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Die Grenzboten. Jg. 60, 1901, Drittes Vierteljahr.

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Unstern

Muß ich mir sage" lassen, das; ich ein Affe sei, und noch vieles andre? Er
sprach das im höchsten Zorn, die Stimme schlug ihm um. Ich legte ihm beruhigend
die Hand auf den Arm. Ich verstehe, sagte er, ich muß Ihnen die Sache ruhig
erzählen. Sie ahnen nicht, was alles möglich ist. Und er atmete tief und
erzählte:

Wir fuhren heute morgen verabredetermaßen nach dem Rhein. Die ganze
deutsche Flotte war dabei, und noch ein paar andre. Wir hatten zwei Breaks.
Ich saß im zweiten neben Fräulein Strademann; ich muß gestehn, ich hatte das
so eingerichtet. Der Major Weiße war auf dem ganzen Weg furchtbar witzig und
hänselte uns; aber in gutmütiger Weise. Einmal schien mirs schon, als mache der
Polizeidirektor ein böses Gesicht dazu. In Vilmarsheim stiegen wir aus, besahen
die alte Kirche und gingen dann zum Rhein. Da hatte der Admiral das Dieust-
schiff hinbestellt; wir fuhren hinunter bis Bungenheim. Es war eine reizende Fahrt,
herrliches Wetter, und der Rhein so wunderbar. Wir hatten im Wagen unterwegs
gefrühstückt. Im Schiff wurde wieder eine Flasche getrunken. Ich war sehr ver¬
gnügt, und als wir so recht in den wilden Strom kamen, sang ich das Lied: Als
wir jüngst in Regensburg waren.

Aber Sie können ja gar nicht singen.

Ich thats doch. Es war mir so wohl. Fräulein Strademmm lachte sehr
und meinte, es sei schade, daß ich keine Stimme hätte, ich würde sonst gewiß sehr
schön singen. In Bungenheim stiegen wir ans Land und fuhren bis an den
Anfang des Waldes, wo wir ein Picknick halten sollten. Alles ging gut. Fräulein
Strademaun hatte sich so nett und munter gezeigt, daß ich ganz gerührt war. Ich
glaubte jetzt, meine Sache am besten dadurch zu fördern, daß ich ihrer Mutter
etwas den Hof machte. Ich saß "eben der guten Frau im Moos, und wir aßen
und tranken. Ein Förster, den wir in Bungenheim mitgenommen hatten, spielte
die Mundharmonika. Da fing ich anch wieder an zu singen: Ich weiß nicht, was
soll es bedeute". Auf einmnl fuhr mich der Polizeidirektor an: Hören Sie mal,
Herr Doktor Schiefrich, Sie haben vorhin schon auf dem Schiff wenig Takt be¬
wiese" mit der Auswahl Ihrer Lieder. Ich verbitte mir jetzt ganz ernstlich alle
weitem Produktiv"?". Die ganze Gesellschaft "ahn das als eine" etwas derben
Scherz und lachte. Ich aber sah sehr wohl, daß Becker einen bösartigen Blick
dabei hatte, und empfand die Zurechtweisung, je mehr ich mirs überlegte, desto
übler. Ich dachte nicht mehr an Fräulein Strademnnu, von der er doch wirklich
der Stiefvater ist, und wie man ans Zusammenpacken und Heimfahren ging, er¬
faßte ich eine Gelegenheit, ihn allein zu haben, und sagte einfach: Herr Polizei¬
direktor, Sie haben mich vorhin Wege" memes Singens getadelt, ich nehme an,
daß ihre Ausdrücke nicht in beleidigenden, Sinne gemeint waren. Das war doch
gewiß sehr anständig, nicht wahr? Er aber bekam einen roten Kopf und schaute
mich ganz ingrimmig an. Es freut mich, sagte er, daß wir uns noch sprechen; ich
möchte Ihnen zu verstehn geben, daß Ihre Art mit jungen Damen umzugehn mir
ganz und gar nicht gefällt. Sie laufen da herum mit der Fahne des Heirats¬
kandidaten und bilden sich ein, daß das genügt, Ihnen alles zu erlauben. Aber
im Grunde sind Sie gar kein ernsthafter Mann, Sie sind ein ganz unreifer Mensch,
nein überhaupt kein Mensch, ein Affe sind Sie, ein ganz gewöhnlicher Affe. --
Ich war entsetzt und glaubte eiuen Augenblick, jetzt würde er auf mich einschlagen.
Zum Glück geschah das nicht. Wir gingen ruhig auseinander. Er stieg in den
ersten Wagen, ich in den zweiten. Da saß ich wieder mit dem Major zusammen.
Fräulein Strndemann hatte der wilde Stiefvater in den andern Wagen gesteckt.
Der Major wußte vou gar nichts. Er war etwas angeheitert und redete mir nur
immer zu, ich solle gestehn, wie viel ich schon zurückgelegt hätte; dann schlief er


