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Die Grenzboten. Jg. 60, 1901, Drittes Vierteljahr.

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Maßgebliches und Unmaßgebliches

aber sie offenbart sich ihm nur in der Menschheit Jesu, Was Gott an sich ist,
und was der Sohn Gottes vor seiner Menschwerdung gewesen ist, das kümmert
ihn nicht; nur darum haben wir uns zu kümmern, was Christus für uns ist, indem
er Sünde, Tod und Teufel überwindet, auch uns "vergoldet" und dadurch eben
seine Gottheit offenbart. Luther glaubt auch an die Auferstehung und die Himmel¬
fahrt, läßt sich aber auf das Grübeln darüber, wie sich die Sache zugetragen habe,
nicht ein; die Bedeutung der biblischen Erzählung für unser Heil ist ihm das allein
wichtige. Und in der Heilswirkung, die durch das Schriftwort vermittelt wird,
liegt der Beweis für die Gottheit Christi, nicht in den Wundern, denn Wunder
können Betrug sein. Damit hat Luther den richtigen Weg gezeigt: das Unerforsch-
liche und die Anfänge sowohl der Welt als des Erlösungswerkes in dem Dunkel
lassen, in das sie nun einmal gehüllt sind, und das Faßliche ergreifen: die Ver¬
göttlichung der Menschennatur nach dein Vorbilde Christi und mit Hilfe seines
Wortes anstreben. Nur geht er nach zwei Seiten hin zu weit: die philosophische
Frage nach dem Urgründe der Welt gar nicht aufwerfen wollen wäre unnatürlich,
und daß die Heiden anch ohne Christus Gott finden konnten und zum Teil ge¬
funden haben, lehrt Paulus im Römerbriefe und in seinen durch die Apostel¬
geschichte überlieferten Predigten zu Lystra und Athen. Der Weg der Erfahrung
aber, den Luther selbst gegangen ist, steht in heutiger Zeit den wenigsten offen.
Er hätte ihn gar nicht gefunden, wenn er nicht Mönch gewesen wäre, denn nur
im Kloster oder in klosterähnlicher Absperrung von der Welt kann sich ein so tiefes
Schuldbewußtsein mit einem entsprechend starken Erlösnngsbedürfnis entwickeln; die
Masse der modernen Menschen kennt diese beiden Empfindungen gar nicht. Und
der weltliche Sinn der modernen Menschen macht ihnen zusammen mit der modernen
Naturerkenntnis und Psychologie und der reichen historischen Erfahrung eine Auf¬
fassung des Menschenwesens unmöglich, wie sie Luther bekundet, wenn er sagt,
Christus habe gegessen, getrunken und in allem so gelebt wie wir, aber in keiner
seiner Handlungen und Verrichtungen gesündigt, während wir in allen sündigten,
weil er der gute Baum sei, wir aber schlechte Bäume seien. Eine Stchtnng der
Lehren Luthers wäre also eine sehr fruchtbare Arbeit. -- Adolf Harnack hat
zwei seiner geistvollen Schriften aus älterer Zeit, die unsrer Empfehlung nicht be¬
dürfen, man herausgegeben: Das Mönchtum, seine Ideale und seine Geschichte
zum fünften mal, Martin Luther in seiner Bedeutung für die Geschichte der Wissen¬
schaft und der Bildung zum dritten mal (beide Gießen, I. Rickersche Verlagsbuch¬
handlung, 1901). Luther, das ist der Kerngedanke der zweiten Schrift, habe nur
mittelbar auf die Wissenschaft eingewirkt, aber dieses Mittelbare sei nicht das Ge¬
ringere, sondern das Größere; denn nicht der sei der Größere, der Neues entdecke,
sondern der die Gesinnungen reinige, die Gemüter für die Wahrheit empfänglich
mache und die von der Vergangenheit aufgehäuften Hemmnisse der Erkenntnis
hinwegräume. Je größer die Fülle dessen ist, was Hcirnacks Meisterschaft in dem
kleinen Schriftchen über das Mönchtum schön geordnet zu bieten verstanden hat,
desto mehr bedauern wir, daß er es unterlassen hat, eine besonders für die deutsche
Geschichte wichtige Thatsache hervorzuheben. Nämlich die, daß die ältesten Bene¬
diktinerklöster sozusagen mit dem Boden verwachsen waren. Sie standen nicht unter
einem auswärtigen Obern, sondern waren Korporationen, deren jede- sich selbst
regierte und sich in der Regel aus dem Adel der Landschaft ergänzte, in der sie
ihren Sitz hatte, und deren geistiges und wirtschaftliches Herz sie war. Dieser
Weste Orden war also grundverschieden von den neuern "Kompagnien" und Kon¬
gregationen; diese sind Regimenter, und ihre Klöster oder Kollegien kann man als
Kasernen für die einzelnen Kompagnien bezeichnen. Sie stehn unter einem General
oder Obersten, der seine Soldaten beliebig aus einer Kaserne in die andre ver-


