichen, sagte er vergnügt und schlang seinen Arm um sie, als sie wieder Sie war blutrot geworden und zog ihn weiter. Vorsichtig, über ein Brett Noch ist die blühende goldene Zeit -- Karl und Hanna grüßten lachend, als sie vorübergingen. Hast du mir denn wirklich vergeben können? fragte Hanna sich an ihn schmiegend Sie brach in Schluchzen aus, lehnte ihr Haupt an seine Brust und unischlang O du dummes Mädel, ich bin ja fast gestorben vor Sehnsucht uach dir! Die ganze Gesellschaft, die Sänger und die Holzknechte sind mit in der Hütte Wie seltsam, sagte Karl stehn bleibend und erzählte nun. was sie gestern in Auf der Alm lagen, während die andern neue Bretter herzutrugcn, die sie dann weiter vvr- Hanna zog jetzt ihre» Bräutigam vorsichtig über das Brett auf die andre Heinrichen, sagte er vergnügt und schlang seinen Arm um sie, als sie wieder Sie war blutrot geworden und zog ihn weiter. Vorsichtig, über ein Brett Noch ist die blühende goldene Zeit — Karl und Hanna grüßten lachend, als sie vorübergingen. Hast du mir denn wirklich vergeben können? fragte Hanna sich an ihn schmiegend Sie brach in Schluchzen aus, lehnte ihr Haupt an seine Brust und unischlang O du dummes Mädel, ich bin ja fast gestorben vor Sehnsucht uach dir! Die ganze Gesellschaft, die Sänger und die Holzknechte sind mit in der Hütte Wie seltsam, sagte Karl stehn bleibend und erzählte nun. was sie gestern in <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <pb facs="#f0212" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/236034"/> <fw type="header" place="top"> Auf der Alm</fw><lb/> <p xml:id="ID_838" prev="#ID_837"> lagen, während die andern neue Bretter herzutrugcn, die sie dann weiter vvr-<lb/> schoben. Jetzt waren sie fast drüben. Hanna konnte es nicht erwarten, sie ver¬<lb/> suchte das erste Brett, ob es festlag, und balancierte hinüber. Wartens nur,<lb/> Wartens nur! rief ihr einer der Leute zu und kam ihr entgegen. — Ich werde nicht<lb/> schwindlig! rief sie, aber es war ihr doch recht, sich an der brannen Hand fest¬<lb/> zuhalten, während sie vorsichtig über das schwankende Brett ging, und das Wasser<lb/> schäumend unter ihr hinschoß. Und als sie sicher auf dem letzte» Felsblock stand,<lb/> neben dem Haust, der sich den Kopf kratzte und ermaß, wie er das Brett auf das<lb/> sichere Ufer hinüberbringen sollte, brach plötzlich leuchtender Sonnenschein über die<lb/> Szene herein, und zugleich tönte ein Juchzer von der andern Seite herüber. Eine<lb/> Gestalt sprang den Abhang herab: Hanna, Hanna! Und vom Sonnenlicht um-<lb/> flossen stand er drüben! Karl! jubelte sie. Dicht vor ihr stand er, und sie konnte<lb/> nicht hinüber! ---- Nur herüber mit dem Brett! rief er, ich fcmgs auf! — Der<lb/> Haust schob es mit kräftigen, Schwung vor sich in die Luft, und klatschend fiel das<lb/> Ende drüben auf den Stein. Karl packte zu, und Haust kniete rasch auf das andre<lb/> Ende, daß das Brett nicht hincibrntsche. Aber ehe er recht wußte, wie ihm ge¬<lb/> schah, war Hanna über sei» Knie und seine Hände weggesprungen und über das<lb/> Brett. — Karl, mein Karl! Sie hing lachend und weinend zugleich an seinem<lb/> Halse. Mit einem Jubelruf umschloß er sie, hob sie hoch und wirbelte rin ihr<lb/> herum, und vor Holzhackern und Holzschneidern küßte er sie auf den verlangend<lb/> zu ihm emporgehobnen Mund, als er sie auf den Boden hinabließ, und sie<lb/> machte sich nichts darnns, daß drüben Beifallsklatschen und Hurra ertönte!</p><lb/> <p xml:id="ID_839"> Hanna zog jetzt ihre» Bräutigam vorsichtig über das Brett auf die andre<lb/> Seite hinüber. — Aber Karl, wie hast du dich nur herausgefunden, sagte sie.<lb/> O Karl! du mußt ja bei Nacht und Regen heraufgekommen sein!