Unstern

Muß ich mir sage» lassen, das; ich ein Affe sei, und noch vieles andre? Er
sprach das im höchsten Zorn, die Stimme schlug ihm um. Ich legte ihm beruhigend
die Hand auf den Arm. Ich verstehe, sagte er, ich muß Ihnen die Sache ruhig
erzählen. Sie ahnen nicht, was alles möglich ist. Und er atmete tief und
erzählte:

Wir fuhren heute morgen verabredetermaßen nach dem Rhein. Die ganze
deutsche Flotte war dabei, und noch ein paar andre. Wir hatten zwei Breaks.
Ich saß im zweiten neben Fräulein Strademann; ich muß gestehn, ich hatte das
so eingerichtet. Der Major Weiße war auf dem ganzen Weg furchtbar witzig und
hänselte uns; aber in gutmütiger Weise. Einmal schien mirs schon, als mache der
Polizeidirektor ein böses Gesicht dazu. In Vilmarsheim stiegen wir aus, besahen
die alte Kirche und gingen dann zum Rhein. Da hatte der Admiral das Dieust-
schiff hinbestellt; wir fuhren hinunter bis Bungenheim. Es war eine reizende Fahrt,
herrliches Wetter, und der Rhein so wunderbar. Wir hatten im Wagen unterwegs
gefrühstückt. Im Schiff wurde wieder eine Flasche getrunken. Ich war sehr ver¬
gnügt, und als wir so recht in den wilden Strom kamen, sang ich das Lied: Als
wir jüngst in Regensburg waren.

Aber Sie können ja gar nicht singen.

Ich thats doch. Es war mir so wohl. Fräulein Strademmm lachte sehr
und meinte, es sei schade, daß ich keine Stimme hätte, ich würde sonst gewiß sehr
schön singen. In Bungenheim stiegen wir ans Land und fuhren bis an den
Anfang des Waldes, wo wir ein Picknick halten sollten. Alles ging gut. Fräulein
Strademaun hatte sich so nett und munter gezeigt, daß ich ganz gerührt war. Ich
glaubte jetzt, meine Sache am besten dadurch zu fördern, daß ich ihrer Mutter
etwas den Hof machte. Ich saß »eben der guten Frau im Moos, und wir aßen
und tranken. Ein Förster, den wir in Bungenheim mitgenommen hatten, spielte
die Mundharmonika. Da fing ich anch wieder an zu singen: Ich weiß nicht, was
soll es bedeute». Auf einmnl fuhr mich der Polizeidirektor an: Hören Sie mal,
Herr Doktor Schiefrich, Sie haben vorhin schon auf dem Schiff wenig Takt be¬
wiese» mit der Auswahl Ihrer Lieder. Ich verbitte mir jetzt ganz ernstlich alle
weitem Produktiv»?». Die ganze Gesellschaft »ahn das als eine» etwas derben
Scherz und lachte. Ich aber sah sehr wohl, daß Becker einen bösartigen Blick
dabei hatte, und empfand die Zurechtweisung, je mehr ich mirs überlegte, desto
übler. Ich dachte nicht mehr an Fräulein Strademnnu, von der er doch wirklich
der Stiefvater ist, und wie man ans Zusammenpacken und Heimfahren ging, er¬
faßte ich eine Gelegenheit, ihn allein zu haben, und sagte einfach: Herr Polizei¬
direktor, Sie haben mich vorhin Wege» memes Singens getadelt, ich nehme an,
daß ihre Ausdrücke nicht in beleidigenden, Sinne gemeint waren. Das war doch
gewiß sehr anständig, nicht wahr? Er aber bekam einen roten Kopf und schaute
mich ganz ingrimmig an. Es freut mich, sagte er, daß wir uns noch sprechen; ich
möchte Ihnen zu verstehn geben, daß Ihre Art mit jungen Damen umzugehn mir
ganz und gar nicht gefällt. Sie laufen da herum mit der Fahne des Heirats¬
kandidaten und bilden sich ein, daß das genügt, Ihnen alles zu erlauben. Aber
im Grunde sind Sie gar kein ernsthafter Mann, Sie sind ein ganz unreifer Mensch,
nein überhaupt kein Mensch, ein Affe sind Sie, ein ganz gewöhnlicher Affe. —
Ich war entsetzt und glaubte eiuen Augenblick, jetzt würde er auf mich einschlagen.
Zum Glück geschah das nicht. Wir gingen ruhig auseinander. Er stieg in den
ersten Wagen, ich in den zweiten. Da saß ich wieder mit dem Major zusammen.
Fräulein Strndemann hatte der wilde Stiefvater in den andern Wagen gesteckt.
Der Major wußte vou gar nichts. Er war etwas angeheitert und redete mir nur
immer zu, ich solle gestehn, wie viel ich schon zurückgelegt hätte; dann schlief er