Maßgebliches und Unmaßgebliches

aber sie offenbart sich ihm nur in der Menschheit Jesu, Was Gott an sich ist,
und was der Sohn Gottes vor seiner Menschwerdung gewesen ist, das kümmert
ihn nicht; nur darum haben wir uns zu kümmern, was Christus für uns ist, indem
er Sünde, Tod und Teufel überwindet, auch uns „vergoldet" und dadurch eben
seine Gottheit offenbart. Luther glaubt auch an die Auferstehung und die Himmel¬
fahrt, läßt sich aber auf das Grübeln darüber, wie sich die Sache zugetragen habe,
nicht ein; die Bedeutung der biblischen Erzählung für unser Heil ist ihm das allein
wichtige. Und in der Heilswirkung, die durch das Schriftwort vermittelt wird,
liegt der Beweis für die Gottheit Christi, nicht in den Wundern, denn Wunder
können Betrug sein. Damit hat Luther den richtigen Weg gezeigt: das Unerforsch-
liche und die Anfänge sowohl der Welt als des Erlösungswerkes in dem Dunkel
lassen, in das sie nun einmal gehüllt sind, und das Faßliche ergreifen: die Ver¬
göttlichung der Menschennatur nach dein Vorbilde Christi und mit Hilfe seines
Wortes anstreben. Nur geht er nach zwei Seiten hin zu weit: die philosophische
Frage nach dem Urgründe der Welt gar nicht aufwerfen wollen wäre unnatürlich,
und daß die Heiden anch ohne Christus Gott finden konnten und zum Teil ge¬
funden haben, lehrt Paulus im Römerbriefe und in seinen durch die Apostel¬
geschichte überlieferten Predigten zu Lystra und Athen. Der Weg der Erfahrung
aber, den Luther selbst gegangen ist, steht in heutiger Zeit den wenigsten offen.
Er hätte ihn gar nicht gefunden, wenn er nicht Mönch gewesen wäre, denn nur
im Kloster oder in klosterähnlicher Absperrung von der Welt kann sich ein so tiefes
Schuldbewußtsein mit einem entsprechend starken Erlösnngsbedürfnis entwickeln; die
Masse der modernen Menschen kennt diese beiden Empfindungen gar nicht. Und
der weltliche Sinn der modernen Menschen macht ihnen zusammen mit der modernen
Naturerkenntnis und Psychologie und der reichen historischen Erfahrung eine Auf¬
fassung des Menschenwesens unmöglich, wie sie Luther bekundet, wenn er sagt,
Christus habe gegessen, getrunken und in allem so gelebt wie wir, aber in keiner
seiner Handlungen und Verrichtungen gesündigt, während wir in allen sündigten,
weil er der gute Baum sei, wir aber schlechte Bäume seien. Eine Stchtnng der
Lehren Luthers wäre also eine sehr fruchtbare Arbeit. — Adolf Harnack hat
zwei seiner geistvollen Schriften aus älterer Zeit, die unsrer Empfehlung nicht be¬
dürfen, man herausgegeben: Das Mönchtum, seine Ideale und seine Geschichte
zum fünften mal, Martin Luther in seiner Bedeutung für die Geschichte der Wissen¬
schaft und der Bildung zum dritten mal (beide Gießen, I. Rickersche Verlagsbuch¬
handlung, 1901). Luther, das ist der Kerngedanke der zweiten Schrift, habe nur
mittelbar auf die Wissenschaft eingewirkt, aber dieses Mittelbare sei nicht das Ge¬
ringere, sondern das Größere; denn nicht der sei der Größere, der Neues entdecke,
sondern der die Gesinnungen reinige, die Gemüter für die Wahrheit empfänglich
mache und die von der Vergangenheit aufgehäuften Hemmnisse der Erkenntnis
hinwegräume. Je größer die Fülle dessen ist, was Hcirnacks Meisterschaft in dem
kleinen Schriftchen über das Mönchtum schön geordnet zu bieten verstanden hat,
desto mehr bedauern wir, daß er es unterlassen hat, eine besonders für die deutsche
Geschichte wichtige Thatsache hervorzuheben. Nämlich die, daß die ältesten Bene¬
diktinerklöster sozusagen mit dem Boden verwachsen waren. Sie standen nicht unter
einem auswärtigen Obern, sondern waren Korporationen, deren jede- sich selbst
regierte und sich in der Regel aus dem Adel der Landschaft ergänzte, in der sie
ihren Sitz hatte, und deren geistiges und wirtschaftliches Herz sie war. Dieser
Weste Orden war also grundverschieden von den neuern „Kompagnien" und Kon¬
gregationen; diese sind Regimenter, und ihre Klöster oder Kollegien kann man als
Kasernen für die einzelnen Kompagnien bezeichnen. Sie stehn unter einem General
oder Obersten, der seine Soldaten beliebig aus einer Kaserne in die andre ver-