</p><lb/> <p xml:id="ID_840"> Heinrichen, sagte er vergnügt und schlang seinen Arm um sie, als sie wieder<lb/> über ein Brett waren und auf eiuer trocknen Insel standen, ich habe es gemacht<lb/> wie du; ich bin ihnen weggelaufen! Sie werden schöne Augen machen, wenn sie<lb/> jetzt meinen Brief ans dem Frühstückstisch finden, wie gestern deinen.</p><lb/> <p xml:id="ID_841"> Sie war blutrot geworden und zog ihn weiter. Vorsichtig, über ein Brett<lb/> uach dem andern. Die Holzknechte nahmen ihre Hüte ab und grüßten Karl freundlich,<lb/> wie sie vorüberkamen, und als sie endlich drüben waren, taktierte Herr Heimchen<lb/> mit der Hand, das Quartett vereinigte sich und saug!</p><lb/> <quote> Noch ist die blühende goldene Zeit —<lb/> Noch sind die Tage der Rosen!</quote><lb/> <p xml:id="ID_842"> Karl und Hanna grüßten lachend, als sie vorübergingen.</p><lb/> <p xml:id="ID_843"> Hast du mir denn wirklich vergeben können? fragte Hanna sich an ihn schmiegend<lb/> mit gesenktem Haupt. O Karl, ich bin schlecht gewesen, lange, lange Zeit. Diese<lb/> Nacht ist es mir zum Bewußtsein gekommen, und ich habe geglaubt, du seist weit,<lb/> weit weg, und du würdest nie wieder — —</p><lb/> <p xml:id="ID_844"> Sie brach in Schluchzen aus, lehnte ihr Haupt an seine Brust und unischlang<lb/> ihn mit ihren Armen.</p><lb/> <p xml:id="ID_845"> O du dummes Mädel, ich bin ja fast gestorben vor Sehnsucht uach dir!<lb/> Komm nur, dahinten kommen die Snngesbrüder anmarschiert.</p><lb/> <p xml:id="ID_846"> Die ganze Gesellschaft, die Sänger und die Holzknechte sind mit in der Hütte<lb/> gewesen diese Nacht! Und sie erzählte ihm, während sie weitergingen, was alles<lb/> geschehn sei, ihre Verzweiflung, wie das Gewitter sie festgehalten hatte, bis zu<lb/> dem schauerlichen Ereignis mit dem Maxl.</p><lb/> <p xml:id="ID_847" next="#ID_848"> Wie seltsam, sagte Karl stehn bleibend und erzählte nun. was sie gestern in<lb/> der Rnmsan erlebt hatten. — Mein Gott, so hat das arme Traudel doch recht</p><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0212]
Auf der Alm
lagen, während die andern neue Bretter herzutrugcn, die sie dann weiter vvr-
schoben. Jetzt waren sie fast drüben. Hanna konnte es nicht erwarten, sie ver¬
suchte das erste Brett, ob es festlag, und balancierte hinüber. Wartens nur,
Wartens nur! rief ihr einer der Leute zu und kam ihr entgegen. — Ich werde nicht
schwindlig! rief sie, aber es war ihr doch recht, sich an der brannen Hand fest¬
zuhalten, während sie vorsichtig über das schwankende Brett ging, und das Wasser
schäumend unter ihr hinschoß. Und als sie sicher auf dem letzte» Felsblock stand,
neben dem Haust, der sich den Kopf kratzte und ermaß, wie er das Brett auf das
sichere Ufer hinüberbringen sollte, brach plötzlich leuchtender Sonnenschein über die
Szene herein, und zugleich tönte ein Juchzer von der andern Seite herüber. Eine
Gestalt sprang den Abhang herab: Hanna, Hanna! Und vom Sonnenlicht um-
flossen stand er drüben! Karl! jubelte sie. Dicht vor ihr stand er, und sie konnte
nicht hinüber! ---- Nur herüber mit dem Brett! rief er, ich fcmgs auf! — Der
Haust schob es mit kräftigen, Schwung vor sich in die Luft, und klatschend fiel das
Ende drüben auf den Stein. Karl packte zu, und Haust kniete rasch auf das andre
Ende, daß das Brett nicht hincibrntsche. Aber ehe er recht wußte, wie ihm ge¬
schah, war Hanna über sei» Knie und seine Hände weggesprungen und über das
Brett. — Karl, mein Karl! Sie hing lachend und weinend zugleich an seinem
Halse. Mit einem Jubelruf umschloß er sie, hob sie hoch und wirbelte rin ihr
herum, und vor Holzhackern und Holzschneidern küßte er sie auf den verlangend
zu ihm emporgehobnen Mund, als er sie auf den Boden hinabließ, und sie
machte sich nichts darnns, daß drüben Beifallsklatschen und Hurra ertönte!