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[0527] Unstern Muß ich mir sage» lassen, das; ich ein Affe sei, und noch vieles andre? Er sprach das im höchsten Zorn, die Stimme schlug ihm um. Ich legte ihm beruhigend die Hand auf den Arm. Ich verstehe, sagte er, ich muß Ihnen die Sache ruhig erzählen. Sie ahnen nicht, was alles möglich ist. Und er atmete tief und erzählte: Wir fuhren heute morgen verabredetermaßen nach dem Rhein. Die ganze deutsche Flotte war dabei, und noch ein paar andre. Wir hatten zwei Breaks. Ich saß im zweiten neben Fräulein Strademann; ich muß gestehn, ich hatte das so eingerichtet. Der Major Weiße war auf dem ganzen Weg furchtbar witzig und hänselte uns; aber in gutmütiger Weise. Einmal schien mirs schon, als mache der Polizeidirektor ein böses Gesicht dazu. In Vilmarsheim stiegen wir aus, besahen die alte Kirche und gingen dann zum Rhein. Da hatte der Admiral das Dieust- schiff hinbestellt; wir fuhren hinunter bis Bungenheim. Es war eine reizende Fahrt, herrliches Wetter, und der Rhein so wunderbar. Wir hatten im Wagen unterwegs gefrühstückt. Im Schiff wurde wieder eine Flasche getrunken. Ich war sehr ver¬ gnügt, und als wir so recht in den wilden Strom kamen, sang ich das Lied: Als wir jüngst in Regensburg waren. Aber Sie können ja gar nicht singen. Ich thats doch. Es war mir so wohl. Fräulein Strademmm lachte sehr und meinte, es sei schade, daß ich keine Stimme hätte, ich würde sonst gewiß sehr schön singen. In Bungenheim stiegen wir ans Land und fuhren bis an den Anfang des Waldes, wo wir ein Picknick halten sollten. Alles ging gut. Fräulein Strademaun hatte sich so nett und munter gezeigt, daß ich ganz gerührt war. Ich glaubte jetzt, meine Sache am besten dadurch zu fördern, daß ich ihrer Mutter etwas den Hof machte. Ich saß »eben der guten Frau im Moos, und wir aßen und tranken. Ein Förster, den wir in Bungenheim mitgenommen hatten, spielte die Mundharmonika. Da fing ich anch wieder an zu singen: Ich weiß nicht, was soll es bedeute». Auf einmnl fuhr mich der Polizeidirektor an: Hören Sie mal, Herr Doktor Schiefrich, Sie haben vorhin schon auf dem Schiff wenig Takt be¬ wiese» mit der Auswahl Ihrer Lieder. Ich verbitte mir jetzt ganz ernstlich alle weitem Produktiv»?». Die ganze Gesellschaft »ahn das als eine» etwas derben Scherz und lachte. Ich aber sah sehr wohl, daß Becker einen bösartigen Blick dabei hatte, und empfand die Zurechtweisung, je mehr ich mirs überlegte, desto übler. Ich dachte nicht mehr an Fräulein Strademnnu, von der er doch wirklich der Stiefvater ist, und wie man ans Zusammenpacken und Heimfahren ging, er¬ faßte ich eine Gelegenheit, ihn allein zu haben, und sagte einfach: Herr Polizei¬ direktor, Sie haben mich vorhin Wege» memes Singens getadelt, ich nehme an, daß ihre Ausdrücke nicht in beleidigenden, Sinne gemeint waren. Das war doch gewiß sehr anständig, nicht wahr? Er aber bekam einen roten Kopf und schaute mich ganz ingrimmig an. Es freut mich, sagte er, daß wir uns noch sprechen; ich möchte Ihnen zu verstehn geben, daß Ihre Art mit jungen Damen umzugehn mir ganz und gar nicht gefällt. Sie laufen da herum mit der Fahne des Heirats¬ kandidaten und bilden sich ein, daß das genügt, Ihnen alles zu erlauben. Aber im Grunde sind Sie gar kein ernsthafter Mann, Sie sind ein ganz unreifer Mensch, nein überhaupt kein Mensch, ein Affe sind Sie, ein ganz gewöhnlicher Affe. — Ich war entsetzt und glaubte eiuen Augenblick, jetzt würde er auf mich einschlagen. Zum Glück geschah das nicht. Wir gingen ruhig auseinander. Er stieg in den ersten Wagen, ich in den zweiten. Da saß ich wieder mit dem Major zusammen. Fräulein Strndemann hatte der wilde Stiefvater in den andern Wagen gesteckt. Der Major wußte vou gar nichts. Er war etwas angeheitert und redete mir nur immer zu, ich solle gestehn, wie viel ich schon zurückgelegt hätte; dann schlief er

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 60, 1901, Drittes Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341873_235171/527>, abgerufen am 23.06.2024.