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[0389] Maßgebliches und Unmaßgebliches aber sie offenbart sich ihm nur in der Menschheit Jesu, Was Gott an sich ist, und was der Sohn Gottes vor seiner Menschwerdung gewesen ist, das kümmert ihn nicht; nur darum haben wir uns zu kümmern, was Christus für uns ist, indem er Sünde, Tod und Teufel überwindet, auch uns „vergoldet" und dadurch eben seine Gottheit offenbart. Luther glaubt auch an die Auferstehung und die Himmel¬ fahrt, läßt sich aber auf das Grübeln darüber, wie sich die Sache zugetragen habe, nicht ein; die Bedeutung der biblischen Erzählung für unser Heil ist ihm das allein wichtige. Und in der Heilswirkung, die durch das Schriftwort vermittelt wird, liegt der Beweis für die Gottheit Christi, nicht in den Wundern, denn Wunder können Betrug sein. Damit hat Luther den richtigen Weg gezeigt: das Unerforsch- liche und die Anfänge sowohl der Welt als des Erlösungswerkes in dem Dunkel lassen, in das sie nun einmal gehüllt sind, und das Faßliche ergreifen: die Ver¬ göttlichung der Menschennatur nach dein Vorbilde Christi und mit Hilfe seines Wortes anstreben. Nur geht er nach zwei Seiten hin zu weit: die philosophische Frage nach dem Urgründe der Welt gar nicht aufwerfen wollen wäre unnatürlich, und daß die Heiden anch ohne Christus Gott finden konnten und zum Teil ge¬ funden haben, lehrt Paulus im Römerbriefe und in seinen durch die Apostel¬ geschichte überlieferten Predigten zu Lystra und Athen. Der Weg der Erfahrung aber, den Luther selbst gegangen ist, steht in heutiger Zeit den wenigsten offen. Er hätte ihn gar nicht gefunden, wenn er nicht Mönch gewesen wäre, denn nur im Kloster oder in klosterähnlicher Absperrung von der Welt kann sich ein so tiefes Schuldbewußtsein mit einem entsprechend starken Erlösnngsbedürfnis entwickeln; die Masse der modernen Menschen kennt diese beiden Empfindungen gar nicht. Und der weltliche Sinn der modernen Menschen macht ihnen zusammen mit der modernen Naturerkenntnis und Psychologie und der reichen historischen Erfahrung eine Auf¬ fassung des Menschenwesens unmöglich, wie sie Luther bekundet, wenn er sagt, Christus habe gegessen, getrunken und in allem so gelebt wie wir, aber in keiner seiner Handlungen und Verrichtungen gesündigt, während wir in allen sündigten, weil er der gute Baum sei, wir aber schlechte Bäume seien. Eine Stchtnng der Lehren Luthers wäre also eine sehr fruchtbare Arbeit. — Adolf Harnack hat zwei seiner geistvollen Schriften aus älterer Zeit, die unsrer Empfehlung nicht be¬ dürfen, man herausgegeben: Das Mönchtum, seine Ideale und seine Geschichte zum fünften mal, Martin Luther in seiner Bedeutung für die Geschichte der Wissen¬ schaft und der Bildung zum dritten mal (beide Gießen, I. Rickersche Verlagsbuch¬ handlung, 1901). Luther, das ist der Kerngedanke der zweiten Schrift, habe nur mittelbar auf die Wissenschaft eingewirkt, aber dieses Mittelbare sei nicht das Ge¬ ringere, sondern das Größere; denn nicht der sei der Größere, der Neues entdecke, sondern der die Gesinnungen reinige, die Gemüter für die Wahrheit empfänglich mache und die von der Vergangenheit aufgehäuften Hemmnisse der Erkenntnis hinwegräume. Je größer die Fülle dessen ist, was Hcirnacks Meisterschaft in dem kleinen Schriftchen über das Mönchtum schön geordnet zu bieten verstanden hat, desto mehr bedauern wir, daß er es unterlassen hat, eine besonders für die deutsche Geschichte wichtige Thatsache hervorzuheben. Nämlich die, daß die ältesten Bene¬ diktinerklöster sozusagen mit dem Boden verwachsen waren. Sie standen nicht unter einem auswärtigen Obern, sondern waren Korporationen, deren jede- sich selbst regierte und sich in der Regel aus dem Adel der Landschaft ergänzte, in der sie ihren Sitz hatte, und deren geistiges und wirtschaftliches Herz sie war. Dieser Weste Orden war also grundverschieden von den neuern „Kompagnien" und Kon¬ gregationen; diese sind Regimenter, und ihre Klöster oder Kollegien kann man als Kasernen für die einzelnen Kompagnien bezeichnen. Sie stehn unter einem General oder Obersten, der seine Soldaten beliebig aus einer Kaserne in die andre ver-

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 60, 1901, Drittes Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341873_235171/389>, abgerufen am 22.07.2024.