Hanna zog jetzt ihre» Bräutigam vorsichtig über das Brett auf die andre
Seite hinüber. — Aber Karl, wie hast du dich nur herausgefunden, sagte sie.
O Karl! du mußt ja bei Nacht und Regen heraufgekommen sein!
Heinrichen, sagte er vergnügt und schlang seinen Arm um sie, als sie wieder
über ein Brett waren und auf eiuer trocknen Insel standen, ich habe es gemacht
wie du; ich bin ihnen weggelaufen! Sie werden schöne Augen machen, wenn sie
jetzt meinen Brief ans dem Frühstückstisch finden, wie gestern deinen.
Sie war blutrot geworden und zog ihn weiter. Vorsichtig, über ein Brett
uach dem andern. Die Holzknechte nahmen ihre Hüte ab und grüßten Karl freundlich,
wie sie vorüberkamen, und als sie endlich drüben waren, taktierte Herr Heimchen
mit der Hand, das Quartett vereinigte sich und saug!
Noch ist die blühende goldene Zeit —
Noch sind die Tage der Rosen!
Karl und Hanna grüßten lachend, als sie vorübergingen.
Hast du mir denn wirklich vergeben können? fragte Hanna sich an ihn schmiegend
mit gesenktem Haupt. O Karl, ich bin schlecht gewesen, lange, lange Zeit. Diese
Nacht ist es mir zum Bewußtsein gekommen, und ich habe geglaubt, du seist weit,
weit weg, und du würdest nie wieder — —
Sie brach in Schluchzen aus, lehnte ihr Haupt an seine Brust und unischlang
ihn mit ihren Armen.
O du dummes Mädel, ich bin ja fast gestorben vor Sehnsucht uach dir!
Komm nur, dahinten kommen die Snngesbrüder anmarschiert.
Die ganze Gesellschaft, die Sänger und die Holzknechte sind mit in der Hütte
gewesen diese Nacht! Und sie erzählte ihm, während sie weitergingen, was alles
geschehn sei, ihre Verzweiflung, wie das Gewitter sie festgehalten hatte, bis zu
dem schauerlichen Ereignis mit dem Maxl.
Wie seltsam, sagte Karl stehn bleibend und erzählte nun. was sie gestern in
der Rnmsan erlebt hatten. — Mein Gott, so hat das arme Traudel doch recht
Informationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen … Staats- und Universitätsbibliothek (SuUB) Bremen: Bereitstellung der Texttranskription.
Kay-Michael Würzner: Bearbeitung der digitalen Edition.
Weitere Informationen:Verfahren der Texterfassung: OCR mit Nachkorrektur. Bogensignaturen: gekennzeichnet;Druckfehler: ignoriert;fremdsprachliches Material: nicht gekennzeichnet;Geminations-/Abkürzungsstriche: wie Vorlage;Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): nicht ausgezeichnet;i/j in Fraktur: wie Vorlage;I/J in Fraktur: wie Vorlage;Kolumnentitel: gekennzeichnet;Kustoden: gekennzeichnet;langes s (ſ): als s transkribiert;Normalisierungen: stillschweigend;rundes r (ꝛ): als r/et transkribiert;Seitenumbrüche markiert: ja;Silbentrennung: wie Vorlage;u/v bzw. U/V: wie Vorlage;Vokale mit übergest. e: als ä/ö/ü transkribiert;Vollständigkeit: vollständig erfasst;Zeichensetzung: wie Vorlage;Zeilenumbrüche markiert: ja; Nachkorrektur erfolgte automatisch.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2025 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |